So klingt „La dolce vita!“
Sonus faber Sonetto V
Sonus faber präsentierte auf der diesjährigen HIGH END in München unter anderem ihre neue Lautsprecher-reihe Sonetto. Die Schallwandler aus der preislichen Mittelklasse verbinden Bewährtes und Innovationsgeist.
Was ist das nur für ein Sommer… Sonne satt, strahlend blauer Himmel und entsprechend hohe Temperaturen prägten die vergangenen Wochen. Die Meisten drängen sich in den Schlangen vor den Eisdielen, am Badesee oder auch auf der Autobahn auf dem Weg in den Urlaub. Nicht wenige Deutsche zieht es dabei jedes Jahr nach Italien, einem der beliebtesten europäischen Urlaubsziele. Freilich locken uns vor allem das Meer und die gute Küche in den Stiefel Europas. Jedoch kann Italien bekanntlich mehr als nur Pizza, Eis und „Dolce Vita“. So zählen unter anderem berühmte Entdecker und Tüftler wie Galileo Galilei und Leonardo Da Vinci zu den bedeutendsten Söhnen des Landes. Letzterer gilt als Universal-genie und innovativster Erfinder seiner Zeit und war bekanntermaßen viele Jahre in Venedig tätig, seinerzeit noch eine autonome Republik. Unweit der noch
heute malerischen Stadt liegt Arcugnano. Eine knappe Stunde Autofahrt ins Landesinnere führt zum Hauptsitz von Italiens prominenten Hifi-tüftlern. In dem beschaulichen Städtchen befinden sich seit nunmehr fünfzehn Jahren die Werkstätten von Sonus faber. Bereits drei Jahre vor der Geburt Sonus fabers im Jahre 1983 schuf Firmengründer Franco Serblin den Universal-lautsprecher Snail, welcher in seiner Multifunktionalität und der zeitlosen und doch extravaganten Optik durchaus einer Skizze des berühmten Leonardo entsprungen sein könnte. Seitdem zählt es zur Philosophie des Unternehmens, individuelle Designsprache und klangliche Optimierungen zusammenzuführen, um den idealen Lautsprecher zu entwickeln. Auch Ihnen ist Sonus Faber bestimmt bekannt, waren doch bereits vermehrt Schallwandler der Nobelschmiede zu Gast in den Redaktionsräumen der AUDIO TEST. Sowohl die Kompaktlaut-
sprecher Principia 1, als auch die Standlautsprecher Serafino und Venere bescherten uns wunderbare Hörerlebnisse und wurden daher von uns gerne mit hervorragenden Testergebnissen dekoriert. Ihren Stand auf dem diesjährigen Messe-highlight High End in München wiederum dekorierten Sonus faber mit den Modellen ihrer neuen Lautsprecher-serie Sonetto. Diese umfasst insgesamt sieben Geräte und ist mit drei Stand-, jeweils zwei Kompakt- und Center-lautsprechern und einem zusätzlichen Onwall-speaker durchaus für die Nutzung als Heimkino-ensemble konzipiert.
Sonetto V
Für das aktuelle Heft haben wir uns einen Standlautsprecher der Sonetto-serie herausgeguckt. Audio Reference, denen der deutschlandweite Vertrieb Sonus fabers unterliegt, kamen diesem Wunsch freundlicherweise umgehend nach, sodass wir direkt nach der Messe in München ein wenig Zeit alleine mit dem Testmuster verbringen konnten. Dabei handelt es sich um den windschnittigen Standlautsprecher Sonetto V. Der Speaker erreicht unsere Redaktion in eleganter Echtholzoptik und ist ob seines verblüffend geringen Gewichts schnell in unserem Hörraum aufgebaut. Weniger als 23 Kilogramm auf knapp 110 Zentimeter Höhe bringt der Sonetto V auf die Waage. Der offene 3-Wege-lautsprecher ist aus geschwungenen Mdf-platten zusammengefügt und verzichtet somit auf parallele Gehäusewände, was das Aufkommen stehender Wellen im Inneren des Lautsprechers verhindert und somit erwiesenermaßen die Klangreinheit begünstigt. Die „Lauten-form“des Gehäusequerschnitts hat sich mittlerweile zum Markenzeichen Sonus fabers entwickelt. Solch eine Entwicklung kann man auch in Bezug auf den Lederbezug des Toppanels des Lautsprechers vermuten. Denn diese äußerst elegante Variante kennen wir bereits von Sonus fabers Produktlinie Venere, welche mit dem Standlautsprecher Venere S in Ausgabe 02/17 der AUDIO TEST vertreten war. Das Flaggschiff der Venere-serie getraute sich wiederum als einziges Modell seiner Reihe, mit verchromten Chassis-rahmen aufzutreten, was nun jedem Modell der Sonetto-familie angediehen wurde.
