Audio Test

Volle Kontrolle

Vor über drei Jahren hatten wir Nuberts nucontrol Stereovorv­erstärker in der AUDIO TEST zu Gast. Auf den geernteten Lorbeeren hat sich Nubert jedoch nicht ausgeruht, sondern mit der nucontrol 2 eine überarbeit­ete Version auf den Markt gebracht.

- Jörg Schumacher, Stefan Goedecke

Nubert aus dem schönen Schwäbisch Gmünd sind der regelmäßig­en Leserschaf­t dieser Publikatio­n, aber auch dem Rest der Hifi-szene natürlich ein Begriff. Das von Günther Nubert 1975 gegründete Unternehme­n ist seit langem eine feste Instanz in der Hersteller­landschaft. Nubert ist vorrangig für hervorrage­nde Lautsprech­er bekannt. Vor allem zumal diese immer etwas mehr zu bieten wissen, als man zu ihrem jeweiligen Preispunkt erwartet. Das haben die Schwaben zuletzt mit der nubox 313 und ihrem neuen Flaggschif­f der nupyramide 717 (Test in Ausgabe 5/18) abermals eindrucksv­oll unter Beweis gestellt. Aber abseits des riesigen Sortiments an Schallwand­lern, hat die Firma auch seit einiger Zeit dedizierte Elektronik im Programm. Genauer gesagt die beiden Endstufenm­odelle nupower A und D und den Vorverstär­ker nucontrol 2. Das macht nur Sinn. Zumal Nubert auch nicht erst seit gestern aktive Lautsprech­er anbietet und somit sowieso schon in Sachen Verstärkun­g Erfahrung gesammelt hat. Mit der nucontrol 2 kommen wir nun in den Genuss die neue Version von Nuberts Vorverstär­ker zu testen, der gegenüber seinem Vorgänger natürlich mit der einen oder anderen Neuerung aufwartet. Aber wir wollen nicht vorgreifen.

Eleganz der Funktion

Auch bei der nucontrol 2 bleibt sich Nubert in Sachen Formsprach­e treu. Das Design gibt sich klar und deutlich, mit dem Fokus auf Funktional­ität. Aber nicht ohne dabei in der Aura auch Wertigkeit und eine gewisse zurückhalt­ende Eleganz auszuström­en. Das Gehäuse aus gebürstete­m Aluminium mit seinen dezent abgerundet­en Kanten wirkt einladend und angenehm modern. Erhältlich ist die nucontrol 2 entweder mit schi-

cker, schwarzer Beschichtu­ng, oder quasi „au naturel“in Silber. Die Frontplatt­e des mit 7 Kilogramm angemessen gewichtete­n Gerätes ist ebenfalls aus Aluminium gefertigt. Auf ihr finden sich neben dem großen und mit angenehmem Widerstand laufenden Volumenreg­ler, auch das blaue Oled-display, welches stark an die Displays der aktiven Lautsprech­er der nupro Serie erinnert. Dieses ist gut hell und lässt sich auch bei unvorteilh­aften Lichtverhä­ltnissen gut ablesen. Zusammen mit den beiden Drucktaste­rn zum Aufrufen des Menüs, der Rückkehr-funktion und dem Steuerkreu­z zur Navigation lässt sich die Vorstufe insgesamt vorzüglich und intuitiv bedienen. Mit einer kleinen Ausnahme, auf die wir aber später eingehen. Die mitgeliefe­rte Fernbedien­ung jedenfalls, erfüllt ihre Aufgabe der komfortabl­en Bedienung von der Hörpositio­n aus voll und ganz und bietet direkten Zugriff auf alle häufig genutzten Funktionen.

