Wer braucht da noch Standlautsprecher?
Wer glaubt, Regallautsprecher gehen immer mit Understatement einher, der irrt. Die Divine Delta von XTZ beweisen allein optisch das Gegenteil. Ob es klanglich auch so ist, verrät unser ausführlicher Test.
Zu Beginn dieses Tests wollen wir ein wenig jammern, denn ein Tester hat es nicht leicht. Da freut er sich auf Regallautsprecher, die normalerweise schnell aufgebaut sind, und dann bekommt er die Divine Delta. Eine Lautsprecherbox misst allein 27 × 65 × 38 Zentimeter und wiegt stolze 26,5 Kilogramm. Da ist es richtig schwer für den Tester, sie fachmännisch aus dem Karton zu heben und am richtigen Platz aufzustellen. Doch Zweitgenanntes ist in unserem Fall glücklicherweise echt einfach. Wir haben nämlich von XTZ das passende Divine Delta Stativ dazu bekommen. Das wollen wir zuerst näher betrachten.
Luxusformat
Wer Regallautsprecher perfekt positionieren will, kommt in aller Regel um passende Ständer nicht drum herum. Leider vergessen die Hersteller solcher Stative allzu oft einen Aspekt: das Aussehen. So stehen in deutschen Wohnzim-
mern Lautsprecher auf dünnen Metall-stelzen oder unförmigen Glas-metallkonstruktionen herum und versprühen dabei den Charme eines Baugerüstes. Das Divine Delta Stativ macht es da wesentlich besser, denn es sieht einfach gut aus. Passend für die Divine Delta und Divine Delta Center macht es aus den an sich schon ansehnlichen Lautsprecherboxen echte Hingucker. Es greift deren Formsprache auf und sorgt so für den Eindruck einer echten Einheit. Aus den Regallautsprecher werden dank des Statives wahrhaft Standlautsprecher. Außerdem gibt es ihnen einen wirklich sicheren Halt und entkoppelt die Divine Delta gleich mehrfach dank Spikes, separater Füße, Gummischeiben und Eigengewicht. Und wem das Letztgenannte noch nicht genug ist, der kann das Divine Delta Stativ sogar mit Sand füllen und ihm noch mehr Schwere geben. Somit sollte dann wirklich jede Möglichkeit von äußeren Störeinflüssen und unschönen Resonanzen eliminiert sein.
Markant
Wie bereits geschrieben geben sich die meisten Regallautsprecher äußerlich eher bescheiden, ja zurückhaltend. XTZ geht einen anderen Weg. Die Divine Delta springen uns förmlich in die Augen und halten sie fest. Ihr Design fasziniert besonders durch drei Elemente. Da haben wir den mittig angebrachten Hochtöner, der baut eine horizontale Symmetrie in den Boxen auf, die sich sofort einprägt. Dann hat jeder Töner seinen eigenen Metallgitterschutz, was die Box wirklich markant macht. Und das dritte Element ist der weiße Staubschutz der Töner. Der Kontrast mit dem umgebenen Schwarz ist einfach sehenswert. Doch nicht nur optisch sind die Divine Delta ein Statement für Klasse statt Masse. So ist das Gehäuse sehr aufwendig versteift, kein Wunder, dass auf die Art die erwähnten 26,5 Kilogramm Masse zusammenkommen. Eine starke Mdf-außenwand verhindert im Inneren Resonanzen und die Frontplatte ist zusätzlich mit Alumi-
nium verstärkt. Die Rundung des Gehäuses ist zudem nicht nur ein nettes Designmerkmal, sie hilft auch gegen die stehenden Wellen im Innern der Lautsprecherbox.