Das Treiber-ensemble
Wie bereits erwähnt, arbeitet der Standlautsprecher Sonetto V mit drei Frequenzwegen. Dabei greift der Hersteller für die Höhenwiedergabe bis drei Kilohertz (khz) untere Trennfrequenz erstmalig auf einen Seidenkalotten-treiber zurück, welcher bisher nur in höherpreisigen Kollektionen, wie etwa der Olympia- oder der Reference-serie verwendet wurde. Mit den Worten des Herstellers definiert das Duett aus Hochtöner
und dem 15 Zentimeter messenden Mitteltöner „die Stimme Sonus fabers“und beschert auch dem Sonetto die authentische Klangästhetik der Italiener. Für die Übersetzung der Bässe und tiefen Mitten unterhalb der 235 Hertz (Hz) spendierte man dem Sonetto V einen von Grund auf neu konzipierten Tieftöner. Dieser ist mit einem Durchmesser von 18 cm alles andere als überdimensioniert, dafür allerdings gleich in zweifacher Ausführung am unteren Ende des Treiber-ensembles verbaut. Debüt feiert hier eine extra für die Sonetto-serie entwickelte Membran aus einer speziellen Aluminium-legierung, deren genaue Zusammensetzung Sonus faber nicht „en détail“erläutert. Jedoch verspricht diese Lösung eine nicht allzu kostenintensive Variante, um die Zauberformel der Treiberfertigung umzusetzen, die bekanntermaßen lautet: Steifigkeit plus Leichtigkeit ist gleich optimale Membran. Unterstützt werden die beiden Tieftöner vom Bassreflexport an der Unterseite des Lautsprechers. Durch die Bauweise in Downfire-manier ist der Lautsprecher relativ unabhängig von umliegenden Wänden positionierbar, da der Bassreflex vom Boden in den Raum verteilt wird und somit nicht auf hinter dem Lautsprecher befindliche Wände angewiesen ist. Allerdings empfiehlt es sich, Speaker mit Downfire-bassreflex nicht auf allzu groben Oberflächen aufzustellen, da diese die vom Port abgegebenen Frequenzen schlicht absorbieren, statt sie in den Raum zu reflektieren. Insgesamt kommt unser Testmuster Sonetto V somit laut Herstellerangaben auf einen Frequenzgang von 38 Hz bis 25 khz.
Klangpoet...
Um dies in der Praxis zu überprüfen, postieren wir zwei Modelle des Standlautsprechers Sonetto V von Sonus faber auf beiden Seiten des Sideboards unseres Hörraums. Dort stehen zum einen der Stereovollverstärker RA-1592 von Rotel und zum anderen der Netzwerk-player CXN Silver von Cambridge Audio bereit, welche uns nun seit geraumer Zeit als referierende Gerätekette dienen. Ohne Weiteres sind die beiden Schallwandler per Lautsprecherkabel aus dem Hause Avinity mit dem RC-1590 verbunden. Dabei ist das Anschlussterminal des Lautsprechers, welches übrigens Bi-wiring, beziehungsweise Bi-amping-fähig ist, äußerst rigide verarbeitet und zeugt von beachtlicher Langlebigkeit. Daumen hoch an dieser Stelle – jedoch sind wir von Sonus faber nichts anderes gewohnt. Den Test beginnen wir mit dem Großmeister der abendländischen Musikgeschichte höchstpersönlich: Johann Sebastian Bach. Der zweite Satz aus Bachs „Suite Nr. 3 in D-dur“– besser bekannt als „Air“rührt wohl als eines der wenigen klassischen Stücke auch in denen Emotionen vor, welche sich orchestraler Musik sonst nicht wo wirklich zugeneigt fühlen. Die Interpretation der Berliner Philharmoniker unter Leitung von David Bell aus dem Jahre 1984 kramen wir aus den Untiefen unseres äußerst üppig bestückten Integrita-netzwerkspeichers. Die sehnsuchtsvoll melancholische Schwere des Stückes erfüllt unseren Hörraum schon bald zur Gänze. Die diatonische Abwärtsbewegung der Celli, welche diesen „Schlager“des berühmten Leipziger Komponisten zu seiner träumerischen Verklärtheit verhilft, wird von den Sonetto V mit einer einnehmenden Präzision und Natürlichkeit zum Besten gegeben. Die Aufnahme dieser durchaus poetischen Komposition wird durch das Zutun der Sonetto V fast schon figürlich. Breit und wärmend akzentuieren die Bässe das Metrum des Stückes – beeindruckend ist hier vor allem die Impulsstärke mit welcher sie sich im Panorama entfalten.
