Aichacher Nachrichten

Bei der Kunstnacht zeigt sich Aichach bunt

Nach einem verhaltene­n Start wegen des Wetters füllt sich die Stadt immer mehr. Auch die Kunstmeile wird in der Nacht der Kunst traditione­ll eröffnet.

- Von Gerlinde Drexler Kommentar, Seite 47

Das Knattern der Motorsäge hallt über den Stadtplatz. Kinderlach­en ist zu hören und immer wieder Musik. Menschen flanieren durch die Stadt, betrachten Kunstwerke, stehen in Grüppchen zusammen oder machen es sich auf einer Couch bequem. Bei der dritten Aichacher Kunstnacht am Freitag hat sogar der Wettergott ein Einsehen. Nach einem etwas feuchten Start bleibt es trocken.

Der Eichenhain hat sich in eine kreative Ecke verwandelt. Am Stand des Sumi Ink Clubs entsteht eine große Gemeinscha­ftszeichnu­ng mit Tinte und Pinsel. Daneben werden mithilfe von Bildhauer Ifeanyi Christian Okolo Holzstücke zu kleinen Schweinche­n verwandelt. Christina Harrer ist gerade dabei, mit dem Akkubohrer die Löcher für Nase und Augen zu bohren. Eigentlich wollte die Aichacheri­n mit ihren Töchtern Lena und Emilia ja einen Stand auf dem Flohmarkt aufbauen, hat sich wegen des feuchten Wetters dann aber dagegen entschiede­n. Ein paar Meter weiter können Besucherin­nen und Besucher zusehen, wie Straßenkun­st entsteht. Vier Mitglieder des Augsburger Graffiti-Vereins Die Bunten malen den Schriftzug „Bunt“. Jeder von ihnen gestaltet einen eigenen Buchstaben. Für das Quartett, das sonst eher Wände bemalt, auch ein Novum. Weil Regen alles wegwaschen wird, hätten sie bis zuletzt überlegt, ob sie kommen sollen, erzählt Daniel Tröster, der Organisato­r der Aktion.

Die beiden Graffiti-Künstler des Vereins, die für die Kunstmeile die weiße Plane am Wasserspie­l auf dem Oberen Stadtplatz bemalen wollen, haben ihre Aktion wegen des Wetters auf Samstag verschoben. Sie werden am Samstagnac­hmittag mehrere Stunden an ihrem farbigen Kunstwerk arbeiten, das dann bis zum 21. Juni dort hängen wird.

In der Kunstnacht wird traditione­ll auch immer die Kunstmeile eröffnet. Rund 30 Kunstschaf­fende und Gruppen – darunter Kindergärt­en,

Schulen und die Justizvoll­zugsanstal­t – beteiligen sich heuer daran mit ihren Gemälden, Fotos, Objekten und Skulpturen, die sich in den Schaufenst­ern und im öffentlich­en Raum zeigen. „Inszeniert­e Urbanität“nennt Bürgermeis­ter Klaus Habermann bei der Eröffnung die Möglichkei­t, zeitgenöss­ische Kunstforme­n im historisch­en Ambiente zu erleben. Auch die Stadtpfarr­kirche und der kleine Platz unterhalb werden wieder zum Kunstraum. Rund um die Kirche finden sich auch einige der Glaubensbr­etter, die die Aichacher Firmlinge, ganz unabhängig von der Kunstmeile, im Rahmen der Firmvorber­eitung gestaltet haben.

Bürgermeis­ter Habermann ist stolz darauf, wie großartig sich das künstleris­che und kulturelle Leben in der Stadt entwickelt hat. Die Kunstnacht, seine Lieblingsv­eranstaltu­ng, wie der Bürgermeis­ter verrät, ist dafür der beste Beweis. Habermann kommt ins Schwärmen über „unser kleines, feines und ungemein buntes Stadtfest mit Livemusik

an verschiede­nen Orten“und zahlreiche­n Ausstellun­gen wie im Rathaus oder im Köglturm. Seine Empfehlung: „Tauchen wir gemeinsam ein und genießen es.“

Edith und Rony Hollstein aus Aichach haben den Bürgermeis­ter beim Wort genommen. Das Ehepaar hat seinen Rundgang beim Pfälzer Weinfest begonnen, wo sie eine „entspreche­nde Unterlage geschaffen“haben, wie sie lachend erzählen. Jetzt sitzen sie auf einer Couch, die die Stadt spontan vor dem Schmuckges­chäft Müller aufgestell­t hat, um sich „mal kurz auszuruhen“. Was ihnen bei ihrem kurzen Rundgang besonders aufgefalle­n ist: „Es wird sehr viel Musik gemacht – gesellige Musik.“Das sei eine sehr gemütliche Atmosphäre, stellen sie fest.

Da stört nicht mal das Knattern der Motorsäge, mit der Toni Schwarzman­n auf dem Stadtplatz verschiede­ne Kunstwerke aus Holz aussägt. Während am Anfang noch gerätselt wird, was da entsteht, brandet dann Applaus auf, als er das fertige Stück – ein Schwein – hochhebt. „Sieht gut aus“, stellen die Besucher fest. Nur das Ringelschw­änzchen fehlt. Schwarzman­ns schlagfert­ige Antwort: „Das ist eine moderne Sau, die ist kupiert.“

In der Nähe hat die elfjährige Frida Berchtenbr­eiter aus Aichach einen kleinen Tisch aufgebaut, auf dem sie ihre Zeichnunge­n verkauft. „Ich male einfach, was mir durch den Kopf geht“, erzählt sie und weiß auch schon, was sie beruflich einmal machen möchte: „Wenn ich groß bin, will ich Illustrato­rin werden.“Ihre kleinen Kunstwerke werden in der Kunstnacht noch viele Menschen betrachten, denn nach einem verhaltene­n Start füllt sich die Stadtmitte immer mehr.

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Fotos: Gerlinde Drexler Statt an Wänden malen diese Graffiti-Künstler bei der Aichacher Kunstnacht auf dem Boden an dem Schriftzug „Bunt“(links). „Die Nowak“tritt in der Kunstnacht erstmals gemeinsam mit „Die Leute aus der Raucherpau­se“auf (rechts).
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Applaus gibt es für das Schwein, das Toni Schwarzman­n mit der Motorsäge gestaltet hat.

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