Geburt einer Legende?
Der deutsche Hersteller Mcgee ist mit der Fertigung von professioneller Audio-hardware und Beschallungssystemen bereits seit den frühen 1990ern am Markt vertreten. Die Produktpalette auf Hifi zu erweitern, ist eine noch recht junge Entscheidung.
Unter der Regie der im oberrheinischen Iffezheim ansässigen Sintron Vertriebs Gmbh laufen die weltweiten Vertriebe von gleich acht Herstellern hochwertigen Audio-equipments zusammen. Unter anderem die Vinyl-experten von Dual und die Nobelschmiede Vienna Acoustics vertrauen ihre Vermarktung den Badenern an. Die Sintron Vertriebs Gmbh ist jedoch obendrein selbst Markeninhaber mehrerer Hersteller, wie etwa Vincent oder Dynavox. Beide Namen waren übrigens bereits in der AUDIO TEST vertreten. An den Bericht zum Röhrenvollverstärker VR-70E von Dynavox in der letzten Ausgabe erinnern Sie sich bestimmt noch. Sintron vertreibt die Geräte seiner Schützlinge mittlerweile in Zusammenarbeit mit mehreren hundert Fachhändlern in sechzehn Nationen, was nicht nur dem Unternehmen selbst, sondern vor allem auch den durch Sintron vertretenen Hifi-herstellern eine große Beliebtheit attestiert. Die mittlerweile 111 Jahre alte Marke mit Kultstatus Dual, deren Firmensitz in St. Georgen unweit des Hauptquartiers der Sintron Vertriebs Gmbh zu verorten ist,
kann wohl als prominentester Partner der Iffezheimer bezeichnet werden und ist wohl auch jedem Hifi-laien ein Begriff. Einen deutlich kleineren Bekanntheitsgrad jedoch hat der Hersteller Mcgee, welcher seit 1993 qualitätsbewusste Audio-elektronik zu moderaten Preisen anbietet und sich sowohl in der Heimanwendung, als auch im Professional Audio zuhause wähnt. Die Produktpalette des Unternehmens umfasst dabei vom Aktivlautsprecher bis zum Zuspieler alle gängigen Komponenten einer gestandenen Hifi-anlage – mit Ausnahme vom Schallplat-
tenspieler. Besonderer Beliebtheit, auch bei der Fachpresse, erfreuen sich dabei der Cd-spieler Mcgee CD-M1 und der Hybridverstärker Legend. Letzteren haben wir für diesen Artikel vorgeladen, noch immer ein wenig durch die positive Testerfahrung mit dem Röhrenvollverstärker VR-70E von Dynavox beeindruckt. Nach unseren Bekanntschaften mit Geräten der Hersteller Dual, Vincent und zuletzt eben Dynavox wissen wir nun um das gute Händchen, welches die Sintron Vertriebs Gmbh für audiophile Hersteller besitzt. Daher sind unsere Erwartungen an den Hybridverstärker Legend von Mcgee entsprechend hoch.
Von allem etwas
Auch der Rufname des Geräts provoziert naturgemäß eine gewisse Erwartungshaltung. Denn ein Gerät auf den Namen Legend zu taufen, ist an Selbstbewusstsein kaum zu übertreffen. Selbst bei einem hervorragenden Testergebnis wird wohl offen bleiben, ob dieser Hybridverstärker seinem Namen gerecht wird. Denn wie wir wissen, entwickeln sich Legenden über den Verlauf der Jahre – Nur, wer Geschichte schreibt, wird sich wohl eines Tages dieses Titels bedienen dürfen. Auch in der Hifi-szene verhält sich das nicht anders. Jedoch wissen wir bestimmt bald mehr um die Chancen des Mcgee Legend, sich um den Ruf einer Legende verdient zu machen. Wollen wir erst einmal zum Hier und Jetzt zurückkehren und uns dem Testmuster widmen. Mit einem Gewicht von nicht mal acht Kilogramm auf 35 Zentimeter (cm) Breite, 13 cm Tiefe und 26 cm Höhe kommt der Hybridverstärker Legend in einem überaus kompakten Format daher. Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass Mcgee dem Legend in Sachen Konnektivität eine eher sparsamere Ausstattung verpasst hat. Das zeitgleiche Anspielen eines zweiten Lautsprecherpaares ermöglicht einem der Mcgee Legend nicht.des Weiteren lassen sich per kabelgebundener Verbindungen nur drei zusätzliche Klangquellen anschließen. Neben einem obligatorischen Cinch-input, stehen dem Nutzer hier dank eines in den Legend integrierten Digital/analog-wandlers ein optischer und ein koaxialer Digitaleingang zur Verfügung, zwischen welchen per Wahlschalter gewechselt werden kann. Dass man mit der Zeit geht, beweist Mcgee außerdem durch die Anwählbarkeit des Legend über Bluetooth und WLAN. Zweiteres qualifiziert den Verstärker zum heimischen Netzwerk-streamer – Ein Feature, welches zur Zeit nur wenige Verstärker innehaben.
