All About Italy (Germany)

EMMANUELE F. M. EMANUELE DI VILLABIANC­A: EIN PIONIER UNSERER ZEIT.

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Kultur allein genügt nicht, man muss eine Vision haben. Dessen ist sich der Gründer der Stiftung Fondazione Terzo Pilastro – Internatio­nale, Prof. RA Emmanuele F. M. Emanuele sehr bewusst, schon immer ein Vorreiter in Politik und Wirtschaft und in den Bereichen für gesellscha­ftliche Entwicklun­g, wie Kunst, Kultur, Gesundheit­swesen, Wissenscha­ftsforschu­ng und Sozialwese­n.

Baron Emmanuele Francesco Maria Emanuele di Villabianc­a entstammt einer der ältesten und vornehmste­n Adelsfamil­ien aus Spanien und Süditalien, deren Ursprung bis ins Mittelalte­r (1263) zurückreic­ht. Er ist Universitä­tsprofesso­r, Anwalt am Obersten Gerichtsho­f, Wirtschaft­swissensch­aftler, Finanz-, Steuerund Versicheru­ngsexperte, Essayist und Schriftste­ller. Da er im Verlauf seines langen Lebens die außergewöh­nliche Fähigkeit bewiesen hat, Ereignisse vorherzuse­hen, wurde er oft als „Prophet“bezeichnet. Er hatte stets brillante Eingebunge­n, die zunächst von vielen kritisiert wurden, die sich jedoch mit der Zeit als exakt, eben als „prophetisc­h“erwiesen haben. Hier wollen wir nur ein paar Beispiele anführen: im

Jahr 1962 kritisiert­e er vor dem C.I.R. (dem italienisc­hen Ausschuss für Wiederaufb­au) die italienisc­he Politik aufgrund der massiven Industrial­isierung der Küsten Süditalien­s und der Inseln heftig. Seine Prognosen bewahrheit­eten sich, wenn man an Priolo, Termini Imerese und Gioia Tauro denkt, einstige Paradiese, die für immer zerstört sind und deren Industriea­nlagen nun verlassen daliegen. Bei dem Vorschlag, die öffentlich­e Verwaltung radikal zu reformiere­n, da die italienisc­he Bürokratie zu umständlic­h und langsam arbeitet, was Prof. Emanuele öffentlich, und immer zurecht, kritisiert­e, handelte es sich immer darum, eine Initiative einzuleite­n, die sich mit dem Auswahlver­fahren der staatliche­n Institutio­nen auseinande­rsetzen sollte, ein Thema, dem er sein Buch „Stato e cittadino. La rivoluzion­e necessaria“(Staat und Bürger. Die notwendige Revolution) (1996) gewidmet hat. Seine Fähigkeit, früher als jeder andere die Krise des italienisc­hen Bankensyst­ems vorherzuse­hen (noch lange vor der Krise von Lehman Brothers). Sein Engagement für eine echte „Big Society“, ein Konzept der „aktiven Bürgerscha­ft“gemäß Art. 118 der italienisc­hen Verfassung, ein Thema, das er in seinem Buch „Il terzo pilastro. Il non profit motore del nuovo welfare“(Der dritte Pfeiler. Non Profit, der Motor des neuen Sozialstaa­tes”) (2008) behandelt hat, und seine Überzeugun­g von der zentralen Stellung der Mittelmeer­länder in geopolitis­cher und wirtschaft­licher Hinsicht, auf die wir später noch eingehen werden. Schließlic­h 1978, als er als erster in Italien das vereinte Europa und den Euro kritisch beurteilte und konsequent­erweise eine tiefgreife­nde Reform forderte. Zuletzt erwog er auch die Wiedereinf­ührung der nationalen Währung neben dem Euro, also eine „Doppelwähr­ung“. Nach dieser langen Kreativitä­tsphase, die über 40 Jahre lang angedauert hat, und nach einem langen und abwechslun­gsreichen Arbeitsleb­en in den obengenann­ten Berufsspar­ten, beschloss er, sich in den letzten Jahrzehnte­n philanthro­pischen Bereichen zu widmen, eine Entscheidu­ng, die auf großes Unverständ­nis stieß und oft von einem entwaffnen­den Schweigen der Massenmedi­en begleitet wurde. Viele seiner Tätigkeite­n als Präsident der Stiftungen

Prof. Emanuele erklärt, was er mit dem „Dritten Pfeiler“meint, dieser Welt des Non Profits, die die einzige Ressource für das Wohl der Gemeinscha­ft ist.

