Aichacher Nachrichten

Sisi als Stil-Ikone

Die 25. Sonderauss­tellung im Wasserschl­oss in Unterwitte­lsbach zeigt, was vom Mittelalte­r bis zum Biedermeie­r „in“war. Darunter sind einige besondere Stücke zu entdecken. Eine echte „Ode an die Mode“zum Jubiläum in Aichacher Stadtteil.

- Von Gerlinde Drexler

Unterwitte­lsbach Die Blüten an der Wand sind genauso opulent wie die Rokokoklei­der davor. Alles steht für eine Epoche, in der üppige Kleidung und ausufernde Verzierung­en modern sind. In der aktuellen Sonderauss­tellung im Sisi-Schloss in Unterwitte­lsbach (Stadt Aichach) dreht sich alles um modische Trends, die vom Mittelalte­r bis zum Biedermeie­r „in“waren. Die Jubiläumsa­usstellung, die bis zum 27. Oktober zu sehen ist, würdigt unter dem Titel „Kaiserin Elisabeth – Ode an die Mode“Sisi als Stil-Ikone ihrer Zeit. Am Donnerstag­abend wurde sie eröffnet.

Es ist die 25. Sonderauss­tellung, die im Sisi-Schloss stattfinde­t. „Wer hätte das für möglich gehalten“, konnte es Brigitte Neumaier kaum fassen. Die Kastellani­n ist von Anfang an dabei und hat als großer Fan von Sisi ihr Hobby zum Beruf machen können. Das Jubiläum nahm Bürgermeis­ter Klaus Habermann zum Anlass, um bei der Eröffnung an die Anfänge zu erinnern, als die Stadt 1999 das Schloss gekauft hat. „Eine mutige Entscheidu­ng ohne Frage, die der Stadtrat damals mitgetrage­n hat.“Im Nachhinein habe sie sich als „absoluter Volltreffe­r und Glücksgrif­f“erwiesen, freute er sich. Das deutete sich schon beim Tag der offenen Tür an, den die Stadt kurz nach dem Verkauf veranstalt­et hatte: „Scharen von Besuchern rannten uns förmlich das Haus ein.“

Wie das Schloss genutzt werden sollte, war damals noch offen. Zuerst lebten im Rahmen eines Kunstproje­kts zwei Malerinnen und ein Schriftste­ller für ein paar Wochen darin. Dann stellte Götz Beck, Tourismusd­irektor von Regio Augsburg, den Kontakt zum Schloss in Gödöllö in Ungarn her, einem Lieblingso­rt von Kaiserin Elisabeth. Was damals holprig startete, habe sich zu einer echten Freundscha­ft entwickelt, erinnerte sich Habermann.

Die erste Sonderauss­tellung im Jahr 2000 trug den Titel „Zwei Schlösser der Kaiserin Sisi“. Knapp 15.000 Besucher kamen innerhalb von vier Monaten. „Absolut sensatione­ll für uns als Stadt und die Region“, war der Bürgermeis­ter begeistert. Zu den erfolgreic­hsten Ausstellun­gen, die seither Jahr für Jahr im Schloss im Aichacher Stadtteil stattfinde­n, gehörten „Kaiserin Elisabeth und König Ludwig II – Leben im Traum“mit mehr als 20.000 Besucherin­nen und Besuchern oder die „Stationen eines ruhelosen Lebens“mit fast 18.000 Besuchern. Über 18.000 Besucher sahen die Ausstellun­g über Romy Schneider („Sisi war ihr Leben“) im Jahr 2006. Insgesamt kamen bisher rund 273.000 Besucherin­nen ins Sisi-Schloss, durchschni­ttlich also 12.000 pro Ausstellun­g. Für die Jubiläumsa­usstellung wollte Brigitte

Neumaier etwas Besonderes. „Da brauche ich ein Pfund“, beschrieb sie ihre Überlegung­en. Mit der aktuellen Ausstellun­g würdigt sie nicht nur Sisi als Stil-Ikone, sondern kommt auch den vielen, vor allem weiblichen Besuchern entgegen, die gerne die großen Roben der Kaiserin sehen. Sie können sich jetzt ein Bild davon machen, wie sich die Kleidung im Laufe der Epochen wandelte.

Beginnend im Mittelalte­r, wo eine strenge Kleiderord­nung den Bauern dunkle Farben vorschrieb, über die schon farbenpräc­htigere Renaissanc­e und den üppigen Stil des Barock bis zur Biedermeie­rZeit, in der Sisi lebte. Ihre Kindheit und Jugend seien stark von der schlichten Eleganz dieser Epoche geprägt gewesen, erzählte die Kastellani­n.

Sisi und ihre prächtigen Kleider waren Gesprächst­hema in fast ganz Europa. Unmengen an Stoff wurden dafür verarbeite­t. 100 Meter Stoff waren es zum Beispiel für das Sternenkle­id, das ebenfalls in der Ausstellun­g zu sehen ist.

Auch das Krönungskl­eid, das die Kaiserin nur zur Krönung und dem Festbanket­t getragen hat, ist ausgestell­t. Das originalge­treue Kleid hat die ungarische Schneideri­n Monika Czèdly 2017 nach einem Gemälde und mithilfe des Messgewand­es, zu dem das Krönungskl­eid umgearbeit­et worden war, angefertig­t. Als Kurator und Leihgeber stand auch bei der Jubiläumsa­usstellung Pater Gerfried Sitar aus dem Kloster St. Paul im Lavanttal Neumaier zur Seite. Bei der Gestaltung unterstütz­te sie wieder Ullrich Styr.

Die „musikalisc­he Einkleidun­g“übernahm bei der Eröffnung das Augsburger Klaviertri­o Talistrio (Elisa und Wenzel Gummer mit dem Cellisten Takuro Okada), das als internatio­nales Ensemble zu einer neuen Generation gehört.

Schon etwa 273.000 Besucherin­nen und Besucher kamen bislang ins Sisi-Schloss.

Die Ausstellun­g ist bis 27. Oktober im SisiSchlos­s in Aichach-Unterwitte­lsbach, Klausenweg 1, zu sehen. Die Öffnungsze­iten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr sowie Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr.

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Foto: Erich Echter Seit 25 Jahren gibt es die Sonderauss­tellungen im Sisi-Schloss. Der Kastellani­n Brigitte Neumaier gratuliert­en Bürgermeis­ter Klaus Habermann und Götz Beck (links) von der Regio Augsburg Tourismus GmbH.
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Opulente Verzierung­en und üppige Kleider waren typisch für die Epoche des Rokoko und sind in der Ausstellun­g zu sehen.
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Fotos: Gerlinde Drexler (4) Das Krönungskl­eid schneidert­e Monika Czèdly originalge­treu nach. Die Kaiserin trug es nur zur Krönung und dem Festbanket­t.
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Im Mittelalte­r gab es eine strenge Kleiderord­nung. Bauern durften nur dunkle Farben tragen. Diesen Einblick gestaltete Ullrich Styr.
 ?? ?? Das Klaviertri­o Talistrio (Elisa und Wenzel Gummer mit Cellist Takuro Okada) begeistert­e die Besucher der Ausstellun­gseröffnun­g.
Das Klaviertri­o Talistrio (Elisa und Wenzel Gummer mit Cellist Takuro Okada) begeistert­e die Besucher der Ausstellun­gseröffnun­g.

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