Fuchs, du hast die Angst verloren
Immer mehr Füchse in Berlin! Wie ein friedliches Miteinander klappen kann, weiß Wildtier-Referent Derk Ehlert
Wow! Ein Fuchs? Mitten in der Wohnsiedlung? Jetzt bloß keine falsche Bewegung. Aber Moment! Der denkt gar nicht dran, wegzulaufen. Sitzt da, als wäre es das Normalste der Welt. Fehlt nur, dass er sagt: „Guten Abend. Wohnen Sie auch hier? Dann sind wir Nachbarn.“
Der „Umzug“der Tiere hat einen Grund
Und so ist es! „Schon seit den 1950er-Jahren nähert der Fuchs sich den Städten. In Berlin haben wir derzeit 1400 Fuchs-Reviere und etwa 4000 Füchse“, sagt Derk Ehlert (52), Referent für Wildtiere im Berliner Senat. Er klärt auf und sieht sich auch als Sprecher der Tiere. Dass der einst so menschenscheue Fuchs aus den Wäldern in die Stadt kommt, ist für den Experten total nachvollziehbar: „Er hat Hunger, im Wald muss er mühsam lange jagen und wird selbst gejagt. In der Stadt und in Siedlungen dagegen wird er nicht geschossen und findet überall da, wo der Mensch ist, durch Gärten und Abfälle viel leichter zugängliches Futter“, sagt Derk Ehlert.
Das hat sich wohl unter schlauen Füchsen herumgesprochen. Der Fuchs hat aus der Not gelernt, nutzt seine Chance und lebt nun sogar länger. „Statt wie in der Natur etwa zwei bis drei Jahre wurde ein Berliner Fuchs sieben Jahre alt!“
Der kleine Kerl da im Abendlicht hat also alles richtig gemacht. Nur, Füchse sind doch Wildtiere! Wo ist seine natürliche Scheu vor dem Menschen hin? Und haben wir als Kind nicht alle gelernt, dass wenn ein Fuchs oder Wolf vor dir steht, dich anstarrt und nicht wegläuft, garantiert Tollwut im Spiel ist? Doch Ehlert kann beruhigen: „Seit 30 Jahren wurde kein Tollwutfall mehr in Deutschland gemeldet, auch der Fuchsbandwurm scheint überwunden.“
Was tun, wenn wir einen Fuchs treffen?
Es geht ihm also gut mit uns und uns mit ihm – in der Stadt. Nur das mit der verlorenen Scheu bereitet Tierschützern, ähnlich wie beim Wolf, Sorge. „Wir dürfen ihn nicht füttern und damit anlocken. Zu seinem eigenen Schutz ist es besser, er hält Abstand zu uns. Denn wenn er doch mal zuschnappt, endet das meistens tödlich fürs Tier“, so Ehlert.
Der Ruf nach Abschuss folge immer schnell. In Berlin ist das Füttern deshalb unter Strafe gestellt. Wenn wir das Glück haben, einen Fuchs zu erblicken, rät Ehlert: „Innehalten, sich erfreuen, keine Angst haben! Wenn er zu dicht kommt, in die Hände klatschen.“