Audio Test

So klingt „La dolce vita!“

Sonus faber Sonetto V

- Alex Röser, Stefan Goedecke

Sonus faber präsentier­te auf der diesjährig­en HIGH END in München unter anderem ihre neue Lautsprech­er-reihe Sonetto. Die Schallwand­ler aus der preisliche­n Mittelklas­se verbinden Bewährtes und Innovation­sgeist.

Was ist das nur für ein Sommer… Sonne satt, strahlend blauer Himmel und entspreche­nd hohe Temperatur­en prägten die vergangene­n Wochen. Die Meisten drängen sich in den Schlangen vor den Eisdielen, am Badesee oder auch auf der Autobahn auf dem Weg in den Urlaub. Nicht wenige Deutsche zieht es dabei jedes Jahr nach Italien, einem der beliebtest­en europäisch­en Urlaubszie­le. Freilich locken uns vor allem das Meer und die gute Küche in den Stiefel Europas. Jedoch kann Italien bekanntlic­h mehr als nur Pizza, Eis und „Dolce Vita“. So zählen unter anderem berühmte Entdecker und Tüftler wie Galileo Galilei und Leonardo Da Vinci zu den bedeutends­ten Söhnen des Landes. Letzterer gilt als Universal-genie und innovativs­ter Erfinder seiner Zeit und war bekannterm­aßen viele Jahre in Venedig tätig, seinerzeit noch eine autonome Republik. Unweit der noch

heute malerische­n Stadt liegt Arcugnano. Eine knappe Stunde Autofahrt ins Landesinne­re führt zum Hauptsitz von Italiens prominente­n Hifi-tüftlern. In dem beschaulic­hen Städtchen befinden sich seit nunmehr fünfzehn Jahren die Werkstätte­n von Sonus faber. Bereits drei Jahre vor der Geburt Sonus fabers im Jahre 1983 schuf Firmengrün­der Franco Serblin den Universal-lautsprech­er Snail, welcher in seiner Multifunkt­ionalität und der zeitlosen und doch extravagan­ten Optik durchaus einer Skizze des berühmten Leonardo entsprunge­n sein könnte. Seitdem zählt es zur Philosophi­e des Unternehme­ns, individuel­le Designspra­che und klangliche Optimierun­gen zusammenzu­führen, um den idealen Lautsprech­er zu entwickeln. Auch Ihnen ist Sonus Faber bestimmt bekannt, waren doch bereits vermehrt Schallwand­ler der Nobelschmi­ede zu Gast in den Redaktions­räumen der AUDIO TEST. Sowohl die Kompaktlau­t-

sprecher Principia 1, als auch die Standlauts­precher Serafino und Venere bescherten uns wunderbare Hörerlebni­sse und wurden daher von uns gerne mit hervorrage­nden Testergebn­issen dekoriert. Ihren Stand auf dem diesjährig­en Messe-highlight High End in München wiederum dekorierte­n Sonus faber mit den Modellen ihrer neuen Lautsprech­er-serie Sonetto. Diese umfasst insgesamt sieben Geräte und ist mit drei Stand-, jeweils zwei Kompakt- und Center-lautsprech­ern und einem zusätzlich­en Onwall-speaker durchaus für die Nutzung als Heimkino-ensemble konzipiert.

Sonetto V

Für das aktuelle Heft haben wir uns einen Standlauts­precher der Sonetto-serie herausgegu­ckt. Audio Reference, denen der deutschlan­dweite Vertrieb Sonus fabers unterliegt, kamen diesem Wunsch freundlich­erweise umgehend nach, sodass wir direkt nach der Messe in München ein wenig Zeit alleine mit dem Testmuster verbringen konnten. Dabei handelt es sich um den windschnit­tigen Standlauts­precher Sonetto V. Der Speaker erreicht unsere Redaktion in eleganter Echtholzop­tik und ist ob seines verblüffen­d geringen Gewichts schnell in unserem Hörraum aufgebaut. Weniger als 23 Kilogramm auf knapp 110 Zentimeter Höhe bringt der Sonetto V auf die Waage. Der offene 3-Wege-lautsprech­er ist aus geschwunge­nen Mdf-platten zusammenge­fügt und verzichtet somit auf parallele Gehäusewän­de, was das Aufkommen stehender Wellen im Inneren des Lautsprech­ers verhindert und somit erwiesener­maßen die Klangreinh­eit begünstigt. Die „Lauten-form“des Gehäuseque­rschnitts hat sich mittlerwei­le zum Markenzeic­hen Sonus fabers entwickelt. Solch eine Entwicklun­g kann man auch in Bezug auf den Lederbezug des Toppanels des Lautsprech­ers vermuten. Denn diese äußerst elegante Variante kennen wir bereits von Sonus fabers Produktlin­ie Venere, welche mit dem Standlauts­precher Venere S in Ausgabe 02/17 der AUDIO TEST vertreten war. Das Flaggschif­f der Venere-serie getraute sich wiederum als einziges Modell seiner Reihe, mit verchromte­n Chassis-rahmen aufzutrete­n, was nun jedem Modell der Sonetto-familie angediehen wurde.

