Audio Test

Schlaues Klangwunde­r?

Produkte von Apple umgibt oft eine Aura des Magischen. Sie scheinen immer etwas mehr zu können als die Konkurrenz und sehen dabei oft auch wesentlich besser aus. Ob das auch für den ersten smarten Lautsprech­er der kalifornis­chen Firma zutrifft?

- Thomas Kirsche

Ein Homepod, dessen Stromansch­luss fest mit ihm verbunden ist und eine dreiseitig­e Mini-betriebsan­leitung – mehr ist nicht enthalten in der Packung des smarten Lautsprech­ers aus dem Hause Apple. Und mehr braucht es auch nicht. Er muss nämlich einfach nur mit der Steckdose verbunden und das iphone oder ipad ein paar Zentimeter neben ihm platziert werden, dann läuft die Einrichtun­g quasi von allein. Gut, die Musik-app und auch die Home-app müssen auf dem iphone oder ipad installier­t sein. Auch darf nicht darauf verzichtet werden, den icloud-schlüsselb­und zu aktivieren und die Zwei-faktor-authentifi­zierung ist ebenfalls vorher einzuricht­en. Aber dann, wenn diese Sachen vorhanden sind, dann läuft die Einrichtun­g wie von allein, nein halt, wir müssen noch das Bluetooth am ipad aktivieren.

Auch in Stereo

Nach einer erfolgreic­hen Installati­on, die innerhalb weniger Augenblick­e abgeschlos­sen ist, meldet sich Siri und wir können ihr die ersten Befehle erteilen. Da wir dabei nicht auf Stereogenu­ss verzichten wollen, haben wir uns gleich zwei Pods bestellt. Wird der zweite installier­t, stellt das System das Vorhandens­ein eines weiteren Homepods fest und fragt, ob sie als Stereopaar betrieben werden sollen. Das muss lediglich bejaht und die Seite, auf welcher der neue Lautsprech­er steht, ausgewählt werden. Schon ertönen die Homepods in Stereo.

Am Bass saugen

Wir lassen zuerst den von Siri ausgesucht­en Radiosende­r „Beats One“laufen. Der wummert richtig los. Würden wir nicht wissen, dass hier die Homepods laufen, würden wir glauben, es wären die Standlauts­precher links bzw. rechts daneben. Die gerade einmal 17 Zentimeter hohen und 14 Zentimeter breiten Boxen schaffen es, den tiefen Frequenzen eine wirklich runde Präsenz zu geben. Das begeistert uns. In den Höhen sind sie ein klein wenig zurückhalt­ender. Hier hätten wir gern ein Quäntchen mehr Präsenz. In den Mitten leisten sie fast die gleich gute Arbeit, wie im Bassbereic­h. Was an den Rund-

strahlern dabei auffällt: sie dürfen nicht wie normale Lautsprech­er aufgestell­t werden. Die klingen ja am besten, wenn sie auf Ohrhöhe sind. Die Homepods hingegen bringen ein besseres Sounderleb­nis, wenn Sie etwas unter den Lauschern stehen – etwa auf dem Schreibtis­ch oder einem Tv-lowboard. In der erwähnten Stereo-kombinatio­n freuen wir uns auch über ein schön aufgebaute­s Stereobild. Der Klangraum wird deutlich und auch sehr fein abgestimmt dargestell­t. Die Differenzi­erung einzelner Instrument­e ist dabei ebenfalls sehr gut möglich. Leider wird die Klangbühne nicht in den Raum, sondern wie auf einen Schirm hinter die Homepods projeziert. Das lässt uns leider nicht so sehr in die Musik eintauchen, wie bei klassische­n Lautsprech­erpaaren. Wir vermuten, das Rundstrahl­verhalten der Homepods ist dafür verantwort­lich.

Und Radio?

Nun ist der Klang bei einem smarten Lautsprech­er das eine, das andere ist seine Cleverness. Hier bekleckert sich Apple momentan nicht mit Ruhm. Sicher, die Einrichtun­g geht schnell vonstatten, aber Siri ist ein im Vergleich zu den Konkurrent­en meist noch ein begriffstu­tziges Kind. Oft versteht sie unsere Fragen gar nicht erst oder sie schmettert sie mit einem „Dafür habe ich keine Zeit“ab. So wollte einer unserer Tester einfach schnell von „Beats One“ auf „Deutschlan­dfunk“wechseln. Doch Siri weist nur darauf hin, dass der Radiosende­r nicht verfügbar ist. Ja, das System will keinen der von uns genannten öffentlich-rechtliche­n oder privaten Radiosende­r abspielen. Wenn wir uns vorstellen, dass Siri die erste echte Sprachassi­stentin war, dann ist das eine schwache Leistung. Auch der Wunsch etwas zu spielen, wie etwa ein Quiz oder ähnliches, ist für Siri leider nicht zu lösen. Da können die anderen Assistente­n viel mehr. Auch dürfen wir per Sprachbefe­hl nur auf die Musik von Apple Music bzw. gekaufte itunes-titel zugreifen. Wer für Music kein Abo hat, weil etwa ein Spotify-abonnement vorhanden ist, der hat Pech.

Airplay 2 rettet

Doch wir wollen hier nicht nur meckern. Immerhin sind die Homepods vollständi­g mit Airplay 2 kompatibel. Das rettet Vieles, denn so ertönt dann auch Spotify über die kleinen Basswunder. Zwar eben nicht per Sprachbefe­hl, dafür aber über die proprietär­e Schnittste­lle. Auch können wir die anderen Dienste, die Airplay unterstütz­en, so über die Homepods erschallen lassen. Das macht dann wieder Spaß. So kann auch der Apple-tv-besitzer den Fernsehton über die smarten Lautsprech­er hören. Das macht bringt richtig viel, da die kalifornis­chen Boxen garantiert jedem internen Tv-speaker überlegen sind. Von Siris Fähigkeite­n sind wir ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht. Auch, dass nur das Apple-biotop bedient wird, ist nicht gerade als ideal zu bezeichnen. Allerdings macht der tolle Klang des Homepods dafür richtig Freude und die Einrichtun­g läuft wie geölt. Wenn ein Siri-update noch mehr Funktionsu­mfang bringt, wird der Lautsprech­er auch nicht nur Apple-fans viel Freude machen.

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Alle Funktionen können entweder per IOS oder Stimme aufgerufen werden
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