Großer Andrang zum Frauentag im Kino
Der Film „Die göttliche Ordnung“erzählt in Aichach vom Kampf um das Wahlrecht für Frauen in der Schweiz. Die Gleichstellungsbeauftragte sieht Frauenrechte heute akut in Gefahr.
Landkreis Aichach-Friedberg Mit dem Frauentag wird bereits seit mehr als 100 Jahren weltweit auf Frauenrechte, Gewalt gegen Frauen sowie die Gleichstellung der Geschlechter und Diskriminierung aufmerksam gemacht. Zu diesem Tag zeigten die Gleichstellungsbeauftragten und die Bildungsberaterin des Landkreises den Film „Die göttliche Ordnung“im Aichacher Cineplex-Kino. Mehr als 70 Interessierte kamen.
Gleichstellungsbeauftragte Beate Oswald-Huber berichtete über die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland am 30. November 1918, viel früher als es in der Schweiz der Fall war. Heute sieht sie Frauenrechte wieder in Gefahr. Im Sommer steht die Europawahl an, im Herbst sind drei Landtagswahlen. Darauf blicke sie mit großer Sorge, sagte Oswald-Huber.
„Lesen Sie die Wahlprogramme, bevor Sie Ihre Stimme abgeben! Denn wer von uns will schon gerne zurück zu einem Familienbild aus der Zeit des Nationalsozialismus mit dem Mann als Alleinversorger und der Frau am Herd?“, sagte Oswald-Huber. „Ich will keine Antidemokraten an der Macht und ich bin gegen Rassismus und Menschenverachtung. Es geht um unsere Grundund Frauenrechte!“
Dass es auch aktuell nicht überall gut um die Situation der Frauen bestellt ist, zeigte ein Bericht aus der Beratungspraxis von Nicole Matthes. Über 95 Prozent der Klientinnen seien weiblich, viele Wiedereinsteigerinnen. „Mutterschaft ist der Karrierekiller schlechthin“, so Matthes.
Viele könnten ihre Position nicht mehr ausüben, weil es die Strukturen nicht zulassen. „Frauen fühlen sich nach der Elternzeit wie auf dem Abstellgleis“, sagt Matthes. Die Elternzeit sei eine Chance, den eigenen Weg zu überdenken und beruflich etwas Neues zu wagen, sich fortzubilden. „
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Mütter oft nicht die freie Wahl haben.“Weiterbildungen in der Elternzeit werden nicht gefördert, Kinderbetreuung ist ein Problem. Mütter landen in der Teilzeitfalle, verdienen weniger, werden weniger berücksichtigt bei Aufstiegspositionen.
Oswald-Huber sagte: „Das
Landratsamt geht hier mit gutem Beispiel voran, bietet viele verschiedene Teilzeitmodelle und wurde schon mehrfach als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet.“Matthes fand, die
Zielgruppe der Wiedereinsteigerinnen werde noch zu wenig beachtet. Dabei herrsche Fachkräftemangel. Die Bildungsberatung sei ein wichtiges Instrument, Frauen zu unterstützen bei Fragen rund um die Bewerbung, Weiterbildungsmöglichkeiten, finanzieller Förderung oder möglichen beruflichen Alternativen.
Im Kinosaal wurde schließlich „Die göttliche Ordnung“gezeigt, ein berührender Film über die Einführung des Frauenwahlrechts in der Schweiz 1971. Im Mittelpunkt steht Nora, eine junge Hausfrau und Mutter aus einem Dorf in Appenzell. Sie setzt sich für das Frauenwahlrecht ein und gewinnt schließlich selbst unter den „züchtigen“Dorfdamen viele Mitstreiterinnen. Das positive Ergebnis eines langen Kampfes: In der Schweiz dürfen Frauen seit 1971 wählen. Der Film begeisterte das Publikum. „Berührend und inspirierend“, „unterhaltsam und spannend“, waren die Beschreibungen. „Der Film hat mich sehr nachdenklich gemacht. Wir müssen weiter kämpfen für mehr Gleichberechtigung“, sagt am Ende eine Besucherin.
Im Anschluss an den Film wurde noch lebhaft diskutiert. (AZ)
Mutterschaft als ein Karrierekiller.
Film berührt das Aichacher Publikum.