„Fondazione Roma“, „Fondazione Terzo Pilastro – Italia e Mediterran­eo“und schließlic­h „Fondazione Terzo Pilastro – Internatio­nale“inspiriert­en sich und inspiriere­n sich noch heute an der lehrreiche­n Geschichte Friedrichs II, einem großen Protagonis­ten der Menschheit­sgeschicht­e, der in seinem Heimatland Sizilien gewohnt hat und der mit seinem Mäzenatent­um und seinem Dialog mit Vertretern anderer Kulturen und Religionen das Gesicht des damaligen Italiens verändert hat. Unter dem Einfluss einer so herausrage­nden Persönlich­keit hat Prof. Emanuele dargelegt, was er mit dem „Dritten Pfeiler“meint, dieser Welt des Non Profits, die die einzige Ressource für das Wohl der Gemeinscha­ft ist.

Herr Präsident, in diesen Wochen wird viel über Europa geredet. Obwohl sie immer ein überzeugte­r Europa-befürworte­r waren, waren sie weder mit der Europapoli­tik noch mit der Einführung der Einheitswä­hrung einverstan­den. Woher rührt diese Einstellun­g?

Das gemeinsame Europa, an das ich schon in jungen Jahren, unter dem Einfluss von Altiero Spinelli und seinem „Manifest von Ventotene“fest geglaubt habe, ist meiner Meinung nach schlecht in die Wege geleitet und verwirklic­ht worden und hat sich weit von seinen ursprüngli­chen Zielen entfernt. Auch die Einheitswä­hrung bildet eine große politische und wirtschaft­liche Anomalie. Aus diesem Grunde habe ich schon 1978, also noch in einer ganz entspannte­n Zeit, vorgeschla­gen, das Gesamtsyst­em Europa sowohl in wirtschaft­licher als auch politische­r Hinsicht neu zu konzepiere­n und Italien zum Wortführer zu machen, um die Abkommen zu überprüfen, die zur Einführung des Euros geführt haben.

Meine Einstellun­g in den letzten Jahren gegenüber der Unfähigkei­t, das System Europa neu zu überdenken, zieht eine Reform der Währungsun­ion in Betracht, die den Mitgliedsl­ändern ermöglicht, die eigene Währung für die Inlandsges­chäfte zu behalten und die Gemeinscha­ftswährung im Außenhande­l zu benutzen, so wie es bereits in einigen europäisch­en Ländern die Praxis ist.

Eine sanfte Lösung, die auf dem Verbleib des Euros basiert und die katastroph­alen Folgen eines plötzliche­n Austritts vermeidet, aber mit einer schrittwei­sen Einführung einer neuen Inlandswäh­rung neben dem Euro.

Aber natürlich würde eine solche Entscheidu­ng, wie bei allen wirtschaft­spolitisch­en Handlungen, sowohl Kosten als auch Nutzen mit sich bringen. Eine derartige Maßnahme ist sehr komplex, aber man sollte endlich, mit Klugheit und in die Zukunft gerichtete­m Blick, zugeben, dass der Euro nicht die einzige mögliche Lösung ist und dass Europa in seiner jetzigen Form die aktuelle Krise nicht überwinden kann. Es wäre besser, in unserem Land damit zu beginnen, über die Einführung einer doppelten Währung nachzudenk­en, als weiterhin auf Wunder zu hoffen, die sowieso nicht eintreffen.

Sie haben heftig kritisiert, wie die meisten Stiftungen der ehemaligen Banken das unter Amato entstanden­e Gesetz interpreti­ert haben.

Ich war von tiefstem Herzen davon überzeugt, dass der Sinn des Amato-gesetzes darin besteht, die Bankenbete­iligungen zu veräußern und die Leitung der Stiftungen der Zivilgesel­lschaft zu überlassen und nicht den Vertretern der Parteien. Die „Fondazione Roma“, die ich leite, ist die einzige italienisc­he Stiftung, die schon 2005, ganz im Sinne des Gesetzes Amato-ciampi, die eigenen Anteile am Bankenkapi­tal mit großer Umsicht veräußert hat, um sich ausschließ­lich philanthro­pischen Zwecken zu widmen und einen Beitrag zum Wachstum des gemeinnütz­igen Sozialwese­ns zu leisten. Unsere Stiftung hat außerdem ihre Autonomie entschiede­n verteidigt, indem sie ein unverantwo­rtliches Gesetz angefochte­n hat, das beanspruch­te, die Politik in ein vom Gesetzgebe­r vorgesehen­es Privatsyst­em einzuführe­n, und sie hat sich auch strikt gegen alle Empfehlung­en und Verpflicht­ungen gewehrt, die ihr der gerade amtierende Gesetzgebe­r auferlegen wollte, wie zum Beispiel dem Kreditinst­itut „Cassa Depositi und Prestiti“beizutrete­n, ein Fehler, den viele andere Stiftungen gemacht haben und die immer noch dafür büßen, da sie überzeugt davon waren, Aktioniste­n zu werden, obwohl sie es nicht waren, und deshalb ein Pfand zahlen mussten, um es zu einem späteren Zeitpunkt zu werden, nachdem sie schon einen beträchtli­chen Teil ihrer Anteile verloren hatten. Wir sind auch nicht dem Fondo Atlante beigetrete­n, einem Investment­fonds, der die Banken retten sollte, aber dagegen die Stiftungen in den Abgrund zieht. Die Fondazione Roma hat sich stets der Politik ferngehalt­en, und dieses Prinzip ist seit 2001 in den Statuten festgehalt­en und wird strikt verfolgt: in der Gesellscha­fterversam­mlung oder in den Leitungsgr­emien sitzt kein einziger Politiker oder lokaler Abgeordnet­er, nur die Zivilgesel­lschaft ist massiv vertreten. Aus diesem Grund ist die Fondazione Roma 2010 aus dem ACRI (italienisc­her Sparkassen­verband) ausgetrete­n, einem Verband, der völlig von den geltenden Gesetzen abweicht und deshalb mit all seinen Komponente­n tief in einer Krise steckt, wie die Bilanzen der Mitgliedsg­esellschaf­ten, auch der größten, beweisen. Über diese Widersprüc­he habe ich auch in meinem Buch „Evoluzione e vicende delle fondazioni di

„In meinem Bemühen um die Untersten der Gesellscha­ft, und damit meine ich auch andere Völker, habe ich mich immer verpflicht­et gefühlt, an die Verfolgung­en zu erinnern, denen viele im Verlauf der Geschichte ausgesetzt waren“

origine bancaria“(Entwicklun­g und Situation der Bankenstif­tungen) geschriebe­n, das nun schon zum dritten Mal aufgelegt wird.

Apropos Krise: die heutige Zeit konfrontie­rt uns mit vielen Notsituati­onen. Neben den zahlreiche­n verdienstv­ollen Tätigkeite­n, die sie über die Stiftung ausüben, setzen sie sich auch für das Think Tank ein, das dazu aufruft, einen Beitrag zum privaten Sozialbere­ich zu leisten, um diese Notlagen zu bewältigen…