…und Partyheld
Wir springen in eine Zeitmaschine, fahren eine Stunde Zug und machen weiter mit dem Stück „Gamesofluck“der aus Australien stammenden aber nun in Berlin residierenden Band Parcels. Die Disco-funk-nummer mit der Prise Daft Punk steigt sofort mit einer knackigen Viertel-bassdrum und einer röhrenden Bassgitarre ein. Mit einem einzigartigen Punch stampft es da unten, sodass man nur schwerlich die Füße stillhalten kann. Sehr klar definiert erklingt die gedämpfte Gitarre,
der Synthesizer-riff ordnet sich brav zwischen Rhythmusgruppe und Gitarre in den Mix. Die Vocals setzen sich nun überaus organisch auf das Ensemble, sehr schön formulieren die beiden Sonetto V die Natürlichkeit der menschlichen Stimme, in diesem Fall die des Frontsängers Patrick Hetherington. Das dezent angeraute Timbre verleiht dem Klangbild eine enorme Authentizität. Beim Ausbruch des Synthesizers im ersten Chorus findet jedes Element einen festen Platz auf der sehr breiten Bühne, welche die beiden Prüflinge hier zu erzeugen wissen. Sehr schön verteilen sich die einzelnen Instrumente im Panorama und lassen sich gegenseitig genug Platz für eine ausreichende Entfaltung. Im direkten A/b-vergleich mit unseren Referenzlautsprechern zeigt sich auch die Gehäusekonstruktion als durchaus gelungen. Nichts verschwimmt hier, ganz im Gegenteil: jede Frequenz wird sehr gefestigt nach außen getragen und lässt das Klangbild höchst stabil daherkommen. Zum Schluss gönnen wir uns „Tiny Dancer“von Sir Elton John. Auch bei diesem Titel ummantelt die Musik unseren Hörplatz mit einer allumfassenden Bannkraft. Als säßen wir mit dem Maestro Curioso im Studio, erwecken unsere beiden Prüflinge den Song zum Leben. Die Streicher glitzern, wie wir es tatsächlich bereits von den Kollegen aus dem
FAZIT
Für weniger als 5 000 Euro Stückpreis hat Sonus faber mit dem Sonetto V einen von wenigen Standlautsprechern auf den Markt gebracht, welcher in allen Kategorien voll zu überzeugen weiß. Dass Sonus faber hier zum einen auf bewährte Technologien, wie die Gehäusekonstruktion oder die Verbindung aus Dad-hochtöner und Dkm-mitteltöner zurückgreift, zum anderen aber auch mit dem neu entwickelten Tieftönern Innovationsgeist beweist, zahlt sich klanglich absolut aus.
BESONDERHEITEN
• Downfire-bassreflexport • Lederbezug des Toppanels • hexagonaler Gehäusequerschnitt Vorteile +klanglich kraftvoll und
impulsstark +sehr räumlich +edles Design Nachteile – keine Hause Sonus faber kennen, um Johns leidenschaftliches Spiel. Manche mögen es kitschig nennen, wir mögen es einfach. Beim Thema Musikgeschmack scheiden sich eben die Geister – aber bei dem, was Sonus faber hier zum Stückpreis von weniger als 5 000 Euro möglich macht, werden sich wohl die meisten darüber einig, dass es sich hier um großes (Klang-)kino handelt. La dolce vita im deutschen Hochsommer macht Laune. Doch leider sagen wir wieder einmal nach einem Test schnell lieb gewonnener Lautsprecher: Ciao i mille grazie, Sonus faber.