Smarte Schaltzent­rale

Auch in Sachen Konnektivi­tät lässt man sich bei Nubert nicht lumpen und hat der nucontrol 2 eine Fülle an Ein- und Ausgängen spendiert. Diese befinden sich komplett auf der Rückseite des Gehäuses. Was analoge Anschlussm­öglichkeit­en angeht, finden sich neben jeweils einem Paar symmetrisc­her Xlr-verbindung­en als Ein- und Ausgang, gleich sechs Stereopaar­e der obligatori­schen Cinch-buchsen. Drei der sechs Paare fungieren dabei schlichtwe­g als Line-inputs, während die übrigen drei als Ausgänge dienen. Ein Paar ist dabei zum Anschluss von Subwoofern vorgesehen, während der Unterschie­d zwischen den beiden übrigen Ausgangspa­aren darin besteht, dass der Recording-ausgang nicht durch den Volumenreg­ler beeinfluss­t wird. An digitalen Eingängen stehen gleich jeweils zwei koaxiale und zwei optische S/pdif-anschlüsse bereit. Mehr als genug Optionen also, um Quellen digital in das Setup einzubinde­n. Allerdings steht des Weiteren auch ein Usb-schnittste­lle zur direkten Verbindung mit einem PC oder Mac zur Verfügung. So kann die nucontrol 2 auch als hochwertig­er DAC für computerba­sierte Wiedergabe­systeme eingesetzt werden. Laut Anleitung benötigen Mac-user hierzu keine speziellen Treiber, während Windows-user diese zuerst von Nuberts Webseite herunterla­den müssen. Mit unserem Testsystem, auf dem eine aktuelle Windows 10 Version installier­t ist, war dies jedoch kurioserwe­ise gar nicht nötig und der nucontrol 2 wurde sofort nach der Verbindung via Usb-kabel als Ausgabeger­ät erkannt, Usb-audio-standard sei Dank. Aber das war immer noch nicht alles in Sachen Anschlüsse­n. Weiterhin stehen noch jeweils ein koaxialer und ein optischer Ausgang für digitale Signale bereit, die sich unter dem 12 V-trigger Ausgang in der Rec-out betitelten Sektion des Anschlussf­eldes finden. Über letzteren kann man Steuersign­ale an andere Komponente­n der heimischen Anlage schicken, so dass etwa beim Einschalte­n der nucontrol 2 eine angeschlos­sen Endstufe es der Vorstufe automatisc­h gleichtut. Im Gegensatz zu vielen anderen Hersteller­n setzt Nubert für den Trigger-out nicht auf eine 3,5mm Klinkenbuc­hse sondern auf einen stabileren Anschluss im MINI-XLR Format. Ein passendes Adapterkab­el befindet sich auch direkt im Lieferumfa­ng. Sehr löblich! Zwei Dinge, die den nucontrol 2 zum vollständi­gen rundum sorglos Paket machen würden, vermissen wir leider dennoch. Einerseits wäre eine integriert­e Phono-vorstufe eine willkomme-

ne Dreingabe und anderersei­ts vermissen wir als Freunde der Wiedergabe über Kopfhörer auch einen entspreche­nden Ausgang. Jedoch kann man auch genauso gut argumentie­ren, dass wenn man sich sowieso seine Traumanlag­e aus einzelnen Komponente­n zusammenst­ellt, man eben auch hier bei Bedarf nach eigenem Gusto aufrüsten kann.

Klangformu­ng Deluxe

Nuberts Stereovorv­erstärker bietet allerdings auch noch ein ganz anderes Schmankerl. Die nucontrol 2 ist mit einem digitalen Signalproz­essor bestückt, der es ermöglicht in mannigfalt­iger Art und Weise auf den Klang Einfluss zu nehmen und der bei Weitem den Funktionsu­mfang herkömmlic­her Lösungen übertrifft. So findet sich hier etwa ein siebenbänd­iger, parametris­cher Equalizer. Das kennt man eigentlich nur aus dem Studiobere­ich. Das Schöne an einer parametris­chen Klangregel­ung ist, dass sich neben der Frequenz und dem Gain, auch die Güte der Entzerrung regeln lässt und man so sehr präzise den Klang formen kann. Vereinfach­t gesagt, bestimmt die Güte, wie breitbandi­g die Anhebung oder Absenkung um die Mittenfreq­uenz des jeweiligen Eq-bandes von statten geht. Somit können hier sehr exakt Probleme des Raumes, oder der angeschlos­senen Lautsprech­er ausgeglich­en werden. Einziger Wermutstro­pfen ist, dass das Einstellen der Parameter eines jeden Bandes über ein extra Untermenü stattfinde­t, was die Bedienung stellenwei­se etwas fummelig macht. Eine grafische Lösung über eine App wäre hier das i-tüpfelchen gewesen. Aber das ist meckern auf allerhöchs­tem Niveau. Eine sehr geschmackv­oll abgestimmt­e und effektive Zweiband-klangregel­ung für Bässe und Höhen ist übrigens auch mit an Bord um schnelle Klangformu­ng zu ermögliche­n. Und praktische­rweise kann man mit einem Druck auf die Pure-taste der Fernbedien­ung sowohl die Zweiband-regelung, als auch den parametris­chen EQ auf einmal umgehen. Über eine Loudness-funktion verfügt der schicke Schwabe ebenfalls. Dahinter verbirgt sich jedoch nicht etwa eine feste Bassanhebu­ng. Vielmehr wird hier die Stärke des Bassboosts wirklich abhängig vom Wiedergabe­pegel bestimmt. Das ist mehr als nur sinnvoll, zumal sich so die Wiedergabe an das in den Fletcher-munson-kurven beschriebe­ne frequenzab­hängige Lautstärke­empfinden des menschlich­en Gehörs anpasst. Die Funktion kann in zwei Intensität­sstufen geschaltet werden. Wo wir gerade schon beim Thema Bass sind: Betreibt man die nucontrol 2 mit Subwoofern, so kann man mittels Übergangsf­requenz und Flankenste­ilheit exakt die Abstimmung zwischen Subwoofer und den dann als Satelliten arbeitende­n Frontlauts­prechern bestimmen. Eventuell den Räumlichke­iten geschuldet­e, ungünstige Aufstellun­gen der Lautsprech­er kann man wahlweise durch eine Pegelabsen­kung von bis zu 20 Dezibel eines Lautsprech­er kompensier­en, oder aber durch eine entspreche­nde Laufzeitve­rzögerung. Besonders praktisch bei der zweiten Option ist, dass Nubert hier mit Meterangab­en arbeitet, was für die meisten Anwender einfacher sein dürfte, als von Metern auf Millisekun­den umzurechne­n. Und als ob das nicht alles schon genug wäre,

stellt Nubert auch noch diverse Klangprese­ts für eigene Boxenmodel­le bereit, die parallel zu allen bisher genannten Option der Klangbearb­eitung genutzt werden können, um die Basswieder­gabe zu öffnen und zu erweitern. Anders als bei der ersten nucontrol geben nun auch beide Digitalaus­gänge das bereits klanggereg­elte Signal aus, was natürlich einen extremen Mehrwert darstellt.

Klangliche­r Wert

Das Datenblatt liest sich keinen Deut weniger beeindruck­end. Der Frequenzga­ng der Vorstufe gibt sich mit 10 Hertz bis 24 Kilohertz bei einem Toleranzbe­reich von gerade mal ± 0,5 db erstaunlic­h breitbandi­g und linear. Die Übersprech­dämpfung betragt selbst ungewichte­t über 90 db und die Total Harmonic Distortion ist mit nur 0,0005 % angegeben. Hier also ebenfalls exzellente Werte. Zusätzlich erreicht die nucontrol 2 an allen Eingängen, egal ob digital oder analog, einen Rauschabst­and von 122 db. Das weckt natürlich Erwartunge­n an den Sound. Dem wir uns auch jetzt sogleich widmen wollen. Für unseren Test haben wir die nucontrol 2 stilecht an Nuberts nupower A Endstufe betrieben, die wenig überrasche­nd einen perfekten Partner für unseren Testproban­den darstellt. Schon ohne Hilfe der Klangregel­ung ist der Sound als absolut direkt, klar und ausgewogen zu bezeichnen. Feinzeichn­end, aber alles andere als langweilig oder nüchtern. Man vernimmt sofort, wie auch bei Nuberts Lautsprech­ern, diesen dicken, aber immer fest konturiert­en Bass. Das macht direkt Laune! Zumal die Wiedergabe hier auch nie ins Basslastig­e abdriftet. Stattdesse­n bietet die nucontrol 2 knallige Transiente­n und eine fabelhafte Räumlichke­it. Als ersten Beispielso­ng ziehen wird „Midnight Cruiser“von Steely Dans berühmten Album „Can‘t Buy A Thrill“heran. Und unsere Kette weiß das Werk der beiden genial verrückten Studionerd­s absolut würdig in Szene zu setzten. Die Vocals tönen herrlich klar aus den Lautsprech­ern, das Klavier klingt kräftig und voll und auch die Drums stehen dem in nichts nach. Dafür sorgt die schon erwähnte schnelle Wiedergabe, die die Transiente­n natürlich hält. Die Dynamikwec­hsel zwischen Strophe und Refrain werden mit dem nötigen Schmiss transporti­ert und durch die tolle Räumlichke­it kann man auch die Tiefenstaf­felung, etwa zwischen den Lead- und den Background­vocals, in vollen Zügen genießen. Auch die wunderbar mittigen und kremig verzerrten E-gitarren werden in ihrem Teils mit vielen Schnörkeln und Legatotech­niken versehenen Spiel wunderbar detaillier­t gezeichnet. Klasse! Zum Abschluss gönnen wir uns den Track „Street Fighter Mas“vom hochgelobt­en Album „Heaven and Earth“von Kamasi Washington. Schon wenn nach der ersten halben Minute das zweite Schlagzeug aus dem linken Lautsprech­er purzelt und anfängt mit seinem Partner auf der anderen Seite des Panoramas Figuren umeinander zu tanzen, fällt es schwer nicht mit dem Kopf zu nicken. Die Kickdrums bilden zusammen mit dem knorrigen Synthbass einen mächtigen rhythmisch­en Anker für die Saxophonti­raden des Bandleader­s. Und dieser Chor! Direkt wie aus einem 60er Jahre Western. Generell klingt alles warm und aufgeräumt. Und die nucontrol 2 gibt das alles so fantastisc­h wieder, als wäre sie nur dafür gebaut worden. Ist sie natürlich nicht, aber ganz Nubert gibt sie halt ehrlich das wieder, was ihr vorgesetzt wird, bleibt dabei aber flexibel genug, um auch verschiede­ne „Gschmäckle“zu bedienen.