Edelchassis
Die XTZ Divine Delta setzen auf ein 2-Wege-bassreflex-system, um ihren Klang an den Mann oder die Frau zu bringen. Dabei kommen beide Chassis aus der Nobelschmiede Accuton. Beim Hochtöner handelt es sich um den C25-6-158. Der stammt aus der Cell-serie. Die ist dafür bekannt, in puncto Geschwindigkeit und Klirrverhalten hervorragende Werte zu erreichen. Auch die beiden Tiefmitteltöner, die sich über und unter dem Hochtöner befinden, sind echte Schmuckstücke. Es handelt sich dabei um die sieben Zoll großen C173-11-191. Die besitzen einen sehr leichten Konus und sollen eine exzellente Impulsgenauigkeit besitzen. Wie sich das Klanglich auswirkt, schauen wir uns gleich an. Doch vorher werfen wir noch einen Blick auf die Rückseite.
Klanganpassung
Auf der Rückseite der Divine Delta finden wir zwei Bassreflexrohr-ausgänge, jeweils passend zum Tiefmitteltöner an der Front. Dazwischen liegt das Anschlussterminal. Das ist, wie unschwer zu erkennen, für Bi-wiring geeignet. Auffallend sind die Flügelmuttern aus Messing, die einen bombensicheren Sitz gewährleisten, wenn das Kabel angeklemmt wird. Aber auch unsere Bananenstecker rasten schön fest ein. Richtig interessant wird es aber direkt über den Anschlüssen. Hier ist nämlich ein Kippschalter zu finden, der eine Hochtonanpassung erlaubt. Steht er oben, ist der Klang, so wie von XTZ vorgesehen. Wird er nach unten gestellt, senken sich die Hochtöne um -3 db ab. Wem die Lautsprecher also in seinem Raum zu Spitz klingen, findet hier die Lösung. Für unseren Test haben wir übrigens die neutrale Klangposition gewählt. Weiterhin legt XTZ Stopfen für die Bassreflex-ausgänge bei. Sie ermöglichen es, den Bassbereich ordentlich abzudämpfen. Aus dem offenen System wird dank dieser eine geschlossene Box. Wir haben es ausprobiert und konnten eine sehr deutliche Klangänderung feststellen. Sie klingen damit kleiner und weniger voluminös. Besonders wer die Divine Delta in kleineren Räumen betreibt, wird deshalb die Stopfen zu schätzen wissen.
Technisches
Bevor wir zum Klangeindruck kommen, wollen wir noch einen kleinen Blick auf die technischen Angaben von XTZ bezüglich der Divine Delta werfen. So geben die 2-Wege Kompaktlautsprecher einen Frequenzgang von 36 bis 30 000 Hz aus, sollten also für Subwoofer-ablehner genauso interessant sein wie für Hires-fans. Die Impedanz der Boxen liegt zwischen 4 und 8 Ohm. Ihr Wirkungsgrad beträgt bei einer Spannung von 2,83 V und einem Meter Abstand ganze 89 db. Damit halten sie mit den meisten Standlautsprechern mehr als mit. Die Belastbarkeit liegt maximal bei 360 Watt und bei Dauerbelastung bei 180 Watt.
Norwegen
Wir beginnen den Klangtest mit dem Album der Norwegerin Silje Nergaard „Nightwatch“. Nein, halt! Das ist gelogen. Wir haben die Boxen vorher nämlich mit Händel, Chaka Khan und A-ha drei Stunden einspielen lassen. Das ist sicher
nicht bei allen Lautsprechern notwendig, bei den Divine Delta empfehlen wir es aber unbedingt. Warum? Sie klingen fabrikneu noch etwas streng und unnötig hart. Doch das gibt sich nach geringer Einspielzeit. Der Hersteller empfiehlt jedoch mindestens 50-100 Stunden. Jetzt kommen wir aber zum Album der norwegischen Jazzsängerin aus dem Jahr 2003. Der erste Titel „How Am I Supposed to See the Stars“beginnt mit einem sanften Piano zudem sich kurz danach die unverkennbare Stimme der Norwegerin gesellt. Dann setzen die Streicher ein und schließlich Contrabass und Schlagzeug. Warum wir hier das so ausführlich beschreiben? Nun, weil die XTZ es auch tun. Sie geben sich nicht damit zufrieden, die elektronischen Signale des Verstärkers einfach in Schallwellen umzuwandeln. Vielmehr analysieren sie jedes Quäntchen der elektrischen Impulse und setzen die haargenau ins Akustische um. Das sorgt für eine Plastizität, die so gut hörbar ist, dass selbst leiseste Nuance des Sounds präzise ortbar sind. So erleben wir das wohlbekannte Album noch mal neu – „ach, da ist ja noch ein leises Rauschen an dieser Stelle... und hier streicht jemand fein über die Becken.“
