Schlaues Klangwunder?
Produkte von Apple umgibt oft eine Aura des Magischen. Sie scheinen immer etwas mehr zu können als die Konkurrenz und sehen dabei oft auch wesentlich besser aus. Ob das auch für den ersten smarten Lautsprecher der kalifornischen Firma zutrifft?
Ein Homepod, dessen Stromanschluss fest mit ihm verbunden ist und eine dreiseitige Mini-betriebsanleitung – mehr ist nicht enthalten in der Packung des smarten Lautsprechers aus dem Hause Apple. Und mehr braucht es auch nicht. Er muss nämlich einfach nur mit der Steckdose verbunden und das iphone oder ipad ein paar Zentimeter neben ihm platziert werden, dann läuft die Einrichtung quasi von allein. Gut, die Musik-app und auch die Home-app müssen auf dem iphone oder ipad installiert sein. Auch darf nicht darauf verzichtet werden, den icloud-schlüsselbund zu aktivieren und die Zwei-faktor-authentifizierung ist ebenfalls vorher einzurichten. Aber dann, wenn diese Sachen vorhanden sind, dann läuft die Einrichtung wie von allein, nein halt, wir müssen noch das Bluetooth am ipad aktivieren.
Auch in Stereo
Nach einer erfolgreichen Installation, die innerhalb weniger Augenblicke abgeschlossen ist, meldet sich Siri und wir können ihr die ersten Befehle erteilen. Da wir dabei nicht auf Stereogenuss verzichten wollen, haben wir uns gleich zwei Pods bestellt. Wird der zweite installiert, stellt das System das Vorhandensein eines weiteren Homepods fest und fragt, ob sie als Stereopaar betrieben werden sollen. Das muss lediglich bejaht und die Seite, auf welcher der neue Lautsprecher steht, ausgewählt werden. Schon ertönen die Homepods in Stereo.
Am Bass saugen
Wir lassen zuerst den von Siri ausgesuchten Radiosender „Beats One“laufen. Der wummert richtig los. Würden wir nicht wissen, dass hier die Homepods laufen, würden wir glauben, es wären die Standlautsprecher links bzw. rechts daneben. Die gerade einmal 17 Zentimeter hohen und 14 Zentimeter breiten Boxen schaffen es, den tiefen Frequenzen eine wirklich runde Präsenz zu geben. Das begeistert uns. In den Höhen sind sie ein klein wenig zurückhaltender. Hier hätten wir gern ein Quäntchen mehr Präsenz. In den Mitten leisten sie fast die gleich gute Arbeit, wie im Bassbereich. Was an den Rund-
strahlern dabei auffällt: sie dürfen nicht wie normale Lautsprecher aufgestellt werden. Die klingen ja am besten, wenn sie auf Ohrhöhe sind. Die Homepods hingegen bringen ein besseres Sounderlebnis, wenn Sie etwas unter den Lauschern stehen – etwa auf dem Schreibtisch oder einem Tv-lowboard. In der erwähnten Stereo-kombination freuen wir uns auch über ein schön aufgebautes Stereobild. Der Klangraum wird deutlich und auch sehr fein abgestimmt dargestellt. Die Differenzierung einzelner Instrumente ist dabei ebenfalls sehr gut möglich. Leider wird die Klangbühne nicht in den Raum, sondern wie auf einen Schirm hinter die Homepods projeziert. Das lässt uns leider nicht so sehr in die Musik eintauchen, wie bei klassischen Lautsprecherpaaren. Wir vermuten, das Rundstrahlverhalten der Homepods ist dafür verantwortlich.
Und Radio?
Nun ist der Klang bei einem smarten Lautsprecher das eine, das andere ist seine Cleverness. Hier bekleckert sich Apple momentan nicht mit Ruhm. Sicher, die Einrichtung geht schnell vonstatten, aber Siri ist ein im Vergleich zu den Konkurrenten meist noch ein begriffstutziges Kind. Oft versteht sie unsere Fragen gar nicht erst oder sie schmettert sie mit einem „Dafür habe ich keine Zeit“ab. So wollte einer unserer Tester einfach schnell von „Beats One“ auf „Deutschlandfunk“wechseln. Doch Siri weist nur darauf hin, dass der Radiosender nicht verfügbar ist. Ja, das System will keinen der von uns genannten öffentlich-rechtlichen oder privaten Radiosender abspielen. Wenn wir uns vorstellen, dass Siri die erste echte Sprachassistentin war, dann ist das eine schwache Leistung. Auch der Wunsch etwas zu spielen, wie etwa ein Quiz oder ähnliches, ist für Siri leider nicht zu lösen. Da können die anderen Assistenten viel mehr. Auch dürfen wir per Sprachbefehl nur auf die Musik von Apple Music bzw. gekaufte itunes-titel zugreifen. Wer für Music kein Abo hat, weil etwa ein Spotify-abonnement vorhanden ist, der hat Pech.
Airplay 2 rettet
Doch wir wollen hier nicht nur meckern. Immerhin sind die Homepods vollständig mit Airplay 2 kompatibel. Das rettet Vieles, denn so ertönt dann auch Spotify über die kleinen Basswunder. Zwar eben nicht per Sprachbefehl, dafür aber über die proprietäre Schnittstelle. Auch können wir die anderen Dienste, die Airplay unterstützen, so über die Homepods erschallen lassen. Das macht dann wieder Spaß. So kann auch der Apple-tv-besitzer den Fernsehton über die smarten Lautsprecher hören. Das macht bringt richtig viel, da die kalifornischen Boxen garantiert jedem internen Tv-speaker überlegen sind. Von Siris Fähigkeiten sind wir ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht. Auch, dass nur das Apple-biotop bedient wird, ist nicht gerade als ideal zu bezeichnen. Allerdings macht der tolle Klang des Homepods dafür richtig Freude und die Einrichtung läuft wie geölt. Wenn ein Siri-update noch mehr Funktionsumfang bringt, wird der Lautsprecher auch nicht nur Apple-fans viel Freude machen.