Aichacher Nachrichten

Hass gegen Juden: Mann kommt mit Bewährung davon

Ein 50-Jähriger aus dem Landkreis Aichach-Friedberg stellt einen antisemiti­schen Beitrag mit Fotos von fünf deutschen Politikern online. Das bringt ihn vor Gericht. Auch Ministerpr­äsident Söder hatte Strafantra­g gestellt.

- Von Evelin Grauer

Ein 50-jähriger Mann aus dem nördlichen Landkreis stand kürzlich vor dem Aichacher Amtsgerich­t, weil er hochrangig­e deutsche Politiker verleumdet und Hass gegen Juden geschürt hatte. Er hatte auf seiner Facebook-Seite eine Bildcollag­e veröffentl­icht, bei der die Politiker mit jüdischen Symbolen zu sehen waren. Diesen Zusammensc­hnitt hatte er mit einem antisemiti­schen Kommentar versehen. Der Mann räumte die Tat ein und entschuldi­gte sich. Richter Axel Hellriegel verurteilt­e ihn zu einer siebenmona­tigen Bewährungs­strafe bei einer Bewährungs­zeit von drei Jahren. Das Urteil ist mittlerwei­le rechtskräf­tig.

Wie Hellriegel auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte, hat keine der beteiligte­n Parteien Rechtsmitt­el gegen das Urteil eingelegt. Der 50-Jährige hatte vor Gericht zugegeben, das Bild und den Text im November 2021 gepostet zu haben. Die Bildcollag­e zeigte den bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder, den ehemaligen Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn, die damalige Bundeskanz­lerin Angela Merkel, den damaligen Bundesfina­nzminister Olaf Scholz und Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier mit Kippa, der jüdischen Kopfbedeck­ung, oder in einer Synagoge.

Unter der Bildcollag­e stand: „Deutschlan­d wird seit dem Krieg von Zionisten regiert, deren Ziel die Auslöschun­g des deutschen Volkes ist.“Darunter waren die

Schlagwort­e „Impfgenozi­d“und „Massengeno­zid“zu lesen. Söder und Spahn hatten Strafantra­g gestellt. Söder gab sogar an, über das Ergebnis informiert werden

zu wollen. Der Angeklagte hatte über seinen Anwalt Moritz Bode versichern lassen, dass er kein Antisemit sei. Es sei ihm mit dem Post in erster Linie darum gegangen, gegen die damals umstritten­en Covid-19-Impfungen zu protestier­en. Zudem liege der Post schon länger zurück und sei auch ein einmaliger Ausrutsche­r gewesen, so Bode.

Dennoch wog für Staatsanwa­lt Julian Küffer der Tatbestand der Volksverhe­tzung besonders schwer. Der Angeklagte habe bewusst zum Hass gegen Juden in Deutschlan­d angestache­lt, sagte er. Auch Richter Hellriegel bewertete sowohl die Verleumdun­g der Politiker als auch die antisemiti­sche Aussage des Posts als „keine Kleinigkei­t“. Deshalb blieb er bei der Strafzumes­sung nicht am untersten Rand, wie von Verteidige­r Bode gefordert. Neben der Bewährungs­strafe muss der Familienva­ter 3000 Euro an die Humanitas Aichach zahlen.

 ?? Foto: Christian Charisius, dpa (Symbolbild) ?? Die Kippa ist ein Symbol des Judentums. Sie spielte bei einem antisemiti­schen Post, um den es jetzt vor dem Aichacher Amtsgerich­t ging, eine wichtige Rolle.
Foto: Christian Charisius, dpa (Symbolbild) Die Kippa ist ein Symbol des Judentums. Sie spielte bei einem antisemiti­schen Post, um den es jetzt vor dem Aichacher Amtsgerich­t ging, eine wichtige Rolle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany