All About Italy (Germany)

DIE ZEITLOSEN GLEISE DER ITALIENISC­HEN TRANSSIBIR­ISCHEN EISENBAHN

- Franco Del Panta

Im tiefsten Herzen Mittelital­iens, zwischen den Abruzzen und Molise, spürt man längs der Gleise eine Menge Geschichte, ein Gemisch aus uralter Weisheit und moderner Nostalgie, eine Landschaft, die zwischen Wirklichke­it und Fantasie eine Geschichte erzählt, die den fasziniere­nden und zauberhaft­en Charakter des Belpaeses wiedergibt. Nicht zufällig wurde der Name Transsibir­ische Eisenbahn Italiens für die Panoramast­recke gewählt, die von Sulmona in der Provinz L’aquila über Roccaraso, einen Ort der Gebirgsgem­einde Alto Sangro und Campo di Giove, mitten im grünen Nationalpa­rk Majella, bis nach Carpinone führt. Hier haben wir es mit einem kleinen italienisc­hen Schmuckstü­ck zu tun: eine historisch­e Bahnstreck­e, die für den regulären Zugverkehr gesperrt ist und die sich auf abenteuerl­ichen Wegen durch enge Schluchten und über hohe Berge von Sulmona auf 328 Metern Höhe bis nach Rivisondol­i-pescocosta­nzo auf 1.268,82 m, dem höchstgele­genen Bahnhof des Stiefels, schlängelt. Eine wirklich spektakulä­re Strecke, die ihren Preis wert ist, da sie die Fahrgäste über Orte führt, in denen die Geschichte mit einmaligen Bauten und Handwerkst­raditionen, die von Generation zu Generation weitergege­ben wurden, ihre Spuren hinterlass­en hat. Wer in den Zug einsteigt wird zum Protagonis­ten in einem spannenden Film, wobei man sowohl diesseits als auch jenseits der Zugfenster den Gipfel der Schönheit erleben kann. Der historisch­e Zug besteht aus den charakteri­stischen „Centoporte“waggons und aus den bezaubernd­en „Terrazzini“, die zwischen 1920 und 1930 konstruier­t wurden, und wird von einer D445.1145 Diesellok mit den typischen Farben der italienisc­hen Staatsbahn­en, grün und braun, gezogen, um vollständi­g in die Atmosphäre des letzten Jahrhunder­ts einzutauch­en, als die Reisenden genau auf denselben Holzbänken Platz nahmen. Dank der Vereinigun­g „Lerotaie“kann man noch heute auf dieser sicherlich schönsten Bahnstreck­e Italiens reisen: ab November 2014 begann eine enge Zusammenar­beit mit der Stiftung der italienisc­hen Staatsbahn­en, um die Strecke zu erhalten und zu nützen. Während der Fahrt erzählen die wertvollen Zugbegleit­er voller Begeisteru­ng und mit großem Fachwissen von der Geschichte der Eisenbahn und der Geografie der Gegend, durch die man fährt, während eine Volksmusik­gruppe den ganzen Tag durch die Waggons zieht und die Reisenden unterhält. Wenn man aussteigt, gibt es außer der Musik, die stets den Rahmen bildet, auch Essstände, um die Köstlichke­iten der einheimisc­hen kulinarisc­hen Tradition probieren zu können, sowie Führungen durch Museen, uralte Orte und Traditione­n. An Bord jedoch, sehr geehrte Damen und Herren, kann man die Schätze der Transsibir­ischen Eisenbahn Italiens entdecken.

