FABIO VIALE EMOTIONEN AUS MARMOR
Tätowierte Statuen, Reifen, die Pietà mit einem schwarzen Christus, ein 253 kg schweres Boot, das fahrtüchtig ist: Viale bearbeitet seit über zwanzig Jahren Marmor und verleiht dem Material Leichtigkeit und Leben. Die Geschichte eines visionären Künstlers
Verunsichert, verblüfft, regt zum Nachdenken an. Die Kunst Fabio Viales lässt einen nicht gleichgültig: das Material ist seine Herausforderung, die Transformation sein Streben. Viale setzt sich keine Grenzen, aber er nähert sich dem Marmor mit dem Bewusstsein an, in ihm alle Möglichkeiten zu finden. Exzentrisch, vielleicht, provokatorisch, wenn es sein muss: Fabio Viale – Bildhauer seit seinem 16. Lebensjahr – steuert sein Talent mit der Reife einer Person, die weiß, dass Kunst nicht nur daraus besteht, hinter einer Vitrine zu stehen, sondern dass man die Scheiben zertrümmern muss, um sich dem Betrachter mit einer Botschaft zu präsentieren.
Die Kunst muss etwas aussagen, sie ist nicht dazu da, zu schweigen. Dieses Kommunikationsinstrument findet Fabio Viale im Marmor, in seiner Härte und scheinbaren Statik: in seinen Händen wird die Schwere leicht, die Härte modellierbar und die Skulptur bekommt eine Seele. Seine Sprache ist ein Widerspruch in sich selbst, was jedoch nicht Gegensatz, sondern Vollständigkeit bedeutet. Fabio Viale, der in der Provinz Cuneo im Piemont geboren wurde, hat sich während seiner Schulzeit auf dem Kunstgymnasium für den Marmor entschieden, nachdem sein Lehrer, der sah, wie geschickt er Ton modellierte, ihm ein Stück Marmor vorlegte: da entdeckte er die Schönheit, die Körperhaftigkeit und die notwendige Kompatibilität, um eine intime und uneingeschränkte Zweierbeziehung aufzubauen. Um den Beruf zu erlernen ging er in eine Werkstatt und versuchte, aus dem Marmor seinen Unterhalt zu ziehen. In den ersten Jahren arbeitete er alleine, vor allem als Restaurator und „Fälscher“: wenn ein Handwerker zum Beispiel eine Statue benötigte, die wie aus dem 18. Jahrhundert aussah, machte er sie. Der Besuch der Accademia Albertina in Turin zeichnete seinen Werdegang vor, aber den wahren Beruf erlernte er nicht, während er „die Schulbank drückte“, sondern bei den Handwerkern. Den Durchbruch hatte er wahrscheinlich, als er die Bekanntschaft des New Yorker
In seinen Händen wird die Schwere leicht, die Härte modellierbar und die Skulptur bekommt eine Seele. Seine Sprache ist der Widerspruch in sich selbst, was jedoch nicht Gegensatz, sondern Vollständigkeit bedeutet.