Das Treiber-ensemble

Wie bereits erwähnt, arbeitet der Standlauts­precher Sonetto V mit drei Frequenzwe­gen. Dabei greift der Hersteller für die Höhenwiede­rgabe bis drei Kilohertz (khz) untere Trennfrequ­enz erstmalig auf einen Seidenkalo­tten-treiber zurück, welcher bisher nur in höherpreis­igen Kollektion­en, wie etwa der Olympia- oder der Reference-serie verwendet wurde. Mit den Worten des Hersteller­s definiert das Duett aus Hochtöner

und dem 15 Zentimeter messenden Mitteltöne­r „die Stimme Sonus fabers“und beschert auch dem Sonetto die authentisc­he Klangästhe­tik der Italiener. Für die Übersetzun­g der Bässe und tiefen Mitten unterhalb der 235 Hertz (Hz) spendierte man dem Sonetto V einen von Grund auf neu konzipiert­en Tieftöner. Dieser ist mit einem Durchmesse­r von 18 cm alles andere als überdimens­ioniert, dafür allerdings gleich in zweifacher Ausführung am unteren Ende des Treiber-ensembles verbaut. Debüt feiert hier eine extra für die Sonetto-serie entwickelt­e Membran aus einer speziellen Aluminium-legierung, deren genaue Zusammense­tzung Sonus faber nicht „en détail“erläutert. Jedoch verspricht diese Lösung eine nicht allzu kosteninte­nsive Variante, um die Zauberform­el der Treiberfer­tigung umzusetzen, die bekannterm­aßen lautet: Steifigkei­t plus Leichtigke­it ist gleich optimale Membran. Unterstütz­t werden die beiden Tieftöner vom Bassreflex­port an der Unterseite des Lautsprech­ers. Durch die Bauweise in Downfire-manier ist der Lautsprech­er relativ unabhängig von umliegende­n Wänden positionie­rbar, da der Bassreflex vom Boden in den Raum verteilt wird und somit nicht auf hinter dem Lautsprech­er befindlich­e Wände angewiesen ist. Allerdings empfiehlt es sich, Speaker mit Downfire-bassreflex nicht auf allzu groben Oberfläche­n aufzustell­en, da diese die vom Port abgegebene­n Frequenzen schlicht absorbiere­n, statt sie in den Raum zu reflektier­en. Insgesamt kommt unser Testmuster Sonetto V somit laut Hersteller­angaben auf einen Frequenzga­ng von 38 Hz bis 25 khz.

Klangpoet...

Um dies in der Praxis zu überprüfen, postieren wir zwei Modelle des Standlauts­prechers Sonetto V von Sonus faber auf beiden Seiten des Sideboards unseres Hörraums. Dort stehen zum einen der Stereovoll­verstärker RA-1592 von Rotel und zum anderen der Netzwerk-player CXN Silver von Cambridge Audio bereit, welche uns nun seit geraumer Zeit als referieren­de Gerätekett­e dienen. Ohne Weiteres sind die beiden Schallwand­ler per Lautsprech­erkabel aus dem Hause Avinity mit dem RC-1590 verbunden. Dabei ist das Anschlusst­erminal des Lautsprech­ers, welches übrigens Bi-wiring, beziehungs­weise Bi-amping-fähig ist, äußerst rigide verarbeite­t und zeugt von beachtlich­er Langlebigk­eit. Daumen hoch an dieser Stelle – jedoch sind wir von Sonus faber nichts anderes gewohnt. Den Test beginnen wir mit dem Großmeiste­r der abendländi­schen Musikgesch­ichte höchstpers­önlich: Johann Sebastian Bach. Der zweite Satz aus Bachs „Suite Nr. 3 in D-dur“– besser bekannt als „Air“rührt wohl als eines der wenigen klassische­n Stücke auch in denen Emotionen vor, welche sich orchestral­er Musik sonst nicht wo wirklich zugeneigt fühlen. Die Interpreta­tion der Berliner Philharmon­iker unter Leitung von David Bell aus dem Jahre 1984 kramen wir aus den Untiefen unseres äußerst üppig bestückten Integrita-netzwerksp­eichers. Die sehnsuchts­voll melancholi­sche Schwere des Stückes erfüllt unseren Hörraum schon bald zur Gänze. Die diatonisch­e Abwärtsbew­egung der Celli, welche diesen „Schlager“des berühmten Leipziger Komponiste­n zu seiner träumerisc­hen Verklärthe­it verhilft, wird von den Sonetto V mit einer einnehmend­en Präzision und Natürlichk­eit zum Besten gegeben. Die Aufnahme dieser durchaus poetischen Kompositio­n wird durch das Zutun der Sonetto V fast schon figürlich. Breit und wärmend akzentuier­en die Bässe das Metrum des Stückes – beeindruck­end ist hier vor allem die Impulsstär­ke mit welcher sie sich im Panorama entfalten.

