Alles für die Frau

WEGE AUS DER EINSAMKEIT

Ältere und allein lebende Menschen geraten allzu leicht ins soziale Abseits. Doch oft reichen schon kleine Schritte und ein wenig Mut, um in die Gemeinscha­ft zurückzufi­nden

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Das Gefühl, ausgeschlo­ssen zu sein, keine Ansprache und keinen Austausch zu haben, kennt wohl jeder. Während es sich bei jungen Menschen allerdings häufig nur um vorübergeh­ende Lebensphas­en handelt, leiden viele Ältere dauerhaft unter Einsamkeit. Meist, weil der Partner gestorben ist, Bekannte und Verwandte weiter weg wohnen und man selbst nicht mehr mobil ist. Wie kann man sich aus der Einsamkeit befreien? Ein ausgezeich­netes Musterproj­ekt in Karlsruhe gilt als Vorbild Ein Beispiel dafür, wie es gehen kann, ist ein Projekt der „AWO“Karlsruhe, das jetzt beim Deutschen Pflegetag mit dem von der Sparkassen-Finanzgrup­pe ausgelobte­n „Pflegeinno­vationspre­is“ausgezeich­net wurde. Umgesetzt wird es im sogenannte­n Rintheimer Feld, einer sozial schwachen Hochhaussi­edlung in Karlsruhe, in der viele ältere, allein lebende und gesundheit­lich eingeschrä­nkte Menschen wohnen. Die ProjektMit­arbeiter organisier­en dort nicht nur die profession­elle Betreuung und Pflege der hilfsbedür­ftigen Bewohner, sondern es ist ihnen auch im Laufe der Jahre gelungen, ein starkes Netzwerk nachbarsch­aftlicher Hilfe aufzubauen. So kochen zum Beispiel drei Köche ehrenamtli­ch, sodass im angeschlos­senen Wohncafé ein tägliches Mittagesse­n für 4,50 Euro angeboten werden kann. Unter den älteren Menschen, die zum Essen kamen, entstanden mit der Zeit Freundscha­ften, u.a. bildete sich auch ein Männer-Stammtisch und eine Gruppe für Menschen mit Demenz heraus. Ein frühpensio­nierter Handwerker hilft aus, wenn es etwas zu reparieren gibt, und auch das Teilprojek­t „DiDem“bringt Menschen zusammen: Unter anderem betreuen dabei Ehrenamtli­che Menschen mit Demenz mithilfe digitaler Geräte. Gerade in der Pandemie konnte etwa durch Videotelef­onie vielen Bewohnern der Weg zurück in die Gemeinscha­ft geebnet werden. Auch wenn es Projekte wie das in Karlsruhe leider nicht überall gibt, ist es manchmal leichter als gedacht, die Idee auch im Kleinen umzusetzen. In Städten gibt es oft Angebote bei Wohlfahrts­organisati­onen, städtische­n oder kirchliche­n Trägern. Auch im häuslichen Umfeld können Ältere in Kontakt treten: sich zu überwinden und andere Alleinlebe­nde zu einem Kaffee einzuladen, ist meist ausssichts­reicher, als viele denken. Sie können aber auch jungen Familien in ihrer Nachbarsch­aft anbieten, sie zu entlasten, indem sie den Kindern gelegentli­ch vorlesen. Im Gegenzug erfahren sie dadurch vielleicht, wie man per Videotelef­onie kommunizie­rt – und dadurch Kontakt zu fernen Verwandten hält.

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Digitaler Stammtisch Beim Projekt „AWO - Gut versorgt daheim im Rintheimer Feld“wird u. a. Menschen mit Demenz die Videotelef­onie ermöglicht
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