Nach Horror-Unfall: Kann Anja (55) ihre Tochter retten?
Als ihre 25-jährige Tochter Natascha auf Teneriffa von einer Klippe stürzt und sich schwer verletzt, bleibt Mutter Anja (55) nichts, außer auf ein Wunder zu hoffen – und genau das wird gerade wahr
Dieses mulmige Gefühl will einfach nicht verschwinden. Seit fast 24 Stunden bleiben Anjas Nachrichten an ihre Tochter Natascha ohne Antwort. Das ist ungewöhnlich für die junge Frau, die im Sommer 2020 nach Teneriffa zog und sich dort ein neues Leben aufbauen wollte. Die Mutter findet keinen Grund für ihre Gedankenspirale. Sie weiß nur eines: Ihr Bauchgefühl täuscht sie nie.
Was ist mit Natascha passiert?
Dann klingelt es an der Tür. Anja blickt in die Gesichter von Polizeibeamten. „Ihr seid wegen Natascha hier, oder?“, fragt sie.
Was dann folgt, ist der Albtraum jeder Mutter. Sie teilen Anja mit, dass ihre Tochter am 17. Oktober von einer Klippe stürzte. Vermutlich war sie beim Spazierengehen gestolpert. Nach rund 40 Metern Fall blieb sie an einem Felsvorsprung hängen. Angestellte eines Hotels sahen ihren Sturz, ein Boot der Küstenwache wurde ebenfalls Zeuge des Unfalls. „Ohne sie hätte sie keine Chance gehabt“, ist sich Anja sicher.
Einem Rettungshubschrauber gelingt es, Natascha umgehend in eine Klinik zu bringen. „Ich wäre am liebsten sofort nach Teneriffa geflogen“, erzählt Anja. Doch der durch Corona eingeschränkte Flugverkehr zwingt sie zu warten.
Fünf Tage nach dem Unfall steht Anja endlich auf der Intensivstation der spanischen Klinik. Die Diagnose: Schädel-HirnTrauma dritten Grades, eine verletzte Lunge, zahlreiche Knochenbrüche, unzählige Blutergüsse und tiefe Schürfwunden. Anja ist Krankenschwester. Sie weiß, wie schlecht es um ihre Tochter steht.
„Mama ist da. Jetzt wird gekämpft. Du lässt mich hier nicht im Stich“, flüstert Anja ihrer Tochter, die an vielen Kabeln und Maschinen hängt, ins Ohr. Und Nataschas Blutdruck geht sofort hoch, sie bewegt ihre
Augen. „In dem Moment wusste ich, dass sie es schafft.“
Doch in den folgenden fünf Wochen erlebt die Mutter den härtesten Kampf ihres Lebens. Durch die Pandemie darf sie täglich nur für 15 Minuten zu ihrem Kind. „Ihr Zustand war katastrophal. Natascha wurde nicht ausreichend versorgt“, erzählt Anja. „Es zerriss mich, wenn ich sie allein lassen musste.“
Natascha muss in eine deutsche Klinik
Die Mutter möchte ihre Tochter in einer spezialisierten Rehaklinik in Deutschland behandeln lassen, doch Natascha hat keine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Die Familie muss das Geld allein aufbringen. Anjas ältere Tochter startet einen Spendenaufruf auf der Plattform Gofundme Bis heute sind 4000 Euro zusammengekommen, dafür sind sie sehr dankbar. Doch das Geld kann die Kosten nicht decken. Anja nimmt einen Kredit auf, weiß, dass sich ihr Traum der Frührente damit erledigt hat.
Im Dezember 2020 wird Natascha nach Deutschland geflogen. Als sie in der Rehaklinik in Gailingen ankommt, kann sie weder sprechen noch essen oder laufen. In der Klinik bekommt sie täglich sieben bis acht Therapieeinheiten. Ihr Zustand bessert sich von Tag zu Tag. Inzwischen steht sogar fest: Natascha hat keine bleibenden Schäden. „Ich habe wirklich ein Wunderkind“, sagt Anja. Ihre Tochter soll im Sommer oder Herbst aus der Klinik entlassen werden. „Eines ist sicher“, sagt die Mutter. „Dieses Silvester werden wir es mit der ganzen Familie krachen lassen und auf das Leben anstoßen!“