Mephistos Walzer
Ende 2017 brachte Teufel die dritte Generation seiner Multiroom-lautsprecher-serie heraus, die bis dahin unter dem Namen „Raumfeld“veröffentlicht wurde. Grund genug einen Blick auf die mannshohen Wlan-lautsprecher Teufel Stereo L zu werfen.
Die erste Überraschung bietet sich bereits bei der Ankunft der Stereo L, denn sie sind wirklich groß. Immerhin messen sie 119 Zentimetern in der Höhe und das bei einem Gewicht von gut 26 Kilogramm pro Box. Das heißt, für den Aufbau empfiehlt sich eine helfende Hand. Das Aufstellen an sich ist einfach, lediglich die Standfüße müssen an die Teufel geschraubt werden. Der dafür notwendige Inbus-schlüssel fehlt. Aber bestimmt schlummert noch einer vom letzten Ikea-regal-zusammenbau in der Schublade. Auf den Anbau der Füße zu verzichten, ist nicht empfehlenswert, denn der Ausgang des Bassreflexrohres befindet sich auf der Unterseite. Der Abstand, den die Füße zum Untergrund herstellen, ist also notwendig.
Aktiv und passiv
Die beiden Teufel bestehen aus einer aktiven und einer passiven Lautsprecherbox. Das bedeutet, dass eine mit dem Stromnetz verbunden werden muss. Die passive Box wird per 6-poligem Xlr-kabel mit ihrem aktiven Zwilling verbunden und erhält so ihre Signale. Das dafür notwendige Kabel wird mitgeliefert und misst fünf Meter, was ihnen einen ordentlichen Aufstellabstand erlaubt. Ein schön weites Stereodreieck in großen Räumen ist mit den Stereo L gut realisierbar. Während die passive Lautsprecherbox lediglich besagten Xlr-anschluss besitzt, finden wir bei der aktiven Schwester einige An-
schluss- und Bedienmöglichkeiten. Beginnen wir auf der Rückseite: Neben dem Netzanschluss und dem Xlr-ausgang für den zweiten Lautsprecher, sind hier ein Usb-eingang, ein Lan-anschluss und ein Line-in-eingang per Cinch untergebracht.
Musikserver
Der Usb-anschluss ist für einen Usb-stick oder eine externe Festplatte mit der Lieblingsmusik da. Die Steuerung dieses externen Datenspeichers läuft über die Teufel-app auf dem Smartphone. Das bedeutet, wenn wir weitere Teufel-multiroomer, wie den One S, One M oder den Teufel Stereo M, in der Wohnung haben, können wir auf einen Musikserver verzichten. Die App spielt einfach die Musik der Festplatte über den Lautsprecher ab, wo wir es wünschen. Neben dem Anschluss einer externen Festplatte ist natürlich der Line-in-anschluss per Cinch eine tolle Sache. Darüber verbinden wir unseren Lieblingsplattenspieler bzw. dessen Vorverstärker mit den Stereo L. So hören wir Vinyl-klänge nicht nur über die Stereo L, sondern auch über die anderen Teufel-multiroomer. Die Boxen haben nämlich einen Wandler mit einer Auflösung von 24 Bit bei 48 khz integriert. Die digitalen Signale werden in dieser, die CD weit übertreffenden Auflösung, von einen zum anderen Lautsprecher gesendet.
Bedienung
Auf der Rückseite hat Teufel den Power-knopf der Stereo L angebracht. Den wollen wir erwähnen, weil es sich um einen Kipp-schalter handelt, der die Lautsprecher wirklich vom Netz trennt. Daneben ist hier die versenkte Reset-taste integriert, falls die Stereo L auf den Werkszustand zurückgesetzt werden müssen. Außerdem finden wir hier den Setup-button. Der wird nur gebraucht, wenn die Lautsprecher zum ersten Mal eingerichtet werden. Ein Knopf für das Koppeln via Bluetooth mit Laptop, Smartphone oder Tablet ist ebenfalls Teil der rückseitigen Steuerungselemente. Wird er gedrückt, ertönt ein angenehm tiefer Percussion-ton, der die Kopplungsbereitschaft signalisiert. Ein weiterer perkussiver Ton zeigt die geglückte Kopplung an. Ungünstig ist die Position des Bluetooth-knopfes, denn der liegt direkt neben dem Setup-button. Verwechslungsgefahr beim Ertasten des Knopfes ist also nicht ausgeschlossen. An der Front dominiert der Lautstärkeregler. Er dient zudem als Pausenknopf. Die Tasten für Titelsprung sind links davon. Die Buttons für das Abrufen der Playlisten bzw. Internet-radiostationen sind rechts daneben, wobei der vierte Button den Line-in-eingang aktiviert.
Einrichtung
Für die Einrichtung der Lautsprecher brauchen wir nur die „Teufel Raumfeld“App und unser Wlan-passwort. Nach der App-installation müssen wir lediglich die Stereo L einschalten und den Setup-button drücken. Schon findet die App unsere Lautsprecherboxen. Anschließend wird das WLAN gewählt, indem wir operieren wollen und dessen Passwort eingegeben. Danach legen wir noch fest, ob die aktive Box links oder rechts steht und schon ist die Einrichtung abgeschlossen. Die Steuerung per App ist intuitiv. Beim ersten Starten müssen wir ihr sagen, welche Netzwerkressourcen wir nach Musik durchsucht haben wollen. Das kann der Musikserver sein, das Smartphone oder ein Tablet auf dem die App läuft usw. Nativ lassen sich die gängigen Musikstreaming-anbieter wie Tidal, Spotify oder Napster nutzen. Den Line-in-eingang steuern wir komfortabel mit der App an. Die Bluetooth-wiedergabe ist allerdings nicht integriert. Dazu müssen wir aus der App rausgehen, die Stereo L über das Betriebssystem per Bluetooth verbinden und dann mit unserem Standard-player die Musik abspielen. Etwas umständlich, aber vielleicht schafft hier ein zukünftiges Update Abhilfe.
Überraschungseffekt
Um das 3-Wege-system der Stereo L auf seine Klangqualitäten zu testen, lassen wir als erstes den „Mephisto Walzer“von Liszt laufen. Und welcher Pianist ist für dessen Interpretation besser geeignet, als der Us-amerikaner und Kubaner Jorge Bolet? Das extrem virtuose Spiel des Pianisten bilden die Stereo L vom ersten Augenblick an sehr realistisch ab. Dafür sorgt die Sca-technologie,
Synchronized Coaxial Acoustics, von Teufel. Hierbei sind Hoch- und Mitteltöner zu einem Bauteil verschmolzen. Das soll zu geringeren Laufzeitunterschieden zwischen Mittel- und Hochtöner führen und eine besonders glaubwürdige und natürliche Wiedergabe ermöglichen. Dabei werden die einzelnen Schallquellen quasi als Punktschallquellen, also wie in der Realität, abgebildet. Das von uns gehörte Piano hat auf jeden Fall eine extrem natürliche Präsenz im Testraum. Schließen wir die Augen, dann wähnen wir uns tatsächlich in einem Saal mit dem verstorbenen Bolet am Klavier. Da überraschen uns die Multiroom-lautsprecher wirklich sehr. Denn oft wird gerade bei Multiroomern mehr Wert auf Funktionalität denn natürlichen Klang gelegt.
Wir wollen mehr
Die „Bilder einer Ausstellung“von Modest Mussorgski sind wohl das Paradebeispiel für Programmmusik. Die orchestrierte Fassung hat beim musikalischen Galerierund- gang eine noch weitaus größere Farbenpracht als die schon sehr facettenreiche Klavierfassung. Diese Klangfülle transportieren die Stereo L mit solch angenehmer Realitätsnähe ins Ohr, dass wir einfach nur zuhören. Bei der „Hütte der Baba-yaga“können die Teufel außerdem zeigen, was sie in den tiefen Tönen drauf haben. Und das hört sich wirklich gut an. Sehr kraftvoll und fein abgestimmt präsentiert sich das Bassfundament des Stücks. Hier arbeiten die drei 15 Zentimeter messenden Carbon-tieftöner wirklich exzellent.
Grüße aus Japan
Zu guter Letzt greifen wir ganz tief in die Musik-kiste und zaubern die CD von Pizzicato Five „Darlin‘ Of Discotheque EP“hervor. Die japanische Kultband erlaubt es den Stereo L richtig schöne, basslastige Rhythmen zu liefern. Über die Mitten und Höhen, die Tiefenstaffelung und die Verortung der Schallquellen müssen wir hier nicht mehr reden. Alles ist auf höchstem Niveau und besticht besonders durch seine Plastizität. Die Bässe feuern richtig tief. Dass der Frequenzgang der Lautsprecher bei 38 Hz beginnt, merken wir auch im Magen. Vielleicht könnte es bei den richtig tiefen Tiefen sogar ein wenig weicher zugehen. Doch dafür hat die Teufel-app ja einen
FAZIT
Die großen Aktiven von Teufel mit Multiroom-funktion überzeugen nicht nur aufgrund ihres Funktionsumfangs und der vielen Anschlussmöglichkeiten. Vor allem ihr Klang macht sie zu echten Konkurrenten für manch passive Standlautsprecher mit deutlich höherem Anschaffungspreis. Unheimlich plastisch und lebendig bringen die Stereo L jede Musikrichtung zu Gehör und machen einen Subwoofer überflüssig. praktischen EQ integriert. #Alles in Allem sind die Teufel Stereo L echte Alleskönner. Sie machen besonders Laune wegen ihrer extrem gelungenen Darstellung von Räumlichkeit und Tiefe sowie der detailverliebten Trennung der Signalquellen. Dass es sich dabei „nur“um Wlan-lautsprecher bzw. Multiroomer handelt, hören wir ihnen in keinem Moment unseres Tests an. So mancher klassischer Standlautsprecher kann sich bei den 1 800 Euro teuren Stereo L von Teufel gern eine Scheibe abschneiden.