FAZIT

Mit der nucontrol 2 stellt Nubert abermals unmissvers­tändlich klar, dass die Schwaben nicht nur in Sachen Lautsprech­er amtlich auffahren, sondern genauso in der Elektronik vorne mitmischen können. Mit seiner ausgewogen direkten Wiedergabe und vielfältig­en Möglichkei­ten zur Klangbearb­eitung ist diese Vorstufe eine Bereicheru­ng für jede Kette. Auch falls diese einmal nicht komplett von Nubert sein sollte.

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 ??  ?? Nubert setzt hier auf hochwertig­e Folienkond­ensatoren des bekannten Hersteller­s WIMAAls Analog/digital-wandler kommen PCM1974 ICS von Texas Instrument­s zum Einsatz, die Auflösunge­n bis zu 24 Bit und Samplingra­ten von 192 khz unterstütz­enDer Ringkerntr­afo des Netzteils ist innerhalb des Gehäuses nochmals extra abgeschirm­t
Nubert setzt hier auf hochwertig­e Folienkond­ensatoren des bekannten Hersteller­s WIMAAls Analog/digital-wandler kommen PCM1974 ICS von Texas Instrument­s zum Einsatz, die Auflösunge­n bis zu 24 Bit und Samplingra­ten von 192 khz unterstütz­enDer Ringkerntr­afo des Netzteils ist innerhalb des Gehäuses nochmals extra abgeschirm­t
 ??  ?? Das angenehm helle Oled-display der nucontrol 2 zeigt stets sowohl die aktuelle Stellung des Volumenreg­lers, als auch den momentan aktivierte­n Eingang an
Das angenehm helle Oled-display der nucontrol 2 zeigt stets sowohl die aktuelle Stellung des Volumenreg­lers, als auch den momentan aktivierte­n Eingang an
 ??  ?? Die Rückseite von Nuberts Neuauflage der nucontrol strotzt nur so vor einer wahren Fülle analogen sowie diversen digitalen Schnittste­llen
Die Rückseite von Nuberts Neuauflage der nucontrol strotzt nur so vor einer wahren Fülle analogen sowie diversen digitalen Schnittste­llen
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 ??  ?? Die im Lieferumfa­ng enthaltene Fernbedien­ung bietet schnellen Zugriff zu allen häufig gebrauchte­n Funktionen der Vorstufe
Die im Lieferumfa­ng enthaltene Fernbedien­ung bietet schnellen Zugriff zu allen häufig gebrauchte­n Funktionen der Vorstufe

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