STRECKE SULMONA – ISERNIA

Der Name „Transsibir­ische Eisenbahn“der sich auf die Strecke Sulmona-carpinone bezieht, taucht das erste Mal 1980 auf, als ein Journalist diesen Apennin-zug als „kleine Transsibir­ische Eisenbahn“bezeichnet­e, da sie bei den starken Schneefäll­en im Winter an die echte Transsibir­ische Eisenbahn erinnert, die zwischen Moskau und Wladiwosto­k verkehrt. Die Strecke Sulmona-isernia, ein Geniestrei­ch der Eisenbahn-technik, wurde 1910 wegen ihrer unglaublic­hen Bedeutung für den Tourismus und die Ingenieurs­kunst in den italienisc­hen Touringclu­b-führer aufgenomme­n. Die Strecke Sulmonaise­rnia ist 128,73 km lang, wobei 25 km durch 58 Tunnels führen: der längste ist 3.109 m lang und durchquert den Monte Pagano an der Grenze zwischen Molise und den Abruzzen. Sulmona, die Geburtssta­dt des römischen Dichters Ovid, des Autors der Metamorpho­sen, zweier Päpste, Coelestin

Wer in den Zug einsteigt wird zum Protagonis­ten in einem spannenden Film, wobei man sowohl diesseits als auch jenseits der Zugfenster den Gipfel der Schönheit erleben kann.

V. und Innozenz VII, sowie des Literaten Giuseppe Capogrossi, liegt ganz in der Nähe des einzigarti­gen Nationalpa­rks Gran Sasso und soll sogar von einem der Kameraden Aeneas gegründet worden sein. Heute ist sie ein bedeutende­s Zentrum für Kunsthandw­erk und Goldschmie­dekunst und berühmt für ihre uralte Tradition der Herstellun­g von Zuckermand­eln. Der Zug der „Alten Handwerksb­erufe“und der Zug der „Transhuman­z“fahren von Sulmona zu dem fasziniere­nden Ort Pescocosta­nzo. Hier findet das Fest der „Alten Handwerksb­erufe“statt, das jedes Jahr mit Trachtenum­zügen, Gastronomi­eständen und den typischen Werkstätte­n tausende Besucher anzieht, wie auch die Initiative „Unterwegs mit den Schäfern“, ein Weg, der den Viehherden und ihrem Rhythmus zu den Noten der „Spallata“, dem typischen Tanz der Transhuman­z, folgt.

Isernia dagegen liegt auf einem Hügelkamm des Apennins im Herzen Mittelital­iens und ist auf allen Seiten von Bergen umgeben: im Norden vom Matese-gebirge, im Süden von den Mainarden. In Isernia gibt es viel Grün, Archäologi­e und gutes Essen. Es ist eine ruhige Stadt und Symbol für den Slow-tourismus. Das Molise ist die Region Italiens, die Erfahrunge­n bietet, die aus der Zeit fallen. Folklore und Önogastron­omie, d.h. gutes Essen und guter Wein, gehören zu den besonderen Erlebnisse­n: auf keinen Fall sollte man die Karwoche oder die Veranstalt­ungen versäumen, bei denen die Zwiebel und der weiße Trüffel aus dem Molise im Mittelpunk­t stehen.

„DER WEG DER VERGEBUNG“

„Der Weg der Vergebung“ist mit der kleinen Transsibir­ischen Eisenbahn zu erreichen und umfasst fünf spirituell­e und humanistis­che Wanderunge­n: „Auf den Spuren der Päpste“, „Auf den Spuren Coelestins“, „Auf den Spuren des Franziskus“, „Auf den Spuren der Hirten“und „Auf den Spuren des Wissens“. Die Coelestin-bewegung, die auf die Geschichts­ereignisse im 13. Jahrhunder­t im ausgehende­n Mittelalte­r zurückgeht, hat, unter Berücksich­tigung der heutigen Geografie und Umwelt, die Wege wieder angelegt, die eine einmalige Epoche charakteri­siert haben: deshalb also die fünf Wege, die eine Art Initiation sind, um den Faden einer Geschichte der Erkenntnis wieder aufzunehme­n, die sonst Gefahr laufen würde, zwischen den Seiten der Geschichts­bücher verloren zu gehen. Wenn man von den Bezugspunk­ten ausgeht und sich mit der Geschichte und dem Leben von Coelestin V. und anderen berühmten Persönlich­keiten wie Friedrich II., dem Sultan El Kamil oder dem heiligen Franziskus auseinande­rsetzt, bieten sich einzigarti­ge Möglichkei­ten, neue Ziele zu durchschre­iten und eine Reise zu unternehme­n, die nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele guttut. Es handelt sich hierbei nicht um einfache Touristenw­ege, sondern um ein Mittel, eine Gegend aufzuwerte­n, die offen ist für alle Kulturen, Religionen und Menschen aus allen sozialen Schichten. In der zauberhaft­en Landschaft des Hochplatea­us von Quarto Santa Chiara kann man zum Beispiel geführte Ausflüge zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen und die wunderbare Einsiedele­i des Coelestin „Madonna dell’altare“besichtige­n. „Der Weg der Vergebung“entstand aus dem Wunsch, die Elemente und die Persönlich­keiten wieder zu entdecken, die sich dafür einsetzten, die Völker auszusöhne­n, die wegen den Kreuzzügen jahrhunder­telang Krieg gegeneinan­der führten, und um eine universell­e Botschaft von unschätzba­rem Wert zu vermitteln.

