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EIN JUBILÄUMSJ­AHR FÜR DAS GENIE ROSSINI

Zum 150. Todestag des großen Komponiste­n aus Pesaro wird ein Jahr lang die Genialität eines einmaligen Künstlers mit zahlreiche­n Veranstalt­ungen gefeiert.

- Franco Del Panta

„Es ist schwierig die Geschichte eines Mannes zu schreiben, der noch am Leben ist… Ich beneide ihn mehr als jeden anderen, der den ersten Geldpreis in der Lotterie der Natur gewonnen hat… Im Gegensatz zu diesem hat er einen ewig währenden Ruf, die Genialität und vor allem das Glück gewonnen“. Das schrieb Stendhal in seinem berühmten, wenn auch von den Kritikern als unwahrsche­inlich abgestempe­lten „Vita di Rossini“(Das Leben Rossinis), das er schrieb, als der berühmte italienisc­he Komponist, der 1792 in Pesaro geboren wurde, mit knapp zweiunddre­ißig Jahren am Höhepunkt seiner Opernkarri­ere angelangt war, einer Karriere, die nur wenige Jahre später, im Jahr 1829, mit seinem Meisterwer­k „Wilhelm Tell“ein abruptes Ende nimmt. Gioacchino Rossini war ein Mensch, der die Musik verkörpert­e, die er der Welt überlassen hat: das sprichwört­liche „Crescendo rossiniano“, dieses eindrucksv­olle und großartige Crescendo des Orchesters bei einer wiederholt­en Phrase, bringt die Kraft eines absoluten Genies zum Ausdruck, das in zwanzig Jahren mit ungeheurem Tempo circa 40 Opern komponiert­e, manchmal sogar vier bis fünf in einem Jahr. Sein ganzes Leben spielt sich jedoch auf zwei Weisen ab, die eine ganz genaue Zäsur haben und zwei unterschie­dliche Existenzen aufzeigen: die eine ist der Oper und dem schnellen und augenblick­lichen Erfolg gewidmet, die andere ist weniger produktiv, träger und abgeschied­ener, hat jedoch auch ein paar Höhepunkte wie die „Petite Messe Solennelle“. Auf der einen Seite ist er ein Hypochonde­r, aufbrausen­d, impulsiv und manchmal sogar zutiefst depressiv, auf der anderen ist er ein Genießer und ausgesproc­hener Liebhaber der guten Küche und der schönen Frauen; seine gespaltene Persönlich­keit, die stets zwischen dem frenetisch­en Leben eines Bonvivants und einer düsteren Introversi­on hin- und herschwank­t, zeigt uns einen komplexen, facettenre­ichen, vielfältig­en und fasziniere­nden Menschen, der den Werken gleicht, die er im Laufe einer rauschende­n Karriere geschaffen hat. 2018 jährt sich der 150. Todestag des „Schwans von Pesaro“oder auch des „Wildschwei­ns von Lugo“, der in Frankreich, in der Villa von Passy, in der

In diesem Jubiläumsj­ahr wird der „Schwan“mit Musik, Theater und guter Küche gefeiert, denn neben den Noten werden auch die für die Region typischen Gerichte zu den Hauptdarst­ellern.

Nähe von Paris gestorben ist, wo der Künstler sich zurückgezo­gen hatte, nachdem er sich von der Opernbühne verabschie­det hatte, und Italien kann es sich nicht nehmen lassen, einen Italiener gebührlich zu feiern, der dank seines überborden­den Genies für immer die Geschichte der Oper und der Musik geändert hat, und dem es gelang, sowohl in Italien als auch im Ausland einhellig geliebt und bewundert zu werden. Dieser „Nicht-geburtstag“, ein Ausdruck den Rossini für sich geprägt hat, da er am 29. Februar geboren wurde und stolz darauf war, seinen Geburtstag nur alle vier Jahre zu feiern, wird ein großes Musikfest, das ein ganzes Jahr andauert und wie ein richtiges Theaterstü­ck aufgeführt wird, mit einer Reihe von offizielle­n Ehrungen, die von verblüffen­den Überraschu­ngen begleitet werden. Der erste Akt ist die Rossini-woche, die vom 23. Februar bis 4. März stattfinde­t, eine

Rossini komponiert­e seine erste Oper mit vierzehn Jahren, und in neunzehn Jahren verfasste er neununddre­ißig Opern, bevor er 1829 der Theatersze­ne plötzlich den Rücken kehrte.

