BEREIT, HOCH ZU FLIEGEN
Joerg Eberhart, CEO der Fluggesellschaft Air Dolomiti, hat uns erzählt, wie in dieser Zeit der globalen Krise sein Unternehmen stärker als zuvor den Flugbetrieb wieder aufnimmt, um jedem einzelnen Reisenden einen sicheren Flug garantieren zu können.
„Es ist unser ureigenes Interesse, zu fliegen, und wir versuchen, das immer besser zu machen“. Die Worte Joerg Eberharts, CEO von Air Dolomiti, klingen wie ein leuchtendes Versprechen im Nebel der Unsicherheiten. Es gibt wirklich nur wenige Branchen, denen es gelang, die durch die Covid-19-pandemie ausgelöste Krise (zumindest fast) unbeschadet zu überstehen. Und nur ganz wenige haben daraus sogar einen Vorteil ziehen können. Zu diesen gehörten mit Sicherheit nicht die Fluggesellschaften, die schon früh schwer unter den Sicherheitsmaßnahmen litten, die getroffen wurden, um das Virus einzudämmen: geschlossene Grenzen, Reiseverbote, gestrichene Flüge.
Als ob dies nicht reichen würde, stellt nun, da der Alltag allmählich wieder zu seinem normalen Rhythmus zurückfindet, die Beibehaltung strenger Sicherheitsauflagen auch die vorher stabilsten Unternehmen auf eine harte Probe. Auch für Air Dolomiti hat es oberste Priorität, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um ihren Kunden einen sicheren Flug zu garantieren. Die Monate des Lockdowns haben das rein italienische Unternehmen dazu veranlasst, intensiv über die kommenden Herausforderungen nachzudenken und Strategien zu erarbeiten, die zukünftig erfolgreich
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass unsere Qualität in der Betreuung unserer Gäste, die in Sicherheit fliegen wollen, ein grundlegender Bestandteil für die erfolgreiche Wiederaufnahme unserer Arbeit ist.
sind. Das bedeutet auch, mit anderen Gesellschaften aus der Branche zusammenzuarbeiten, um erfolgreich gemeinsame Ziele erreichen zu können. Folglich wird auch in diesen Zeiten an der Weiterentwicklung des Geschäftes gearbeitet, wie uns Joerg Eberhart erzählte.
Die Dinge immer mit Optimismus angehen: das war zweifellos das Mantra von Air Dolomiti in den letzten Monaten. Aber wie haben sich die Strategien und Konzepte der Gruppe in Bezug auf den italienischen Markt geändert?
Ich glaube, dass man selbst in den schwierigsten Momenten alles tun muss, um eine positive Haltung zu bewahren und dass dieser Optimismus der wichtigste Antrieb ist, um einen Neuanfang zu planen. Die Ereignisse der letzten Monate waren außergewöhnlich und haben unsere Branche zutiefst getroffen, denn sie haben uns nicht nur in der Gegenwart erschüttert, sondern bedeuten auch für unsere Pläne große Unsicherheit. Zum Glück konnte unsere Gesellschaft nicht nur auf die eigenen Ressourcen zurückgreifen, sondern auch auf die Lufthansa-gruppe zählen, zu der sie gehört und für die der italienische Markt nach wie vor strategische Bedeutung hat. So hat sie uns stets in der Hoffnung bestärkt, weiterhin ein wichtiger Bestandteil eines größeren Projekts zu sein.
Trotz der langen Blockade (in der jedoch nicht alle Ihre Flüge eingestellt wurden) ist es Ihnen gelungen, einige Neuheiten einzuführen, um wie stets die Verbindung zwischen Italien und Deutschland zu intensivieren…
Der Tourismusbranche hat am meisten unter den Folgen der Covid-19-pandemie gelitten; besonders der Flugverkehr hat einen nie dagewesenen Einbruch erfahren und vielleicht hat uns gerade der lange Lockdown und die Tatsache, dass wir nicht mehr wie früher arbeiten können, dazu angestachelt, neue Lösungen zu finden, um wichtige Europaflüge wieder aufzunehmen und auch die kürzlich angekündigten neuen Strecken von Verona nach Berlin und Düsseldorf bedienen zu können. Unser
Wille , schnell wieder operativ zu werden und die Unterstützung unserer Muttergesellschaft haben es uns außerdem ermöglicht, einige neue Inlandsflüge von Florenz nach Apulien, Sizilien und Sardinien anzubieten, um den Neustart des italienischen Tourismus zu fördern.
Viel Aufmerksamkeit wird auf Florenz gelegt. Warum spielt die Hauptstadt der Toskana eine immer größere strategische Rolle für Air Dolomiti?
Florenz war für unsere Gesellschaft schon immer ein strategisch wichtiger Flughafen. Kurz vor Ausbruch der Corona-krise waren wir auf der Suche nach einem neuen Standort für die Wartung unserer Flotte, die inzwischen aus
15 Flugzeugen besteht. Letzten November haben wir die Ausschreibung für die Nutzung des Hangars auf dem Flughafen Amerigo Vespucci gewonnen, wodurch wir unseren Wachstumsplan weiterverfolgen und neues technisches Personal vor Ort einstellen konnten. Aufgrund der Besonderheit dieser Branche hatten wir die Absicht, jungen Abiturienten oder Hochschulabgängern eine Spezialausbildung zukommen zu lassen, um eine noch stärkere Verbindung mit dieser Region einzugehen. Leider hat die Ausbreitung des Virus‘ unsere Wachstumspläne im Moment verlangsamt, aber wir sind äußerst zuversichtlich, unsere Aktivitäten bald wieder aufzunehmen und unsere bereits begonnen Projekte durchführen zu können.
