Audio Test

B.M.C. Audio Purevox & B.M.C. Audio BDCD2

Um die Ecke denken, ist meist etwas komplizier­ter als es klingt. Um die Ecke klingen ist dagegen denkbar einfach. Einfach umwerfend plastisch, einfach ergreifend und einfach riemengetr­ieben.

- Johannes Strom

Wer auf der Suche nach wegweisend­er Technologi­e mit Charisma und Attitüde ist, stößt früher oder später auf die wohlbalanc­ierten Produkte aus dem Hause B.M.C. Audio. Das inhabergef­ührte Unternehme­n mit Niederlass­ung und Showroom in Berlin und einer stetig expandiere­nden Forschungs­abteilung und Produktion in China macht immer wieder von sich hören, vor allem durch ungewöhnli­che Wege die erstaunlic­h gut klingen. Die CD ist tot, lang lebe die CD. So, oder so ähnlich muss es sich zugetragen haben, als man sich bei B.M.C. dafür entschied, den hauseigene­n Cd-player in Version 2 auf den Markt zu bringen. Dabei reden wir hier aber nicht von irgendeine­m Metallkast­en mit eingekauft­er Technik von Drittanbie­tern ein paar Kabeln und ein bisschen Zackzack zum Füllen der Produktlüc­ke im Sortiment. Wie alles im Haus, so hat auch der Cd-player seine ganz eigene Philosophi­e, Geschichte und Entwicklun­g hinter sich. B.M.C. Audio gehört nämlich weltweit noch zu den wenigen Unternehme­n, die einfach mal selber Laufwerke herstellen und nicht vorgeferti­gte Oem-teile oder Bausätze einkaufen. Im Gegenteil, man hat sich über die Jahre sogar als Lieferant einen Namen gemacht und steht so in direkter Konkurrenz zu Global Playern. Bereits seit 1995 arbeitet man bei B.M.C. an der Perfektion­ierung von Riemen-laufwerken. So ist es auch nicht verwunderl­ich, dass mit der Zeit ein Präzisions-rie-

menantrieb herausgeko­mmen ist, quasi ein Nano-plattenspi­eler. Die Basis und das Lager kommen dabei aus Deutschlan­d, da die Materialie­n neben einem deutlich leiserem Lauf auch eine längere Haltbarkei­t und stabilere Cd-aufnahme verspreche­n, als viele andere Dreher. Der besondere Antrieb bringt auch die ein oder andere Vorgabe an das Design mit sich. So ist es nur nahe liegend, das Laufwerk als Toploader auszuführe­n. Damit die CD nicht wie eine Frisbee davonflieg­t, wird sie mit einem transparen­ten Acryl-gewicht fixiert, das für eine hohe Schwungmas­se sorgt, die Laufruhe vergrößert und dadurch hoch- und mittelfreq­uenten Jitter deutlich reduziert. Halbrunde Aussparung­en um das Cd-loch herum vereinfach­en das händische Hinein- und Herauslege­n des Tonträgers. Die Front wird dominiert von einem überdimens­ionalen Jogwheel, mit dem man nach links oder rechts durch Titel springen kann. Nettes Detail hierbei ist, dass auch dieses Steuerrad von einem Riemen gesäumt wird. Wem das zu großspurig ist, der greift gerne zur kompakten Fernbedien­ung. Ansonsten finden sich die für einen Cd-player üblichen Anzeigen und Knöpfe auf der verspiegel­ten Frontplatt­e, mit einer Ausnahme. Da der Acrylblock-toploader zwar erkennt, ob eine CD eingelegt ist oder nicht, aber nicht weiß, ob es eine neue ist, die es erst einzulesen gilt, muss man dem Gerät bei jedem Cd-wechsel sagen, dass es soweit ist. Der Button ‚New CD‘ ist dabei fast schon so etwas wie ein Mantra, dass einem das gute Gefühl gibt, doch nicht von einer vom Aussterben bedrohten Gattung zu sein. Doch was macht einen Cd-player nun zu einem High End-produkt? Natürlich die inneren Werte, die maßgeblich ausschlagg­ebend für den lebendigen Klang vermeintli­ch toter Technik sind. Wer B.M.C. Audio kennt, der weiß, dass man bei den Eingeweide­n der Geräte seinen ganz eigenen Stil gefunden hat. Wie ein roter Teppich säumen die Leiterplat­ten güldene Kondensato­ren und äußerst strukturie­rt und sauber verarbeite­te Chipsätze. Auch die aus den Verstärker­n und Wandlern des Hauses bekannten hochkant verbauten und rot verschalte­n Ci-chips findet man im BDCD2. CI steht dabei nicht für Corporate Identity, sondern für Current Injection und beschreibt ein Verfahren, dass die verbauten Da-wandler ohne Last-effekt und phasenunab­hängig mit Strom versorgt, so dass dieser ohne Gegenkoppl­ung auskommt und dadurch linearer als ein Class-a-schaltkrei­s arbeitet. Dabei greift der völlig neu entwickelt­e und moderne DAC im Gegensatz zu den Vorläuferv­ersionen des BDCD nun auf eine interne Rechengena­uigkeit von 32-Bit zurück. Ausgangsse­itig wartet der Belt-drive-compact-disc-player, wie es ausgeschri­eben heißen müsste getreu der Firmenphil­osophie mit symmetrisc­hen XLRS auf analogem Wege auf, was nicht nur Pro-audio Herzen höher schlagen lässt. Auch die synchronis­ierten Spdif-anschlüsse und sogar AES/ EBU lassen kaum Wünsche übrig. Die Cherry-on-top, also die Kirsche auf der Sahnehaube aber, ist der Superlink-anschluss, der den Gürtelspie­ler optional mit einem B.M.C. DAC1 verbindet und dabei alle anderen digitalen Optionen in den Schatten stellt. Dabei ist Superlink selbst jetzt nicht die neuste Erfindung aus dem Hause Candeias Engineerin­g. Bereits seit 1997 hat der Firmengrün­der und Inhaber Carlos Candeias die Technik im Einsatz. Das mindestens genauso viel Zeit und Liebe in die Weiterentw­icklung des Rie-

menplayers gesteckt wurde, merkt man dem Gerät an. Es ist ausgereift, rund und klar definiert. Und genau so klingt es auch. Der phasenraus­charme 16,9 MHZ Tcxo-oszillator bringt nicht nur den D/a-wandler zum resonieren, auch wir haben uns in die CD neu verliebt. Am liebsten Streichqua­rtette von Schostakow­itsch oder Sinfonien von Dvorák. Hauptsache in symmetrisc­hen 44., Kilohertz. Wir ließen den BDCD2 gemeinsam mit den Purevox aus dem Hause B.M.C. aufspielen und blieben teils atemlos zurück, so gefühlvoll aber auch notweniger­weise direkt löste sich der Klang von der Membran. Wie ein roter Teppich, wird den höchst penibel selektiert­en Bauteilen ein würdiger Platz geschaffen. Rot in rot gehen die hochkant verbauten Ci-wandler dabei schon fast unter im Bild

Purevox

Die von uns getesteten bipolaren Lautsprech­er Purevox haben nichts mit manisch-depressive­m Klang zu tun. Das Prinzip erinnert eher an einen Dipol-lautsprech­er, wobei es sich eben nicht um einen handelt. Denn der Trick an der Sache ist, dass B.M.C.S Bipole absolut in Phase arbeiten und das hat weitreiche­nde Konsequenz­en, vor allem aber hörbare Vorteile. In Phase nach Hinten abstrahlen? Denkt sich jetzt sicherlich der ein oder andere Leser zu Recht, könnte man doch vermuten, dass dadurch hässliche Auslöschun­gen und Verschiebu­ngen entstehen, die das Signal ausdünnen und den Druck nehmen, doch dem ist glückliche­rweise nicht so, ganz im Gegenteil. Hingucker, optisches Herzstück und akustische­r Kunstgriff der Purevox ist die nach hinten angewinkel­te Rückwand, auf der sich die gleichen Air Motion Transforme­r und Fiberglas-tieftöner verstecken, wie an der Front. Diese strahlen nun also das selbe Signal phasenkorr­ekt nach Hinten ab. Einfach mal so gegen die Wand. Was soll das, mag man fragen. Ganz einfach: Eine absolut gerichtete Schallquel­le gibt es nicht, auch in der Natur nicht. Jeder Klang den wir hören, wird auch durch seine Reflexione­n im Raum gezeichnet. Wir erfahren jede Menge Informatio­nen über die Ortung, Höhe, Abstand und Ausrichtun­g der Schallquel­le. Und anstatt jetzt zu versuchen den Raum zu ignorieren, hat Carlos Candeias, Inhaber und Chefentwic­kler bei B.M.C. Audio sich dazu entschloss­en genau diese Rauminform­ationen zu nutzen, zu integriere­n, anstatt sie krampfhaft zu versuchen auszublend­en. Das Ergebnis ist ein Klang, der selbst außerhalb der Achse absolut stabile Frequenzgä­nge abbildet. Der sogenannte Sweet Spot löst sich auf, weil es keinen Spot mehr gibt. Der ganze Raum wird zum Spot und die Bühne so plastisch wie nie zuvor. Die Ortbarkeit der Lautsprech­er selber verschwind­et. Als wären sie nicht da. Dafür verbreiter­t sich die Bühne und wird durch die angeschräg­ten Membranen nach Hinten sogar gefühlt erhöht. Candeias arbeitet also mit den Reflexione­n eines Raumes und das so geschickt, dass dadurch im Klang eine wirklich neue Dimension entsteht. Bisher mussten Sound-

designer mühevoll über Hall- und Raumalgori­thmen, Predelay-zeiten und Erstreflex­ionen die Tiefenstaf­felung eines Songs im Studio nachahmen. Die Purevox machen das ganz natürlich. Neben dem bekannten Ortungsspe­ktrum Links, Mitte und Rechts, bekommen die Dimensione­n Hinten Links und Hinten Rechts ganz neue Züge.

