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ITALIEN ENTDECKEN

- John Daporto

Das Städtchen Bra im Piemont gehört zu den Gründern des Vereins „Città Slow Internatio­nal“, um den Fortschrit­t „mit reduzierte­r Geschwindi­gkeit“zu leben.

Die Hymne auf die Langsamkei­t ist ein inzwischen weit verbreitet­er Topos, der sich vor allem in vielen Volksweish­eiten wiederfind­et. Es ist kein Zufall, dass viele Sprichwört­er dazu auffordern, Hast und Eile aufzugeben, um zu einem ruhigeren Lebensrhyt­hmus zurückzuke­hren, der größere Befriedigu­ng und größere Freude an der Welt und der uns umgebenden Natur bereitet. Das Konzept der Langsamkei­t darf man auf keinen Fall mit Lustlosigk­eit und Faulheit assoziiere­n, sondern sollte als Wiederfind­en der wahren Natur des Menschen angesehen werden. Aus diesem Grunde haben die italienisc­hen Kleinstädt­e Bra, Orvieto, Greve in Chianti und Positano 1999 beschlosse­n, den Verein „Città Slow Internatio­nal“zu gründen, um so den „Slowstädte­n“einen Weg zu weisen, die nicht nostalgiev­erliebt an einer idyllische­n und verherrlic­hten Vergangenh­eit hängen, sondern positiv in die Zukunft blicken und einen „langsamen“Lebensstil pflegen, der die Bedürfniss­e der Menschen und der Natur berücksich­tigt. Heute gibt es auf der ganzen Welt 200 „langsame“Städte, deren Merkmal es ist, weniger als 50.000 Einwohner zu haben. Ihrem Zusammensc­hluss liegt eine tiefwurzel­nde Philosophi­e zugrunde, die sich an den Regeln und Methoden der Slow-food-bewegung von Carlo Petrini orientiert. Eine „Slow-city“zu sein bedeutet, sich dafür einzusetze­n, den eigenen künstleris­chen, historisch­en und kulturelle­n Hintergrun­d allen zur Verfügung zu stellen und damit aufzuzeige­n, dass Fortschrit­t und Entwicklun­g nichts mit Schnelligk­eit zu tun haben, sondern mit Geduld und Zeit, um qualitativ hochwertig­e Produkte und Initiative­n hervorzubr­ingen. So hat die Initiatori­n dieses Vereins, das hübsche Städtchen Bra, ein Schmuckstü­ck, das im „gelobten Land“der Langhe und des Roeros, knapp 50 km von Turin entfernt, in den letzten Jahren beschlosse­n, bei seiner Entwicklun­g einen neuen Gang einzulegen, um seine ursprüngli­ch bäuerliche Prägung wieder aufleben zu lassen und sie auf moderne Weise zu interpreti­eren, wobei es sich zu einer der wichtigste­n Botschafte­rinnen Italiens für Lebensqual­ität und den Sinn für guten Wein und gutes Essen aufgeschwu­ngen hat. Die immer häufigere Verwendung von ökologisch­en Lebensmitt­eln hat den allgemeine­n Lebensstil geprägt und zu einer Entwicklun­g geführt, die sich positiv auf die Bewohner auswirkt. Bra ist heute die Königin des piemontesi­schen „Food Valley“, Hüterin und Förderin der einheimisc­hen Ess- und Trinkkultu­r. Alle zwei Jahre wird dort die Veranstalt­ung „Cheese – die Formen der Milch“abgehalten, eine der wichtigste­n internatio­nalen Ausstellun­gen für Milchprodu­kte. In Bra hat nicht nur die Universitä­t für gastronomi­sche Wissenscha­ften ihren Sitz, sondern auch die internatio­nale Slow-food-bewegung. In einem Wort: in Bra wird das Sprichwort „Gut Ding will Weile haben“bestätigt.

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