Aus einem so komplizierten historischen Moment entstand auch ein fruchtbarer Dialog mit den drei anderen rein italienischen Fluggesellschaften… Ich finde, dass der Ausspruch „gemeinsam sind wir stärker“hervorragend zu dem Moment passt, in dem wir uns gerade befinden. Wir alle sind darauf angewiesen, unseren Mitarbeitern Arbeit zu geben, und ich bin davon überzeugt, dass, wenn die richtigen Personen sich zusammenschließen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, die Aussicht auf Erfolg größer und das Ergebnis besser sein wird. Wir wünschen uns, dass das Land, in dem wir operieren und unseren Sitz haben, floriert und Arbeitsplätze schafft, und dieser Plan kann nur realisiert werden, wenn man eine solide Basis für die Arbeit schafft. Die Zusammenarbeit zwischen Fluggesellschaften ist sicher eine der tragenden Stützen für diese Basis.
Ich würde sagen, unser Leitmotiv besteht darin, verantwortlich zu handeln, sowohl gegenüber unseren Reisenden an Bord als auch in unserem gesellschaftlichen Umfeld.
Wie managt man in der aktuellen, sich stets ändernden Situation die Flugbuchungen?
Im Moment werden unser Service Center und die Abteilung Customers Relations stark in Anspruch genommen. Dabei können wir aber auf die Erfahrung, die Lernfähigkeit und die Flexibilität unserer Mitarbeiter zählen, die ununterbrochen daran arbeiten, schnell zu antworten und für alle Probleme der Passagiere eine Lösung zu finden. Die ständigen Änderungen der Vorschriften machen die Arbeit nicht leichter, aber der Wunsch, unsere Tätigkeit wieder voll aufzunehmen und die Bedürfnisse der Passagiere in höchstem Maße zu befriedigen, ermöglicht uns, auch diese sich stets ändernde Situation professionell anzugehen.
Gibt es ein Leitmotiv für die aktuelle Tätigkeit von Air Dolomiti ?
Fast alle unsere Flüge aufgrund der Corona-krise vorübergehend zu streichen, war für uns eine schwere und frustrierende Entscheidung; dies nicht nur wegen der deutlichen wirtschaftlichen Einbußen, sondern auch aufgrund der engen Beziehung, die wir zu unseren Passagieren unterhalten. Deshalb war es sehr wichtig, auch während der Krise mit einem täglichen Flug von Mailand MXP nach Frankfurt unsere Verbindung zu Deutschland aufrecht zu erhalten: ein kleiner Lichtblick, der in uns, auch trotz dichten Nebels, die Hoffnung geschürt hat, bald wieder mehr Strecken bedienen zu können. Abwarten, was geschieht, liegt nicht in unserer Natur; wir sind es nicht gewohnt, nur Zuschauer zu sein. Aus diesem Grund haben wir während des Lockdowns versucht, weiterzuarbeiten und uns gemeinnützlich engagiert, indem wir einige Flüge organisiert haben, um unsere Landsleute zurückzuholen, die im Ausland festsaßen. In Zusammenarbeit mit der Italienischen Botschaft in Berlin haben wir auch Transporte von Schutzanzügen für Krankenhauspersonal organisiert, die von China gestiftet wurden. Außerdem haben wir das Weiße Kreuz in Verona mit einem Teil unserer eigenen Schutzausrüstung unterstützt, die aufgrund der Krise nicht in vollem Umfang benötigt wurde. Ich würde sagen, unser Leitmotiv besteht darin, verantwortlich zu handeln, sowohl gegenüber unseren Reisenden an Bord als auch in unserem gesellschaftlichen Umfeld. Es bleibt unser oberstes Ziel, uns gut um unsere Passagiere zu kümmern, ihnen saubere und pünktliche Flugzeuge zu garantieren und einen anspruchsvollen Bordservice zu bieten. Da uns die Gesundheit und die Sicherheit unserer Kunden sehr am Herzen liegen, waren wir leider gezwungen, Flüge zu streichen, und als der Flugverkehr wieder aufgenommen wurde, haben wir sofort alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass unsere Qualität in der Betreuung unserer Gäste, die in Sicherheit fliegen wollen, ein grundlegender Bestandteil für die erfolgreiche Wiederaufnahme unserer Arbeit ist.
Eine letzte Frage: ist es jetzt schon möglich vorherzusagen, wie schnell die Branche auf die neuen Umstände reagieren wird?
Das ist eine schwierige Frage. Natürlich haben wir Zukunftspläne, aber die hängen unweigerlich von der Entwicklung des Virus ab. Nachdem die akute Phase vorbei ist, setzen wir uns mit einer Übergangsphase auseinander, in der wir Arbeits-, Gesundheitsund Sicherheitsmaßnahmen befolgen. Der Flugsektor hat, obwohl er stark betroffen ist, schon mehrfach bewiesen, dass er sich schnell von Konjunktureinbrüchen erholen kann, aber die Angst um die eigene Gesundheit lässt sich schwer überwinden, weshalb viele Menschen im Moment lieber zu Hause bleiben. Obwohl viele Einrichtungen und Geschäfte wieder geöffnet sind, ist es durchaus möglich, dass nur der positive Ausgang der Coronapandemie zur Wiederherstellung einer vergleichbaren Normalität führen wird. Unsere Branche hat unglaublich schnell reagiert. Nun bleibt uns nur zu hoffen, dass der gesunde Menschenverstand, die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, zu einer positiven Wende in der Covid-krise führt, um wieder zur Normalität zurückkehren zu können.