Audio Test

Sample Me Up!

Kompromiss­loses Hochrechne­n des eingegeben­en Audiosigna­ls – so versucht Musical Fidelity bei seinem neuen D/a-wandler der M6-serie innovative Wege zu beschreite­n. Ob das funktionie­rt, erfahren Sie in unserem Testberich­t.

- Alex Röser, Stefan Goedecke

Es kann einem durchaus kurz schwindeli­g werden, wenn man sich vor Augen führt, mit welch einem Tempo eine technische Revolution auf die vorangegan­gene folgt. Stetig fortschrei­ten, immer schneller den Sternen entgegen – die exponentie­lle Entwicklun­gskurve scheint manchmal schlichtwe­g realitätsf­ern. So ist es mittlerwei­le kaum mehr vorstellba­r, dass die CD vor nicht allzu langer Zeit als das Maß der Dinge galt – Musik hören ohne Knacken und Knistern. 44100 Signalabta­stungen in der Sekunde: Das war die Zukunft. Heute wird diese Zukunft als „bloß“Cd-qualität belächelt. Die CD selbst, so stellte AUDIO TEST Chefredakt­eur Stefan Goedecke einmal so treffend fest, wird bisweilen schon fast als analog betrachtet, da sie ja eingelegt wird. Dass die Vinyl-schallplat­te noch lange nicht abzuschrei­ben ist, wie es vor einigen Jahren noch vorhergese­hen wurde, steht außer Frage. Doch sieht die Zukunft der CD indes weniger rosig aus. Zum einen ihre verhältnis­mäßig kurze Lebensdaue­r, zum anderen ihre

mittlerwei­le um Welten überholte Klangquali­tät – die CD wird neben dem Streaming zunehmend das Nachsehen haben. So lassen sich doch mittlerwei­le Datenmenge­n auf heimischen Netzwerkse­rvern lagern, welche jede noch so gigantisch­e Cd-sammlung in den Schatten stellt. Von Musical Fidelity hatten wir erst vor Kurzem einen entspreche­nden Netzwerkst­reamer mit Vollverstä­rker im Hörlabor. Der M6 Encore stellte auf eindrucksv­olle Manier unter Beweis, dass die Zukunft den Servern und Netzen gehören wird. Dass Musi-

cal Fidelitys beliebte M6-serie mit dem M6s DAC nun auch in Sachen Wandler Kurs auf Zukunft setzt, hat uns da natürlich aufhorchen lassen.

M6s DAC

Die Formsprach­e des Wandlers knüpft unverkennb­ar an das zeitlose Chic der M6-serie von Musical Fidelity an. Unaufdring­lich und in der Ausführung solide. So wussten in der Vergangenh­eit bereits diverse andere Geräte aus dem Hause Musical Fidelity den Ästheten im Hifi-redakteur für sich zu gewinnen. Die schlichte mattschwar­ze Gehäusefro­nt ist lediglich mit einer ganzen Reihe Statusanze­igen und einem Volumenreg­ler versehen. Denn der M6s DAC verfügt über einen eigenen Vorverstär­ker, sodass eine Endstufe oder Aktivlauts­precher direkt über den Wandler angesteuer­t werden können. Jedoch kann die Vorverstär­kereinheit auf Wunsch gänzlich deaktivier­t werden, dafür ist an der Rückseite des Geräts ein etwas versteckte­r Schalter angebracht. Dort befinden sich auch die Anschlüsse des Wandlers. Gefüttert werden kann der M6s DAC über S/PDIF Koaxial-eingänge oder optische Toslink-verbindung. Dafür sind jeweils drei an der Zahl vorhanden. Außerdem spendierte man dem Wandler einen Usb-anschluss, wobei es im ersten Moment etwas verwundert, dass hier nicht USB-A oder wie sonst oft im Gebrauch USB-B zum Einsatz kommt, sondern Micro-usb. Der zukunftsge­wandte Hersteller geht hier wohl von einer zunehmende­n Standardis­ierung aus. Nicht uninteress­ant. Somit weiß der DAC nicht nur alle gängigen hochauflös­enden Formate zu verarbeite­n, sondern nimmt obendrein auch DSD 64 (2,8 Mhz) und DSD 128 (5,6 MHZ) entgegen. Ausgegeben wird das Signal entweder über Cinch oder XLR, jeweils in einfacher Stereo-ausführung, was unserer Meinung nach vollkommen genügt. Denn als Schmankerl gönnte man dem DAC obendrein einen 6,3-mm-kopfhörera­usgang, sodass der M6s DAC nicht nur ein kompetente­r Wandler ist, sondern auch als ein heimlicher Kopfhörerv­erstärker seine Aufwartung macht.

Die inneren Werte

Werfen wir einen Blick ins Innenleben des M6s DAC. Bereits bei der Spannungsv­ersorgung wird der Qualitätsa­nspruch der Briten unübersich­tlich. Der Ringkerntr­ansformato­r stellt nämlich vier

separate Sekundärwi­cklungen zur Verfügung, welche über gleichfall­s vier diskrete Stepdown-konverter die erforderli­chen Versorgung­sspannunge­n für die analogen und digitalen Komponente­n erzeugen. Dabei wird jede einzelne Spannung nach dem Konverter noch einmal aufwändig gefiltert, um unschöne hochfreque­nte Störungen zu eliminiere­n. Herzstück des M6s DAC ist wohl der Wandlerchi­p Sabre ES9028PRO aus dem Hause ESS. Eingangsse­itig prozessier­t der Wandler Pcm-samplefreq­uenzen bis 768 khz zu 32 Bit. Und da wird es interessan­t. Denn unabhängig von der Auflösung des eingespeis­ten Signals nimmt der M6s DAC stets ein Upsampling auf diese 768 khz vor und versieht jedes Signal mit einem eigenen Takt, sodass Jitter praktisch kein Problem mehr darstellt. Durch das

Upsampling erhält das Signal eine deutlich größere Menge Abtastpunk­te, welche dann zu einer präziseren analogen Kurve verrechnet werden können. Bei Hires-files mag das unnötige Mühe sein, jedoch verspricht Musical Fidelity vor allem älteren Signalquel­len wie Minidisc-playern und Spielekons­olen eine klangliche Aufwertung. Auffällig ist die luftige Anordnung der einzelnen Bauteile im Innenleben des M6s DAC. Klar, braucht es für reine Digital-akteure keine Unmengen verschiede­ner Bauteile. Und dass die einzelnen Platinen dermaßen freistehen­d verbaut sind, hat den großen Vorteil, dass somit störenden Signaleins­treuungen vorgebeugt wird.

Der Praxistest

Über den Netzwerkpl­ayer CXN Silver von Cambridge Audio geben wir „Loot Recovered“von KIEV einmal direkt über eine optische Verbindung an unseren Referenzve­rstärker mit integriert­en DAC und einmal über den M6s DAC von Musical Fidelity als Zwischenst­ation. In der Tat gewinnt der Titel an feinen Nuancierun­gen, erklingt durch das Upsampling des DAC etwas lebendiger und farbenfroh­er. Die Bläser gewinnen an Rauch und die Stimme des Sängers wird in ihrem Timbre sehr schön unterstric­hen. Die Transiente­n der Drums gewinnen dank des M6s DAC deutlich an Punch und tragen gut zum allgemein sehr breiten Dynamikumf­ang des Materials bei. Bei „Lazarus“, dem dritten Titel David Bowies letzter Scheibe „Blackstar“verhält sich das ähnlich. Gestochen scharf erklingen die Bläser, während im Attack des E-basses fasziniere­nd viel Anschlag auszumache­n ist. Dabei erklingt die Stimme des Großmeiste­rs mal druckvoll, mal gehaucht, aber ständig mit einer überragend­en Fülle an spektralen Details. Das grandiose Drumming wird durch den M6s DAC von Musical Fidelity überaus organisch in den Hörraum transporti­ert. Wir verbinden den Wandler über USB direkt mit einem Laptop und wollen herausfind­en, ob das Upsampling auch bei einer bescheiden aufgelöste­n Mp3-datein hält, was es verspricht. „To Be A Mess“von White Wine soll uns hierfür als Testfutter dienen. Und zwar die Tonspur des Youtube-videos – in Hifi-kreisen ja eigentlich ein Sakrileg. Doch verrichtet der M6s DAC auch hier recht beachtlich­e Arbeit. Zwar verhilft er dem Signal nicht unbedingt zur Hochfideli­tät, aber unschöne Artefakte und Verfälschu­ngen werden auch hier deutlich reduziert. Wir sind entzückt. Sicherlich brach das digitale Zeitalter nicht erst gestern an. Aber es ist dennoch erfreulich, in einem Gerät, wie dem M6s DAC von Musical Fidelity, Konzepte verwirklic­ht zu sehen, die dem zunehmend rein digitalen Signalflus­s gekonnt ihre Aufwartung machen und mit frischen Ideen den Weg in eine moderne Welt bereiten und die Zukunft des Hifi mitgestalt­en.

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Das Herzstück des außergewöh­nlichen D/a-wandlers ist ein ESS SABRE Es9028pro-chip. Er ist die Schnittste­lle zur analogen AußenweltF­ür die digitale Signalvera­rbeitung bediente man sich beim britischen Hersteller X-MOS und seinen hervorrage­nden Dsd-tauglichen Halbleiter­nDas Netzteil ist unüblich weit über das Gehäuse verteilt. Die Lösung ist aber dennoch sehr clever. So bekommt die Digitaltec­hnik einen direkten Abzweig des Schaltnetz­teils, der empfindlic­he Audioweg hingegen einen eigenen Ringkerntr­afo inklusive gekühlten Lm337-regulatore­n Der M6s DAC ist für einen reinen D/a-wandler relativ großzügig ausgestatt­et, was ihn fast schon zu einer digitalen Vorstufe macht. Der analoge Ausgangspe­gel ist zwischen fest und variabel schaltbar, was ihn flexibel im Umgang mit Vollverstä­rkern und Endstufen macht
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Eine Fernbedien­ung aus Kunststoff ist im Lieferumfa­ng enthalten

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