Dauert der Christkindlmarkt heuer länger?
Die Aktionsgemeinschaft Aichach (Aga) diskutiert Ideen, wie mehr Leben in die Innenstadt kommt. Beim Schlemmermarkt gibt es diesmal mehr Essensstände. Vorstand fordert „Mut zur Veränderung“.
Der Aichacher Christkindlmarkt könnte in diesem Jahr über Weihnachten hinaus andauern. Bei der Jahreshauptversammlung der Aktionsgemeinschaft Aichach (Aga) hatte eine Einzelhändlerin vorgeschlagen, ihn bis Silvester auszudehnen. Das könnte in der Zeit zwischen den Jahren mehr Kunden in die Innenstadt bringen. Bürgermeister Klaus Habermann, der an der Versammlung teilnahm, konnte sich vorstellen, das probeweise zu machen. Zumal der Christkindlmarkt
Kunstnacht und Gewinnspiel bei der Fußball-EM
heuer ein Jubiläum feiert: Er findet zum 20. Mal unter der Regie der Stadt statt. Voraussetzung sei aber, dass genügend Standbetreiber mitmachen würden.
Wie Habermann darlegte, gibt es einige Gründe, die gegen eine solche Verlängerung sprechen. Ein Christkindlmarkt gehöre eigentlich in die Vorweihnachtszeit. Bislang habe man auch geschaut, dass die Häuschen zügig abgebaut werden, damit der Stadtplatz an Silvester frei ist. Am Christkindlmarkt betreiben zudem viele Vereine Stände. Ob die sich über Weihnachten hinaus engagieren könnten und würden, müsse man sehen. Wenn es nur fünf Stände wären, wäre niemandem gedient, war die Versammlung sich einig.
Von Aichach als Einkaufsstadt überzeugt ist Aga-Vorstandsmitglied Robert Burkhard, der bei den Neuwahlen ebenso wie Susanne Müller und Martin Fischer einstimmig im Amt bestätigt wurde.
Burkhard sah trotz düsterer Prognosen für den stationären Einzelhandel Grund für Optimismus.
„Der Hauptgrund, eine Innenstadt zu besuchen, ist und bleibt immer noch der stationäre Handel“, sagte er. Genau darin sah er entgegen allen düsteren Prognosen „eine Riesenchance“. Mit Service, Kundenorientierung, Freundlichkeit und Aufenthaltsqualität könne man den unpersönlichen, oberflächlichen und anonymen „Big Playern“der Branche und dem Onlinehandel gewinnbringend etwas entgegensetzen.
Viele kritisierten die derzeitige Stadtentwicklung, sagte Burkhard mit Blick auf Leerstände und fehlendes
gastronomisches Angebot. Er forderte dazu auf, wieder mehr zusammenzurücken und aktiver zu werden. Jeder sei aufgefordert, seine Stärken auszubauen und bestenfalls eine gewisse Einzigartigkeit zu entwickeln. „Es muss sich lohnen, nach Aichach zu kommen, um dort einzukaufen, weil es hier viele kundenfreundliche Spezialisten gibt“, so Burkhard. „Unsere Stadt muss ein begehbares Markenerlebnis werden!“
An Aktivitäten hat die Aga einiges geplant, um mehr Leben in die Aichacher Innenstadt zu bringen.
Zunächst steht im mit der Stadt abgestimmten Terminplan die Osteraktion, wie Burkhard berichtete. In der Innenstadt stehen vor vielen Geschäften große, bunte Ostereier. Vorstandsmitglied Martin Fischer hoffte, dass es noch mehr werden. Der pinkfarbene Osterhase Rosalie vor dem Rathaus sei ein beliebtes Fotomotiv, auch, wenn ihn heuer ein Zaun schützt.
Im April ist verkaufsoffener Sonntag in Verbindung mit dem Schlemmermarkt. Unter diesem Namen hat der Spargel- und Spezialitätenmarkt 2023 erstmals mit neuem Konzept stattgefunden, in Zusammenarbeit mit dem Wittelsbacher-Land-Verein und der Ökomodellregion. Der Fokus auf regionale Produkte treffe den Zeitgeist, so Burkhard. Nach der Premiere hatte es allerdings Kritik gegeben, weil der Name Schlemmermarkt mehr Essensangebote erwarten ließ. Heuer gibt es deshalb 25 Stände statt 19 und eine Ausweitung des gastronomischen Angebots, versprach Burkhard.
Im Mai folgen die Kunstnacht und die Kunstmeile. Im Juni wird die Stadt zur Fußball-Europameisterschaft beflaggt, verbunden mit einem Gewinnspiel, und zum Veitsmarkt ist wieder verkaufsoffener Sonntag, ebenso zum Bartholomäusmarkt im August. Im Oktober finden die Museumsnacht und der Berufsfindungstag statt sowie der Simon- und Judäimarkt mit verkaufsoffenem Sonntag. Zum Christkindlmarkt gibt es wieder Glühweingutscheine. Wie Robert Burkhard betonte, gibt es weitere Ideen, zum Beispiel einen „Modetag“, an dem zeitversetzt Modenschauen in Geschäften stattfinden könnten. Von den Mitgliedern wünschte er sich mehr Einfluss, Mitarbeit und Kommunikation, um die Idee der „attraktiven Einkaufsstadt Aichach“voranzutreiben. Abschließend forderte er „Mut zur Veränderung“von den Aga-Mitgliedern, der Verwaltung und der Politik. „Wir brauchen entschlossenes Handeln mit konsequenten und zukunftsorientierten Entscheidungen.“
Bürgermeister Habermann bescheinigte der Aga „gut und wichtig“für die Einkaufsstadt Aichach zu sein. Er ging auch auf die Leerstände und Stadtentwicklung ein (eigener Bericht folgt). Kristina Kolb-Djoka (SPD), Wirtschaftsreferentin im Stadtrat, bescheinigte der Aga „kreative und nach vorne gerichtete“Arbeit. Angesichts des professionellen Einzelhandels war ihr „um Aichach nicht bange“.