DIE GESCHICHTE REIST AUF VIER RÄDERN
Im städtischen Alltag vergisst man oft, dass ein Auto außer einem wirtschaftlichen, auch einen sozialen und kulturellen Wert hat. Es ist ein Erbe, dass man wahren und schützen muss.
Das Auto ist zum unangefochtenen Mittelpunkt unseres Lebens geworden, umso mehr, wenn man an Oldtimer denkt, die außer den zurückgelegten Kilometern auch das ganze Können und die Kreativität großer Designer mit sich tragen. Automobil-clubs auf der ganzen Welt haben die Aufgabe, zu beschützen, was einen wahren und in gewissem Sinne auch kollektiven Schatz darstellt. In Deutschland gibt es eine Geschichte, die in entfernten Zeiten beginnt und die eine äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Italien und Deutschland verkörpert. Beide Länder verbindet eine angeborene Leidenschaft für Motoren, sie hat auf diesem Gebiet einige der schönsten Modelle hervorgebracht. Wir unterhielten uns darüber mit Matthias Braun, dem Generalsekretär des Automobilclubs von Deutschland. Autobegeisterte gründeten am 10. Juli 1899 eine Vereinigung, die sich „Deutscher Automobilclub“(DAC) nannte. Wie hat sich daraus der heutige Automobilclub von Deutschland entwickelt?
1904 übernahm Kaiser Wilhelm II. die Schirmherrschaft über den DAC. Abgesehen von der Verstärkung des politischen Einflusses und einer Zunahme der Clubmitglieder ging dieses Protektorat mit dem Privileg einher, den Club “Kaiserlicher Automobilclub” (KAC) nennen zu dürfen.
Schon in diesen frühen Zeiten des Automobils vertrat und unterstützte der DAC die technologischen und juristischen Auffassungen
von Motorfahrzeug-mobilität in Deutschland. Nach dem Ende des Deutschen Reichs entstand 1918 auf den Fundamenten des KAC der „Automobilclub von Deutschland” (AVD). Die Goldenen Zwanziger waren eine Zeit des Wachstums für den Club. Diese erfreuliche Entwicklung basierte auch auf einer Expansion der Deutschen Automobilindustrie und der Zunahme des Tourismus mit Privatautos. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, konnte der AVD eine drohende Gleichschaltung abwenden, indem er sowohl die Statuten als auch den Namen änderte, in DAC (Deutscher Ausland-club). Am 6. November 1948 wurde der Club in Frankfurt am Main unter dem ursprünglichen Namen AVD neu gegründet. Der spätere hessische Ministerpräsident Prof. Dr. Karl Geiler wurde zum ersten Clubpräsidenten nach dem Krieg ernannt.
Heute ist der AVD weit mehr als ein Automobilclub. Welches sind die einzigartigen Dienstleistungen, die diese Vereinigung heute anbietet?
Der AVD ist ein modernes Dienstleistungsunternehmen und bietet seinen Mitgliedern und Kunden Hilfe mit Rat und Tat, rund um die Uhr und auf der ganzen Welt an.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Mitglieder können neben dem „klassischen“Pannendienst auch Fragen zur Rechtsberatung stellen.
„Fiat baute schon vor dem Zweiten Weltkrieg Autos auf deutschem Boden.“
In Zusammenarbeit mit wohlbekannten Partnern bietet der Club seinen Mitgliedern exklusive Rabatte wie zum Beispiel 3% bei jedem Volltanken oder 10% beim Buchen einer Reise. Dies sind nur zwei Beispiele für die vielseitigen und attraktiven Angebote, die man auf der Homepage vom AVD in den „Vorteilswelten“finden kann. Interessierte Mitglieder können an Sicherheitstrainings teilnehmen, die vom Club zur Verbesserung der Fahrkünste organisiert werden. Aus Sicht der Clubtradition pflegen wir das Auto als kulturelles Erbe. Wir stellen historische Autos zur Verfügung und präsentieren sie auf Straßen und Rennstrecken, wo sie auch hingehören. Vom 11. bis 13. August 2017 organisiert der AVD zum 45. Mal den Avd-oldtimer-grand-prix auf dem Nürburg-ring, die größte Veranstaltung für historische Autos auf dem europäischen Kontinent.
Wie würden Sie heute die Clubaufgaben beschreiben?
Der AVD ist durch ein Netzwerk aus gegenseitiger Hilfe und Beratung gekennzeichnet, das noch immer die Basis für breitgefächerte Dienstleistungen des seit 1899 etablierten Clubs darstellt. Wie in seinen Statuten geschrieben, ist der AVD der Club der
Clubs. Motorsportvereine in ganz Deutschland sind tragende Säulen der Vereinsstruktur. Sie vermitteln in aktiver Form, was Automobilkultur bedeutet.
Wenn es um Autos geht, findet man immer eine Verbindung zwischen Italien und Deutschland (denken wir nur an den VW Karmann-ghia oder den Mercedes-benz 300B Pininfarina). Was ist der heutige Stand aus Ihrer Sicht?
Ich möchte auf die herausragende Rolle der großen italienischen Automarken für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands hinweisen: Seit 1922 ist Fiat auf dem deutschen Automobilmarkt präsent. 1899 gegründet – wie der AVD – baute der italienische Automobilhersteller in Heilbronn schon vor dem Zweiten Weltkrieg Autos auf deutschem Boden (1927). Italien und Deutschland sind nach wie vor wichtige Länder für die Automobilproduktion. Die Entwicklung und Herstellung von Autos sind für beide ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der AVD wird bei der Entwicklung einer grenzüberschreitenden Mobilität die Zukunft der Autos unterstützen. Der AVD steht für die Pflege internationaler Beziehungen unter den Automobilclubs weltweit. Schon 1904 gründete der AVD und sein italienischer Partner-club zusammen mit anderen die Organisation, die sich heute Fédération Internationale de l’automobile (FIA) nennt. In welcher Beziehung steht der AVD zu unserem Land? Wofür interessieren sich deutsche Fahrer, was Italien anbelangt? Seit den Fünfzigerjahren bestehen spezielle Beziehungen zwischen Italien und Deutschland. Nach dem Krieg war Italien das Traumziel für die erste Generation Reisender aus Deutschland. Mit der zunehmenden Motorisierung in den Fünfzigern führten die ersten Auslandsreisen nach Österreich und Italien. Der AVD hat die Reisenden mit nützlichen Informationen, Gutscheinen und
„Der Avd-oldtimer-grand-prix auf dem Nürburg-ring ist die größte Veranstaltung für historische Autos auf dem europäischen Kontinent.“
Garantien unterstützt. Auch heute noch besteht von Seiten der Avd-mitglieder ein Interesse, Angebote für einen Urlaub in Italien zu erhalten.
Vor Kurzem wurde die Zusammenarbeit zwischen dem „Automobilclub von Deutschland” und „All about Italy“angekündigt. Was können Sie uns dazu verraten?
Dank der Hilfe von „All about Italy“wird der AVD seinen Mitgliedern die italienische Lebensart und Kultur vermitteln und diese Erfahrung mit dem Know-how des Clubs bei Reisen und Hilfestellung teilen.