Unter der Haube
Sein Herzstück trägt der Mcgee Legend auf eindrucksvolle Weise zur Schau: In einer Art Schaukasten aus Acrylglas präsentiert der Verstärker seine Röhrenvorstufe, bestehend aus drei Doppeltrioden. Dabei handelt es sich um zwei ECC82 und eine ECC83. Dieses Trio soll maßgeblich auf die Klangfärbung des Legend Einfluss nehmen und die charakteristische akustische Wärme eines Röhrenverstärkers bewerkstelligen. Hinter den Röhren erahnen wir den unter einer Abdeckung versteckten Ringkerntrafo, welcher mit einer maximalen Leistungsaufnahme von 450 Watt bestimmt so einiges an Druck in die Bude bringen wird. Insgesamt bringt der Legend dank der klassischen Transistor orientierten Endstufen-schaltung in Ab-manier eine Ausgangsleistung von zwei mal 60 Watt an 8 Ohm an den Tag. Zusammen mit einer Übersprechdämpfung von 60 Dezibel (db) und einem Signal-rausch-abstand von über 90 db sieht das zumindest auf
dem Datenblatt schon mal nach einem einem äußerst kompetenten Klangboliden aus.
Mit aller Kraft
Manchmal sieht das mit den theoretisch vielversprechenden Charakteristiken in der Praxis dann anders aus. Daher ist es klar, dass wir von den Zahlen unbeeindruckt an den Praxistest herangehen wollen. Beim Einschalten des Hybridverstärkers Legend müssen wir noch einmal Worte des Lobes an die Design-abteilung des Hauses Mcgee richten. Denn die Frontverglasung des Verstärkers, hinter welcher nun die Vorstufe zu glimmen beginnt, wird im Betrieb blau illuminiert. Darauf klar erkennbar, scheint das Firmenlogo des Herstellers zu schweben. Gut gelöst – ein Blickfang ist der Mcgee Legend allemal. Wir verbinden den Verstärker nun mit unseren beiden Referenzlautsprechern Contour 30 aus dem Hause Dynaudio und per Toslink mit dem zuspielenden Netzwerk-player CXN Silver von Cambridge Audio. „Why Does Someone Have To Die?“lautet der schwere Titel unserer ersten Testmusik. Das Stück stammt vom amerikanischen Minimal-pionier Philip Glass. Per im Lieferumfang enthaltener Fernbedienung lassen sich sowohl Quellenauswahl, als auch Lautstärkeeinstellung bequem vom Hörplatz aus einrichten. Das Stück, welches ursprünglich für den 2002 erschienenen Film „The Hours“komponiert wurde, erklingt wie erwartet wohlig warm aus den Lautsprechern. Die Streicher vermengen sich zu einem angenehmen harmonischen Nebel, während das Klavier sich deutlich und in seinen Transienten klar definiert davon abzuheben weiß. Jedoch neigt der Mcgee zu einer gewissen klanglichen Dichte – die Musik könnte für unseren Geschmack etwas luftiger wiedergegeben werden. Wechseln wir mit „The Mash And The Fury“, einem Titel des dänischen Produzenten Trentemøller ins Reich der elektronischen Tanzmusik und drehen auch gleich mal etwas auf. Beim Betätigen des Volumenreglers sind wir überrascht, denn wir konnten beobachten, dass bereits bei 25 % bereits nahezu Clublautstärke erreicht, was die Feinjustage des Schalldrucks im unteren Bereich etwas schwierig gestaltet. Kaum ein Nutzer wird den Legend in der Heimanwendung gar bis zur Hälfte aufdrehen können. Das prädestiniert den Legend vor allem für leistungshungrige Standlautsprecher. Die spektrale Ausgewogenheit des Mcgee bleibt ein wenig hinter unseren Erwartungen zurück. So sind die Bässe leicht überbetont, fast etwas übermotiviert, während die Höhen teilweise zu kurz kommen. Jedoch sei dazu gesagt, dass man mit einem Hybridverstärker, in welchem eine Röhrenvorstufe verbaut ist, mit Plug & Play selten gute Erfahrungen sammeln wird. Hier empfiehlt es sich ganz klar, das Gerät erst einmal eine ganze Weile warmlaufen zu lassen. Mit einem von Sintron aufgerufenen Marktwert von nicht einmal ganz 700 Euro haben wir es hier dennoch mit einem kleinen Geheimtipp zu tun. Wohl wird sich der Mcgee Legend nicht optimal in die Gerätekette eines alt eingesessenen Hifi-gurus einfügen, aber gerade jüngere Fans mit einem etwas schmaleren Geldbeutel aber dafür einer hohen Schalldrucktoleranz, viel Freude an basslastiger Tanzmusik und obendrein einem Anspruch an kabellose Konnektivität sind hier umso besser beraten. Ein Grenzgänger, der es auf elegante Art schafft zwei konträre Welten zu verbinden.