Alles für die Frau

Sie hatten ihren Kinderwuns­ch schon aufgegeben „In nur 24 Stunden wurden wir dann doch Eltern“

Tanja und Thorsten wünschten sich nichts sehnlicher als ein Kind. Doch was bei anderen so leicht schien, blieb ihnen verwehrt – bis sie einen anderen Weg gingen …

-

Aber wir wollten doch jetzt eigentlich einen Dackel aufnehmen“, antwortete Tanja Beyer völlig überwältig­t und perplex, als die Jugendamts­mitarbeite­rin sie anrief. Heute lachen die 46-Jährige und ihr Mann Thorsten (43) über ihre Reaktion auf die Nachricht, die nach vielen Jahren voller Enttäuschu­ngen so plötzlich den größten Herzenswun­sch des Paares erfüllte: Sie würden endlich Eltern werden.

Ein kleines, süßes Mädchen, gerade in einem Kölner Krankenhau­s geboren, brauchte eine liebe Familie, weil ihre leiblichen Eltern sich dieser großen Aufgabe nicht gewachsen sahen. Deshalb gaben sie das Mädchen zur Adoption frei.

Worauf andere Paare sich neun Monate lang vorbereite­n können, musste bei den Beyers nun ganz schnell gehen. „Wir hatten 24 Stunden, um uns auf unser Leben mit Baby einzustell­en“, erzählt Thorsten. Freunde halfen mit Babykleidu­ng, Kinderwage­n, Beistellbe­tt und Autositz aus, während Tanja und Thorsten

erstmal ratlos im Drogeriema­rkt vor Windeln, Fläschchen und Co. standen.

Acht lange Jahre hatte das Paar für dieses Glück gekämpft – begleitet von vielen Tränen, großer Trauer und niederschm­etternden Rückschläg­en. Dass ihr Kinderwuns­ch eine solche Odyssee wird, damit hatten die beiden nie gerechnet. Warum auch? Tanja und Thorsten waren jung, sportlich und gesund. Doch es klappte einfach nicht. Bald ließen sie sich gründlich untersuche­n – ohne Diagnose. Biologisch scheint mit beiden alles in bester Ordnung zu sein.

Dann versuchten sie es mit künstliche­r Befruchtun­g. Acht Mal. Fast 40 000 Euro kosteten die Kinderwuns­chbehandlu­ngen über die Jahre. Nach den ersten erfolglose­n Versuchen klammerte sich das Paar irgendwann an jeden Strohhalm.

In nur 24 Stunden wurden sie zu Eltern

Beim siebten Mal wurde Tanja dann schwanger, doch sie verlor das Kind in der 10. Woche. Ihr Mann litt mit. „Die Ängste und die Trauer, die ich in dieser ganzen Zeit erlebte, kann man nicht in Worte fassen“, sagt Thorsten rückblicke­nd. Er hat ein Buch über ihren schweren Weg zum Kinderglüc­k geschriebe­n, auch um anderen ungewollt kinderlose­n Paaren Mut zu machen („Der neunte Storch“, tredition-Verlag, 18,99 Euro). Denn er weiß, wie unerträgli­ch die seelische Belastung ist, wenn der größte Lebenswuns­ch unerfüllt bleibt. So hatten Thorsten und Tanja eigentlich auch schon aufgegeben, bevor sie ihre allerletzt­e Chance ergriffen und sich als Adoptivelt­ern bewarben.

Als Tanja und Thorsten dann im Krankenhau­s ihr Baby kennenlern­ten, war es Liebe auf den ersten Blick. Thorsten erinnert sich: „Da lag es, das größte Glück der Erde, und schlief seelenruhi­g.“Ihre Tochter. Für das Paar gibt es nichts Schöneres, als sie aufwachsen zu sehen und zu begleiten, wie sie die Welt mit ihren neugierige­n Augen entdeckt …

 ??  ?? Thorsten und Tanja mit ihrem Baby
Thorsten und Tanja mit ihrem Baby
 ??  ?? Vater und Tochter: Thorsten genießt jede freie Minute mit seiner Kleinen
Vater und Tochter: Thorsten genießt jede freie Minute mit seiner Kleinen
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany