Audio Test

Audioquest Niagara 1000

Audioquest Niagara 1000

- Johannes Strom

Natürlich sollte man skeptisch sein, wenn einem eine Steckerlei­ste für etwas mehr als 1 000 Euro angeboten wird. Wenn diese verspricht, positive Auswirkung­en auf den Sound einer Hifi-anlage zu haben, dann sollte man zumindest aufmerksam aufhorchen. Erst recht, wenn man Redakteur einer Audio-fachzeitsc­hrift ist. Die Idee ist relativ simpel beschriebe­n. Das Stromnetz mit dem wir tagtäglich zu tun haben, ist ein Wechselstr­om-system und als solches eine Erfindung die nun schon mehr als 100 Jahre auf dem Buckel hat. Seitdem gab es bezüglich der Stromquali­tät auch keine nennenswer­ten Optimierun­gsprozesse oder einen Strom 2.0 oder ähnliches, wie man das vielleicht aus anderen Lebensbere­ichen kennt. Die ursprüngli­che Versorgung mit Elektrizit­ät war auch keineswegs darauf ausgelegt feinste Mikrotechn­ik zu versorgen, sondern Motoren und Licht, also Bewegung und Hitze. Das kann man auch nach wie vor gut mit dem Alternatin­g Current (AC), also dem Wechselstr­om. Dabei ist die Notwendigk­eit für eine Stromaufbe­reitung in den letzten Jahrzehnte­n enorm gestiegen und man kann das auch gut an den Dimensione­n erkennen, in denen sich Hersteller aller Art mit Netzteilen und Netzteilte­chnik beschäftig­en. Mit einem sauberen und stabilen Netzteil steht und fällt oftmals die Qualität eines jeden Audio-produktes. Intern wird dann umgespannt, gleichgeri­chtet, geglättet, geschirmt und gefiltert. Doch was, wenn man den altertümli­chen, von Hochfreque­nz und Störgeräus­chen durchsetzt­en Strom schon vorher bearbeitet? Genau da setzt der Niagara 1000 von Audioquest an. Ausgestatt­et mit den Standards wie automatisc­her Abschaltun­g bei Überspannu­ng und klassische­n Sicherunge­n sind eine Menge weiterer Feinheiten und Spezialitä­ten verbaut, die man in der

Was würden Sie tun, wenn klar wäre, dass unsere Elektrizit­ät aus der Steckdose unsauber ist? Richtig – sie reinigen.

Form nicht von einer Netzleiste erwartet. Das fängt beim Relais an, welches direkt beim Anschalten klackt und signalisie­rt, dass die Leiste startklar ist. Über zwei verschiede­nfarbige LEDS wird der Zustand angezeigt. Der Clou aber sind natürlich die Bauteile. Handgewick­elte Spulen und komplexe Filtergrup­pen in Verbindung mit hochreinen Bauteilen führen den Strom an die jeweiligen Abnahmebuc­hsen. Dabei ist zu beachten, dass es verschiede­ne Dosen für verschiede­ne Anwendunge­n gibt. Der High Current-ausgang ist zu Deutsch ein Hochstroma­nschluss für Verstärker oder Receiver. Sein Fokus liegt auf niedriger Impedanz in der Filterung ohne Kompressio­nseffekte. Ein Verstärker muss möglichst direkt und sauber Leistung abrufen können, ohne dass dabei irgendeine Technik im Weg steht. Die anderen Dosen sind auf Kleinpegel­schaltunge­n ausgelegt, also Cd-player, Streamer oder Wandler. Da hier nicht der

hohe Stromfluss entscheide­nd ist, sondern die möglichst zuverlässi­ge und elegante Störungsab­leitung, kann und muss mit anderen Methoden gearbeitet werden. Das patentiert­e Ground-noise-dissipatio­n-system ist aber allen Anschlüsse­n gemein. Es sorgt durch mehrstufig­e, laufrichtu­ngsgebunde­ne Ableitung von Grundrausc­hen über die Erdung dafür, dass die Geräte weniger Verzerrung­en verursache­n und eine höhere Auflösung zur Verfügung haben.

Klang

Und das kann man jetzt hören? Ja! Wir waren ebenfalls erstaunt, aber die Verwendung einer Hifi-anlage mit oder ohne Stromaufbe­reitung macht einen hörbaren Unterschie­d. Die maßgeblich­e Rhythmus-hihat im Song „Sad Nile“auf dem Whitefield Brothers Album „Earthology“, erschienen 2009 bei Now-again Records, klang ohne Stromreini­gung belegt, wie ein schweres Blech, oder fettig, fast träge. Mit dem Niagara klingt sie voller Präsenz und Lebendigke­it. Der ganze Song wird feinperlig­er, griffiger und offener. Einen ähnlichen Effekt konnten wir in einem Hörbeispie­l von Sting vernehmen. Der Song „Inshallah“aus dem aktuellen Album „57th & 9th“wirkt wie durch ein Kontrastmi­ttel sichtbar gemacht, würde der Mediziner sagen. Die virtuos geslappte E-gitarre Dominic Millers klingt deutlich markanter und auch Stings Bass-sound erstrahlt runder und obertonrei­cher. Die dazugehöri­ge Percussion von Rha- mi Krija wirkt dank des Niagara 1000 nicht mehr statisch, sondern natürlich. Allgemein könnte man zusammenfa­ssen, dass was vorher schwammig, komprimier­t und energielos klang, hinterher offen, transparen­t, druckvoll erscheint. Es ist ein bisschen als würde man von CD auf DSD umschalten, oder als tankte man sein Auto mit einer hochgezüch­teten Super-mischung. Es bleibt Treibstoff, aber die Leistungsf­ähigkeit, die Laufruhe und Reichweite werden deutlich gesteigert. Man darf das Konzept der Stromaufbe­reitung nur bitte nicht falsch verstehen. Die Niagara 1 000 nimmt keinen direkten Einfluss auf den Klang, indem sie ihn verformt oder bearbeitet. Ihre Aufgabe liegt darin das Potential des vorhandene­n Equipments zu einhundert Prozent nutzbar zu machen. Was man also schlussend­lich hört, ist nicht die Netzleiste, es ist die eigene Anlage, so wie sie klingt, wenn man ihr den optimalen Spielraum bietet und sie mit sauberem Sprit betankt.

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 ??  ?? Die LEDS sind an taktisch kluger Stelle positionie­rt und bieten schnellen Überblick über den Arbeitszus­tand des Netzfilter­s
Die LEDS sind an taktisch kluger Stelle positionie­rt und bieten schnellen Überblick über den Arbeitszus­tand des Netzfilter­s
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Leider gibt es nur einen niederimpe­danten Hochstroma­nschluss im Niagara 1000. Die großen Brüder haben da deutlich mehr zu bieten

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