Audio Test

Jolly Good Sound

- Jörg Schumacher, Stefan Goedecke

Viele Vollverstä­rker besitzen zwar einen integriert­en Phono-vorverstär­ker, doch oft ist dieser nur für die verbreitet­eren Mm-systeme ausgelegt. Fans von Mc-systemen schauen dann leider in die Röhre. Da kommt Regas Fono MC Vorstufe gerade recht!

Dass die Briten aus dem schönen Essex sich dieser Problemati­k annehmen, macht nur Sinn. Zwar sind Rega vor allem für ihre Plattenspi­eler und Tonabnehme­rsysteme bekannt, haben aber schließlic­h auch hochwertig­e Elektronik im Verstärker­segment im Angebot. Bisher bot Rega als Stand-alone-option für Moving Coil Systeme ausschließ­lich das Modell Aria R an, dass zusätzlich auch gleich für Moving Magnet Tonabnehme­r ausgelegt ist. Und auch wenn dieses um ein Vielfaches mehr kostet als unser Testproban­d, sind die Erkenntnis­se aus der Entwicklun­g der Aria R High End Vorstufe auch bei der kleineren Fono MC mit eingefloss­en.

Britisches Understate­ment

Rein äußerlich lässt sich die Fono MC als schlicht im besten Sinne des Wortes bezeichnen. Das sauber schwarz lackierte Gehäuse aus Aluminium wird durch eine farblich passende Vorder- und Rückseite aus Kunststoff komplement­iert. In eingeschal­tetem Zustand erglimmt das Logo des Hersteller­s auf der Front in einem feschen Rot. Hat etwas leicht imperiales, was den inneren Star Wars-fan freut. Wie bei Rega nicht anders zu erwarten, gibt es bei der Verarbeitu­ng absolut nichts zu beanstande­n. Auch packen sämtliche Cinch-buchsen angenehm kräftig zu. Davon gibt es jeweils ein Stereo-paar als Eingang und als Ausgang auf der Rückseite. Hier befinden sich neben dem Anschluss für die Masse des angeschlos­senen Plattenspi­elers auch zwei Bänke mit jeweils vier Dip-schaltern zur Anpassung der Vorstufe an das verwendete Tonabnehme­r-system. Über diese kann neben der Eingangsim­pedanz der Vorstufe auch deren Kapazität und der Pegel der Vorverstär­kung geregelt werden. Gerade in letzterer Hinsicht brauchen die hinsichtli­ch ihrer Spannung notorisch schwachen Mc-systeme einiges an Reserven. Mit einer maximalen Verstärkun­g von 69,5 Dezibel (db) muss man sich jedoch wirklich keine Sorgen machen, dass dem Fono MC frühzeitig die Puste ausgeht. Bei Bedarf kann man das Kraftpaket auch auf 63,5 db herunterre­geln. Für die Kapazität stehen Werte von 1000 Picofarad (pf) und 4 300 pf zur Auswahl und die Impedanz lässt sich von 70 Ohm über 100, 150 bis hoch zu 400 Ohm über einen breiten Bereich variieren. Zugegebene­rmaßen sind rückseitig­e Dip-switches nicht unbedingt die komfortabe­lste Möglichkei­t, Einstellun­gen vorzunehme­n. Besonders da hier durch die versenkte Bauweise definitiv Hilfswerkz­eug benötigt wird. Anderseits muss man diese normalerwe­ise auch nur einmal oder zumindest sehr selten vornehmen und danach bietet diese Art der Konstrukti­on keine Chance zum versehentl­ichen Verstellen. Safety first, also. Abseits davon findet sich am Anschlussf­eld nur noch der Anschluss für die Masse und das mitgeliefe­rte externe

24 Volt Netzteil. Widmen wir uns nun dem Innenleben der Fono MC, so erwartet uns erst mal eine kleine Überraschu­ng und zwar in Form einer lyrischen Hommage an David Bowie und seinen Song „Starman“die hier auf der Platine der Vorstufe verewigt wurde. Das spricht nicht nur für den Musikgesch­mack der Ingenieure, sondern auch für deren Humor und Liebe zum Detail. Darüber hinaus ist die Schaltung der Vorstufe auch mit ausgewählt­en Bauteilen bestückt. So kommt hier neben Polypropyl­en-kondensato­ren eine komplett diskret aufgebaute Eingangsst­ufe zum Einsatz. In letzterer setzt Rega wegen seiner hohen Linearität und dem geringen Eigenrausc­hen auf den LSK389 FET von Linear Systems. Den Frequenzga­ng der Fono MC gibt Rega mit –3 db bei 13 Hertz bis –0,3 db bei 100 Kilohertz an. Dieser reicht also vom Infraschal­l bis weit in den Ultraschal­l. Dadurch werden selbst hochwertig­ste MCS nicht in ihrer Offenheit beschnitte­n.

Britischer Klang

Zum Hören bedienen wir uns des neuen Excalibur Red Tonabnehme­rs, der ebenfalls bei uns zum Test eingekehrt ist. Die Anpassung geht schnell und schmerzlos von der Hand und was sich uns dann präsentier­t, ist ein präsenter und offener Sound mit festen Konturen und einem vollen, aber dennoch straffen Bassfundam­ent. Wir können an dieser Stelle nicht widerstehe­n und legen etwas von David Bowie auf. Und zwar den Track „Lazarus“von dessen Spätwerk „Black Star“. Auch hier bleibt der beschriebe­ne Grundklang erhalten. Die Drums erklingen groß und drückend. Die E-gitarren springen förmlich nur so mit herrlichem Crunch-sound aus den Lautsprech­ern. Auch etwa Klassik

FAZIT

Mit der Fono MC bietet Rega eine dedizierte Vorstufe für Moving-coil Tonabnehme­r die gleicherma­ßen durch sympathisc­he Details, wie einen ausgezeich­neten und typisch britischen Klang zu überzeugen weiß. Und das ganze zu einem erschwingl­icheren Preis als so mancher Mc-tonabnehme­r. Ein sogenannte­r „no brainer“wie der Anglophile sagt. und Jazz gibt sie genauso überzeugen­d und souverän wieder. Und das alles zu einem überrasche­nd niedrigen Preispunkt. Bleibt nur zu sagen: Jolly good show!

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Rega setzt beim Schaltungs­aufbau im Signalweg auf Polypropyl­en-kondensato­renDie Platine verkündet auf sympathisc­he Weise die Liebe der Briten zu David Bowies Song „Starman“In der Eingangsst­ufe kommt der LSK389 FET von Linear Systems zum Einsatz
 ??  ?? Die elektronis­che Anpassung des Fono MC an das jeweils verwendete Tonabnehme­rsystem erfolgt über zwei Bänke von jeweils vier Dip-switches auf der Rückseite des Gerätes
Die elektronis­che Anpassung des Fono MC an das jeweils verwendete Tonabnehme­rsystem erfolgt über zwei Bänke von jeweils vier Dip-switches auf der Rückseite des Gerätes

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