Report: Martina (59): „Ich wusste gar nicht, wie mir eine Familie gefehlt hat“
Als Martina Obst ausgerechnet am Weltkusstag ihre große Liebe findet, bekommt sie noch ein Geschenk dazu, das ihr Leben erst komplett macht
Simone ist Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten“, sagte eine unwissende Bekannte kürzlich zu Martina (59) bei der Gassirunde mit ihrem Hund Joschi. Ein Schmunzeln kann Martina sich in solchen Momenten nicht verkneifen – denn sie teilt vieles mit ihrer Tochter, aber nicht die Gene. Vor zwei Jahren adoptierte sie die damals 29-Jährige, denn sie hatte sich in deren Vater Peter (66) verliebt.
Bis vor sieben Jahren sah Martinas Leben komplett anders aus. „Ich war eine Düsseldorfer Kö-Tussi“, erzählt sie selbstironisch. Martina arbeitete als Fremdsprachensekretärin in einer Großkanzlei und genoss das Leben in der NRW-Hauptstadt.
Überstunden zählten zu ihrem Alltag, die Abende ließ sie mit Freundinnen bei ihrem Lieblingsitaliener ausklingen. Viele Jahre führte sie eine Fernbeziehung, die sie beendete, als sie sich eingestand, dass die dauerhafte Distanz sie unglücklich machte. Sie hätte sich auch gut vorstellen können, Kinder zu haben. Aber das hatte sich leider nie ergeben. Die selbstbewusste Martina kommt allein gut zurecht, doch manchmal sehnt sie sich nach einem Partner.
So auch am 6. Juli 2013. An diesem Sommermorgen schaltet sie das Radio an und hört, wie die Moderatorin vom Weltkusstag berichtet. „Na klasse, wieder so ein Tag, an dem man sich als Singlefrau fragt, wieso alle geküsst werden, nur man selbst nicht“, denkt sie.
Als sie in der Kanzlei ankommt, bemerkt ihre Kollegin ihre trübe Stimmung: „Ich melde dich mal auf einer Singleplattform an und stelle dir tolle Männer vor.“
Irgendwann loggt sich Martina tatsächlich ein und entdeckt Peters Profil. „Er hatte so ein niedliches Bild“, schwärmt sie. Martina chattet ihn an – und bekommt keine Antwort. „Ach, schade“, schreibt sie dann. „Ich fand dich so sympathisch. Aber dann noch viel Spaß.“Ihre Initiative wird belohnt – Peter antwortet und stimmt einem Telefonat zu.
Es funkte schon am ersten Abend
Sie unterhalten sich drei Stunden lang und verabreden sich direkt für den nächsten Tag. Martina fährt von Düsseldorf nach Mönchengladbach und ist verzaubert, als Peter ihr die Tür öffnet. „Es war sofort vertraut zwischen uns.“An diesem Tag ist auch seine
Tochter Simone da. „Sie nahm mich herzlich auf und hatte mit Peter sogar einen Kirschkuchen für unser Date gebacken.“
Am Abend ist Peters Tochter verabredet, kehrt erst in der Nacht zurück zum Elternhaus – und sieht, dass Martinas Auto immer noch vor der Tür steht. Heute sagt sie: „In dem Moment war mir klar, dass es zwischen meinem Vater und Martina gefunkt hat. Das hat mich sehr für die zwei gefreut.“
Ein halbes Jahr später kündigt Martina Job und Wohnung und zieht zu Peter. Gemeinsam wollen sie künftig Ferienwohnungen kaufen und vermieten.
Doch der Anfang ist steinig. „Die letzten Wochen in meinem alten Job waren hart. Ich war fix und fertig, bekam ein Burn-out.“Martina kapselt sich zunächst ab, will sich von Peter nicht helfen lassen. Bisher hatte sie ja auch immer alles allein geschafft. „Ein Fehler, wie ich heute weiß. Genau dafür ist ja ein Partner da.“Sie schaffen diese Zeit und beschließen 2018: Wir wollen heiraten!
Um Simones Erbe abzusichern, adoptiert Martina Peters Tochter, die ihre leibliche Mutter schon mit zwölf Jahren verlor. Und dann merkt Martina, wie gut das ihrer Seele tut. Wie wunderbar das Gefühl ist, eine Tochter zu haben.
„Gemeinsam meistern wir alles“
Sie spürt die bedingungslose Liebe und den Zusammenhalt. „Eine Tochter zu haben, ist Glück“, erzählt Martina. „Ich wusste mein ganzes Leben lang gar nicht, was mir tief im Innersten gefehlt hat.“
Und Simone tut es gut, nach so vielen Jahren wieder eine Mutterfigur an ihrer Seite zu haben. „Auch als Erwachsene braucht man sowas doch. Sie ermutigt mich, selbstbewusster zu sein, das hilft mir in meinem Job als Illustratorin, macht mich stärker. Eben, wie eine Mama es tun würde.“Derzeit arbeiten beide gemeinsam an einem Kinderbuch. Ihre Inspiration? Die eigene Geschichte. Die Details sind noch geheim. Sicher ist: „Egal, wohin das Projekt uns führt und welche Abenteuer die Zukunft für uns bereithält – wir werden sie meistern.“
„Dann hab’ ich sie einfach adoptiert!“