Nennt sie bei ihrem Namen:
Sie haben die Geschichte des internationalen Designs mit ihren avantgardistischen Kreationen, die mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet wurden, berühmt gemacht, und ihre Designerprodukte gehören zu den bedeutendsten, gefragtesten und beliebtesten auf der ganzen Welt. Wir präsentieren Ihnen legendäre und neue italienische Topdesigner.
„Gae“, die Abkürzung von Gaetana, gehört zu der Generation von Pionieren, die ein unauslöschliches Zeichen in der modernen Architektur hinterlassen haben. „Architektur ist eine Männerdomäne, aber das war mir immer egal“, sagte sie, die sich mit Selbstbewusstsein und Zielstrebigkeit in einer Branche behauptet hat, die bis dahin von Männern beherrscht wurde. Sie hat den Krieg und das zerstörte Italien erlebt, und gerade das löste in ihr das Interesse für Architektur aus: „Das war eine nützliche Arbeit“. Die Restaurierungen des Palazzo Grassi in Venedig oder der Gare d’orsay in Paris, die Renovierung der Scuderie des Quirinals in Rom oder der Sportpalast Palavela für die olympischen Spiele in Turin sind ihr zu verdanken. Gleichzeitig hat sie die Welt des Designs mit den Entwürfen großartiger Einrichtungsobjekte bereichert, die von ihrem angeborenen Talent und ihrem guten Geschmack zeugen. In der Zeit des Neoliberty entwarf Aulenti für den Showroom von Olivetti in Paris für Martinelli Luce ihre berühmte Leuchte Pipistrello, die sich mit ihren klaren Linien an den Jugendstil anlehnt. Die Leuchte mit ihrem einzigartigen Lampenschirm, der an die Flügel einer Fledermaus (pipistrello) erinnert, hat bis heute nichts von ihrer Ausdruckskraft verloren und eignet sich für jedes Ambiente und jede Einrichtung. Alle Entwürfe der unbestritten intellektuellen Gae Aulenti haben stets etwas Poetisches an sich: jedes Objekt, jede Architektur und jedes Projekt stellen einen Bezug zur Stadt her, dem Ort, der die Menschheitsgeschichte repräsentiert. 35
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Ihn nur als Designer zu bezeichnen wäre zu wenig und vor allem nicht exakt. Giò Ponti war Architekt, Industriedesigner, Handwerker, Dichter, Journalist, Maler und vor allem leidenschaftlicher Vertreter des Topdesigns. Sein Merkmal war es, ganz lässig Schritt für Schritt vorzugehen, indem er zunächst einen einfachen Gegenstand für den täglichen Gebrauch entwarf, dann geniale Lösungen für moderne Wohnungseinrichtungen und schließlich umfangreiche Projekte für den Städtebau. Der Pirelli-wolkenkratzer in Mailand oder die Kathedrale von Taranto gehören in Italien zu seinen größten architektonischen Leistungen, aber auch berühmte Einrichtungsgegenstände sind ihm zu verdanken. Der äußerst intellektuelle Ponti verstand es, die Zeichen der Zeit und deren Bedürfnisse klar zu erkennen, indem er seinen Zukunftsvisionen Gestalt verlieh. „Nicht der Zement, nicht das Holz, nicht der Stein, nicht das Eisen, nicht der Stahl, nicht das Aluminium, nicht die Keramik, nicht das Glas sind die langlebigsten Grundstoffe, sondern die Kunst“. Mit dieser Einstellung gelang es ihm, einen Platz in der ersten Reihe der Geschichte des Designs und der Architektur einzunehmen.als Designer revolutionierte er den Stil der florentinischen Keramikfirma Richard-ginori, indem er von allmählich seine Auffassung von Ästhetik änderte und zu immer schlichteren Formen überging, die jedoch eine starke Persönlichkeit ausstrahlten. Man muss nur an die sinnlich geschwungenen Linien von La Cornuta denken, seiner Espressomaschine, die er 1948 für La Pavoni entworfen hatte, oder an das Industriedesign des Stuhls Superleggera von 1957, der für Cassina als Neuauflage des geschwungenen Holzstuhls Chiavari entwickelt wurde und bald in vielen italienischen Haushalten Einzug fand. Er bezeichnete ihn als „Stuhl ohne Adjektive“, und gerade weil er so schlicht ist, gehört er zu seinen berühmtesten Stücken. Dadurch, dass er alles „überflüssige“Material beseitigte, verringerte er das Gewicht des Stuhls erheblich und machte ihn zu einem Gegenstand des Minimaldesigns, modern, aber mit starken Bezügen zur Vergangenheit. Sein Motto war: „Kehren wir zu den Stühlen-stühlen, zu den Häusern-häusern, zu den Werken ohne Etikett, ohne Adjektive zurück, zu den richtigen, wahren, natürlichen, einfachen und spontanen Dingen“.
