Die falsche Französin
Mit gebrochenem Herzen fliegt Nicole nach Paris. Doch der Urlaub nimmt eine Wendung, die sie völlig umhaut ...
Drei Tage war Nicole schon in Paris und hatte bereits ein riesiges Sightseeing-Programm absolviert. Eigentlich wollte sie die Stadt der Liebe zusammen mit ihrem Verlobten Peter erobern. Doch dieser Schuft hatte sie überraschend für seine Kollegin verlassen. Die enttäuschte Nicole wollte die Reise erst absagen, entschied dann aber trotzig: Fahr ich eben alleine!
Nun saß sie auf einer Parkbank im Jardin du Luxembourg und ließ sich die Sonne auf das Gesicht scheinen. „Bonjour!“ertönte da eine Stimme. Ein Mann nahm neben ihr Platz und blätterte eifrig in seinem Lexikon. Er schien auch aus Deutschland zu kommen und sprach nur gebrochen Französisch. Seine Versuche, mit ihr zu kommunizieren, waren total drollig. Er schien Nicole tatsächlich für eine echte Pariserin zu halten und sie beschloss spontan, das Spiel mitzuspielen. „Isch spresche ein wenisch deutsch“, radebrechte sie. „Oh, wie gut“, sagte er erleichtert. „Hätten Sie Lust auf einen Kaffee?“
Aus dem Kaffee wurde ein Restaurantbesuch, danach landeten die zwei in einer Bar mit Blick auf den Eiffelturm. Nicole fühlte sich völlig unbeschwert. Immerhin war sie ja heute eine geheimnisvolle Französin – und nicht die Steuerberaterin aus dem Rheinland. Da konnte sie ja auch flirten! Georg, ihr Gegenüber, war hingerissen. Bei der Verabschiedung flüsterte er in ihr Ohr: „Morgen Radtour an der Seine?“Nicole überlegte kurz. Aber warum nicht? „Natürlisch!“antwortete sie mit charmantem Augenaufschlag.
Bei ihrem Ausflug sprühen die Funken
Es war ein perfekter Sommertag. Georg hatte eine tolle Tour ausgearbeitet und wusste, wo es sich lohnte anzuhalten. Er erzählte ihr von seinem Job als Pharmavertreter und von seinem Eigenheim, das er gerade baute. Auch er hatte eine schmerzhafte Trennung hinter sich. Nicole hörte aufmerksam zu. Aus Angst sich zu verplappern hielt sie sich aber bedeckt.
Schließlich stoppten sie am Wasser und Georg breitete eine Picknickdecke aus. Er hatte Baguette und Käse mitgebrachte und entkorkte eine Flasche Wein. „Das macht man doch so in Frankreich, oder?“, lächelte er. Plötzlich tat Nicole etwas, das sie sonst nie machen würde. Sie küsste ihn. Kurz darauf knutschten sie wie die Teenager. Oh là, là, dachte sie, da sprühen ja echt die Funken. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, fiel ihr Blick auf den schlafenden Georg und sofort war die Erinnerung wieder da. Sie hatten in seinem Hotelzimmer eine wunderbare Nacht verbracht. Leise schlüpfte Nicole in ihr Kleid, nahm ihren Lippenstift und schrieb „Merci!“an den Badezimmerspiegel. Dann verschwand sie.
Damit hätte Nicole nicht gerechnet
In ihrem Hotel packte Nicole den Koffer. Sie vermisste Georg jetzt schon. Hätte sie ihre Telefonnummer da lassen sollen? Aber dann wäre die ganze Scharade aufgeflogen. Und war es nicht toll, dass er sie als coole Französin in Erinnerung behielt? Trotzdem musste sie während des gesamten Flugs nach Köln an die letzte Nacht denken. Als sie auf ihren Koffer wartete, tippte ihr jemand auf die Schulter. Nicole fuhr herum. Es war Georg, der sie anlächelte. „Ich muss dir etwas gestehen“, stammelte sie. „Du bist gar keine Französin“, kam er ihr zuvor. „Du weißt es?“Er grinste: „Nach dem zweiten Glas Rotwein hast du plötzlich perfekt deutsch gesprochen.“Nicole schaute verlegen auf den Boden: „Bist du sauer?“Er schüttelte den Kopf und legte den Arm um sie: „Komm, Chérie, wir fahren nach Hause.“