“Provokation kann ein Mittel sein, niemals ein Zweck”
„Great Artists Steal“heißt die Kampagne von Arte Generali, in der Sie der Hauptdarsteller sind. Vor wem müssen Kunstsammler auf der Hut sein? Vor den Dieben oder den Künstlern? Ganz eindeutig vor den Künstlern. Es gibt keine Versicherung, die dich vor ihnen schützt!
Was bedeutet es, vom Standpunkt eines Künstlers gesehen, der mit seinen Werken verblüfft und sie manchmal auch zerstört, Kunst zu versichern? Das ist eine gute Frage, die ich mir noch nie gestellt habe. Ich weiß nicht, ob das für alle Künstler gilt, aber ich habe ein sehr konfliktreiches Verhältnis zum Großteil meiner Arbeit. Ich habe mir oft gewünscht, die Erinnerung an ihre Existenz auszulöschen, wie in dem Film „Man in Black“: ein Flash und ein großer Teil deiner Arbeit würde in Vergessenheit geraten. Aber ich bin mir auch bewusst, dass in dem Moment, in dem meine Arbeiten ausgestellt werden, sie den anderen gehören, und ich versuche, sie zu vergessen.
Für die Werbekampagne sind Sie vor allem für Ihre Rolle als Künstler gewählt worden. Aber wenn Ihr Bild die ganze Wand des Generali-wolkenkratzers in Mailand einnimmt, so wie bei dem Kreativvorschlag, der vor ein paar Monaten präsentiert wurde, werden Sie dann nicht auch ein wenig zu einem Kunstwerk? Ich komme mir weniger als Kunstwerk, sondern eher als ein Stück Architektur vor! Nein, einmal ganz ehrlich: ich bin mir nicht sicher, was es heißt, ein Kunstwerk zu sein, aber ich bin mir sicher, dass das nichts mit Werbung zu tun hat: Werbung enthält eine Botschaft für alle, während ein Kunstwerk eine Vielzahl von Bedeutungen hat, und zwar genauso viele, wie die Leute, die es betrachten.
Von der Kritik werden Sie oft als Provokateur bezeichnet. Will Ihr künstlerisches Schaffen eine einfache Reaktion hervorrufen oder eine interessantere Interaktion auslösen? Ich war immer der Meinung, dass Provokation ein Mittel, nie ein Zweck sein kann. Ich hoffe, dass eines Tages meine Arbeiten getrennt von meiner Person gesehen und beurteilt werden, dass sie bekannt und untersucht werden können, ohne dass mein Schatten auf sie fällt. Es ist wie das Verhältnis, das ein Elternteil mit einer komplizierten Vergangenheit zu seinen Kindern haben könnte: liebevoll aber kontrastreich.
Zum Schluss: war „America“versichert? Ja, jedes Werk, das ausgestellt wird, ist gegen Missgeschicke aller Art versichert.