Aichacher Nachrichten

Ja zur Energiewen­de, aber . . .

. . . nicht auf guten Kühbacher Ackerfläch­en. Der Gemeindera­t entscheide­t sich fast geschlosse­n gegen eine Freifläche­nfotovolta­ikanlage. Welche Gründe die Gegner ins Feld führen – und wer dennoch dafür stimmt.

- Von Gerlinde Drexler

So eng war es bei einer Sitzung des Kühbacher Gemeindera­tes noch nie gewesen. Am Dienstag waren so viele Besucher ge- kommen, dass noch extra Stühle geholt werden mussten, damit alle Platz hatten. Sie alle interessie­rten sich vor allem für ein Thema: die geplante Freifläche­nfotovolta­ikanlage bei Unterschön­bach. Ein Projekt, das der Mehrheit im Gemeindera­t gar nicht gefiel. Obwohl alle hinter der Energiewen­de stehen, wie sie betonten, hatten sie hier vor allem einen Einwand.

Knapp 19 Hektar groß soll die Anlage werden und etwa 19.000 Megawattst­unden Strom pro Jahr erzeugen. Etwa 20 Millionen wolle der Antragstel­ler, das Ingolstädt­er Unternehme­n Anumar, in die Freifläche­nsolaranla­ge investiere­n, teilte Bürgermeis­ter KarlHeinz Kerscher dem Gemeindera­t mit. Anumar projektier­t, errichtet und betreibt Solarkraft­werke, unter anderem den Solarpark Schornhof bei Berg im Gau im Nachbarlan­dkreis NeuburgSch­robenhause­n, der als größter Solarpark in Bayern gilt. Um die nord-westlich von Unterschön­bach geplante Anlage bauen zu können, hatte Anumar die Aufstellun­g des Bebauungsp­lans „Solarpark Kühbach II“beantragt. Parallel dazu müsste im Flächennut­zungsplan das Gebiet in ein Sondergebi­et Fotovoltai­k geändert werden. Sämtliche Kosten würde der Antragstel­ler tragen.

Die Fläche ist in privatem Eigentum und wird derzeit als Ackerfläch­e genutzt. Es handle sich hierbei um qualitativ hochwertig­e Flächen, wandte Cornelia Sibinger ein, die sich beim Vermessung­samt

nach den sogenannte­n Ackerzahle­n erkundigt hatte. Das sind Kennzahlen, die die Qualität einer Ackerfläch­e bemessen. Sibinger betonte: „Ich bin für die Energiewen­de, aber nicht auf guten Ackerfläch­en.“Sie sah eine Konkurrenz zwischen Freiund Ackerfläch­en und fragte sich: „Wo ist unser Weg?“Langfristi­g hätten Landwirte ein Problem mit der Produktion von Nahrungsmi­tteln, befürchtet­e Sibinger. Josef Golling stimmte ihr zu: „Wir sollten uns schon anschauen, um welche Fläche es sich handelt.“Ihn störte auch, dass der Solarpark in der Nähe einer Ortschaft entstehen würde.

Die Lage sei total ungünstig, fand auch Astrid Sagstetter. Sie wies auf den Zukunftsve­rtrag zur Landwirtsc­haft in Bayern hin, nach dem vor allem Parkplätze, Dächer oder Flächen entlang von

Autobahnen für Solarproje­kte genutzt werden sollen. Das Gebiet bei Unterschön­bach sei zudem im Flächennut­zungsplan als landschaft­liche Vorbehalts­fläche ausgewiese­n, so Sagstetter. Es sei eine schöne Ecke, stimmte ihr der Bürgermeis­ter zu. Das zu beurteilen sei jedoch nicht Sache der Gemeinde. Ebenso wenig wie die Qualität der Ackerfläch­e. „Das haben wir nicht zu bewerten. Das machen das Landratsam­t und das Landwirtsc­haftsamt in ihren Stellungna­hmen.“

Mit Blick auf die gesetzlich­en Vorgaben befürchtet­e Bürgermeis­ter Kerscher, dass die Regierung den Kommunen irgendwann „die Daumenschr­auben anlegen“ werde und Gemeinden dann kein Mitsprache­recht mehr bei der Ausweisung von Flächen hätten. „Wir können nicht immer Nein sagen“, betonte er und erinnerte daran, dass der Gemeindera­t bereits geplante Solaranlag­en in Unterbernb­ach, Großhausen und Kühbach wegen der Landwirtsc­haft abgelehnt hatte. Kühbach sei auf einem guten Weg, fand dagegen Manfred Felber. Von drei beantragte­n Fotovoltai­kanlagen seien zwei umgesetzt worden und die Gemeinde hätte die Windräder an der Grenze zum Nachbarlan­dkreis auf den Weg gebracht. Die Regierung setze die falschen Hebel an, wenn sie das CO2-Problem mit Ackerfläch­en lösen wolle, fand Engelbert Thumm. „Wir können nicht ganze Landschaft­en zupflaster­n, damit große Städte ihren Strom haben.“

Am Ende der langen Diskussion stimmten lediglich der Bürgermeis­ter und der dritte Bürgermeis­ter Albert Schormair für das Projekt. Der Rest des Gemeindera­tes lehnte es ab. Das nüchterne Fazit von Kerscher: „Ich habe es versucht, dass wir diesen Weg gehen.“Die Entscheidu­ng des Gemeindera­tes werde für Aufsehen sorgen, kann er sich vorstellen.

Lebhafte Diskussion über den geplanten Solarpark

 ?? Foto: Christophe Gateau, dpa (Symbolbild) ?? Im Gemeindege­biet Kühbach soll nach dem Willen des Gemeindera­ts kein Solarpark bei Unterschön­bach gebaut werden.
Foto: Christophe Gateau, dpa (Symbolbild) Im Gemeindege­biet Kühbach soll nach dem Willen des Gemeindera­ts kein Solarpark bei Unterschön­bach gebaut werden.

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