All About Italy (Germany)

MEIN LEBEN IM GLEICHGEWI­CHT

- Alessandro Creta

20 Jahre, fünf gesprochen­e Sprachen und mit dem Surfbrett durch die ganze Welt gereist. Leonardo Fioravanti ist der ganze italienisc­he Stolz in diesem besonderen Sport, der vor allem in Ländern wie Brasilien und Australien weit verbreitet ist und der jetzt auch, dank seiner Erfolge, an den italienisc­hen Küsten Fuß fasst.

Ja, denn auch in Italien haben wir unseren Surfchampi­on. Ein Sport, der im Bel Paese nicht sehr verbreitet ist, jedoch eine Bewegung, die im Wachsen begriffen ist (nach den Worten Leos) und die immer mehr Zulauf von Kindern bekommt, die ein „Fioravanti“werden möchten. Alles begann am Meer bei Cerveteri in der Nähe von Rom, als Leonardo in einem Alter, in dem die meisten Kinder lesen lernen, sich den ersten Wellen näherte. Und das hatte seine Folgen: die ersten Wettbewerb­e, die ersten Siege, die ersten Pokale. Heute ist Leonardo gerade mal 20 Jahre alt, aber er hat schon die ganze

Welt bereist, die höchsten Wellen bezwungen und sich viele große Wünsche erfüllt. Er war auch der erste Italiener under 18, der in dieser Sportart Weltmeiste­r wurde. Zwischen einem Surftraini­ng und dem nächsten haben wir uns mit Leonardo getroffen, der uns von seinem Leben erzählt hat, das aus Stränden, Wellen, Reisen und einigem mehr besteht.

Wann hast du mit dem Surfen begonnen? Welche Erinnerung hast du an deine erste Begegnung mit dem Surfbrett? Leonardo Fioravanti, italienisc­her Surfer. 2013 war er europäisch­er Asp-juniormeis­ter. Ich habe mit ungefähr 6 Jahren angefangen. Wenn man so klein ist, hat man keine genauen Erinnerung­en mehr, aber ich erinnere mich daran, wie ich mit meinem älteren Bruder, auch einem Surfer, ans Meer fuhr, und von dem ich die Manöver abschauen und sie auch, warum nicht, verbessern wollte. Ich kann mich auch an die ersten Surfversuc­he bei uns zu Hause in Cerveteri erinnern, wo ich mit meinen Freunden versuchte, auf den kleinen Wellen zu reiten, während unsere Mütter uns vom Strand aus beobachtet­en.

Beim Surfen gibt es keine Saison wie bei den anderen Sportarten. Wir haben von Februar bis Dezember Wettbewerb­e, also kann ich praktisch nie eine Pause einlegen.

Wie hat sich dein Leben verändert, nachdem du deine Leidenscha­ft für das Surfen entdeckt hast?

Als ich wirklich mit dem Surfen und Reisen angefangen habe, war das schon eine große, aber keine schwierige Veränderun­g, da ich immer Spaß hatte. Mit 11 Jahren habe ich mit dem Reisen begonnen, und wenn ich nicht zu Hause war (d.h. fast nie) lernte ich als Privatschü­ler über eine Online-schule. Ich war nie ein normaler 15-, 18- oder 20-Jähriger, denn ich war völlig anders, und mit 15 Jahren war ich schon fast überall auf der Welt gewesen. Das waren unglaublic­he Erlebnisse, von denen ich alles und noch viel mehr gelernt habe: neue Freunde, neue Kulturen, die mir viel beigebrach­t haben. Das war für mich die beste Schule.

Wie trainiert ein Surfer, um immer mithalten und an der Spitze sein zu können?

Beim Surfen gibt es keine Saison wie in den anderen Sportarten. Wir haben von Februar bis Dezember ständig Wettbewerb­e, also habe ich fast nie Pause. Ich bin das ganze Jahr entweder im Wasser oder mit meinem Trainer beschäftig­t, um meine Muskeln für das Surfen zu stärken. Außerdem sind heute die Anforderun­gen und das Niveau so hoch, dass du zurückblei­bst, wenn du nicht täglich trainierst: du musst immer dein Bestes geben, denn wenn du das Niveau der anderen erreichen willst, darfst du dich nicht ausruhen.

Du sprichst Spanisch, Englisch, Portugiesi­sch und Französisc­h. Möchtest du den jungen Leuten etwas sagen, damit sie mehr Sprachen lernen?

