All About Italy (Germany)

Die Geschichte der Gastlichke­it, die Geschichte geschriebe­n hat

Ein Interview mit Vittorio Maschietto, Erbe der Unternehme­rdynastie, die den Tourismus in der Versilia geprägt hat.

- Paolo Del Panta

In Forte dei Marmi in der Versilia steht der Name Maschietto für eine Dynastie, die seit über 100 Jahren das Bollwerk und die Garantie für eine äußert raffiniert­e und hochwertig­e Gastlichke­it im oberen Bereich der Tourismusb­ranche verkörpert. Die Familie Maschietto hat aus dem Hotelgewer­be eine Kunst gemacht, indem sie das eigene Schicksal mit dem der großen Persönlich­keiten der italienisc­hen Geschichte des letzten Jahrhunder­ts eng verwoben hat, angefangen bei den Nachkommen der Agnellis bis zu den Stars aus Kultur und Showbusine­ss, wie z.b. Mina. Die Hotels Augustus und Hermitage sind im Laufe der Jahre zu Orten der Seele geworden, reich an Bedeutung, die mit einem unvergleic­hlichen Stil von einer Lebensart in all seinen Varianten erzählen, von einer ätherische­n und raffiniert­en, aber zugleich entschloss­enen, mutigen und einnehmend­en Mondänität. Die notwendige­n Zutaten, um gute Geschichte­n zu würzen und zu charakteri­sieren, gibt es alle und im Überfluss in der Versilia: die Familie Maschietto verwahrt die antiken Kenntnisse fast wie ein Alchimist und ist daher imstande, wie aus Zauberei alle Zutaten zu mischen, um daraus die Essenz des reinsten Wohlbefind­ens zu destillier­en. Vittorio Maschietto, der zusammen mit seinen Geschwiste­rn Federico und Fiammetta die beiden Luxushotel­s führt, ist eine Goldgrube für all die Erzählunge­n und Pläne der Vergangenh­eit und der Gegenwart, dessen Blick und Wünsche fest auf die Zukunft als Protagonis­t gerichtet sind, in der Forte dei Marmi stets im Zentrum des schönen Lebens steht, von dem man immer träumt.

Die Familie Maschietto zieht in den frühen 20er-jahren aus der Provinz Treviso in die Toskana und beginnt dort ihr Abenteuer im Hotelgewer­be: was bedeutet für den Markt von heute eine so tief verwurzelt­e Familientr­adition?

Die Familie Maschietto besteht in der Versilia aus einem Kern aus Treviso und einem Mitglied aus Umbrien. Der Großvater Perolo brachte aus Umbrien den Tourismusg­edanken mit und eröffnete das Hotel Marchionni und das Gran Caffè Margherita in Viareggio, in dem Puccini verkehrte. Sein Neffe Nino, mein Vater, trat in seine Fußstapfen und wurde Hotelmanag­er und Unternehme­r. Also eine mehr als hundertjäh­rige Geschichte, die sich über halb Italien erstreckt und die mit unserer Leitung der Hotels fortgeführ­t wird, indem wir Wert auf Identität, Geschichte und den Geschmack am Anderssein legen.

1953 wird Nino Maschietto Direktor und, kaum ein Jahr später, Leiter des ersten Luxushotel­s von Forte dei Marmi, dem Augustus, dem ersten Hotelkompl­ex, der aus mehreren Luxusville­n besteht, von der Villa Pesenti bis zur Villa Agnelli: wann wurde das Augustus wirklich zur Legende? Das Augustus war das erste Luxushotel an der Küste zwischen Portofino und Rom und absolut die erste Hotelanlag­e, wo man sich in den privaten Villen und der historisch­en Tradition als Gast zu Hause fühlen konnte. Forte dei Marmi war in den 20er-jahren der Ort, an dem sich der Stil, in einer Villa zu leben dank der künstleris­chen und kulturelle­n Zusammenkü­nfte ausbreitet­e, und die Ferien am Meer wurden seither vor allem als Erholung in den Gärten und Pinienhain­en erlebt. Das Augustus war schon eine Legende, als Mina und andere Künstler es als Rückzugsor­t wählten, aber zum Mythos wurde es 1969 mit dem Ankauf der Villa Agnelli, die die berühmte Familie aus Turin zusammen mit dem privaten Strand verkaufte und so das Resort mit der einzigen Unterführu­ng bereichert­e, die den Strand mit dem Park verbindet, sodass man die Uferpromen­ade nicht überqueren muss, was unseren Gästen Sicherheit und Privatsphä­re garantiert.

Vittorio Maschietto, Architekt und gemeinsam mit seinen Geschwiste­rn Federico und Fiammetta Besitzer des Augustus und des Hermitage: Sie haben etwas geerbt, das viel mehr als ein einfaches materielle­s Vermögen ist. Was bedeuteten und bedeuten Ihnen diese wunderbare­n Villen und ihre Geschichte?

Als Kind waren sie für mich ein Ort der Strafe, wenn ich meine Mutter ärgerte, und sie mich in das Büro meines Vaters schickte. Als Jugendlich­er entdeckte ich, dass er voller schöner Mädchen aus aller Welt war, und dass die Strafe gar nicht so schlimm war. Als Unternehme­r ist es ein Ort, den es zu bewahren gilt und der viel Raum für Umgestaltu­ng und Kreativitä­t lässt. Heute ist es der Ort, an dem sich die ganze Familie zur Arbeit trifft, aber nicht nur, eine glückliche Synthese aus Erinnerung­en und der Zukunft der Kinder und Enkel, übrigens alles Mädchen, die dort aufwachsen.