Die beiden Brüder haben mit Geschmack und Intelligenz ein Zeichen in der Geschichte des Designs hinterlassen. Obwohl Achille der bekanntere und auch langlebigere der beiden war, entstanden die berühmtesten Produkte der Firma Castiglioni aus ihrer Zusammenarbeit. Pier Giacomo und Achille zeichneten sich durch einen Minimalismus aus, der nicht snobistisch ist, und eine Wesentlichkeit, die nichts Rhetorisches an sich hat. Aus ihren Ideen entstanden legendäre Stücke mit schlichten Formen und raffinierten Mechanismen, die das Streben nach Perfektion verkörpern. Das Wichtigste ist nicht die Ästhetik, sondern die Balance zwischen Schönheit und Mechanik, eine Einfachheit, die revolutionär ist. Daher wundert es nicht, dass die beiden zusammen 14 Compassi D’oro gewonnen haben, den Nobelpreis des Designs. Aus der funktionalen Raffinesse der beiden Brüder entstand ein legendäres Objekt, das noch heute sehr modern wirkt: die Leuchte Arco, die 1962 für die Marke Flos entworfen wurde. Eine Kuppel aus gelochtem Stahl, die von einem gebogenen Stahlrohr gehalten wird, das wiederum in einem Sockel aus Carraramarmor verankert ist. Ein typisches Bespiel für ihre Entwürfe, bei denen nichts rein dekorativ, sondern alles funktional ist. Die Löcher in der Kuppel verhindern, dass sich die Lampe überhitzt, die Kanten des Travertins sind abgerundet, um das Material vor Verschleiß zu schützen und durch das Loch im Sockel kann man die Leuchte leichter verschieben. Mit Arco haben die Brüder Castiglioni zum ersten Mal die Poesie des Raums neu definiert und sich von der klassischen Deckenleuchte distanziert, um im häuslichen Ambiente eine Helligkeit zu erzeugen, die sich auch auf den restlichen Raum erstreckt. Es war vorherzusehen, dass diese Leuchte in die Geschichte des Designs eingehen würde, weshalb sie zum Kunstwerk ernannt wurde und so vor Plagiat und Nachahmung geschützt ist. Die Lampen Splügen Bräu, Snoopy, Viscontea und Taccia, der Sessel Sanluca, die Stühle Lierna und Tric und die Hocker Sella und Mezzadro, um nur einige zu nennen, sind Symbole dieser Avantgarde, die das Verhältnis zum täglichen Lebensraum und die Auffassung über echte Kreativität unweigerlich verändert hat.
„Die Kreativität wird im Bewusstsein durch Fantasie und Erfindungsgabe ausgelöst: je mehr Dinge man kennt, desto mehr Verbindungen kann man herstellen“. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass Bruno Munari in seinem Leben viel gemacht hat: er war Künstler, Designer, Illustrator, Architekt, Grafiker und Dichter. In jedem dieser Bereiche glänzte er und alle seine Kreationen sind Ausdruck seiner Philosophie und werden von seiner Suche nach Ästhetik inspiriert, wobei Design das Wesentliche der Form aufdecken muss. Weder zu viel Schnickschnack noch zu viel Strenge, sondern eine Balance, die der Form des Objekts Logik verleiht. Für die Firma Danese begann Mauri Objekte im Industriedesign zu entwerfen, wie den berühmten Aschenbecher Cubo, eine Ikone des italienischen Designs und in seiner Schlichtheit einfach genial. Ein Würfel aus Melamin mit einem Einsatz aus dünnem Aluminiumblech, der so konstruiert ist, dass man die Asche und Kippen weder sehen noch riechen kann. Er war stets auf der Suche nach einfachen Lösungen ohne viel Firlefanz, wobei er sich neuer Technologien und Materialien bediente. Ein konkretes und typisches Beispiel für dieses geniale Konzept ist die Leuchte Falkland, die er ebenfalls für Danese entwarf. Sie wurde „Strumpflampe“genannt, denn sie bestand aus Helanca, einem Material, aus dem Damenstrümpfe gemacht werden, und sie verbreitete ein ganz besonderes Licht. Die Handschrift Munaris ist deutlich zu erkennen: Die Leuchte Falkland ist das beste Beispiel für die Linearität seiner Objekte, die auch durch die Logik ihrer essenziellen Strukturen auffallen, über die er sagte: „etwas kompliziert zu machen, ist einfach, etwas zu vereinfachen, ist schwierig“.
Siebzig Jahre seines langen Lebens war Ettore Sottsass Architekt, Designer und noch vieles mehr. Der Name dieses Lebemanns und Freundes von Legenden wie Hemingway, Picasso und Allen Ginsberg stand für Popkultur mit einem Hauch Exaltiertheit. Seine Sprache der Ästhetik war reich an Energie und sein Design Ausdruck einer Vitalität, die durch ihre Farbenfreudigkeit noch dynamischer wirkte und ganz sicherlich in Kontrast zu jeder Form von Intellektualismus und Strenge stand. Sottsass spielte mit den Formen und Dimensionen ganz normaler Gebrauchsgegenstände, um den Materialien einen tieferen Sinn zu verleihen. Er ließ die Farben sprechen, denn genauso wie Worte konnten sie Gefühle ausdrücken. Und mit dieser Philosophie entwarf und kreierte Ettore die Reiseschreibmaschine Valentine für Adriano Olivetti, die Schreibmaschine Praxis 48, den Rechner Logos 27, den Fernseher Memphis für Brionvega, den Computer Elea 9003 und unzählige Tische, Bücherregale, Stühle und Spiegel. Seine monumentalen und teilweise absurden Möbel sollten nicht vorwiegend funktional sein, sondern vor allem Emotionen hervorrufen. Ein Konzept, das sich ganz deutlich in dem Bücherregal Carlton ausdrückt, das ein Zwischending zwischen Totem und Videogame ist; eine „spielerische Antwort auf das Bedürfnis nach soliden und ansprechenden Formen: eine Methode, um leicht ironisch das Heilige mit dem Profanen zu verbinden, die Vergangenheit mit der Gegenwart, das Archetypische in all seinen Erscheinungsformen. 39
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Es ist schwierig, Gaetano Pesce einer Berufsbrache zuzuordnen, denn seine experimentelle Kunst kann nicht auf einen Nenner gebracht werden. Gaetano Pesce ist ein transzendenter Künstler, Bildhauer, Designer und Architekt, ein Erfinder, der stets auf der Suche nach neuen Materialien ist. Seit über vierzig Jahren arbeitet er mit großer Fantasie an Objekten und Strukturen aller Art: Gläsern, Vasen, Sofas, Stühlen, Schmuck, Skulpturen, Tischen, Tellern, Leuchten, Regalen, aber auch an Häusern und Gebäuden. Jedes Objekt, ob groß oder klein, behandelt ein Thema und steckt voller Bedeutungen, die über die einfache Form hinausgehen: seine Absicht ist es, nicht nur Kunst zu machen, sondern auch Denkanstöße zu geben, um unkonventionelle Reflexionen auszulösen, die alle Grenzen sprengen. Die Kunst Gaetano Pesces geht über die Konvention und die industrielle Fertigung hinaus, denn kein Objekt wird in Serie produziert, sondern fällt immer anders aus. Der Stuhl Up 5, den er 1969 auf der Möbelmesse Mailand präsentierte, drückte ganz deutlich seine Philosophie aus: sich dem Etablierten zu widersetzen und der Kunst die gesellschaftliche Rolle zukommen zu lassen, die sie verdient. Der Sessel, der die Form eines weiblichen Körpers hat und der mit einer Kugel ausgestattet ist, die als Fußstütze dient, ist zwar ein Designobjekt, aber mehr noch eine Anklage gegen die Unterwerfung und Ausgrenzung der Frau in vielen Teilen der Welt. „Less is more“ist nicht sein Motto, ganz im Gegenteil, denn für ihn ist Minimalismus ein aussterbender Ausdruck, der von denen benutzt wird, die keine Ideen haben.
Sein Stil ist respektlos, provokant und sinnlich. Sein Name ist in aller Welt Antonio Citterio nähert sich dem Objekt mit Höflichkeit und Eleganz, deshalb gilt er als Gentleman des Designs. Der Sohn eines Handwerkers hat seinen Beruf durch Beobachten, Überlegungen und die Begegnungen mit großen Meistern gelernt, die sein Leben verändert haben, allen voran Sottsass. Seine Verbindungen öffneten ihm neue Horizonte und vielfältige Möglichkeiten, und die Zusammenarbeit 1986 mit B&B Italia führten zu Erfolg und öffentlicher Anerkennung. Für das Sofa Sity – das nicht nur als Möbel für Konversationen gedacht ist, sondern als Sitzgelegenheit für alltägliche Handlungen wie Essen, Schlafen, Lesen oder Fernsehschauen – wurde ihm der Compasso d’oro verliehen: ein Entwurf, der seine Auffassung von Design gut ausdrückt, wobei er sich von der reinen Ästhetik im Wohnbereich entfernt. Hinter seinen Designerobjekten verbergen sich Anspielungen und Hommagen an die Lehrmeister, die ihn inspiriert haben, und jedes von ihnen versieht er mit einer persönlichen Note, der sie einmalig macht. Davon zeugt das Sofa Charles, das dem Design der 50er und 60er Jahre und auch Charles Eames gewidmet ist, dem amerikanischen Designer, Architekten und Regisseur, der immer behauptet hat, das Details keine Details sind, sondern das sie das Design ausmachen. Beim Bestseller von B&B Italia kann man die Stärke des Designs schon an den Einzelheiten erkennen: vor allem an dem L-förmigen Fuß an der schmalen und erhöhten Basis, der dem Sofa ästhetische Leichtigkeit und Komfort verleiht. Antonio Citterio schaut mit Bewunderung auf die Vergangenheit, aber er lernt viel aus der Modernität. Sein Credo ist es, nur etwas zu entwerfen, wenn es dafür einen wirklichen Grund gibt, darunter auch die Anwendung neuer Technologien, und nur wenn das Projekt dem Komfort dient. Davon zeugt Visavis Softback von Vitra: ein zeitloser Bürostuhl mit schlichten Linien und klug eingesetzten Materialien, die eine unauffällige Balance und Eleganz ausstrahlen. Ganz im Stil Citterios. 41