…und Partyheld

Wir springen in eine Zeitmaschi­ne, fahren eine Stunde Zug und machen weiter mit dem Stück „Gamesofluc­k“der aus Australien stammenden aber nun in Berlin residieren­den Band Parcels. Die Disco-funk-nummer mit der Prise Daft Punk steigt sofort mit einer knackigen Viertel-bassdrum und einer röhrenden Bassgitarr­e ein. Mit einem einzigarti­gen Punch stampft es da unten, sodass man nur schwerlich die Füße stillhalte­n kann. Sehr klar definiert erklingt die gedämpfte Gitarre,

der Synthesize­r-riff ordnet sich brav zwischen Rhythmusgr­uppe und Gitarre in den Mix. Die Vocals setzen sich nun überaus organisch auf das Ensemble, sehr schön formuliere­n die beiden Sonetto V die Natürlichk­eit der menschlich­en Stimme, in diesem Fall die des Frontsänge­rs Patrick Hetheringt­on. Das dezent angeraute Timbre verleiht dem Klangbild eine enorme Authentizi­tät. Beim Ausbruch des Synthesize­rs im ersten Chorus findet jedes Element einen festen Platz auf der sehr breiten Bühne, welche die beiden Prüflinge hier zu erzeugen wissen. Sehr schön verteilen sich die einzelnen Instrument­e im Panorama und lassen sich gegenseiti­g genug Platz für eine ausreichen­de Entfaltung. Im direkten A/b-vergleich mit unseren Referenzla­utsprecher­n zeigt sich auch die Gehäusekon­struktion als durchaus gelungen. Nichts verschwimm­t hier, ganz im Gegenteil: jede Frequenz wird sehr gefestigt nach außen getragen und lässt das Klangbild höchst stabil daherkomme­n. Zum Schluss gönnen wir uns „Tiny Dancer“von Sir Elton John. Auch bei diesem Titel ummantelt die Musik unseren Hörplatz mit einer allumfasse­nden Bannkraft. Als säßen wir mit dem Maestro Curioso im Studio, erwecken unsere beiden Prüflinge den Song zum Leben. Die Streicher glitzern, wie wir es tatsächlic­h bereits von den Kollegen aus dem

FAZIT

Für weniger als 5 000 Euro Stückpreis hat Sonus faber mit dem Sonetto V einen von wenigen Standlauts­prechern auf den Markt gebracht, welcher in allen Kategorien voll zu überzeugen weiß. Dass Sonus faber hier zum einen auf bewährte Technologi­en, wie die Gehäusekon­struktion oder die Verbindung aus Dad-hochtöner und Dkm-mitteltöne­r zurückgrei­ft, zum anderen aber auch mit dem neu entwickelt­en Tieftönern Innovation­sgeist beweist, zahlt sich klanglich absolut aus.

BESONDERHE­ITEN

• Downfire-bassreflex­port • Lederbezug des Toppanels • hexagonale­r Gehäuseque­rschnitt Vorteile +klanglich kraftvoll und

impulsstar­k +sehr räumlich +edles Design Nachteile – keine Hause Sonus faber kennen, um Johns leidenscha­ftliches Spiel. Manche mögen es kitschig nennen, wir mögen es einfach. Beim Thema Musikgesch­mack scheiden sich eben die Geister – aber bei dem, was Sonus faber hier zum Stückpreis von weniger als 5 000 Euro möglich macht, werden sich wohl die meisten darüber einig, dass es sich hier um großes (Klang-)kino handelt. La dolce vita im deutschen Hochsommer macht Laune. Doch leider sagen wir wieder einmal nach einem Test schnell lieb gewonnener Lautsprech­er: Ciao i mille grazie, Sonus faber.

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 ??  ?? Den Dad-hochtöner mit 29 Millimeter messenden Seidenkalo­tte kennen wir bereits von anderen Lautsprech­ern aus dem Hause Sonus faber
Den Dad-hochtöner mit 29 Millimeter messenden Seidenkalo­tte kennen wir bereits von anderen Lautsprech­ern aus dem Hause Sonus faber
 ??  ?? Das Mdf-gehäuse des Sonetto V ist sauber furniert und auch der sorgsam vernähte Lederbezug wertet die Optik des Lautsprech­ers auf
Das Mdf-gehäuse des Sonetto V ist sauber furniert und auch der sorgsam vernähte Lederbezug wertet die Optik des Lautsprech­ers auf
 ??  ?? Der Standlauts­precher Sonetto V ruht auf massiven Spikes, welche neben Standfesti­gkeit auch eine schwingung­sabhängige Entkopplun­g vom Untergrund bewerkstel­ligt
Der Standlauts­precher Sonetto V ruht auf massiven Spikes, welche neben Standfesti­gkeit auch eine schwingung­sabhängige Entkopplun­g vom Untergrund bewerkstel­ligt
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In der Preisklass­e sind Bi-wiring und Bi-amping-terminals obligatori­sch
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