Die Frau, die zwischen Papsttum und Kaiserreich Geschichte schrieb
Eine Strategin und Herrscherin mit einem starken Charakter: ohne Mathilde von Canossa, eine Schlüsselfigur des Mittelalters, die zu oft vergessen wird, wäre der Investiturstreit anders verlaufen.
Mathilde von Canossa war Lehensherrin, Gräfin, Marquise, kaiserliche Vikarin und Vizekönigin Italiens: eine Person, die eine unglaublich wichtige Rolle in einer Epoche des Mittelalters spielte, die als „Investiturstreit“bezeichnet wird und dessen Verlauf durch ihre strategischen Entscheidungen stark beeinflusst wurde. Diese starke, entschlossene und gebildete Frau wird oft in den Geschichtsbüchern übergangen oder im besten Fall kurz erwähnt.
Nach Donizone, dem Benediktinermönch, der ihre Biografie verfasste, wurde Mathilde 1046 in Mantua geboren und gehörte zu dem sehr mächtigen italienischen Adelsgeschlecht der von Canossa. Ihre Mutter, Beatrix von Lothringen, stammte aus einer der vornehmsten Kaiserfamilien. Ihr Vater, Bonifatius von Canossa, genannt „der Tyrann“, war der einzige Erbe der Canossa-dynastie. Geschichtsquellen schreiben ihm die „Erfindung“des Aceto Balsamico zu: es wird erzählt, dass der Kaiser Heinrich III. auf seiner Krönungsreise nach
Rom in Piacenza haltmachte und sich bei dem Vater Mathildes ausdrücklich nach dem „allseits gepriesenen Essig“erkundigte, „der in der Burg von Canossa hergestellt wird“. Bonifatius schenkte ihm ein Silberfässchen davon. Nachdem der Kaiser diesem Essig so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte, breitete sich der Ruf dieses wertvollen Würzmittels in allen Grafschaften aus und gelangte bis zum Adel ganz Europas. Auch Mathilde trug in der Folgezeit zum Ruhm des „schwarzen Goldes“bei, das auf keinem Tisch fehlen durfte und das ihr sehr am Herzen lag.
Im zarten Alter von sechs Jahren erbte Mathilde nach dem frühen Tod ihres Vaters und ihrer Geschwister ein Gebiet, das sich vom heutigen Latium bis zum Gardasee erstreckte. Die Mutter beschloss, in zweiter Ehe den Herzog von Niederlothringen, Gottfried den Bärtigen zu heiraten, dessen Sohn, Gottfried der Bucklige, die junge Mathilde als Braut versprochen wurde. 1071 bekamen die beiden eine Tochter, die jedoch kurz nach der Geburt starb. Nachdem
Trotz ihrer bedeutenden Persönlichkeit wird Mathilde von Canossa oft in den Geschichtsbüchern übergangen oder im besten Fall kurz erwähnt.