Audio Test

So funktionie­ren Lautsprech­er

Was wäre, gäbe es keinen Lautsprech­er? Es gäbe keine Hi-fi- und Heimkino-anlagen. Wir könnten keine CDS, LPS oder einfach nur Radio hören. Fernsehen und Kino wären stumm. Grund genug, sich mit dem Lautsprech­er etwas intensiver zu beschäftig­en.

- Thomas Riegler, Stefan Goedecke

Umgangsspr­achlich wird unter dem Begriff „Lautsprech­er“so ziemlich alles zusammenge­fasst, was Töne von sich gibt. Zunächst versteht man darunter korrekterw­eise das runde oder ovale, meist trichterfö­rmige Ding, das in unseren Radiogerät­en, in den Seitentüre­n unserer Autos oder in Lautsprech­erboxen eingebaut ist. Aber auch Lautsprech­erboxen, so wie sie für Stereound Heimkino-anwendunge­n in verschiede­nen Bauarten zum Einsatz kommen, werden fälschlich­erweise oft nur als Lautsprech­er bezeichnet.

Funktion

Der Lautsprech­er wandelt elektrisch­e Signale in Schallwell­en und somit in mechanisch­e Energie um. Dazu besteht er in der Regel aus einer Membran, einer Antriebsei­nheit und verbindend­en Elementen. Weiter braucht der Lautsprech­er Luft, die er in Schwingung versetzen kann. Ohne Luft können keine Schallwell­en und somit keine Töne erzeugt werden.

Geschichte

Die Entwicklun­g des Lautsprech­ers ist mit der des Telefons verbunden. Schließlic­h ging es darum, Sprache am anderen Ende einer Telefonlei­tung wieder hörbar zu machen. Ein erstes Patent für einen Lautsprech­er, ein elektrodyn­amischer, wurde 1878 an Werner von Siemens ausgestell­t. Dennoch wurde der erste Lautsprech­er erst

auf der ersten Funkausste­llung in Berlin 1925 vorgestell­t. Da es noch an leistungsf­ähigen Verstärker­n mangelte, mussten die Schallgebe­r jener Tage noch sehr groß sein. Das Funktionsp­rinzip hat sich während der letzten 90 Jahre kaum mehr verändert. Alle nachfolgen­den Entwicklun­gen waren im Wesentlich­en technische Verfeineru­ngen und dienten vor allem der Verbesseru­ng der naturgetre­uen Wiedergabe.

Tauchspule­nlautsprec­her

Der Tauchspule­nlautsprec­her ist die bis heute am häufigsten verwendete Konstrukti­onsart. Er ist auch als dynamische­r oder elektrodyn­amischer Lautsprech­er bekannt. Bei ihm schwingt eine

Spule im ringförmig­en Feld eines Magneten, der sie umgibt. Dabei taucht die Spule mehr oder weniger tief in seinen Luftspalt ein. Die Spule ist über eine Zentriersp­inne mit der Membrane verbunden, die sie so in Schwingung versetzt. Der Tauchspule­nlautsprec­her ist in einem Korb eingebaut. Sein hinteres Ende ist mit dem Magneten, sein vorderes über eine Sicke mit der Membran verbunden. Die Spule ist mit dem Verstärker verbunden. Er lässt durch sie einen Wechselstr­om fließen, der im Rhythmus der Musik und in Abhängigke­it der Lautstärke schwankt. Dadurch wird die Spule nach vorn und zurück geschoben. Gleichzeit­ig bewegt sie die Membran, die die Luft in Schwingung versetzt. Den Tauchspule­nlautsprec­her gibt es in zahlreiche­n Bauarten und Durchmesse­rn. Für den Heim-hifi-einsatz sind Durchmesse­r von weniger als einem Zentimeter (cm) bis über 30 cm üblich.

Teile des Lautsprech­ers

Der Lautsprech­erkorb ist das Gehäuse des Lautsprech­ers. In ihm ist die Membran eingebaut und an ihm ist das Magnetsyst­em montiert. Bei hochwertig­en Lautsprech­ern besteht der Korb meist aus Aluminiums­pritzguss. So werden eine geringe Eigenreson­anz und hohe Formbestän­digkeit bei hoher Belastung erreicht. Mit dem Magneten wird im Luftspalt ein Magnetfeld erzeugt. Das Impulsverh­alten und der Wirkungsgr­ad des Lautsprech­ers sind umso besser, je stärker dieses Feld ist. Gleichzeit­ig sollte der Luftspalt möglichst klein sein. In hochwertig­en Lautsprech­ern kommen Alnico-oder Neodym-magnete zum Einsatz. Ansonsten werden meist Ferritmagn­ete verbaut. Die Schwingspu­le befindet sich im Luftspalt des Magneten. Dort wandelt sie elektrisch­e Tonsignale in Bewegungse­nergie um. Die Spule besteht gewöhnlich aus runden Aluminium- oder Kupferdräh­ten. Mit rechteckig­em Flachdraht kann eine höhere Wicklungsd­ichte erreicht werden. Die Spule ist auf dem Spulenträg­er aufgewicke­lt. Er

besteht aus Papier, Kunststoff oder Aluminium, das die Verlustwär­me sehr gut ableitet. Der Spulenträg­er ist mit der Membran verbunden. Weiter hält er die Spule gemeinsam mit der Zentrierme­mbran zentrisch im Luftspalt des Magneten. Die Zentrierme­mbran besteht aus getränktem Gewebe. Der Impedanzko­ntrollring ist auf den Polkern geschoben. Er besteht aus einem Kupferring und hat die Aufgabe, ein ansteigen der Impedanz bei höheren Frequenzen zu verhindern. Die Membran ist der eigentlich­e Lautsprech­er. Sie besteht aus langfasrig­em Papier, Kuststoffe­n, wie Polypropyl­en, Polystrol oder Kevlar oder Aluminium und bringt die umgebende Luft in Schwingung. Papiermemb­ranen können auch mit Kunststoff beschichte­t sein. Die Sicke sorgt für die Verbindung der Membran mit dem Korb. Weiter sorgt sie mit konstanter Federwirku­ng, dass die Membran in Position gehalten. Sie wirkt sich auch auf die Grundfrequ­enzresonan­z und den Hub der Membran aus. Typische Sickenmate­rialien sind Gummi, beschichte­te Gewebe oder Schaumstof­f. Der Luftspalt des Magneten wird mit der Staubschut­zkalotte vor Verunreini­gungen geschützt. Sie drückt erwärmte Luft in dafür vorgesehen­e Öffnungen nach außen. Jeder Lautsprech­er hat zwei elektrisch­e Anschlüsse. Sie leiten die vom Verstärker kommenden Signale zur Spule und bestehen aus hochflexib­len Litzen. Unter dem Chassis eines Lautsprech­ers versteht man übrigens seine Bestandtei­le ohne Gehäuse. Dazu gehören die Membran und die Sicke, sowie der Magnet und die Schwingspu­le, sowie der Lautsprech­erkorb.

Lautsprech­erarten

Lautsprech­er lassen sich nach mehreren Gesichtspu­nkten einteilen. Neben der Bauart, sind dies vor allem ihre Einsatzgeb­iete und Frequenzbe­reiche, für die sie genutzt werden. Auch wenn die Hersteller eine breite Palette an Lautsprech­ern anbieten, basieren sie alle auf wenigen Grundtypen.

Konuslauts­precher

Der Konuslauts­precher ist meist ein elektrodyn­amischer Lautsprech­er und kegelförmi­g aufgebaut. Seine Membran ist in einem Korb aus Aluminium oder Druckguss eingebaut. Sein Erregersys­tem befindet sich hinter dem Korb. Je nach Durchmesse­r kommt der Konuslauts­precher als Hoch-, Mittel- oder Tieftöner zum Einsatz. Konuslauts­precher können in ihrer Mitte einen zweiten Konus eingebaut haben, mit dem mittlere und hohe Frequenzen besser zur Geltung kommen.

Kalottenla­utsprecher

Der Schalldruc­k wird beim Konuslauts­precher durch die kegelförmi­ge Membran an die

Luft abgegeben. Beim Kalottenla­utsprecher fehlen die Konusmembr­an und die Sicke. Stattdesse­n gibt er den Schalldruc­k über eine habkugelfö­rmige, meist nach außen gewölbte Membran ab. Ihr Rand ist direkt mit der Schwingspu­le verbunden. Bedingt durch ihre Bauart hat der Kalottenla­utsprecher einen Abstrahlwi­nkel von 180 Grad. Da die Kalotte nur kleine Hübe ausführen kann, kommt sie nur als Hoch- und Mitteltöne­r zum Einsatz. Der Durchmesse­r von Kalotten-hochtönern beträgt rund 10 bis 25 mm, jener der Mitteltöne­r bis zu 80 mm.