Finnland
Irgendwie hat es uns der Norden Europas angetan, denn als Nächstes lassen wir das Violinkonzert in d-moll op. 47 des finnischen Komponisten Jean Sibelius über die Divine Delta erklingen. Klassik ist ja immer die Königsdisziplin für jeden Lautsprecher, besonders wenn das ganze Orchester zum Einsatz kommt, versagen einige Kandidaten. Sie schaffen es nicht, die Fülle der Instrumente darzustellen und dabei die Trennung der Instrumentalgruppen aufrechtzuerhalten. Die XTZ gehören ganz klar nicht dazu. Voller Instrumenteneinsatz? Kein Problem. Mit fast unverschämter Leichtigkeit zaubern sie hier Geigen, Celli, Hörner und so weiter auf die Bühne. Die Violine trägt ihre Töne bis weit in den Testraum hinein. Ihr Hall lebt und lässt uns den großen Konzertsaal, in dem die Aufnahme stattfand, mehr als spüren. So macht Klassik auf höchstem Klangniveau wirklich Spaß.
Deutschland – Iran
Der deutsch-iranische Komponist Ramin Djawadi steckt hinter dem Soundtrack zur Hbo-serie „Game of Thrones“. Das er lange Zeit Hans Zimmer assistierte, hört man dem bombastischen Titelthema an. Und bombastisch klingt es über die XTZ Divine Delta wahrhaftig. Einen Subwoofer ins Zimmer stellen? Nein, mit diesen Lautsprecherboxen ist das überflüssig. Voll und lebendig und herrlich wummernd bringen sie nämlich die tiefen Töne zu Gehör. Und da wir nicht genug von Djawadi und Musik zu Hbo-serien bekommen können, streamen wir über Spotify gleich noch den Soundtrack von „Westworld“. Gänsehaut bleibt beim Intro garantiert nicht aus. Hier hören wir wohl eine der schönsten Melodien, die sich unvergesslich ins Gedächtnis brennen. Die XTZ lassen vergessen, dass wir hier nur einem Stream in Mp3-qualität lauschen. Detailreich, lebendig und mit einer wirklich traumhaften Basskraft wird der Soundtrack von Ramin Djawadi.
Ist das noch kompakt?
Auch wenn es schwer war, die 65 Zentimeter hohen und 26,5 Kilogramm schweren Lautsprecherboxen
FAZIT
Die XTZ Divine Delta sind Kompaktlautsprecher, die es mit jedem Standlautsprecher aufnehmen können, denn ihr Klang entspricht dem der Großen. Sie sind unheimlich detailliert, bassreich und gehen selbst mit akustischen Herausforderungen extrem souverän um. Leider sind die passenden Ständer nicht im Preis inklusive. Denn sie vervollständigen die Divine Delta wirklich hervorragend.
BESONDERHEITEN
• Bi-wiring-anschluss • Hochtonanpassung • Stopfen für Bassdämpfung Vorteile +extrem detailreich +sehr bassstark +höchste Präzision Nachteile – für Kompaktlautsprecher sehr schwer und groß – passende Ständer kosten extra aufzustellen, so hat sich der Aufwand doch mehr als gelohnt. Die Kompaktlautsprecher, die zusammen mit den passenden Stativen die Maße von Standlautsprechern annehmen, können es auch klanglich mit der großen Konkurrenz aufnehmen. Sie beherrschen den Bassbereich genauso wie Mitten und Höhen. Sie arbeiten ultrapräzise bei jeder Art von Musik und lassen sich selbst von großen Orchestern nicht unterkriegen. Es gibt nur wenige Lautsprecher, die wir uneingeschränkt für jede Musikrichtung empfehlen können. Die XTZ Divine Delta gehören dazu.