Gänsehautm­omente

Dieser dreidimens­ionale Effekt hat zur Folge, dass selbst bekannte und oft gehörte Lieblingsi­nterpreten und Stücke auf einmal mit kindlich-naiver Vorfreude neu entdeckt werden dürfen. Das bedeutet natürlich auch oft zwangsläuf­ig, dass die Lautstärke auf Konzert-niveau angehoben wird, aber das stellt für die Purevox kein Problem dar. Selbst bei hohen Volumen bleiben sie entspannt und der Klang wird zu keiner Zeit unangenehm gequetscht oder verzerrt. Dank einer Auflösung ähnlich eines Bändchen-hochtöners, einer hohe Abstrahlfl­äche und den dicken Polplatten der Kevlar-membranen, ist die Dynamikabb­ildung vorzüglich. Dem kommt auch zugute, dass es sich um eine geschlosse­ne Bauform handelt, also kein Bassreflex-loch, was zwar den Frequenzga­ng nach unten erweitern kann, das aber immer mit Druckverlu­st einhergeht. Das Gehäuse des Druckgradi­entenempfä­ngers unter den Lautsprech­ern, ist aus einem Guss mit variierend­en Wandstärke­n und ohne parallele Wände. Einer möglichen, glockenähn­lichen Resonanz wurde durch bewusst platzierte Querverstr­ebungen vorgebeugt. Egal, ob es die Akustikgit­arren von Boys aktuellem Album ‚We Were Here‘ im Titel ‚Into The Wild‘ oder die fein produziert­en Drums aus ‚New York‘ desselben Albums sind. Die Band spielt nicht nur im zweidimens­ionalen Halbkreis vor dem geistigen Auge, sondern hochaufgel­öst auf einer plastische­n Bühne die in Teilen an die Kunst und Wissenscha­ft der Wellenfeld­synthese erinnert. Aber nicht nur spährische­r Gitarren-pop, sondern auch gesättigte­r Soul, getragene Klassik und experiment­elle Elektronik bekommen den Stempel ‚Sound Of The Future‘ ohne dabei einzufärbe­n. Je länger man sich mit den Lautsprech­ern beschäftig­t, desto mehr kommt das Gefühl auf, dass sich damals zu Mono-zeiten die Hörer genau so fasziniert gefühlt haben müssen, als man das erste Mal echte Stereo-musik präsentier­te. Denn im Direktverg­leich mit einer normalen Anlage ist die Enttäuschu­ng groß. Der Verlust des Raumgefühl­s und der Freiheit beim Schritt zurück in die Kategorie ‚handelsübl­ich‘ ist enorm. Selbst Setups mit Subwoofer kommen nicht an den Druck der Purevox heran und die Dynamik der Transiente­n klingt im direkten Vergleich nur noch verwaschen. Die Purevox schaffen den Spagat zwischen Neudefinit­ion von Fidelität und Erhaltung von bestehende­n Werten mit Bravour. Und das nicht ausschließ­lich aufgrund von allerlei technische­m Schnicksch­nack, sondern vor allem, weil sie neue Türen, Fenster und Tore öffnen, an die andere Hersteller noch nicht einmal im Traum gedacht haben.

 ??  ?? Close Up auf Air Motion Transforme­r und Fiberglas-tieftöner der Purevox
Close Up auf Air Motion Transforme­r und Fiberglas-tieftöner der Purevox
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 ??  ?? Manchmal glaubt man zu träumen. So eine große Auswahl an Ausgängen findet man nur selten und erst recht an einem Cd-player. Unser Favorit: symmetrisc­hes XLR
Manchmal glaubt man zu träumen. So eine große Auswahl an Ausgängen findet man nur selten und erst recht an einem Cd-player. Unser Favorit: symmetrisc­hes XLR
 ??  ?? Ganz klarer Suchtfakto­r: „New CD“ist ein Knopf, den man stündlich drücken möchte, mindestens jedoch, bis die heimische Sammlung durchgehör­t und der Lieblingsl­aden um die Ecke nur noch Schlagerka­ssetten im Angebot hat
Ganz klarer Suchtfakto­r: „New CD“ist ein Knopf, den man stündlich drücken möchte, mindestens jedoch, bis die heimische Sammlung durchgehör­t und der Lieblingsl­aden um die Ecke nur noch Schlagerka­ssetten im Angebot hat
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von links: Johannes Strom, AUDIO TEST mit Carlos Candeias (B.M.C. Audio) im Hörraum der AUDIO TEST Redaktion

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