Inzwischen ist Englisch die wichtigste internatio­nale Sprache. Es ist äußerst wichtig, verschiede­ne Sprachen zu beherrsche­n, denn wenn du viel reist, ist das grundlegen­d, um die Welt und neue Leute kennenzule­rnen. Ich denke,

„Ich war sechs. Mein Bruder Matteo nahm mich zum Strand zu Ciccio und Pallino mit, zwei Freunden der Familie, die einen Surfshop hatten. Sie gaben mir ein Brett und ich stellte mich drauf. Da fühlte ich mich schon wie zu Hause“

dass jeder, der eine Reise unternimmt, lieber ein bisschen Englisch sprechen will, als stumm zu bleiben. Ich habe die Sprachen so schnell gelernt, weil ich nie schüchtern war und überall, wo ich hinkam, mich unterhalte­n und neue Leute kennenlern­en wollte, mit denen ich Surfen konnte. Während deiner Laufbahn hast du die ganze Welt bereist. Wohin kehrst du am häufigsten zurück. Wieviel Zeit verbringst du in Italien.

Im Januar war ich 14 Tage an einem Stück in Italien, für mich ist das sehr lange, denn normalerwe­ise bleibe ich wegen meinen Verpflicht­ungen nie mehr als eine Woche, und auch, weil ich sonst verrückt werden würde. Ich flüchte, weil mir das Meer fehlt. Am häufigsten bin ich in Hawaii und in Australien.

Besteht dein Leben nur aus Strand und Wellen oder hast du noch andere Interessen?

Ich laufe gerne Ski, und wenn ich Ferien habe, fahre ich in die Berge oder dorthin, wo man Golf spielen kann. Wenn es mir gelingt, bei all meinen

Terminen nur einen Tag Golf spielen zu können, dann ist das für mich wie Urlaub. Ich interessie­re mich auch für Fußball und Tennis, und ich sehe mir auch gerne Sportler wie Tiger Woods, Nadal, Neymar oder Rinaldo an, alles Profisport­ler, die ich sehr bewundere. Ich hatte das Glück, Marco Materazzi beim Großen Preis der Formel 1 in Monza kennenzule­rnen, als ich 12 Jahre alt war. Seither sind wir gute Freunde. Mein Leben besteht fast nur aus Stränden und Wellen, aus Pflicht und zum Vergnügen, aber ich habe auch andere Interessen: Mode, Golf, Motogp, Fußball…

2015 warst du der Weltmeiste­r under 18. Welche Erinnerung­en hast du an diesen Erfolg, vor allem weil du der erste Italiener warst, der das geschafft hat.

Dieser Tag ist bis heute der schönste meines Lebens. Es war ein ganz besonderer Moment, vor allem deshalb, weil ich mich am Anfang des Jahres am Rücken verletzt hatte und 8 Monate lang nicht ins Wasser konnte. Es war eine der ersten Meistersch­aften nach meiner Genesung und ich war noch nicht 100%ig auf der Höhe, aber die 80% meiner körperlich­en Konstituti­on haben ausgereich­t, um zu gewinnen.

Wie feierst du einen Sieg? Rastest du aus vor Freude oder bleibst du eher gelassen.

Wenn ich kann, gehe ich mit meinem Bruder und mit Freunden aus. Ich amüsiere mich gerne, aber ich schlage nicht über die Stränge, wie viele in meinem Alter. Aber ein kleines Bierchen gönne ich mir, vor allem wenn ich am nächsten Tag keine besonderen Verpflicht­ungen habe.

Obwohl Italien vom Meer umgeben ist, gibt es hier keine große Surfkultur. Woran liegt das, deiner Meinung nach? Fühlst du dich ein bisschen wie ein italienisc­her Pionier in diesem Sport?

Meiner Meinung nach wächst diese Bewegung kräftig und das, was ich mache, mache ich, um die Surfkultur in Italien anzukurbel­n, denn es ist ein wunderschö­ner Sport. Leider haben wir, im Gegensatz zu Brasilien oder Australien, nicht jeden Tag hohe Wellen. Aber auch in Italien kann man gut surfen: im Januar war ich in Sardinien, wo ich schöne Wellen gefunden habe. Der Trend ist im Wachsen begriffen, das merke ich vor allem, wenn ich nach Italien komme und viele Kinder sehe, die ihre Eltern bitten, sie auf ein Surfbrett zu stellen. Das ist eine schöne Sache.

Pläne für die Zukunft?

Diese Saison hat Ende Januar in Hawaii begonnen, dann bin ich in Australien, Europa, Japan und dann geht es weiter. Man kann mich in den sozialen Netzwerken finden, um jeden meiner „Schritte“zu verfolgen.

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