DAS TRAUMAUTO HEISST ALFA ROMEO
„Das beste Auto, das man sich wünschen kann“. Mit diesem Anspruch wurde der legendäre Alfa Romeo Montreal entworfen und produziert, ein Schmuckstück an Technologie und Innovation, um das 100jährige Jubiläum der Gründung der Kanadischen Konföderation bei der EXPO 1967 in Montreal zu feiern.
Der Alfa Romeo Montreal hat eine ganz besondere Entstehungsgeschichte. Im Gegensatz zu der damaligen Praxis fing man bei diesem Modell nämlich bei dem Entwurf der Karosserie an, denn er sollte zum Aushängeschild der kanadischen EXPO werden. Und es waren auch die Organisatoren dieses Events, die Alfa Romeo offiziell beauftragten, ein Traumauto zu produzieren. Die Karosserie dieses historischen Alfa Romeos wurde also im Atelier Bertone entworfen, genauer gesagt vom legendären Marcello Gandini, dessen geniale Kreativität schon für den Lamborghini Miura und Countach verantwortlich zeichnete. Das Ergebnis war ein Coupé mit einer langgestreckten, extrem niedrigen Motorhaube, die an die Giulia 1600 GT erinnerte.
Bei der EXPO 1967 in Montreal verliebte sich das Publikum in das Design von Marcello Grandini für Bertone. Ein Gefühl von grenzenloser Schnelligkeit, die sich in rein ästhetischer Kraft ausdrückte.
In jenen Jahren war Alfa Romeo sehr beliebt beim nordamerikanischen Publikum, das großes Interesse am Montreal zeigte, und ganz entgegen der Prognosen nahm die Begeisterung in den darauffolgenden Monaten nicht ab. Die Nachfrage der kanadischen und nordamerikanischen Autohändler war so groß, dass Alfa Romeo beschloss, das Fahrzeug in Produktion zu geben. Das Modell, das 8 Jahre lang in Serie produziert wurde, wurde 1970 im Genfer Autosalon präsentiert. Ab 1972 begann die Auslieferung des Montreals, der von den Kunden persönlich gestaltet werden konnte und mit einigen Extras für besseren Komfort ausgestattet wurde: elektrische Fensterheber, Klimaanlage und Metallic-lackierungen für die Karosserie. Für die Serienproduktion wurden mehrere Varianten getestet, um ein paar Probleme zu beseitigen, die sich bei den Probefahrten auf der Straße ergeben hatten. So zum Beispiel auf dem Cisa-pass, wo die Testpiloten
Probleme bei der Energiezufuhr in der Kurve entdeckten. Äußerlich war das Auto etwas höher und hatte eine größere Motorhaube, um die 8 Zylinder unterzubringen statt der vorherigen 4; der Motor, der ursprünglich von dem Rennmotor Typ 33 stammte, wurde grundlegend modifiziert, um den Wagen straßentauglicher zu machen. Außerdem besaß er einige reizvolle Details: die lamellenförmigen Blenden, die die Scheinwerfer teilweise verdeckten und nach unten klappten, sobald man diese einschaltete; die Naca-lüftungsschlitze in der Mitte der Motorhaube und die Lamellen an der Verstrebung hinter den Türen, die jedoch nur der Schönheit dienten. Die eher bescheidenen Dimensionen mit einer Länge von 4,22m und einem Radstand von 2,35m machten ihn nicht zu einem reinen zweisitzigen Sportwagen, denn er behielt das 2+2-System bei, das heißt, zwei Vordersitze und zwei Rücksitze, die zwar kaum benützt werden konnten, aber sie waren immerhin vorhanden. Im hinteren Teil verbarg sich ein passabler Kofferraum. Das Gesamtgewicht betrug 1.275 kg, die Höchstgeschwindigkeit 225km/h, und ein Kilometer konnte in 28 Sekunden bewältigt werden. Die Beschleunigung von 0-100km/h erfolgte in ca. 7 Sekunden. Die Standardversion hatte einen Hubraum von 2593 cm³, einen 200 PS – Motor mit 6500 Umdrehungen und eine
mechanische Spica-einspritzung, die das Problem der Energiezufuhr löste. Das Rennwagenmodell besaß 340 PS und einen Hubraum von 3000cm³. Das hohe Drehmoment (circa 240 Nm) war ungeeignet für die in der damaligen Zeit von Alfa Romeo verwendete Gangschaltung, weshalb von der ZF eine moderne 5-Gang-schaltung gekauft wurde, mit der der Verbrauch jedoch immer noch sehr hoch lag und im Durchschnitt mit einem Liter kaum mehr als 7 km zurückgelegt werden konnten.
Für den Motor gab es keine Wahlmöglichkeiten.
Er wurde in den 8 Produktionsjahren für die knapp 4000 Fahrzeuge, die auf den Markt kamen, nur in einer einzigen Version, ohne Varianten oder besondere Alternativen produziert.
Es gab verschiedene Aspekte, die den Erfolg dieses Modells mit enormem Potential beeinträchtigt haben. Der hohe Preis und die Ölkrise waren zwei Zutaten, die in den 70er Jahren nicht miteinander vereinbart werden konnten. Ein weiterer Nachteil war, dass
Der Montreal ist ein lange verkanntes Meisterwerk von Alfa Romeo, das heute, gerade wegen der Sorgfalt, mit der es behandelt werden muss, ein beträchtliches Ansehen genießt.
auf einen Boden, der für einen kleinen 4-Zylindermotor aus Aluminium genau richtig war, ein großer und schwerer V8 montiert wurde, der perfekt für einen Giulia, aber nicht für einen Montreal war. Aus diesem Grund kam das Coupé in der Kurve beträchtlich ins Schwanken, wobei man die Grenzen der Bodenhaftung des Fahrzeuges einschätzen konnte, das Halten der Spur wurde dadurch jedoch nicht beeinträchtigt. Das Bremssystem der Firma Girling mit belüfteten Scheibenbremsen an allen vier Rädern funktionierte wie beim damaligen GT, gehörte aber nicht zu den Stärken des Montreal.
Die Produktion des Montreal wurde 1977 eingestellt und er geriet für lange Zeit in Vergessenheit. Dieser besondere und anspruchsvolle Alfa Romeo erlebte jedoch erst in letzter Zeit, wie so mancher Oldtimer, ein Revival: heute wird sein Wert auf 60 bis 80 Tausend Euro geschätzt, mit Tendenz nach oben.