NÄCHSTE STATION: PARMA
Die Madonna von San Girolamo del Correggio, die türkische Sklavin von Parmigianino, La Scapigliata (Kopf eines Mädchens) von Leonardo da Vinci, die Kathedrale Santa Maria Assunta oder das Baptisterium von Antelami: es fällt nicht schwer, zu verstehen, weshalb Parma die italienische Kulturhauptstadt 2020 ist.
Mehr als alle anderen Städte stand Parma im Mittelpunkt der Schicksale von Staaten und Familien in ganz Europa. Parma liegt an der Via Emilia, der antiken Römerstraße, die die Emilia Romagna teilt und die die Adriaküste mit Piacenza, an der Grenze zur Lombardei, verbindet. Parma, die Stadt der Herzöge, Parma, die italienische Kulturhauptstadt. Die Stadt hat sich diese Auszeichnung dank ihrer „beispielhaften und erstklassigen regionalen Kulturprojekte“verdient. Dies ist die Begründung der Expertenjury unter dem Vorsitz von Stefano Baia Curioni, Dozent an der Mailänder Universität Bocconi und Experte für die Wandlungsprozesse in den Systemen des kulturellen Schaffens. Jedes Jahr wird eine italienische Stadt von sieben Experten, die vom Ministerium für Kultur und Tourismus ernannt werden, aufgrund ihrer aktuellen kulturellen Entwicklung und ihrer Projekte für die Zukunft ausgewählt. Diese sich ausdehnende Initiative zielt darauf ab, die Kulturgüter und Landschaftspflege einer Stadt zu würdigen, wie auch die Dienstleistungen im Tourismusbereich zu verbessern und auszuweiten. Das Projekt von Parma betrifft auch die allgemeine Aufwertung des Herzogtums, das besonders reich an künstlerischen, kulturellen und, wie wir noch sehen werden, gastronomischen Aspekten ist. Diese Region Norditaliens hat übrigens ein besonders lebhaftes kulturelles Leben: Bologna ist in dieser Hinsicht eine der wichtigsten Städte Italiens, gefolgt von Modena und eben Parma. An diesem Punkt bleibt uns nichts anderes übrig, als eine ideelle Reise in die zukünftige italienische Kulturhauptstadt zu machen, um die Stadt, ihre Monumente und ihre Kunstwerke kennenzulernen, die nicht nur jetzt im Mittelpunkt Parmas stehen, sondern umso mehr in den kommenden Jahren. Unser Besuch von Parma beginnt an der Piazza Garibaldi, dem Zentrum der Stadt, wo der Reisende bereits den ersten Eindruck der architektonischen und kulturellen Schönheiten bekommt. Der Palazzo del Governatore beherrscht den Platz mit seinen barocken und neoklassischen Formen. Der Palazzo, der Ende des 13. Jahrhunderts erbaut wurde, hatte im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Funktionen: ursprünglich war er als „Palazzo die Mercanti“
(Haus der Kaufleute) geplant, später wurde in dem Gebäude die Stadtverwaltung untergebracht. Nachdem der Palazzo mehrmals restauriert wurde, ist er heute der Sitz von wechselnden Ausstellungen über moderne und zeitgenössische Kunst. Eine kleine Kuriosität: in der Mauer des Palazzos, an der Ecke zwischen Piazza Garibaldi und Strada Cavour steckt noch heute der „Mattone di Parma“, eine antike Maßeinheit der Baumeister Parmas. Der Platz wurde nach dem Standbild Garibaldis benannt, das seit 1893 den Platz beherrscht und über das Geschehen der Umgebung blickt. Das Monument des Helden der zwei Welten hat die ursprüngliche bourbonische Statue Ara Amicitiae ersetzt, die sich seit 1769 auf dem Platz befand. Die Piazza selber ist ein Gemisch aus Geschichte und Tradition, deren Ursprünge bis in die Zeit der antiken Römer reicht, als die Via Emilia um 190 v.chr. angelegt wurde.
