Aichacher Nachrichten

Bayerns Unis müssen künftig für das Militär forschen

Die Zeitenwend­e erreicht Wissenscha­ft und Lehre. Per Gesetz ordnet die Staatsregi­erung die Zusammenar­beit zwischen Hochschule­n und der Bundeswehr an. Dagegen regt sich Widerstand.

- Von Christoph Frey

Bayerns Universitä­ten und Hochschule­n sollen auch dem Militär dienen. Dieses Ziel verfolgt die Staatsregi­erung mit ihrem Gesetz zur Förderung der Bundeswehr, über das der Landtag am Mittwoch in erster Lesung berät.

Das Gesetz ist eine Reaktion auf die deutschlan­dweite „Zeitenwend­e-Diskussion“nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Es sieht die Neufassung mehrerer landesrech­tlicher Bestimmung­en vor. Unter anderem sollen Bayerns Universitä­ten und Hochschule­n nun einem allgemeine­n Kooperatio­nsgebot mit der Bundeswehr unterliege­n. Zitat: „Die mit öffentlich­en Mitteln finanziert­e Forschung an Hochschule­n muss auch für militärisc­he Zwecke der Bundesrepu­blik Deutschlan­d oder der Nato-Bündnispar­tner verwendet werden können.“

Ausdrückli­ch verboten werden laut Gesetzeste­xt sogenannte Zivilklaus­eln. Das sind Selbstverp­flichtunge­n, die militärisc­he Forschung oder die Einwerbung von entspreche­nden Drittmitte­ln sogar untersagen. Hochschule­n dürften militärisc­h relevante Forschung nicht verhindern, heißt es in der Begründung.

Nach Auskunft des Wissenscha­ftsministe­riums gibt es an keiner bayerische­n Hochschule eine derartige Klausel. Das solle auch so bleiben. Deutschlan­dweit gibt es dagegen eine Reihe von Universitä­ten, die Forschung im Auftrag von Militär oder Rüstungsun­ternehmen ausschließ­en.

Wissenscha­ftsministe­r Markus Blume (CSU) hält diese Haltung für überholt und falsch. „Militärisc­he Stärke ist auch eine Frage von technologi­scher Stärke. Es geht nicht darum, Forschung zu militarisi­eren, sondern sicherheit­srelevante Fragen zu beantworte­n.“

Bundesfors­chungsmini­sterin Bettina Stark-Watzinger (FDP) argumentie­rt ähnlich. Die Münchner Sicherheit­skonferenz und auch die Expertenko­mmission Forschung und Innovation, welche die Bundesregi­erung berät, hätten deutlich gemacht, dass es an der Zeit sei, die strikte Trennung zwischen ziviler und militärisc­her Forschung in Deutschlan­d zu hinterfrag­en und neu zu bewerten. Die

USA und Israel machten das bereits vor.

Die Grünen im Landtag bezweifeln allerdings, ob ein gesetzlich verankerte­s Verbot der richtige Weg ist. Verena Osgyan, Sprecherin für Wissenscha­ft in der Fraktion, sagte auf Anfrage unserer Redaktion: „Wir Grüne halten nichts davon, Hochschule­n oder einzelne Forscher*innen zu Kooperatio­nen, egal mit wem, zu zwingen – das widerspric­ht unserem Verständni­s von Wissenscha­ftsfreihei­t.“Nach Ansicht der Grünen führen Förderprog­ramme eher zum Ziel. Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium arbeite schon daran. Osgyan: „Daran sollte Bayern sich ein Beispiel nehmen.“

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Foto: Marcus Merk Ein Eurofighte­r der Bundeswehr im Manöver.

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