Der Anders-Macher
Die Schoolcraft GmbH, gegründet vom Upfinger Fabian Röken, ist in den Top-Ten beim Landespreises für junge Unternehmen. Dabei ist ihm gesellschaftliche Relevanz wichtiger als Gewinnmaximierung.
Ganz gleich wie es ausgeht am 24. November, der Upfinger Fabian Röken darf sich mit seinem Team schon jetzt als Gewinner fühlen. Das Unternehmen Schoolcraft GmbH, das der 42-jährige vor acht Jahren gegründet hat, zählt zum erlauchten Kreis jener zehn Unternehmen, die nach wie vor im Rennen um den Landespreis für junge Unternehmen 2020 sind.
In diesem Jahr haben sich insgesamt 619 Kandidaten aus dem gesamten Land, so viele wie noch nie, um den alle zwei Jahre von der baden-württembergischen Landesregierung und der L-Bank ausgelobten Preis beworben. Die Top-Ten sind Ende November zu einem Festakt mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Edith Weymayr, der Vorstandsvorsitzenden der L-Bank, ins Neue Schloss nach Stuttgart eingeladen. Dort werden nicht nur die zehn besten Unternehmen geehrt, sondern auch die drei Erstplatzierten benannt, die mit Geldpreisen in Höhe von 40 000, 30 000 und 20 000 Euro bedacht werden. Mit insgesamt 90 000 Euro ist der Landespreis einer der höchst dotierten, renommiertesten und teilnahmestärksten Unternehmerpreise in Deutschland.
Hoffnung auf einen warmen Geldsegen darf sich Fabian Rökens Schoolcraft GmbH also weiterhin machen. Renommee gibt es durch den Einzug in die Liste der zehn Besten indes schon jetzt. Die Vor-Jury ließ sich von der Geschäftsidee aus St. Johann offenbar überzeugen. Möglicherweise auch, weil sie, ohne dass sie es beabsichtigt hätte, den Nerv der Corona-Zeit trifft.
Die Schoolcrafter GmbH bietet eine Softwarelösung zur Unterrichtsvorbereitung mit der sich Arbeitsmaterialien wie Arbeitsblätter oder gleich ganze Arbeitshefte in verschiedenen Differenzierungsstufen und Schwierigkeitsgraden bequem am PC und per Mausklick erstellen und verändern lassen. Beim Worksheet Crafter gehe es darum, Inhalte und Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, „mit denen die Lehrkräfte selbstständig arbeiten können“, erläutert Fabian Röken das Prinzip. Das Programm erlaubt es zudem, interaktive Blätter mit bereitstehenden Bausteinen zu erstellen, die etwa über ein Tablet abgerufen und kontrolliert werden können. Bestandteil der Software ist auch eine Börse, über die Lehrkräfte Arbeitsblätter austauschen. Und die Ideen gehen Röken nicht aus: Für die Zukunft plant er eine datensichere Plattform, vorbehalten. Sie auf weitere auf der sich Lehrer und Schularten auszuweiten, sei zwar Schüler unkompliziert Materialien
einennd8 zuschicken können.
Sprunghafte Nachfrage
„Seit Corona erleben wir
Megaboom“, sagt Röken. „Wir sind regelrecht überrannt worden.“Die Zahl der verkauften Lizenzen im deutschsprachigen Jahre gibt es die St. Johanner
Raum (inklusive Luxemburg) sei Schoolcraft GmbH. Nun erreichte das von 250 000 sprunghaft auf von Fabian Röken gegründete Unternehmen 280 000 angestiegen, freut er sich. die Top-Ten des Landespreis Doch nach wie vor bleibt die Software für junge Unternehmen. Grund- und Förderschulen technisch ohne Weiteres möglich, aber: „Das wollen wir gerade nicht machen.“
Denn nicht nur in der Organisation des digitalen Schulalltags geht Röken neue Wege, auch was die interne Organisation der Schoolcraft GmbH betrifft. Bewusst hat er sich für das Modell des Sozialunternehmens entschieden. Oberstes Ziel sei dabei nicht Gewinnmaximierung oder Wachstum um jeden Preis, erklärt er, sondern mitzuhelfen, gesellschaftliche Probleme zu lösen und organisch zu wachsen. Statt dem 20 Köpfe zählende Mitarbeiterteam – es arbeitet verstreut und vernetzt in Deutschland, Österreich, England oder gar in Neuseeland – eine höhere Arbeitsbelastung zuzumuten oder es durch fremde Gesichter aufzustocken, will er den gewachsenen Teamgeist nicht gefährden. „Wir haben einen extrem tollen Teamzusammenhalt“, sagt er über die Softwareentwickler, Illustratoren, Redakteure und technischen Dienstleister im (virtuellen) Hause von Schoolcraft.
Zur Zufriedenheit seiner Mitarbeiter trägt möglicherweise auch die Art und Weise bei, wie interne Entscheidungen getroffen werden. Statt auf betonierte Hierarchien setzt Röken darauf, dass alle Mitarbeiter im Unternehmen (fast) alle Entscheidungen treffen können, nachdem verschiedene Expertisen eingeholt wurden. Vertrauen zu geben und zu nehmen, ist Röken wichtig: „Meine Mitarbeiter sollen nicht nur wegen des Geldes arbeiten.“
Für Fabian Röken ist die Schoolcraft GmbH der vierte Anlauf in die Selbstständigkeit, aber das erste Mal, dass er all seine Träume verwirklicht habe, wie er sagt. Auch wenn er jetzt viele Dinge anders macht, so fühlt er sich in seinem Weg doch bestärkt: „Ich hatte noch nie so ein profitables Unternehmen“, sagt er fast schon überrascht. Der wirtschaftliche Erfolg: ein Effekt und nicht das Ziel.