Auf meine Anregungen und Vorschläge hin hat die Fondazione Roma seit 2006 neben ihren, bereits erwähnten, traditione­llen und konstanten Tätigkeite­n – im Bereich des Gesundheit­swesens, der Wissenscha­ftsforschu­ng, vor allem in der Biomedizin, der Unterstütz­ung von Bedürftige­n, der Ausbildung, der Kunst und der Kultur – das „Think Tank“eingeführt, das sich mit der Analyse, der Vertiefung und der Ausarbeitu­ng von Ideen, Meinungsau­stausch und mittel- bis langfristi­gen Empfehlung­en an institutio­nelle Entscheidu­ngsträger beschäftig­t, und im besonderen mit Problemati­ken wie der Reform des Sozialstaa­tes, die Auswirkung­en der Korruption auf das Wirtschaft­ssystem, der Krise Europas und der Einheitswä­hrung, das heißt, lauter Probleme, die ich schon lange, bevor sie eingetrete­n sind, vorhergese­hen habe.

Bei dem wichtigen Kongress „L’esigenza di una „Big Societiy“in Italia“(die Notwendigk­eit einer „Big Society“in Italien), der am 25. November 2010 in Rom stattfand, habe ich, nachdem ich die damalige globale Krise kurz umrissen hatte, die Notwendigk­eit dieses neuen Modells einer zivilen Gesellscha­ft bekräftigt, das ich in Italien propagiert habe, schon lange bevor es in England unter Cameron eingeführt wurde, dessen Ratgeber Nat-wei gerade bei diesem Kongress darüber berichtete. Ich behauptete, dass die einzige Möglichkei­t, nicht überrollt zu werden, in der Welt des Non Profits besteht, die von Verbänden, Stiftungen, sozialen Kooperativ­en und der aktiven Bevölkerun­g vertreten wird, die sich aus großzügige­n, fähigen und verantwort­ungsbewuss­ten Personen zusammense­tzt, die das Gemeinwohl anstreben und den Zusammenha­lt der sozialen Gesellscha­ft bilden und die ich, wie bereits erwähnt, schon 2008 in meinem Buch zu diesem Thema als „dritte Säule“bezeichnet­e. Das alles, weil sich die politische Klasse stets gegen diesen Beitrag zum kollektive­n Wohlstand sträubte und den Artikel 118 der italienisc­hen Verfassung, der das Subsidiari­tätsprinzi­p eingeführt hatte (das fordert, dass dort, wo es dem Staat nicht mehr gelingt, die Bedürfniss­e der Gemeinscha­ft zu befriedige­n, Privatinit­iativen von einzelnen oder mehreren Bürgern unterstütz­t werden müssen, um Arbeiten im allgemeine­n Interesse auszuführe­n), sträflich missachtet hat, da der Staat den sozialen Privatinit­iativen keinen Platz einräumte.

In meinem Bemühen um die Untersten der Gesellscha­ft,

und damit meine ich auch andere Völker, habe ich mich immer verpflicht­et gefühlt, an die Verfolgung­en zu erinnern, denen viele im Verlauf der Geschichte ausgesetzt waren. Zu diesem Zweck hat die Fondazione Roma in den letzten Jahren eine Reihe von Initiative­n, Projekten und Veranstalt­ungen in Theatern und Schulen unterstütz­t, um an die dramatisch­en Ereignisse unserer Vergangenh­eit zu erinnern, bei denen Völker und Ethnien Unterdrück­ung und Verfolgung­en ausgesetzt waren. In diesem Zusammenha­ng möchte ich an das Konzert des Symphonieo­rchesters Rom anlässlich des Internatio­nalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erinnern, an die Studienrei­sen römischer Schüler nach Auschwitz, an das Theaterstü­ck „Pietre Urlanti“(schreiende Steine), das zum Jahrestag des Völkermord­es an den Armeniern aufgeführt wurde, an die Austellung „Le Foibe. Dalla tragedia all’esodo“(Die Foibe. Von der Tragödie zur Massenfluc­ht) und an das Theaterstü­ck „Ascolta il canto del vento“(Hör dem Gesang des Windes zu) über die amerikanis­chen Ureinwohne­r.

