PAUL MCCARTNEY UND DAS GESTOHLENE TAGEBUCH
Dies ist die Geschichte über Francesca und Bianka De Fazi, zwei römische Schwestern, die zwanzig Jahre lang ein Tagebuch versteckt haben. Bis hierher ist das nichts Besonderes, wenn dieses Tagebuch nur ein Heft mit den Aufzeichnungen junger Mädchen gewesen wäre, aber es war das Tagebuch von Paul Mccartney, das nicht nur über das Familienleben Sir Pauls mit seiner Frau und seinen Kindern erzählt, sondern auch über die Auflösung der Beatles. Das Tagebuch stammt aus dem Jahr 1970, jenem für die Musikgeschichte schicksalshaften Jahr, und auf den Seiten findet man Sätze wie: „John kommt, um über die Auflösung der Band zu diskutieren“. Aber machen wir einen Schritt zurück. Man schrieb das Jahr 1980 und Francesca und Bianka, damals zwei junge Mädchen, reisten mit ihrem Vater nach London. Zwei Teenager, die damals, wie viele andere, für die Beatles schwärmten, jedoch viel gerissener waren. Es gelang ihnen, das Haus von Mccartney ausfindig zu machen, um ein paar Erinnerungsfotos vor dem Eingang zu schießen, aber in jenen Tagen wurden im Inneren des Hauses Renovierungsarbeiten durchgeführt und das Tor stand offen. Das verleitete die Schwestern De Fazi dazu, hineinzugehen und in den Andenken der vier Pilzköpfe zu stöbern. Sie schreckten auch nicht davor zurück, aus diesem Musikschatz den Terminkalender, ein Paar Stiefletten und Notenpapier mitgehenzulassen, um sich anschließend unbemerkt aus dem Staub zu machen. Zwischen dieser Flucht und dem großen Epilog liegen 23 Jahre, obwohl die beiden Mädchen in dieser Zeit mehrmals versuchten, die Beute zu verkaufen, was ihnen aber nicht gelang, da ein Echtheitszertifikat fehlte. So verstrich die Zeit: der feuerrote Terminkalender mit der Aufschrift „Langham Diary“, der voller Notizen und Zeichnungen war, blieb in ihrem Zimmer bis 2003 liegen, dem Jahr, in dem Paul Mccartney sein berühmtes Konzert in Rom vor der zauberhaften Kulisse des Forum Romanum gab. Am Tag nach dem Konzert gingen Francesca und Bianka zum Hotel Trinità dei Monti mit dem Tagebuch in der Hand, das als Passierschein diente, um in das abgeriegelte Hotel zu gelangen, nachdem sie zuvor natürlich vom Sicherheitsdienst befragt und kontrolliert worden waren. „Naughty girls, schlimme Mädchen…“, rief Paul Mccartney aus, als er sie sah; dann schenkte er ihnen ein Autogramm mit persönlicher Widmung. Mit dieser Begegnung wurde der Traum von zwei inzwischen erwachsenen Frauen erfüllt, die zwanzig Jahre zuvor eine Jugendsünde begangen hatten, um an ein Stück Geschichte zu gelangen. Auf seiner Rückreise nach London las Sir Paul in dem Tagebuch, das voller Erinnerungen steckte, und bestätigte seine Echtheit. „Vielleicht ist das passiert, weil ihnen mein Konzert in Rom wirklich gefallen hat“, scherzte er, als er an diese besondere Art der Reue nach so vielen Jahren dachte.