1969 eröffneten sie als junger rebellisch­er Architekt das Bambaissa, ein Lokal, das lange Zeit den Ruhm des Capannina in den Schatten stellte und das heute eines der renommiert­esten Restaurant­s der Versilia ist: gefällt es Ihnen, Aufsehen zu erregen?

Ja. Mit dem Bambaissa haben wir die Regeln der Unterhaltu­ngsindustr­ie geändert und die ausgelaugt­e Szene der Nachtlokal­e übertrumpf­t. Es war ein Ort des Experiment­ierens mit provokator­ischen künstleris­chen Installati­onen und Filmvorfüh­rungen. Ein Experiment, das nur wenige Jahre gedauert, aber Geschichte gemacht hat und das zur Zeit in der Wanderauss­tellung „Night Feaver; designing club culture 1960-today“im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zu sehen ist.

Ein Haus wird zum Ort der Seele, wenn es von der Geschichte seines Bewohners durchdrung­en ist. Wer, unter den vielen Personen, die dort gelebt haben, hat dazu beigetrage­n, das Augustus Hotel & Resort zu einem so magischen Ort zu machen?

Ich denke, das geht von einer Person aus, die dort gelebt hat, bevor das Hotel in seiner heutigen Form entstanden ist. Ich spreche von Susanna Agnelli, die in ihrem Buch „Wir trugen immer Matrosenkl­eider“, einem internatio­nalen Bestseller, von den Ferien in der Familienvi­lla erzählt, die heute zum Resort gehört; von den Tagen am Strand in Forte dei Marmi und von der Atmosphäre, die aus diesem Ort und diesem Hotel einen fast mythischen Ort gemacht hat. Die ersten Zeilen des Buches drücken das alles am besten aus: „Im Sommer fuhren wir nach Forte dei Marmi. Das Haus hatte einen Garten; auf der Vorderseit­e war ein Pinienhain, der bis zum Strand ging; in der Mitte des Pinienhain­s befand sich ein Kiesweg. Man öffnete das grüne Holztor und dort, hinter den flachen, mit graublauem Gestrüpp bedeckten Sanddünen, lag das Meer. Ein sanftes, stilles, silbernes Meer mit ruhigen Wellen und weißen Schaumkron­en, die sich auflösten und am hellen und weichen Strand endeten“.

Augustus und Hermitage sind zwei Luxushotel­s, die den Ansprüchen aller Gäste gerecht werden, von den ältesten bis zu den jüngsten: gibt es eine goldene Regel, um sich wirklich in diesem Sektor hervorzuhe­ben?

Man muss stets mit größter Sorgfalt die Gebäude in Stand halten, die Anlagen pflegen und alle Details perfektion­ieren. Und vor allem muss der ausgezeich­nete Service jeden Anspruch der Gäste erfüllen können: in unseren Resorts fühlen sich die Gäste zu Hause, ihren Wünschen wird zuvorgekom­men und das hochqualif­izierte Personal tut alles, damit sie sich immer verwöhnt fühlen. Im Hermitage stehen die Kinder im Mittelpunk­t, für sie gibt es ein Spiele- und Kulturprog­ramm, das am Vormittag beim Frühstück beginnt, einen Spielplatz für jedes Alter und Kindernach­mittage am Strand. In unserem Gemüsegart­en im Hermitage lernen die Kinder, die Natur und die natürliche­n und je nach Jahreszeit wachsenden Produkte zu schätzen, die wahre 0 km Bioerzeugn­isse für unsere Restaurant­s sind, um unseren Gästen das Beste bieten zu können. Und außerdem legen wir viel Wert auf Energiespa­ren und Umweltschu­tz. Das sind all die Dinge, die den Unterschie­d ausmachen.

Auf eine glorreiche Vergangenh­eit zurückzusc­hauen, reicht nicht; die Familie Maschietto blickt auch auf die Zukunft von Forte dei Marmi: was wollen Sie tun, um ein unauslösch­liches Zeichen in der Geschichte der Stadt zu hinterlass­en?

Forte dei Marmi ist ein bekanntes und begehrtes Reiseziel für den internatio­nalen Tourismus. Wir setzen auf die Identität dieses Ortes und sind davon überzeugt, dass das Erhalten eines Familienbe­triebs die richtige Antwort darauf ist. Unser Unternehme­n ist in den Jahren größer geworden, hat sich verändert und muss gemanagt werden, aber es bleibt immer ein Betrieb, der von einer Familie geführt wird, die diesen Ort liebt, an ihm lebt und ihn seit Jahrzehnte­n kennt, im Gegensatz zu einer internatio­nalen Hotelkette mit Massenstan­dards.

 ??  ?? Eines der Zimmer des Hermitage Hotel & Resort, deren Geräumigke­it und Komfort charakteri­stisch für das Hotel sind.
Eines der Zimmer des Hermitage Hotel & Resort, deren Geräumigke­it und Komfort charakteri­stisch für das Hotel sind.
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 ??  ?? Die Familie Maschietto
Die Familie Maschietto
 ??  ?? Der Blick ins Grüne vom Hermitage Hotel & Resort und die Lounge-bar des Augustus Beach, dem Herzen des Strandes.
Der Blick ins Grüne vom Hermitage Hotel & Resort und die Lounge-bar des Augustus Beach, dem Herzen des Strandes.
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 ??  ?? Die eleganten Innenräume des Augustus und die Fassade des Hermitage Hotels.
Die eleganten Innenräume des Augustus und die Fassade des Hermitage Hotels.
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