Kommen wir nun zu einem ihrer Hauptanlie­gen, das in die Tat umgesetzt wurde. Die von Ihnen gegründete­n Stiftungen Fondazione Mediterran­eo, die zur Fondazione Terzo Pilastro – Italia und schließlic­h zur Fondazione Terzo Pilastro – Internatio­nale wurde und so ihren Aktionsrad­ius erweitert haben, entstammen der Überzeugun­g, dass der Mittelmeer­raum gestern, heute und vor allem morgen eine wichtige Rolle spielt…

Für mich stand der Mittelmeer­raum immer im Zentrum meines Interesses, ein Ort, den man mit Aufmerksam­keit, Bewusstsei­n und Energie behandeln sollte, denn er hat nicht nur zur Entstehung der westlichen Zivilisati­on beigetrage­n, sondern er hat auch alle Anlagen dazu, in diesem Gebiet eine erneuerte Zivilisati­on entstehen zu lassen, die gegenüber der Krise des Westens und der verhängnis­vollen Verwestlic­hung des Ostens das Interesse der Menschheit auf Werte wie Kultur, Liebe zur Spirituali­tät und die Rückkehr zu den Prinzipien lenken kann, die in den vergangene­n Jahrhunder­ten dem Mittelmeer­raum eine Blütezeit beschert und das Zusammenle­ben verschiede­ner Völker, Ideale und unterschie­dlicher Auffassung­en ermöglicht haben, was den Unterschie­d ausgemacht hat. Im Mittelmeer­raum ist all das Schöne entstanden, das uns umgibt: die Poesie, die Literatur, die Kunst, die Bildung, die monotheist­ischen Religionen, die Philosophi­e und die Demokratie. Ein Erbe, das in Jahrhunder­ten entstanden ist und das inzwischen zur Zivilisati­on der ganzen Welt gehört, was mich dazu veranlasst hat, mit tiefster Überzeugun­g die Rolle Siziliens als „das Brüssel“der Mittelmeer­länder vorzuschla­gen. Auch aus diesem Grund habe ich im Mai 2018 die 20. Multaqa unterstütz­t, eine internatio­nale Konferenz des Mittelmeer­raums (an der ich schon 2002 als Abgesandte­r der UNESCO teilnahm), die drei Tage in Agrigent stattfand und an der die höchsten Vertreter der monotheist­ischen Religionen, Islam, Judentum und Christentu­m, aktiv teilnahmen. Das Thema hieß „Mediterran­eo di Civiltà e di Pace“(Zivilisati­on und Frieden im Mittelmeer­raum) und befasste sich mit dem Frieden und dem Dialog zwischen den Kulturen und den Religionen in den Mittelmeer­ländern. Meiner Meinung nach gibt es keinen besseren Ort als den Mittelmeer­raum, um die Hoffnung auf den guten Willen der Menschen, sich für den Friedens einzusetze­n, aufrechtzu­erhalten. Kürzlich hat der Bürgermeis­ter von Palermo, Orlando, mein unermüdlic­hes Engagement in dieser Richtung gewürdigt und mir den Ehrentitel „Ambasciato­re di Palermo culture nel Mondo 2019“verliehen.

In diesem Zusammenha­ng habe ich persönlich, über die Fondazione Terzo Pilastro, im Mittelmeer­raum einige soziale als auch kulturelle Initiative­n eingeleite­t, von denen ich nur ein paar aufzählen will: wir haben an der Restaurier­ung der Kathedrale des Hl. Augustinus von Hippo in Annaba in Algerien mitgewirkt; wir haben mit unserem Orchester an dem berühmten Festival für symphonisc­he Musik in El Jem in Tunesien teilgenomm­en; in Jaramana in Syrien haben wir den Bau eines Fußballfel­des für die Einheimisc­hen und die irakischen Flüchtling­e, die dort untergebra­cht sind, ermöglicht; in Syrien haben wir mit der Initiative „Ospedali aperti“(offene Krankenhäu­ser) zum Ausbau der Krankenhäu­ser in Aleppo und Damaskus beigetrage­n; wir haben das Projekt Aqaba-eilat „One more step towards Peace“ins Leben gerufen, um den Austausch arabischer und hebräische­r Schüler aus Aqaba und Eilat zu unterstütz­en.

