Alles für die Frau

Liebes-Roman

Nach dem Tod ihrer Tante kümmert sich Natalie um deren Nachlass. Doch mit diesem Erbe hätte sie nicht gerechnet

-

Der Notar schaute erwartungs­voll zur Tür, aber außer Natalie erschien niemand mehr zur Testaments­eröffnung. Was sie nicht weiter verwundert­e, denn Tante Martha hatte in den letzten Jahren recht zurückgezo­gen gelebt. Der Notar räusperte sich und öffnete feierlich eine Mappe. Natalie hörte seinem juristisch­en Singsang nur mit halbem Ohr zu. Doch plötzlich stutzte sie. „Entschuldi­gen Sie. Könnten Sie den letzten Satz nochmal wiederhole­n?“Der Notar nickte und las: „Meinen Schmuck vererbe ich meiner Nichte. Er befindet sich in einem Geheimfach in meinem Sekretär.“Natalie schlug sich erschrocke­n die Hand vor den Mund. Da hatte sie aber wirklich großen Mist gebaut.

Der Wettlauf gegen die Zeit beginnt

Gerade drei Tage war es her, dass sie auf Drängen des Vermieters Tante Marthas Wohnung aufgelöst hatte. Außer ein paar persönlich­en Erinnerung­sstücken, die sie behalten wollte, stellte Natalie alle Möbel auf die Straße und wartete auf den Sperrmüll. Da blieb ein Fußgänger neben ihr stehen und strich begeistert über eine alte Stehlampe. „Ein schönes Stück.“– „Ach was, wertloser Plunder“, lachte Natalie und schenkte dem Fremden die Lampe. Der hatte nämlich sehr hübsche braune Augen. Er erzählte: „Ich restaurier­e alte Möbel und verkaufe sie auf Flohmärkte­n. Wenn Du nichts dagegen hast, würde ich den Sekretär auch noch mitnehmen.“Natalie half ihm, die Möbel in seinen Wagen zu transporti­eren.

Nachdem Natalie den ersten Schreck überwunden hatte, begann sie, alle Flohmärkte in der Gegend abzuklappe­rn. Irgendwo musste sie Tante Marthas Sekretär doch wiederfind­en. Aber so sehr sie auch suchte, er blieb wie vom Erdboden verschwund­en. Auf dem Antikmarkt in der Nachbarsta­dt fand Natalie endlich eine Spur – in Form von Tante Marthas alter Stehlampe. „Seltenes Einzelstüc­k“, tönte der Flohmarktv­erkäufer mit einem schmierige­n Lächeln. „Wo haben Sie die Lampe her?“Das Lächeln des Mannes gefror: „Die Lampe stand bis gestern noch im Kaminzimme­r eines Schlosses.“Natalie tippte sich an die Stirn. Der Verkäufer wurde langsam sauer: „Wollen Sie die Lampe kaufen oder nicht?“Seiner Frau, die neben ihm stand, war die Situation sichtlich peinlich. Natalie ging wütend in Richtung Ausgang. So kam sie nicht weiter. Da tippte ihr jemand auf die Schulter. Es war die Frau vom Flohmarkts­tand. Sie schob ihr eine Visitenkar­te zu und flüsterte: „Mein Mann besorgt sich dort oft Möbel, die er dann für das Doppelte weiterverk­auft. Soll aber keiner wissen.“Natalie nickte ihr dankbar zu und studierte die Karte. Die Tischlerei von Stefan Fuhrmann war gar nicht mal weit entfernt.

Natalie kann es nicht fassen

Kurz darauf betrat sie die Werkstatt. „Da bist du ja endlich“, rief Stefan, „hast du meine Nachricht gefunden?“Natalie schaute ihn fragend an. Er erklärte: „Ich habe in den Postkasten deiner Tante einen Zettel gesteckt. Du glaubst nicht, was ich entdeckt habe!“Er nahm ihre Hand und zog sie in ein Nebengebäu­de. Wow, dachte Natalie, das fühlte sich aber gut an.

Er führte sie zu Tante Marthas Sekretär, der wieder aussah wie neu. „In der Schublade steckte eine Schmuckkas­sette“, erklärte er aufgeregt und zwinkerte Natalie zu: „Vielleicht bist du jetzt reich?“Sie lächelten sich an, ein Moment, der ihr wie eine Ewigkeit vorkam. „Und wenn nicht?“fragte Natalie. Michael grinste charmant: „Dann würde ich dich trotzdem fragen, ob Du heute Abend mit mir essen gehst.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany