NATUR IN DER STADT
Vielleicht ist nun endlich der Moment gekommen, dass die Königlichen Gärten von Venedig tatsächlich für das Publikum zugänglich werden; vielleicht konnten die Schwierigkeiten überwunden werden. Ja, denn es reichten nicht Jahrzehnte der Verwahrlosung und jahrelange Restaurierung: jetzt hat auch noch Covid zugeschlagen. Nachdem die Venice Gardens Foundation im Jahr 2014 die Restaurierungsarbeiten begonnen hatte, öffnete am 17. Dezember 2019 die grüne Lunge Venedigs endlich seine Pforten für die Besucher, um sie im Blumensalon der Stadt zu empfangen. Aber aufgrund der Einschränkungsmaßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung des Coronavirus‘ wurde schon nach wenigen Monaten eine erneute Schließung angeordnet. Aber seit dem 9. Mai kann man die Giardini Reali in Venedig endlich wieder besuchen, auch das ein Zeichen für einen Neuanfang, auf den wir so lange gewartet haben. Die Geschichte dieses Parks ist genauso kompliziert wie seine Wiedereröffnung: 1806 wünschte sich Napoleon einen privaten Garten für die Bewohner des Palazzo della Corona, das heißt, der Procuratie Nuove. 1817 gestalteten jedoch die Österreicher den Park in seinen heutigen Ausmaßen auf den Kornspeichern der Serenissima, wobei sie alle Zugangsbrücken abrissen, um ihn zu isolieren, aber gleichzeitig einen Kaffeepavillon errichteten. Nach verschiedenen Besitzerwechseln, bei denen auch die Kaiserin Sissi ihre Hand im Spiel hatte, vermachte das italienische Königshaus den Park der Stadt. Erst im Jahr 2014 wurde er von der Venice Gardens Foundation übernommen, die sofort daranging, ihn in neuer Pracht erstrahlen zu lassen. Dabei wurde sie von den Assicurazioni Generali unterstützt, die, auch dank des Art-bonus des italienischen Staats, die Restaurierungsarbeiten finanzierten.
Die Königlichen Gärten Venedigs sind eine wahre Oase nicht weit entfernt vom Markusplatz: 5000 m² mit über 350 Arten von Knollenpflanzen, insgesamt 3150 Stück, 22 neuen Bäumen, darunter auch Obstbäume wie Granatapfel-, Orangen-, Mispel-, Feigen- und Jujubabäume sowie duftende Myrtensträucher, die in niedrigen Beeten angepflanzt wurden. Auch eine große Pergola mit betörend duftenden japanischen Glyzinen durfte nicht fehlen. Die Neugestaltung der Grünflächen ist dem Architekten Paolo Perjone zu verdanken, der die Restaurierung des Botanischen Garten geleitet und unter anderem Pflanzen ausgewählt hat, die nicht einmal im Sommer gegossen werden müssen. Der neoklassizistische Pavillon, der zwischen 1816 und 1817 von Lorenzo Santi errichtet wurde, die gusseiserne Pergola aus dem 19. Jahrhundert, der Gitterzaun und die Zugbrücke, die die Königlichen Gärten wieder mit dem Markusplatz verbindet, wurden von dem Architekten Alberto Torsello restauriert. Auch das historische Kaffeehaus leuchtet wieder in seiner alten Pracht und wurde zu einem Illycaffè, wo man eine angenehme Pause einlegen kann. Es brauchte Jahre und viel Geduld, aber nun scheint es, dass Venedig endlich seine grüne Oase des Friedens wiedergefunden hat.