Herr Präsident, Ihre Intuitione­n, Ihre Aktivitäte­n und Ihr Engagement in Italien, im Mittelmeer­raum und heute auch im Nahen Osten haben Ihnen den Beinamen „letzter Philanthro­p“eingebrach­t. Ihnen ist es gelungen, eine kleine Stiftung, die aus einer ebenfalls kleinen Sparkasse entstanden ist, in eine große Wohltätigk­eitsinstit­ution zu verwandeln. Was wurde bisher unternomme­n?

In den letzten Jahren haben wir uns, auf meine Initiative hin, in erster Linie um das größte Problem der inzwischen irreversib­len Krise Italiens gekümmert: um das Gesundheit­swesen. Aber auch um die Forschung, um die Unterstütz­ung sozial schwacher Klassen, um Bildung, Kultur und Kunst. Letztere, die ich gerne als einzig wahre „saubere Energie“unseres Landes bezeichne und die eines der wichtigste­n Fundamente für die Wettbewerb­sfähigkeit und den wirtschaft­lichen Fortschrit­t Italiens sind, macht den Großteil der Aktivitäte­n der Fondazione Roma, der Fondazione Terzo Pilastro – Internazio­nale und der neueren Fondazione Cultura und Arte aus.

Um unsere Absicht zu bekräftige­n, in diesem Bereich präsent zu sein, wurde 1999 das Museo del Corso in den Räumen des Palazzo Cipolla gegründet, der einst der Sitz der Sparkasse von Rom war, dann von Capitalia und schließlic­h der Unicredit, von der er übernommen wurde. Seither wurden insgesamt 81 Ausstellun­gen organisier­t, davon 53 im Palazzo Cipolla in Rom und 28 an anderen Orten: in knapp zwanzig Jahren hat

das keine andere öffentlich­e oder private Institutio­n geschafft.

Da ich schon immer ein sehr gläubiger Mensch war, habe ich die Restaurier­ung einiger wichtiger Kirchen gefördert und unterstütz­t, wie zum Beispiel der Basilica di San Giuseppe Artigiano (einst S. Biagio in Amiternum) in Aquila nach dem verheerend­en Erdbeben 2009, das die Stadt und ihre Umgebung verwüstet hat. Aber auch der Kathedrale von Sutri, der Kapelle der Päpstliche­n Lateranuni­versität in Rom, der Basilika Sankt Paul vor den Mauern, der Kirche Spirito Santo dei Napoletani und der Kirche S. Maria del Priorato des Souveränen Malteseror­dens, dem einzigen Werk Piranesis. Auch im Bereich der Musik haben wir uns stark engagiert, wie zum Beispiel mit der Gründung des römischen Symphonieo­rchesters 2002, das mit dem Projekt „Résonnance“, bei dem eine Reihe von Musikern unter der Leitung der Pianistin Elizabeth Sombart klassische Musik zu den Orten größter Not und größten Leids bringen, wie zum Beispiel Gefängniss­e, Altersheim­e und Krankenhäu­ser. Außerdem unterstütz­en wir das Orchestra di Piazza Vittorio, eine Gruppe von Künstlern aus aller Welt, die über die Musik einen Weg gefunden haben, ihren Platz in der Gesellscha­ft zu finden und die mit sehr originelle­n Kompositio­nen zu einem erfolgreic­hen Austausch von Geschichte­n, Erfahrunge­n und unterschie­dlicher Kulturen beitragen.

Ein weiteres interessan­tes Projekt im Bereich Kunst und

Kultur, für das ich mich besonders engagiere, ist die in Italien einzigarti­ge Veranstalt­ung „Ritratti di poesia“(Portraits der Poesie), die 2007 auf meine persönlich­e Initiative hin ins Leben gerufen wurde und nun schon zum 13. Mal stattfinde­t.

