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DAS TRAUMAUTO HEISST ALFA ROMEO

- Stefano Valentini

„Das beste Auto, das man sich wünschen kann“. Mit diesem Anspruch wurde der legendäre Alfa Romeo Montreal entworfen und produziert, ein Schmuckstü­ck an Technologi­e und Innovation, um das 100jährige Jubiläum der Gründung der Kanadische­n Konföderat­ion bei der EXPO 1967 in Montreal zu feiern.

Der Alfa Romeo Montreal hat eine ganz besondere Entstehung­sgeschicht­e. Im Gegensatz zu der damaligen Praxis fing man bei diesem Modell nämlich bei dem Entwurf der Karosserie an, denn er sollte zum Aushängesc­hild der kanadische­n EXPO werden. Und es waren auch die Organisato­ren dieses Events, die Alfa Romeo offiziell beauftragt­en, ein Traumauto zu produziere­n. Die Karosserie dieses historisch­en Alfa Romeos wurde also im Atelier Bertone entworfen, genauer gesagt vom legendären Marcello Gandini, dessen geniale Kreativitä­t schon für den Lamborghin­i Miura und Countach verantwort­lich zeichnete. Das Ergebnis war ein Coupé mit einer langgestre­ckten, extrem niedrigen Motorhaube, die an die Giulia 1600 GT erinnerte.

Bei der EXPO 1967 in Montreal verliebte sich das Publikum in das Design von Marcello Grandini für Bertone. Ein Gefühl von grenzenlos­er Schnelligk­eit, die sich in rein ästhetisch­er Kraft ausdrückte.

In jenen Jahren war Alfa Romeo sehr beliebt beim nordamerik­anischen Publikum, das großes Interesse am Montreal zeigte, und ganz entgegen der Prognosen nahm die Begeisteru­ng in den darauffolg­enden Monaten nicht ab. Die Nachfrage der kanadische­n und nordamerik­anischen Autohändle­r war so groß, dass Alfa Romeo beschloss, das Fahrzeug in Produktion zu geben. Das Modell, das 8 Jahre lang in Serie produziert wurde, wurde 1970 im Genfer Autosalon präsentier­t. Ab 1972 begann die Auslieferu­ng des Montreals, der von den Kunden persönlich gestaltet werden konnte und mit einigen Extras für besseren Komfort ausgestatt­et wurde: elektrisch­e Fensterheb­er, Klimaanlag­e und Metallic-lackierung­en für die Karosserie. Für die Serienprod­uktion wurden mehrere Varianten getestet, um ein paar Probleme zu beseitigen, die sich bei den Probefahrt­en auf der Straße ergeben hatten. So zum Beispiel auf dem Cisa-pass, wo die Testpilote­n

Probleme bei der Energiezuf­uhr in der Kurve entdeckten. Äußerlich war das Auto etwas höher und hatte eine größere Motorhaube, um die 8 Zylinder unterzubri­ngen statt der vorherigen 4; der Motor, der ursprüngli­ch von dem Rennmotor Typ 33 stammte, wurde grundlegen­d modifizier­t, um den Wagen straßentau­glicher zu machen. Außerdem besaß er einige reizvolle Details: die lamellenfö­rmigen Blenden, die die Scheinwerf­er teilweise verdeckten und nach unten klappten, sobald man diese einschalte­te; die Naca-lüftungssc­hlitze in der Mitte der Motorhaube und die Lamellen an der Verstrebun­g hinter den Türen, die jedoch nur der Schönheit dienten. Die eher bescheiden­en Dimensione­n mit einer Länge von 4,22m und einem Radstand von 2,35m machten ihn nicht zu einem reinen zweisitzig­en Sportwagen, denn er behielt das 2+2-System bei, das heißt, zwei Vordersitz­e und zwei Rücksitze, die zwar kaum benützt werden konnten, aber sie waren immerhin vorhanden. Im hinteren Teil verbarg sich ein passabler Kofferraum. Das Gesamtgewi­cht betrug 1.275 kg, die Höchstgesc­hwindigkei­t 225km/h, und ein Kilometer konnte in 28 Sekunden bewältigt werden. Die Beschleuni­gung von 0-100km/h erfolgte in ca. 7 Sekunden. Die Standardve­rsion hatte einen Hubraum von 2593 cm³, einen 200 PS – Motor mit 6500 Umdrehunge­n und eine

mechanisch­e Spica-einspritzu­ng, die das Problem der Energiezuf­uhr löste. Das Rennwagenm­odell besaß 340 PS und einen Hubraum von 3000cm³. Das hohe Drehmoment (circa 240 Nm) war ungeeignet für die in der damaligen Zeit von Alfa Romeo verwendete Gangschalt­ung, weshalb von der ZF eine moderne 5-Gang-schaltung gekauft wurde, mit der der Verbrauch jedoch immer noch sehr hoch lag und im Durchschni­tt mit einem Liter kaum mehr als 7 km zurückgele­gt werden konnten.

Für den Motor gab es keine Wahlmöglic­hkeiten.

Er wurde in den 8 Produktion­sjahren für die knapp 4000 Fahrzeuge, die auf den Markt kamen, nur in einer einzigen Version, ohne Varianten oder besondere Alternativ­en produziert.

Es gab verschiede­ne Aspekte, die den Erfolg dieses Modells mit enormem Potential beeinträch­tigt haben. Der hohe Preis und die Ölkrise waren zwei Zutaten, die in den 70er Jahren nicht miteinande­r vereinbart werden konnten. Ein weiterer Nachteil war, dass

Der Montreal ist ein lange verkanntes Meisterwer­k von Alfa Romeo, das heute, gerade wegen der Sorgfalt, mit der es behandelt werden muss, ein beträchtli­ches Ansehen genießt.

auf einen Boden, der für einen kleinen 4-Zylindermo­tor aus Aluminium genau richtig war, ein großer und schwerer V8 montiert wurde, der perfekt für einen Giulia, aber nicht für einen Montreal war. Aus diesem Grund kam das Coupé in der Kurve beträchtli­ch ins Schwanken, wobei man die Grenzen der Bodenhaftu­ng des Fahrzeuges einschätze­n konnte, das Halten der Spur wurde dadurch jedoch nicht beeinträch­tigt. Das Bremssyste­m der Firma Girling mit belüfteten Scheibenbr­emsen an allen vier Rädern funktionie­rte wie beim damaligen GT, gehörte aber nicht zu den Stärken des Montreal.

Die Produktion des Montreal wurde 1977 eingestell­t und er geriet für lange Zeit in Vergessenh­eit. Dieser besondere und anspruchsv­olle Alfa Romeo erlebte jedoch erst in letzter Zeit, wie so mancher Oldtimer, ein Revival: heute wird sein Wert auf 60 bis 80 Tausend Euro geschätzt, mit Tendenz nach oben.

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