Bund Naturschutz sieht Gefahren in „Neuer Gentechnik“
Die Kreisgruppen Aichach-Friedberg und Augsburg setzen sich mit dem Thema in Blumenthal auseinander. Am Ende steht ein Appell.
Landkreis Aichach-Friedberg Die “Neue Gentechnik“und ihre Risiken für Landwirte, Verbraucher und Umwelt waren Thema einer gemeinsamen Veranstaltung der Bund Naturschutz (BN) Kreisgruppen AichachFriedberg und Augsburg in Blumenthal (Aichach). Dabei wurde der Appell laut, den Widerstand aufrechtzuerhalten.
Harald Ulmer, Agrarreferent beim BN-Landesverband Bayern, stellte zunächst laut Mitteilung die Funktionsweise der „Neuen Gentechnik“vor: Im Gegensatz zu bisherigen gentechnischen Eingriffen wird dabei kein Erbgut einer fremden Art in Pflanzen- oder Tierzellen übertragen. Stattdessen werden künstliche Enzyme, die als Genscheren funktionieren, in den Zellkern eingeschleust. Sie können so bestimmte Gensequenzen eines Organismus verändern. Dabei sei nicht vorhersehbar, ob nur die gewünschte oder auch andere Eigenschaften verändert werden, betonte Ulmer. Bei der Aussaat derartig manipulierter Pflanzen könnten unerwünschte Effekte auf das Ökosystem ausgelöst werden. Diese wieder rückgängig zu machen, sei meist nicht mehr möglich. Die von den Befürwortern der „Neuen Gentechnik“versprochene Möglichkeit, hitze- oder trockentolerante Sorten in Verkehr zu bringen, sei bisher nicht gelungen, lautete die Kritik. Die Zustimmung des Ministerrats zur geplanten EU-Gentechniknovelle steht noch aus. Die einzelnen Mitgliedstaaten seien sich bislang nicht einig. Daher bestehe Hoffnung, dass die „Neue Gentechnik“weiterhin strengen Regeln unterworfen bleibe, erklärte Ulmer.
Josef Schmid, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Bayern, beklagte, dass die Abhängigkeit der Landwirte beim Saatgut durch patentierte Sorten zunehmen werde. Der bisherige Verzicht auf den Anbau von gentechnisch veränderten Sorten sei ein Alleinstellungsmerkmal und gewähre einen Wettbewerbsvorteil beim Absatz.
Barbara Altmann von der Firma Rapunzel schilderte mögliche Auswirkungen auf den Naturkosthandel. Für das Risikomanagement drohten enorme Kostensteigerungen, analytische Nachweismethoden würden an ihre Grenzen stoßen und die Gefahr der Kontamination von Erntegut bei Transport, Lagerung und Verarbeitung nähme stark zu. Sie endete mit dem Appell, möglichst viele Menschen über die Risiken der „Neuen Gentechnik“aufzuklären und den Widerstand zur Deregulierung der Gentechnikgesetzgebung aufrechtzuerhalten. (AZ)