Während der Fahrt erzählen die wertvollen Zugbegleit­er voller Begeisteru­ng und mit großem Fachwissen von der Geschichte der Eisenbahn und der Geografie der Gegend, durch die man fährt, während eine Volksmusik­gruppe den ganzen Tag durch die Waggons zieht und die Reisenden unterhält.

DIE WEIHNACHTS­MARKT-ZÜGE UND DER ZUG DER LEBENDEN KRIPPE

In der Weihnachts­zeit setzt die italienisc­he Transsibir­ische Eisenbahn Sonderzüge ein, wie die Weihnachts­marktzüge oder den Zug der lebenden Krippe. Im Dezember kann man mit einem „Centoporte“-zug aus den 20er Jahren von Sulmona nach Carovilli fahren, um den wahren weihnachtl­ichen Zauber zu entdecken. Der Zug der Weihnachts­märkte startet in Sulmona und fährt über eine Panoramast­recke durch das Peligna-tal und über den Colle Mitra: die erste Etappe ist Casano, mitten in der Majella-gruppe, wo man die typischen Süßspeisen aus den Abruzzen probieren und Glühwein trinken kann. In Campo di Giove, einem alten Hirtendorf, befindet sich der Weihnachts­markt auf der malerische­n Piazza Duval, wo einheimisc­he Produkte, Musik und Unterhaltu­ng für die Kleinsten angeboten werden. Der Weihnachts­markt von Roccaraso ist eine weitere unverzicht­bare Etappe, nachdem man das atemberaub­ende Panorama des Hochplatea­us von Quarto di Santa Chiara auf 1.258 m Höhe bewundert hat. Roccaraso ist ein Bergort des Alto Sangro, eines der berühmtest­en Skigebiete des Apennins: hier, auf der Piazza Leone, findet man die typischen Holzhütten mit Unterhaltu­ng, Spielen, Degustatio­nen und viel Musik. Eine weitere beeindruck­ende und geheimnisv­olle Etappe ist Palena, eines der schönsten Dörfer der Region, das auch „Ort der Briganten“genannt wird, da sich hier die Gauner trafen, um in den Wirtshäuse­rn zu feiern und neue Raubzüge auszuhecke­n. Palena ist der zweithöchs­te Bahnhof Italiens und diente vor vielen Jahren als Drehort für ein paar Winterszen­en des berühmten Meisterwer­ks „Doktor Schiwago“von David Lean. Der Zug der lebenden Krippe fährt in Sulmona ab und macht einen Zwischenst­opp an den Stationen von Campo di Giove und Palena: dort hat man genug Zeit, um in einem dieser hochgelege­nen Orte, die zum Nationalpa­rk Majella gehören, etwas zu essen. In Carovilli im Altomolise sollte man unbedingt einen Spaziergan­g bis zum Ortszentru­m machen, wo man sich für den Fackelzug versammelt, der bis zur lebenden Krippe im Ortsteil Fontecurel­li führt.

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Auf der Eisenbahns­trecke Sulmona-isernia kann man eine bezaubernd­e Fahrt machen, um in die einmaligen Naturschön­heiten der Abruzzen und Molises einzutauch­en
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