Frischer Wind im Schlossmuseum
Steigende Besucherzahlen und Audioguides für Handys. Wissenschaftlerin Tanja Kohwagner-Nikolai verspricht weitere Neuerungen. Heuer steht Donaumoos-Sanierer Karl Theodor im Blickpunkt.
Durch das Neuburger Schlossmuseum weht ein „frischer Wind“. Das ist jedenfalls die Hoffnung von Kulturreferentin Gabriele Kaps und Stadtführer-Chefin Margit Vonhof-Habermayr. Getragen wird diese Zuversicht von der neuen Museumsreferentin Tanja Kohwagner-Nikolai.
Die promovierte Kunsthistorikerin ist neben den Textilschätzen der bayerischen Schlösserverwaltung für Burghausen, Landshut (Burg Trausnitz) und für Schloss Neuburg zuständig. Zum Einstieg präsentierte sie neue Museumstechnik für die Abteilung des Fürstentums Pfalz-Neuburg im Schloss. Besucher können auf langen Texttafeln mit dem Handy einen QR-Code scannen und sich die Geschichte zu den Exponaten anhören. Die Audioguides seien längst fällig gewesen, sagt Tanja Krohwager-Nikolai, „damit kann man sich auf Deutsch und Englisch individuell informieren.“Dazu gibt es ein neues Besucherblatt zum Zurechtfinden im Schloss und einen „Entdeckerbogen“für Kinder. Die Audioguides sollen bald auch für die Antipendien und Messgewänder im dritten Stock des Museums kommen. Tanja Kohwagner-Nikolai kündigt außerdem eine Neuordnung der Abteilung „Kirchlicher Barock“an.
2023 stieg die Besucherzahl im Neuburger Schloss auf 22.700 gegenüber 9900 im Vorjahr. Besonders relevant ist dabei, dass alle Besucher der Schlossfest-Veranstaltungen mitgezählt werden. Trotzdem zeigt die Resonanz einen Aufwärtstrend, es finden auch wieder mehr junge Leute den Weg ins Museum. Bayernweit berichtete Finanzminister Albert Füracker vergangene Woche von rund 4,5 Millionen Gästen in den 40 staatlichen
Schlössern und Burgen in Bayern. Mit den Zahlen von Schloss Neuschwanstein (850.000 Besucher), Herrenchiemsee (300.000), der Nürnberger Kaiserburg (208.000) oder der Befreiungshalle Kelheim (111.000) kann Neuburg nicht mithalten. Die Willibaldsburg Eichstätt, die heuer weiter saniert wird, erreichte 32.000 Besucher.
Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling wünscht sich ein verstärktes Marketing für das
Schlossmuseum. Ein schwedisches Königspaar kommt nicht jedes Jahr zu Besuch (wie 2017), „aber insbesondere die Flämische Barockgalerie mit den Rubens-Bildern hätte noch viel stärkere Beachtung verdient“, findet der OB. Das Residenzschloss zählt er jedenfalls zu den dauerhaften Magneten des Fremdenverkehrs in Neuburg. Die Stadt beteiligt sich jährlich mit 220.000 Euro an den Betriebskosten, die an sich der Freistaat finanziert. Wichtige
Impulse steuern die Stadtführerinnen und -führer mit ihren Themenführungen „Sonntags im Schloss“bei. Sie gehen bis Ende März, am kommenden Sonntag, 25. Februar, informiert Sabine Rademacher über „Schätze aus Kunstund Wunderkammern“.
Im Blickpunkt der Personengeschichte steht heuer mit Karl Theodor (1724 – 1799) der letzte Kurfürst von Bayern und PfalzNeuburg. Am 16. Februar war sein
225. Todestag, am 10. Dezember wäre sein 300. Geburtstag. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist er nicht zuletzt als Auftraggeber der Kultivierung des Donaumooses bekannt. Ortsnamen wie Karlshuld und Karlskron erinnern daran. In München sind es das Karlstor und der Karlsplatz. Die beiden Ehe des kunstsinnigen Kurfürsten blieben letztlich kinderlos, dafür zeugte er umso mehr außereheliche Nachkommen. Der erfolgreiche
Außenpolitiker, Förderer von Aufklärung, Kultur und Wissenschaft residierte lieber in Mannheim und Schwetzingen, kam also selten nach Neuburg.
Der Kunstmäzen Karl Theodor nimmt dennoch einen wichtigen Platz in der Heimatgeschichte ein. In Vorträgen soll heuer an ihn erinnert werden. Die Schlösserverwaltung widmet ihm im Oktober eine Residenzwoche in München und auf Schloss Nymphenburg.