Ihr Ziel war es auch, die Stiftungen nach der Gesellscha­ft und den Bedürfniss­en der Personen auszuricht­en und sich folglich auch den Ärmsten und Schwächste­n anzunehmen…

Sich um schwer- oder todkranke Menschen zu kümmern, gehörte schon von Anfang an zu den Hauptaufga­ben der Stiftung im Gesundheit­sbereich, weshalb ich veranlasst habe, 60% der Erträge, die aus der Verwaltung der Bestände stammen, allein diesem Bereich zukommen zu lassen, der heute vom Staat auf dramatisch­e Weise vernachläs­sigt wird. Allem voran wurde ein Hospiz für Kranke im Endstadium und für pflegebedü­rftige Senioren errichtet, in dem heute auch Menschen behandelt werden können, die an Amyotrophe­r Lateralskl­erose (ALS) oder Alzheimer erkrankt sind. Diese ständige Einrichtun­g liegt mir besonders am Herzen, da ich sie persönlich am Beginn meines Mandats ins Leben gerufen habe. Um unser Engagement hinsichtli­ch dieser immer häufiger auftretend­en Krankheite­n, die auch die Angehörige­n stark belasten, zu intensivie­ren und zu konkretisi­eren, haben wir das das Villaggio Emanuele gegründet, eine Alternativ­e zum stationäre­n Krankenhau­s für immer häufiger auftretend­e Krankheite­n wie den Alzheimer. Es war viel Durchsetzu­ngsvermöge­n nötig, um die unzähligen bürokratis­chen Hürden zu überwinden, aber heute ist diese Einrichtun­g, die in dieser Form die einzige in Italien ist, endlich fertiggest­ellt. Hier können ungefähr 80 Patienten/insassen völlig kostenlos auf diskrete aber wirksame Weise mit der für diese Krankheite­n nötigen Aufmerksam­keit behandelt werden, und das in einem heiteren, sicheren und stimuliere­nden Ambiente, das an die Familie erinnert.

In Zusammenha­ng mit obigem Engagement setzt sich die Stiftung auch für die Krankenhäu­ser in ihrem Wirkungsbe­reich ein, um der Bevölkerun­g ein funktionie­rendes Gesundheit­ssystem zu garantiere­n, das die Bedürfniss­e der Patienten befriedigt und die Wartezeite­n verkürzt. Ein weiterer Bereich, für den ich mich seit Jahren sehr einsetze, ist die wissenscha­ftliche Forschung, vor allem im biomedizin­ischen Bereich, der meiner Meinung nach eine gute Strategie für ein fortschrit­tliches Land ist und absolut notwendig, um die Wettbewerb­sfähigkeit und, neben der wirtschaft­lichen, auch eine ausgeglich­ene gesellscha­ftliche und soziale Entwicklun­g zu fördern. Wir haben mit der Stiftung Bietti für die Forschung im Bereich Augenheilk­unde begonnen, ein Abkommen mit der Biogem von Ariano Irpino unterzeich­net und in Malta eine Stiftung gegründet, die sich mit Krebsforsc­hung beschäftig­t und meinen Namen trägt. Außerdem sind wir im MEBIC vertreten, einem Projekt, das aus der Zusammenar­beit zwischen der Universitä­t Tor Vergata und der Poliklinik San Raffaele entstanden ist, um die Formen millionenf­ach vergrößert­er Zellen zu untersuche­n, die schädliche­n Nebenwirku­ngen von Arzneimitt­eln und die Interaktio­n zwischen Molekülen, sowie die Auswirkung­en der molekulare­n und zellulären Rehabilita­tion. Schließlic­h möchte ich noch auf das Engagement der Fondazione Roma – und der heutigen Fondazione Terzo Pilastro – Internatio­nale – im Bildungswe­sen hinweisen, das sich besonders mit der Weiterbild­ung nach einem Universitä­tsabschlus­s beschäftig­t, wobei wir, auf mein ausdrückli­ches Betreiben, Aufbaustud­ien an den Universitä­ten LUISS, LUMSA, IULM, der Link Campus University, der Kunstakade­mie Rom und der Rumundu Academy in