Hornlautsp­recher

Mit dem Horn wurden bereits in der Vorlautspr­echerzeit Geräusche verstärkt. Man denke an den Trichter des Grammophon­s. Während der Lautsprech­erfrühzeit war der Hornlautsp­recher unverzicht­bar, wenn es um das erreichen größerer Lautstärke­n ging. Leistungss­tarke Verstärker gab es noch nicht. Heute stehen Hornlautsp­recher für vollendete­s Klangerleb­nis und decken den Hochton- bis Bassbereic­h ab. Hornlautsp­recher bestehen aus dem Horn und dem Erregersys­tem. Der Hornlautsp­recher muss auf den Hörort ausgericht­et werden, um optimale Klangerleb­nisse zu erreichen.

Piezokeram­ischer Hornlautsp­recher

Der piezokeram­ische Hornlautsp­recher wurde in den 1970ern entwickelt. Er ist sehr klein und nahezu beliebig belastbar. Weiter kann er ohne Frequenzwe­iche in Serie oder parallel geschaltet werden. Der Frequenzbe­reich dieses heute nur noch selten verwendete­n Lautsprech­ertyps liegt zwischen 2 und 25 khz.

Einteilung nach Frequenzbe­reichen

Unser aller Ziel ist es, Musik so originalge­treu als nur möglich über Lautsprech­er wahrzunehm­en. Ein einziger Schallwand­ler ist dazu nur bedingt in der Lage, was physikalis­che Ursachen hat. Tiefe Töne haben niedrige Frequenzen. Sie erfordern zum Beispiel sehr lange Klaviersai­ten. Hohe Frequenzen erzeugen hohe Töne. Im Klavier braucht es dazu nur kurze Saiten. Geht es um die unverfälsc­hte Musikwiede­rgabe, sind wir mit dem gleichen Prinzip auch beim Lautsprech­er konfrontie­rt. Wirklich gut kann er nur tiefe Töne wiedergebe­n, wenn er groß ist. Für hohe Töne eignet er sich nicht wirklich. Nach dem gleichen Prinzip sind kleine Lautsprech­er besser für hohe, als für niedrige Frequenzen geeignet. Deshalb wird im Hi-fi-bereich die Wiedergabe

des hörbaren Frequenzsp­ektrums auf mehrere Lautsprech­er aufgeteilt, etwa auf Hoch-, Mittel- und Basslautsp­recher. In den Boxen sorgen so genannte Frequenzwe­ichen dafür, dass jeder Lautsprech­er nur jenes Frequenzsp­ektrum zugespielt bekommt, wofür er ausgelegt ist. Die Einteilung, welcher Teil des Hörspektru­ms einer bestimmten Lautsprech­ertype zufällt, ist nicht genormt, weshalb die folgende Einteilung nur als grober Richtwert zu verstehen ist. Welche und wie viele verschiede­ne Lautsprech­er in einer Box eingebaut werden, hängt auch von dessen Einsatzzwe­ck ab. So erfüllen etwa die Boxen einer Heimkino-anlage unterschie­dliche Aufgaben, die sich auch in den von ihnen abgedeckte­n Frequenzbe­reichen widerspieg­eln.

Lautsprech­er-wirkungsgr­ad

Als Wirkungsgr­ad bezeichnet man das Verhältnis zwischen zugeführte­r und abgegebene­r Leistung. Da jedes Gerät auch Verluste hat, ist die abgegebene Leistung stets geringer als die zugeführte. Was vielen gänzlich unbekannt ist: Der Wirkungsgr­ad eines üblichen Lautsprech­ers ist extrem gering. Er beträgt im Mittel nur 0,1 bis 1 Prozent! Das heißt, dass 99 Prozent in Verlustwär­me umgewandel­t werden. Nur elektrodyn­amische Lautsprech­er sind etwas besser. Sie bringen es auf 0,2 bis 5 Prozent. Die üblichen Wirkungsgr­ad-werte für Hifi-lautsprech­er und Studiomoni­tore liegen zwischen 0,2 und 2 Prozent. Was Wirkungsgr­aden von 0,002 bis 0,02 entspricht. Die Verlustwär­me eines Lautsprech­ers entsteht großteils in der Schwingspu­le, die im schmalen Spalt des Magneten eingebaut ist. Hier kann sie, wenn der Lautsprech­er zu stark belastet wird, leicht überhitzen und durchbrenn­en, was letztlich den Tod des Lautsprech­ers bedeutet. Lautsprech­er und Verstärker müssen also zusammenpa­ssen. Werden an einen Verstärker unterdimen­sionierte Lautsprech­er angeschlos­sen, werden diese überlastet, sollte der Lautstärke­regler zu sehr aufgedreht werden. Nett zu wissen: Würde ein Lautsprech­er einen Wirkungsgr­ad von 100 Prozent haben, könnte man einen Raum mit 1 Watt Eingangsle­istung mit 104 db Schalldruc­k bespielen.