Eine ideelle Reise durch die zukünftige Kulturhauptstadt Italiens, um die Stadt, die Monumente und die Kunstschätze Parmas kennenzulernen
Kunstliebhaber sollten unbedingt die Basilika San Giovanni Evangelista besichtigen. Die Kirche ist mit einem Freskenzyklus von Correggio ausgemalt, der um 1520 datiert wird. Darunter befinden sich auch die Werke, die die Kuppel verzieren, wie die „Visione di San Giovanni a Patmos“, auch bekannt unter dem Namen „Ascensione di Cristo tra gli apostoli“. Wenn man heute durch die Straßen Parmas mit seinen Kunstwerken und „noblen“Gebäuden schlendert, kann man, wie fast nirgend woanders auf der Welt, den Hauch der Geschichte ganz tief einatmen. Bei einem Rundgang durch Parma sollte man unbedingt auch den imposanten Palazzo della Pilotta im Stadtzentrum besichtigen, dessen Namen von dem baskischen Pelotaspiel abstammt, das die spanischen Soldaten im Innenhof des „Guazzatoio“spielten, wie man das Pelota ursprünglich nannte. In der Galleria Nazionale di Parma befindet sich eines der Meisterwerke von Leonardo da Vinci: „La Scapigliata“, ein Tafelbild, das ihn den vergangenen Jahrhunderten im Besitz einiger berühmter Familien war, wie
den Gonzagas oder der Familie d’este. Das Gemälde aus dem frühen 16. Jahrhundert ist ein unvollendetes Werk des berühmten Künstlers und eines der faszinierendsten Exponate des Museums. Auch die Musik spielt eine äußerst wichtige Rolle in der Geschichte Parmas, der Geburtsstadt des italienischen Dirigenten Arturo Toscanini. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum, das, neben der Casa della Musica im Palazzo Cusani, unschätzbar wertvolle Ausstellungsstücke aus der italienischen und internationalen Musikgeschichte besitzt. Musikliebhaber sollten sich auch nicht das Opernhaus Teatro Regio entgehen lassen, das zwischen 1821 und 1829 von dem Architekten Nicola Bettoli erbaut wurde und zu den wichtigsten Opernhäusern Italiens zählt. Parma, die Wiege einer Vergangenheit voller Leben und Kultur, mit seinen faszinierenden kleinen Künstlervierteln, seinen romanischen Monumenten und kraftvollen Kunstwerken wird auch heute noch geschätzt und geehrt, wie 2015, als es von der UNESCO, als erste italienische Stadt, den Titel „Stadt der kreativen Gastronomie“erhielt. Die gute Küche ist übrigens eine ihrer Stärken und man kann nicht umhin, die typischen traditionellen Lebensmittel aufzuzählen, wie den Parmigiano Reggiano, den Parmaschinken, den Culatello di Zibello, die Salame Felino oder die Spalla di San Secondo, aber auch wichtige Produkte der Konservenund Nudelindustrie. Dazu gesellen sich die Steinpilze aus dem Val Taro, der schwarze Trüffel aus Fragno und die unvergleichlichen Weine aus der Gegend um Parma.
Unmöglich kann man darauf verzichten, diese Spezialitäten zu kosten, die geschaffen wurden, um Herzöge und Barone zu befriedigen, und die dank der Bemühungen und der Leidenschaft der Hersteller und Gastronomen ihren Geschmack durch die Jahrhunderte hindurch beibehalten haben.
Eines der besten Restaurants, um eine gute Mahlzeit zu genießen, ist sicherlich das PARIZZI, ein Sternerestaurant, das die klassische italienische und internationale Küche neu interpretiert. www.ristoranteparizzi.it
Wenn man die wahre Küche der Emilia probieren will, muss man unbedingt in das L’ANTICA CORTE PALLAVICINA, eine Sternerestaurant unter der Leitung des Küchenchefs Massimo Spigaroli, der die traditionsreichen Spezialitäten der Region anbietet. www.anticacortepallavicinarelais.it
In Parma kann man die typischen Gerichte aber nicht nur in den teuren Restaurants finden, sondern auch in den Trattorien und kleinen Lokalen, die die Stadt bevölkern und beleben. Für Liebhaber von Bioprodukten gibt es den RURAL MARKET, der saisonbedingte Spezialtäten aus der Gegend anbietet. Würste vom schwarzen Schwein mit Riccio-tomaten aus Parma, Käse aus roher Milch der Bardigiana-kuh und der Butternusskürbis sind nur einige Produkte, die man auf diesem charakteristischen Markt kaufen kann. www.rural.it
Die TRATTORIA AI DUE PLATANI oder das RESTAURANT COCCHI sind zwei weitere Lokale, in denen man die echte Traditionsküche der Emilia serviert bekommt. Ai Due Platani: Strada Budellungo 104/A I - 43123 Parma
Tel: +39 0521 645626 Ristorante Cocchi: Via Gramsci 16/A
I – 43126 Parma
Tel: +39 0521 981990 www.ristorantecocchi.it