In der Gruft verbirgt sich ein Heiliges Grab
Unter dem Altarraum der Stotzarder Kirche im Aindlinger Ortsteil wird zu Ostern das Heilige Grab hergerichtet. Es ist nicht die einzige Besonderheit in der Gruft. Jetzt kann das Grab wieder besucht werden.
In unserer Region gibt es in der Karwoche immer noch viele sogenannte Heilige Gräber, die im Gedenken an das Leiden und Sterben Jesu seit vielen Jahrhunderten für zwei oder drei Tage in Kirchen errichtet werden. Dabei gedenken die Gläubigen in der Regel am Morgen des Ostersonntags, als Jesus aus dem Grab gen Himmel fuhr, auch der Auferstehung. Ein ganz besonderes Exemplar eines solchen Heiligen Grabes gibt es in der Stotzarder Pfarrkirche (Gemeinde Aindling), die dem heiligen Apostel Petrus geweiht ist.
Diese Gruft unter dem Altarraum der Kirche ist erst viele Jahre nach dem eigentlichen Kirchenbau und einer der späteren Erweiterung entstanden. Die ursprüngliche erste Pfarrkirche in Stotzard dürfte nach alten Überlieferungen und Recherchen vom ehemaligen Stotzarder Kirchenpfleger Christoph Eibel im 12./13. Jahrhundert gebaut worden sein. In den Jahren 1844 bis 1847 wurde die alte Kirche erweitert, damals blieb nur der alte Kirchturm stehen, der Rest wurde neu.
Wiederum rund 50 Jahre später, also um 1896, wurde die Kirche um den Altarraum herum, dem neuromanischen Stile folgend, gegen Osten hin erweitert. Nachdem die alte Kirche auf einem Hügel erbaut war, der im Osten schroff abfiel, erforderte diese Erweiterung mit Verlängerung des Kirchenschiffs einen massiven Unterbau. Dieser sollte das Gewicht des darüber neu aufgebauten und frei überspannten Altarraumes aufnehmen und tragen. So entstand in Stotzard im östlichen Anbau eine Art Unterkirche, im Volksmund auch „Gruft“genannt. Es ist ein riesiges Gewölbe, durch Fenster auf der Ostseite durch den Lichteinfall der Morgensonne erhellt. Dadurch kommt auch die Gewölbedecke, die wie ein riesiges Himmelsfirmament gestaltet ist, mit den passenden Malereien besonders zur Geltung.
Auf die Erweiterung der Stotzarder Kirche und besonders dieser Gruft verweist eine Steintafel an der Seitenwand im Untergeschoss mit einer Gravur, die da wörtlich lautet: „Als ein Zeichen der Dankbarkeit gewidmet allen Wohlthätern dieser Kirche, insbesondere dieser Gruft. Erbaut 1895/96. Gott vergelte es ihnen“. Dieses Heilige Grab dürfte in Darstellung und
Bauart wohl einmalig sein in der ganzen Region. Darauf ist auch das Mesnerehepaar Sandra und Michael Neumair besonders stolz, man spricht gern von einem Seltenheitswert. Die Neumairs freuen sich jedes Jahr wieder, wenn sie dieses Grab für die Kar- und Ostertage herrichten und schmücken dürfen. Anerkennung gibt es auch von vielen der Besucherinnen und Besuchern aus nah und fern, die dieses gut über acht Meter hohe Gebilde immer wieder anzieht. Sie kommen nicht nur zum Schauen, sondern auch, um andächtig im Gebet vor der Grabstätte Jesu innezuhalten.
Statt aus Holz, wie viele ähnliche Konstruktionen, ist dieses riesige Art Felsengrab aus Tuffstein
gebaut. Darin sind die Nischen geformt, in denen Figuren und Lampen platziert sind. Im oberen Bereich mit einem Kreuz und einer wunderbaren Pieta, also die Gottesmutter mit ihrem gekreuzigten Sohn auf dem Schoß. Ganz unten liegt Jesu im steinernen Grab, darüber der Altartisch mit dem Tabernakel. In diesen wird Pater Thomas mit den Ministranten am Gründonnerstag nach der Abendmahlmesse die geweihten Hostien vom Hauptaltar der Kirche legen, wo sie bis zur Auferstehungsfeier bleiben. In dem Tuffstein gibt es auch mehrere Aussparungen, die ab Donnerstag mit vielen Glaskugeln bestückt sind. Diese werden mit farbigem Wasser gefüllt und beleuchtet, sodass
das ganze Gebilde in einem mystischen Licht erscheint. Seitlich des Grabes bewachen zwei mannsgroße Engel mit Kerzenleuchter Jesus im Grab.
Aber nicht nur das Heilige Grab ist etwas Besonderes in Stotzard. Auf der gegenüberliegenden westlichen Seite in dieser Gruft gibt es eine riesige, sogenannte Lourdesgrotte. Darin steht die Gottesmutter und an ihrem Fuße ein betendes Mädchen. Als Lourdesgrotten werden Mariengrotten bezeichnet, die den Grotten von Massabielle bei Lourdes in Südfrankreich und „Unsere Liebe Frau von Lourdes“nachgebildet sind. In einer solchen Grotte begegnete nach einer Überlieferung im Jahr 1858 die Muttergottes dem Mädchen Bernadette
zum wiederholten Male. Die Grotte wurde nach Angaben Bernadettes im Jahr 1864 von JosephHugues Fabisch im Original nachgebaut.
Diesen Ort hat der katholische Frauenbund Stotzard vor Jahren als idealen Platz für die Gestaltung einer besonderen Maiandacht entdeckt und auserkoren. Auch heuer findet am Freitag, 17. Mai, wieder eine solch feierliche Maiandacht in dieser Gruft vor der Lourdesgrotte statt. Dann beleuchtet das Mesnerehepaar diesen Raum wieder besonders feierlich. Somit steht diese Gruft jährlich eigentlich nur zweimal im kirchlichen Mittelpunkt und ist dann auch für alle Kirchgänger zugänglich. Mesner Michael Neumair ist glücklich über ein
solch schönes „Kellergeschoss“unterhalb der Kirche. Sein größter Wunsch wäre aber eine Renovierung des gesamten Kellergewölbes, denn die schönen Bemalungen an Wänden und Decke müssten dringend erneuert oder ausgebessert werden, wie der Mesner erzählt. Vielleicht finden sich ja einige großzügige Spender oder Spenderinnen für die Arbeiten.
Öffnungszeiten Gründonnerstag, eine Stunde nach der Abendmahlmesse (Beginn 19 Uhr). Karfreitag 8 bis 18 Uhr, Karsamstag 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Ostersonntag und Ostermontag jeweils 9 bis 18 Uhr. Der Zugang in die Gruft ist von außen von der Ostseite der Kirche aus möglich (ausgeschildert „Zur Gruft“).