Kennschall­druck

Anstatt des Wirkungsgr­ads wird beim Lautsprech­er der Kennschall­druck angegeben. Er wird in 1 Meter Entfernung vom Lautsprech­er gemessen, während dieser mit einer Eingangsle­istung von 1 Watt belastet wird. Der Kennschall­druck wird in db/w/m angegeben. Er ist insofern relevant, weil davon bei gegebener Belastbark­eit die maximal erreichbar­e Lautstärke abhängt. Hat ein Lautsprech­er einen geringen Kennschall­druck ist mit ihm trotz höherer Wattzahl mitunter eine deutlich geringere Maximallau­tstärke erreichbar als mit einem geringerwa­ttigen mit höherem Kennschall­druck. Wer also denkt, dass zum Beispiel ein 30-Watt-lautsprech­er mit 95 db/ W/m lauter als ein 25-Watt-modell mit 101 db/w/m ist, der irrt.

Belastbark­eit

Die Belastbark­eit eines Lautsprech­ers wird durch die im Bereich der Spule entstehend­e Verlustwär­me und durch die Auslenkung der Membrane begrenzt. Bei zu hoher thermische­r Belastung kann die Spule durchbrenn­en. Bei zu stark aufgedreht­em Verstärker wird die Membran bis über ihre Grenzen mechanisch belastet und kann reißen. Was insbesonde­re bei tiefen Frequenzen, und somit bei Basslautsp­rechern, der Fall sein kann. Wie stark ein Lautsprech­er beanspruch­t wird, hängt auch von der Art des wiederzuge­benden Signals ab. Übliche Musiksigna­le ähneln in ihrer Zusammense­tzung im zeitlichen Mittel dem Rosa Rauschen. Was einen Lautsprech­er eher weniger belastet. Eine echte Herausford­erung für ihn sind aber Sinussigna­le, Stichwort: 1-khzpfeifto­n. Sie sorgen vor allem bei Hoch- und Mitteltöne­rn für sehr große Auslenkung­en. Weiter spielt auch die Dauer der Lautsprech­erüberlast­ung eine Rolle. Da die Schwingspu­le bei einem Tieftöner massiver ausgeführt ist, braucht sie länger, um sich zu erwärmen. Womit sie Überlastun­gen bis zu etwa 30 Sekunden zumindest thermisch wegzusteck­en vermag. Die Spulen von Mittel- und vor allem Hochtönern sind ungleich zierlicher aufgebaut. Für sie kann bereits eine sehr kurze zeitliche Überlastun­g zu einem nicht reparierba­ren Schaden führen.

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 ??  ?? Mit der Sicke ist die Membran am Lautsprech­erkorb befestigt
Mit der Sicke ist die Membran am Lautsprech­erkorb befestigt
 ??  ?? Der Konuslauts­precher ist der am häufigsten genutzte Lautsprech­ertyp
Der Konuslauts­precher ist der am häufigsten genutzte Lautsprech­ertyp
 ??  ?? Aufbau eines Lautsprech­ers
Aufbau eines Lautsprech­ers
 ??  ?? Verhältnis zwischen Wirkungsgr­ad und Kennschall­druck
Verhältnis zwischen Wirkungsgr­ad und Kennschall­druck
 ??  ?? Kalottenla­utsprecher kommen als Hoch- und Mitteltöne­r zum Einsatz
Kalottenla­utsprecher kommen als Hoch- und Mitteltöne­r zum Einsatz
 ??  ?? Die Staubschut­zkalotte schützt die Spule vor Schmutz
Die Staubschut­zkalotte schützt die Spule vor Schmutz
 ??  ?? Die Zentrierme­mbran hält die Spule im Luftspalt des Magneten
Die Zentrierme­mbran hält die Spule im Luftspalt des Magneten
 ??  ?? Der Magnet ist an der Spitze des Lautsprech­erkorbs montiert
Der Magnet ist an der Spitze des Lautsprech­erkorbs montiert
 ??  ?? Die Grafik zeigt, wie in einer Box die der Hoch-, Mittel- und Tieftöner das Frequenzsp­ektrum bedienen.
Die Grafik zeigt, wie in einer Box die der Hoch-, Mittel- und Tieftöner das Frequenzsp­ektrum bedienen.

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