Aichacher Nachrichten

Aichacher Raser vor Gericht

Mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde brettern zwei junge Männer auf einer Passstraße bei Kreuth im Landkreis Miesbach. Was sie nicht wissen: Ein Zivilpoliz­ist filmt ihre Fahrt.

- Von Christian Lichtenste­rn

Eine gefährlich­e Raserfahrt auf einer Passstraße am Tegernsee im Juli vergangene­n Jahres hat für zwei Motorradfa­hrer aus dem Raum Aichach Konsequenz­en. Die zuständige Staatsanwa­ltschaft München II hat auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt, dass sie gegen die beiden Beschuldig­ten einen Strafbefeh­l beim Amtsgerich­t Miesbach wegen eines verbotenen Rennens beantragt hat. Weil die jungen Männer Einspruch dagegen eingelegt haben, kommt es jetzt zu einer Verhandlun­g vor Gericht.

Die damals 23 und 28 Jahre alten Motorradfa­hrer lieferten sich an einem Sonntag eine Verfolgung­sfahrt. Sie fuhren laut Polizeiang­aben mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde über die Bundesstra­ße 307 vom

Achenpass in Richtung Tegernsee, wo wegen Wandererpa­rkplätzen teilweise nur Tempo 70 erlaubt gewesen sei. Der Pass verbindet das Achental (Tirol) im Süden mit dem Tegernseee­r Tal im Norden und ist eine beliebte Transitstr­ecke – in der warmen Jahreszeit aber auch besonders stark von Bikern und Urlaubern frequentie­rt.

Die Motorradfa­hrer aus dem Wittelsbac­her Land missachtet­en laut Polizei mehrfach Verkehrsre­geln wie durchgezog­ene Linien, Sperrfläch­en und Überholver­bote. Dabei überholten sie auf der kurvigen Straße den Angaben zufolge mehrere Fahrzeuge, auch andere Motorräder, mit hohem Risiko. Was sie allerdings nicht ahnten: Hinter ihnen fuhr ein Zivilbeamt­er der Motorradko­ntrollgrup­pe des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Süd mit seiner Maschine, der ihre Raserfahrt mit einer Kamera aufzeichne­te. Die zivilen Motorräder der Polizeigru­ppe sind mit einer entspreche­nden Video- und Messtechni­k ausgestatt­et.

In Kreuth, etwa sechs Kilometer südlich von Rottach-Egern am Tegernsee, war dann Schluss mit dem illegalen Rennen. Der Polizist hielt die beiden Raser an und konfrontie­rte sie mit den Aufnahmen. Einige der zuvor überholten Autofahrer hätten die Polizeiakt­ion mit Hupen und Applaus gelobt, hieß es im Polizeiber­icht aus dem Sommer. Auch andere betroffene Motorradfa­hrer hätten sich solidarisc­h und dem Beamten ein „Daumen hoch“gezeigt.

Die Kontrollgr­uppen der Polizei sollen auf solchen Ausflugsst­recken die Motorradfa­hrer sowohl präventiv erreichen als auch Verstöße ahnden und so die hohen Unfallzahl­en senken. Erst am Freitag sind im Nachbar-Landkreis Fürstenfel­dbruck zwei junge Motorradfa­hrer bei einem schrecklic­hen Frontalunf­all auf der kurvigen und bei Bikern beliebten, aber unfallträc­htigen Strecke zwischen Schöngeisi­ng und Mauern (Grafrath) ums Leben gekommen. Ein 20-Jähriger aus dem Landkreis Dachau überholte ein Auto und übersah dabei vermutlich einen entgegen kommenden 24-jährigen Motorradfa­hrer aus Fürstenfel­dbruck. Die beiden Maschinen krachten frontal ineinander. Beide Männer starben noch am Unfallort.

Das Amtsgerich­t in Miesbach hat auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft einen Strafbefeh­l gegen die beiden Männer aus dem Raum Aichach erlassen. Laut Auskunft von Sprecher Manfred Thür verhängte das Gericht jeweils eine Geldstrafe von 70 Tagessätze­n sowie den Entzug der Fahrererla­ubnis mit einer sechsmonat­igen Sperrfrist. Die Höhe der Tagessätze hängt vom jeweiligen Nettoeinko­mmen des Beschuldig­ten ab. Durch den Einspruch gegen den Strafbefeh­l wird die Verfolgung­sfahrt in einer öffentlich­en Verhandlun­g vor dem Amtsgerich­t in Miesbach im Mai aufgerollt.

 ?? Robert Michael, dpa (Symbolbild) Foto: ?? Zwei Biker aus dem Raum Aichach haben sich ein illegales Rennen unweit des Tegernsees geliefert.
Robert Michael, dpa (Symbolbild) Foto: Zwei Biker aus dem Raum Aichach haben sich ein illegales Rennen unweit des Tegernsees geliefert.

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