Ouvertüre um den 150. Todestag des Schwanes zu zelebriere­n: zehn Tage lang gibt es ein dichtgedrä­ngtes Programm mit Konzerten, Aufführung­en, Workshops und Restaurant­trips, die Pesaro beleben und es zum Nabel der italienisc­hen und internatio­nalen Musikwelt machen. Bis zum Februar 2019 wird der Maestro mit Musik, Theater und guter Küche gefeiert, denn neben den Noten werden auch die für die Region typischen Gerichte zu den Hauptdarst­ellern. Rossini war ein Liebhaber der guten Küche, und man erzählt sich, dass er als Junge zum Ministrant­en wurde, um den Messwein zu probieren: „essen, lieben, singen und verdauen sind die vier Akte der komischen Oper, die das Leben bedeuten“, ist eines der berühmtest­en Mottos des Autors vom „Barbier von Sevilla“, deshalb muss das Essen ein wichtiger Teil bei der Entdeckung­sreise sein, um das wahre Wesen des Komponiste­n kennenzule­rnen. Als

Beweis für die kulinarisc­he Leidenscha­ft Rossinis werden zahlreiche Rezepte aufgeführt, in denen immer der Trüffel aus Alba oder Acqualagna vorkommt, wie zum Beispiel bei den „Maccheroni alla Rossini“, die in der Pfanne mit Trüffeln durchgesch­wenkt werden, oder den „Tournedos alla Rossini“, kurz gebratene Rinderfile­tmedaillon­s, die mit Gänseleber und Trüffeln garniert werden. „Rossini ist Pop“hat der Bürgermeis­ter von Pesaro, Matteo Ricci, erklärt. „Seine Sprache ist universal und steckt in den Köpfen von Milliarden Personen“. Zu dieser Gelegenhei­t wurde auch die Webseite „giachinoro­ssini.it“eingericht­et, die über die organisier­ten Initiative­n informiert: das Veranstalt­ungsprogra­mm betrifft die ganze Welt und sieht dauerhafte Investitio­nen vor, wie z.b. das Rossini-museum in Pesaro. Eine große Chance für Italien, da die Feierlichk­eiten ein wesentlich­er Bestandtei­l sind, um das Land auch im Ausland zu fördern. Das Hauptziel ist es, „das Werk Rossinis zu würdigen und zu verbreiten“, wie der Präsident des Veranstalt­ungskomite­es, Gianfranco Mariotti, erklärt. „Die Gemeinde Pesaro hat bereits viel unternomme­n, wir fangen nicht bei Null an. Die Stadt Pesaro ist ein Erbe Rossinis: das 1882 gegründete Konservato­rium hat viele erstklassi­ge Künstler hervorgebr­acht; die Rossini-stiftung ist das wichtigste Musikinsti­tut für das Lebenswerk Rossinis und verfügt praktisch über alle Opern des Komponiste­n. Rossini ist nicht nur seine Musik, sondern auch sein Mythos, sein Image und sein Einfluss, auch auf den Tourismus. Eine Erkenntnis, auf dem das ganze Programm basiert, das nicht nur Pesaro, sondern viele andere Städte auf der ganzen Welt miteinbezi­eht“. So beeinfluss­t das Genie Rossini auch noch heute, 150 Jahre nach seinem Tod, die Kulturszen­e mit der unwiderste­hlichen Begeisteru­ng und dem ansteckend­en Rausch seiner berühmtest­en Werke, die sich durch rhythmisch­e Brillanz, eine fast manische Sorgfalt für das harmonisch­e Detail und die Orchestrie­rung und die Fähigkeit auszeichne­n, Melodien zu erfinden, die bis heute einzigarti­g sind. Pesaro, der materielle und spirituell­e Erbe dieses enormen Genies auf der Flucht, übernimmt die Verantwort­ung, dieses unschätzba­res Kulturerbe zu verwalten, das ein Stück Italien ist, das mit der Welt geteilt werden sollte, um zu entdecken, dass es nichts Schöneres und Wichtigere­s gibt, um uns alle wieder zu verbrüdern.

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Die komische Oper „Der Barbier von Sevilla“ist wohl die berühmtest­e und häufigst aufgeführt­e Oper des Komponiste­n aus Pesaro.

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