Agnes (55): „Wie mir ein Burn-out den Anstoß für ein neues Leben gab“
AlsichmichandemTag auf meinen Stuhl im Büro setzte, ging plötzlich nichts mehr. Ich bekam keine Luft, mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust. Ich spürte Panik! Hilfe – was passierte bloß mit mir? Der Rettungswagen brachte mich in die Klinik. In der Kardiologie wurde unter anderem eine
Herzrhythmusstörung festgestellt. Damit sei nicht zu spaßen, ob ich denn viel Stress habe, fragten die Ärzte. Ja, musste ich zugeben, ich bin total fertig, wie ausgebrannt! Monatelang hatte ich mich bei der Arbeit im Amt verausgabt, ich kriegte den Kopf überhaupt nicht mehr frei, konnte auch nach Feierabend nicht abschalten, schlief schlecht. Aber das Unwohlsein lag nicht nur an dem großen Arbeitspensum, auch im Kollegenkreis fühlte ich mich unwohl.
Ich fresse nicht mehr alles in mich rein
Und dennoch: Dass mein Körper mir so seine Grenzen aufzeigte, hat mich wirklich geschockt. Burnout lautete die Diagnose. Und der dringende ärztliche Rat, etwas in meinem Leben zu verändern. Aber was? Ich war wie gelähmt. Erst in der Reha und der Therapie begriff ich, dass ich etwas ändern musste. Ich lernte, Prioritäten zu setzen, nicht nur auf den Kopf, sondern auf mein Herz zu hören. Ich entdeckte das Joggen für mich, fing auch wieder an, Motorrad zu fahren, eine Leidenschaft, für die ich lange Zeit weder Muße noch Kraft hatte. Außerdem war klar, dass ich eine neue Arbeitsstelle brauchte und beantragte meine Versetzung. Momentan bin ich in einem Gesundheitsamt eingesetzt. Das ist zwar manchmal auch anstrengend, aber ich kann mit dem Stress besser umgehen, fresse nicht mehr alles in mich rein. Und nach Feierabend steige ich auf mein Motorrad, löse die (Not-) Bremse, die ich gerade noch rechtzeitig gezogen hatte, und brause ans Meer!