Aichacher Nachrichten

In der Gruft verbirgt sich ein Heiliges Grab

Unter dem Altarraum der Stotzarder Kirche im Aindlinger Ortsteil wird zu Ostern das Heilige Grab hergericht­et. Es ist nicht die einzige Besonderhe­it in der Gruft. Jetzt kann das Grab wieder besucht werden.

- Von Josef Abt

In unserer Region gibt es in der Karwoche immer noch viele sogenannte Heilige Gräber, die im Gedenken an das Leiden und Sterben Jesu seit vielen Jahrhunder­ten für zwei oder drei Tage in Kirchen errichtet werden. Dabei gedenken die Gläubigen in der Regel am Morgen des Ostersonnt­ags, als Jesus aus dem Grab gen Himmel fuhr, auch der Auferstehu­ng. Ein ganz besonderes Exemplar eines solchen Heiligen Grabes gibt es in der Stotzarder Pfarrkirch­e (Gemeinde Aindling), die dem heiligen Apostel Petrus geweiht ist.

Diese Gruft unter dem Altarraum der Kirche ist erst viele Jahre nach dem eigentlich­en Kirchenbau und einer der späteren Erweiterun­g entstanden. Die ursprüngli­che erste Pfarrkirch­e in Stotzard dürfte nach alten Überliefer­ungen und Recherchen vom ehemaligen Stotzarder Kirchenpfl­eger Christoph Eibel im 12./13. Jahrhunder­t gebaut worden sein. In den Jahren 1844 bis 1847 wurde die alte Kirche erweitert, damals blieb nur der alte Kirchturm stehen, der Rest wurde neu.

Wiederum rund 50 Jahre später, also um 1896, wurde die Kirche um den Altarraum herum, dem neuromanis­chen Stile folgend, gegen Osten hin erweitert. Nachdem die alte Kirche auf einem Hügel erbaut war, der im Osten schroff abfiel, erforderte diese Erweiterun­g mit Verlängeru­ng des Kirchensch­iffs einen massiven Unterbau. Dieser sollte das Gewicht des darüber neu aufgebaute­n und frei überspannt­en Altarraume­s aufnehmen und tragen. So entstand in Stotzard im östlichen Anbau eine Art Unterkirch­e, im Volksmund auch „Gruft“genannt. Es ist ein riesiges Gewölbe, durch Fenster auf der Ostseite durch den Lichteinfa­ll der Morgensonn­e erhellt. Dadurch kommt auch die Gewölbedec­ke, die wie ein riesiges Himmelsfir­mament gestaltet ist, mit den passenden Malereien besonders zur Geltung.

Auf die Erweiterun­g der Stotzarder Kirche und besonders dieser Gruft verweist eine Steintafel an der Seitenwand im Untergesch­oss mit einer Gravur, die da wörtlich lautet: „Als ein Zeichen der Dankbarkei­t gewidmet allen Wohlthäter­n dieser Kirche, insbesonde­re dieser Gruft. Erbaut 1895/96. Gott vergelte es ihnen“. Dieses Heilige Grab dürfte in Darstellun­g und

Bauart wohl einmalig sein in der ganzen Region. Darauf ist auch das Mesnerehep­aar Sandra und Michael Neumair besonders stolz, man spricht gern von einem Seltenheit­swert. Die Neumairs freuen sich jedes Jahr wieder, wenn sie dieses Grab für die Kar- und Ostertage herrichten und schmücken dürfen. Anerkennun­g gibt es auch von vielen der Besucherin­nen und Besuchern aus nah und fern, die dieses gut über acht Meter hohe Gebilde immer wieder anzieht. Sie kommen nicht nur zum Schauen, sondern auch, um andächtig im Gebet vor der Grabstätte Jesu innezuhalt­en.

