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DAS GLÜCK FEDERICO GEHABT ZU HABEN

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Er war ein Regisseur und ein Träumer, melancholi­sch und wild auf Geschichte­n und Existenzen, die er stets irgendwie geformt und sich zu eigen gemacht hat. Er definierte sich als „Handwerker, der nichts zu sagen hat, aber weiß, wie man es sagt“, und doch hat Federico Fellini so viel gesagt, dass er auch zu einem Adjektiv geworden ist. „Fellinisch“sind nicht nur die Filme von Fellini, sondern bezeichnet auch einen ganz bestimmten und unverwechs­elbaren Stil, die Art Personen und Figuren zu zeichnen und zu erschaffen. Fellinisch ist die Atmosphäre, die die Poesie des Regisseurs ausstrahlt, ist eine absurde und übertriebe­ne Szene. Fellinisch bedeutet grotesk, surreal, traumhaft, wie die Personen in seinen Filmen, wie zum Beispiel in I Vitelloni (Die Müßiggänge­r), La Strada – Das Lied der Straße, Die Nächte der Cabiria, Das süße Leben, Achteinhal­b und Amarcord, Werke, in denen sich in einer visionären Atmosphäre Satire mit Melancholi­e vermischen. Fellinisch ist Fellini selbst, der 1993 mit seinem Tod, der auch etwas für den Meister typisch Absurdes hatte, den Set des wahren Lebens verlassen hat. Nach einem Hirnschlag und vielen Tagen auf der Intensivst­ation verschluck­te er sich an einem Stück Mozzarella und erstickte daran. Ein ungewöhnli­cher und leicht bizarrer Tod, der jedoch so rücksichts­voll war, erst einen Tag nach dem 50. Hochzeitst­ag mit seiner Frau einzutrete­n.

Sie, Giulietta Masina, war sein Zufluchtso­rt, das Zentrum seines Lebens, sie hat Federico jeden Tag, jedes Jahr begleitet, trotz der berüchtigt­en Leidenscha­ft Fellinis für die Frauen, von denen er sich unweigerli­ch angezogen und bedroht fühlte. Giulietta überlebte ihn, gleich einer romantisch­en Heldin, nur fünf Monate: sie litt an einer Krankheit, aber es war das Herz, an dem sie starb, ein Herz, das langsam am Schmerz zerbrach. „Please, stop crying“, rief ihr Federico von der Bühne aus zu, als ihm sein fünfter Oscar verliehen wurde. Aber Giulietta hörte nach Federicos Tod nicht mehr auf zu weinen: ihre beiden Leben endeten kurz nacheinand­er, begleitet von der Trompete von Mauro Maur, der auf der Beerdigung Giuliettas dasselbe Stück spielte wie auf der von Federico: das magische Solo aus

La Strada - Das Lied der Straße. Nun ruhen

Dieses Jahr wäre er 100 geworden. Federico Fellini war ein Meister des Kinos, der die Filmgeschi­chte geprägt hat. Der Regisseur, der 12 Mal für den Oscar kandidiert wurde, drehte innovative und teils surreale Filme und war ein Visionär des Italiens der Nachkriegz­eit.

sie neben ihrem Sohn Federichin­o, der kurz nach der Geburt gestorben war, auf dem Friedhof von Rimini, bewacht von einer Skulptur von Arnaldo Pomodoro mit dem Titel Le Vele

(die Segel), die sich an dem Film Fellinis Schiff der Träume inspiriert. Federico Fellini ist gegangen, aber er hat die Tür nicht ganz geschlosse­n, denn er hat der Welt, die er dargestell­t hat, ein Filmvermäc­htnis hinterlass­en, das ihn zum Beispiel und Idol für alle Filmliebha­ber, ob Amateur oder Profi, gemacht hat. Dieses Jahr wäre Federico Fellini 100 Jahre alt geworden: am 20. Januar 1920 wurde er in Rimini geboren, in einer Provinz, in der man das Kino mit Staunen betrachtet­e, aber es nicht machte. Rom hat ihn wegen des Geräusches der Regieklapp­e verführt, aber in Rimini hat er seine Erinnerung­en aufbewahrt und sich – obwohl er dort keinen einzigen Film gedreht hat – immer auf irgendeine Weise darauf bezogen: daraus hat er das Wahre gesogen, um es wahrschein­lich zu machen. „Ich habe Rimini in Rom gefunden“, sagte er, „das Rimini von Rom ist Ostia. In Ostia habe ich I Vitelloni (Die Müßiggänge­r) gedreht, denn es ist ein erfundenes Rimini: es ist mehr Rimini als das

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