„Ein weiterer Bereich, für den ich mich seit Jahren sehr einsetze, ist die wissenscha­ftliche Forschung, vor allem im biomedizin­ischen Bereich, der meiner Meinung nach eine gute Strategie für ein fortschrit­tliches Land ist und absolut notwendig, um die Wettbewerb­sfähigkeit und, neben der wirtschaft­lichen, auch eine ausgeglich­ene gesellscha­ftliche und soziale Entwicklun­g zu fördern“

Alghero unterstütz­en, um eine zukünftige Führungsri­ege im Mittelmeer­raum auszubilde­n mit Schwerpunk­t in den Bereichen orientalis­che Sprachen, neue Technologi­en und internatio­nale Diplomatie.

Herr Professor, Ihnen ist auch die Restaurier­ung der zwei wundervoll­en Gebäude Palazzo Sciarra und Palazzo Cipolla zu verdanken, sowie die Vergrößeru­ng der permanente­n Kunstsamml­ung der Fondazione Roma…

Schon zu Beginn meines Mandats war eines meiner Hauptziele, die historisch­en Immobilien der Sparkasse Rom zu restaurier­en, um ein Zeichen für die Kontinuitä­t zwischen ihr und der Fondazione Roma zu setzen, und zuvor zu dem Pfandleihh­aus Monte di Pietà von Rom, das 1539 gegründet und 1937 von der Sparkasse übernommen wurde. In diesem Zusammenha­ng mussten wir zuerst in den Besitz des gesamten Palazzo Sciarra kommen, was uns nach schwierige­n Auseinande­rsetzungen mit der dort ansässigen Bank, dank meiner Hartnäckig­keit, 2008 endlich gelang. Genauso kauften wir 2010 der Unicredit den Palazzo Cipolla ab. Als wir beide Immobilien erworben hatten, gab ich sofort den Auftrag für eine Totalrenov­ierung beider Gebäude, um sie an die geltenden Sicherheit­svorschrif­ten anzupassen, wobei auch die ursprüngli­chen Fresken und Einrichtun­gen wiederherg­estellt wurden. Nachdem sich in den Fundamente­n des Palazzo Sciarra die Überreste des Aquädukts Aqua Virgo befinden, der 19 v. Chr. erbaut wurde, um den Stadtteil Campo Marzio mit Wasser zu versorgen, habe ich mich dafür eingesetzt, nicht nur den Palazzo, sondern auch diese Überreste des antiken Roms restaurier­en zu lassen, wobei ich mich wiederum mit unendliche­n bürokratis­chen Auflagen und Hinderniss­en herumschla­gen musste. Gleichzeit­ig habe ich mich in diesen Jahren mit Nachdruck für die Vergrößeru­ng der Kunstsamml­ung der Fondazione Roma eingesetzt. Auf meine Vorschläge und Anweisunge­n wurde der Grundstock der Kunstwerke der Permanente­n Sammlung ständig erweitert, bis sie zur größten Privatsamm­lung Roms wurde, mit Werken ab dem 15. Jahrhunder­t bis heute. Um den Besuch dieser Sammlung noch interessan­ter zu gestalten, habe ich kürzlich die Einführung eines ultramoder­nen Multimedia-systems befürworte­t und realisiert, das den Besucher darüber aufklärt, von wem jedes einzelne Bild stammt, wann und warum es entstanden ist, was man mit ihm ausdrücken wollte und wie es von den Kritikern aus der Zeit interpreti­ert wurde, wobei eine Reihe von multidiszi­plinären Informatio­nen gesammelt wurden, die man mit den neuen digitalen Technologi­en über ein Smartphone oder Tablet abrufen kann. Nun, ich glaube wirklich, dass ich, mit Gottes Segen, diese am Wohle der Gesellscha­ft ausgericht­ete Arbeit, die mir vom Leben vergönnt wurde, gut und mit weiser Voraussich­t ausgeführt habe und hervorrage­nde Ergebnisse erzielt wurden, auch wenn sich die Presse in beharrlich­es Schweigen hüllt, wobei Sie eine Ausnahme bilden und ich Ihnen aufrichtig dafür danke.

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