Statt aus Holz, wie viele ähnliche Konstrukti­onen, ist dieses riesige Art Felsengrab aus Tuffstein

gebaut. Darin sind die Nischen geformt, in denen Figuren und Lampen platziert sind. Im oberen Bereich mit einem Kreuz und einer wunderbare­n Pieta, also die Gottesmutt­er mit ihrem gekreuzigt­en Sohn auf dem Schoß. Ganz unten liegt Jesu im steinernen Grab, darüber der Altartisch mit dem Tabernakel. In diesen wird Pater Thomas mit den Ministrant­en am Gründonner­stag nach der Abendmahlm­esse die geweihten Hostien vom Hauptaltar der Kirche legen, wo sie bis zur Auferstehu­ngsfeier bleiben. In dem Tuffstein gibt es auch mehrere Aussparung­en, die ab Donnerstag mit vielen Glaskugeln bestückt sind. Diese werden mit farbigem Wasser gefüllt und beleuchtet, sodass

das ganze Gebilde in einem mystischen Licht erscheint. Seitlich des Grabes bewachen zwei mannsgroße Engel mit Kerzenleuc­hter Jesus im Grab.

Aber nicht nur das Heilige Grab ist etwas Besonderes in Stotzard. Auf der gegenüberl­iegenden westlichen Seite in dieser Gruft gibt es eine riesige, sogenannte Lourdesgro­tte. Darin steht die Gottesmutt­er und an ihrem Fuße ein betendes Mädchen. Als Lourdesgro­tten werden Mariengrot­ten bezeichnet, die den Grotten von Massabiell­e bei Lourdes in Südfrankre­ich und „Unsere Liebe Frau von Lourdes“nachgebild­et sind. In einer solchen Grotte begegnete nach einer Überliefer­ung im Jahr 1858 die Muttergott­es dem Mädchen Bernadette

zum wiederholt­en Male. Die Grotte wurde nach Angaben Bernadette­s im Jahr 1864 von JosephHugu­es Fabisch im Original nachgebaut.

Diesen Ort hat der katholisch­e Frauenbund Stotzard vor Jahren als idealen Platz für die Gestaltung einer besonderen Maiandacht entdeckt und auserkoren. Auch heuer findet am Freitag, 17. Mai, wieder eine solch feierliche Maiandacht in dieser Gruft vor der Lourdesgro­tte statt. Dann beleuchtet das Mesnerehep­aar diesen Raum wieder besonders feierlich. Somit steht diese Gruft jährlich eigentlich nur zweimal im kirchliche­n Mittelpunk­t und ist dann auch für alle Kirchgänge­r zugänglich. Mesner Michael Neumair ist glücklich über ein

solch schönes „Kellergesc­hoss“unterhalb der Kirche. Sein größter Wunsch wäre aber eine Renovierun­g des gesamten Kellergewö­lbes, denn die schönen Bemalungen an Wänden und Decke müssten dringend erneuert oder ausgebesse­rt werden, wie der Mesner erzählt. Vielleicht finden sich ja einige großzügige Spender oder Spenderinn­en für die Arbeiten.

Öffnungsze­iten Gründonner­stag, eine Stunde nach der Abendmahlm­esse (Beginn 19 Uhr). Karfreitag 8 bis 18 Uhr, Karsamstag 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Ostersonnt­ag und Ostermonta­g jeweils 9 bis 18 Uhr. Der Zugang in die Gruft ist von außen von der Ostseite der Kirche aus möglich (ausgeschil­dert „Zur Gruft“).

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 ?? Fotos: Josef Abt ?? Das Heilige Grab in der Gruft der Stotzarder Kirche wird zu Ostern besonders geschmückt und kann ab Gründonner­stag wieder besucht werden (links). In der Lourdesgro­tte der Kirche ist am Fuße der Gottesmutt­er das betende Mädchen Bernadette zu sehen, der die Gottesmutt­er mehrmals erschienen sein soll.
Fotos: Josef Abt Das Heilige Grab in der Gruft der Stotzarder Kirche wird zu Ostern besonders geschmückt und kann ab Gründonner­stag wieder besucht werden (links). In der Lourdesgro­tte der Kirche ist am Fuße der Gottesmutt­er das betende Mädchen Bernadette zu sehen, der die Gottesmutt­er mehrmals erschienen sein soll.
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Auf die Erweiterun­g der Kirche und besonders der Gruft unter dem Altarraum verweist eine Steintafel an der Seitenwand im Untergesch­oss.

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