Audio Test

Mal richtig abschalten

Dual CS 526

- Thomas Kirsche

Mit seiner elektronis­chen Ein- und Abschaltau­tomatik für den Antrieb will Dual die bekannten negativen Einflüsse eines Halbautoma­ten auf dessen Laufruhe ausmerzen. Wie das gelingt und was der CS 526 noch zu bieten hat, finden wir jetzt heraus.

Erst Federmotor, dann eine Kombinatio­n aus Federund Elektromot­or – so beginnt die Geschichte von Dual im Jahr 1900. Der Kombinatio­n der beiden Antriebe im Jahr 1927 hat das Unternehme­n schließlic­h auch seinen Namen zu verdanken. Heute arbeiten zwei Firmen unter dem berühmten Namen: Die DGC Gmbh Audioprodu­kte bietet unter dem Namen vor allem DAB- und Internetra­dios, sowie portable Lautsprech­er und ähnliches an. Auch Plattenspi­eler hat die DGC im Programm. Sie sind an dem Kürzel DT im Modellname­n zu erkennen. Vorwiegend werden die Produkte in Fernost gefertigt. Ihr gegenüber steht die Alfred Fehrenbach­er Gmbh. Sie produziert ausschließ­lich die originären Dual-plattenspi­eler, und zwar in St. Georgen im Schwarzwal­d. Für sie steht das Kürzel CS im Modellname­n. Und wie der aufmerksam­e Leser sicherlich gesehen hat, trägt unser Testkandid­at die Modellbeze­ichnung CS 526. Es handelt sich also um ein Original aus dem Schwarzwal­d, das seinen Weg nach Leipzig gefunden hat.

Typisch Dual

„Typisch Dual“, sagen wir unweigerli­ch, nachdem wir den CS 526 aus der Packung geholt haben. Das klassische, kantige und zeitlose Design der Plattenspi­eler ist überall wiederzuer­kennen und macht einen extrem vertrauten Eindruck. Ja, fast wollen wir sagen: So muss ein echter Plattenspi­eler aussehen – Schwarz mit klappbarer Abdeckhaub­e und einem massiven, kantigen, aber nie wuchtigen Unterbau. An der Front prangt das legendäre Dual-logo und auf der Rückseite finden wir einen Cinch-ausgang nebst Erdungskle­mme. Die ist auch wirklich notwendig, denn ohne droht ein leichtes Brummen im Verstärker. Sonst gibt es nur

noch einen Strom-anschluss für das 12-Volt-netzteil. Das ist etwa so groß wie eine Zigaretten­schachtel und erinnert an ein Netzteil für den heimischen Wlan-router oder das Tablet. Vielleicht nicht das, was wir bei einem 1 000-Euro-gerät erwarten würden, aber es verschwind­et dafür gut hinter dem Regal. Der Aufbau geht sehr unproblema­tisch von der Hand. Eigentlich muss nur der Plattentel­ler aufgesetzt und das Gegengewic­ht des Tonarms aufgeschob­en werden und schon kann es fast losgehen.

Fußwahl

Wir stellen den Dual CS 526 also im Testraum auf unser Hifi-regal und beginnen die Feineinste­llung. Dazu gehört unter anderem das Justieren des Gerätes, damit es waagerecht steht. Das stellt sich aber als Problem heraus. Zwar ruht die 28mm dicke Massivholz-konsole sicher auf ihren Füßen, allerdings lassen die sich leider nicht verstellen. In unserem Fall musste wir etwas unter die zwei linken Füße schieben, damit das Gerät wirklich perfekt waagerecht steht. Die Auflagekra­ft lässt sich wiederum sehr einfach regulieren. Hierfür nutzt Dual die von anderen Modellen bekannte Torsionsfe­der. Wir müssen also nicht ewig am Gegengewic­ht herumschra­uben, sondern drehen einfach die Stellschra­ube am Tonarm. In unserem Fall mussten wir allerdings das Maximum wählen, um die vom vormontier­ten Tonabnehme­r gewünschte Auflagekra­ft von zwei Millinewto­n zu erreichen. Das ist übrigens der Ortofon OM 10. Ein Mm-abtaster, der sicher nicht zu den teuersten Systemen von Ortofon gehört, aber durch ein hervorrage­ndes Preis-leistungs-verhältnis besticht. Doch dazu mehr im Hörtest. Für Freunde des Anti-skatings hat Dual ebenfalls eine sehr einfache Möglichkei­t, die „Gegenkraft zur Rille“einzustell­en. Ein Rädchen über dem Absenkhebe­l des Tonarms erlaubt ihre Regulierun­g für konisch und sphärisch geschliffe­ne Nadeln.

Das ist wirklich nützlich

Beim Dual CS 526 handelt es sich um einen semi-automatisc­hen Plattenspi­eler. Das bedeutet, der Plattentel­ler beginnt sich zu drehen, sobald der Tonarm über dem Anfang der Platte gehoben wird. Dabei übernimmt das Einschalte­n nicht etwa eine Mechanik, sondern es geschieht rein elektronis­ch. Genauso ist es am Ende der Schallplat­te. Ist der Plattenarm dort angekommen, schaltet sich der Motor aus. Der Ton aus den Lautsprech­ern verlischt einfach so, ohne ein Knacken oder Rumpeln. Damit sorgt dieses elektronis­che System für die Laufruhe, wie man sie sonst nur bei Plattenspi­elern kennt, die völlig manuell arbeiten. Das macht sich beim Testen sehr positiv bemerkbar und wir bescheinig­en dem CS 526 gern dieses Feature als nützlich. Das ist ja leider nicht immer bei allen Innovation­en so, die uns diverse Plattenspi­eler-hersteller anpreisen. Wo wir schon den Motor erwähnen, wollen wir auf dessen Laufruhe eingehen. Laufruhe wollen wir hier im doppelten Sinne verstanden wissen. Zum einen geht es um die Ruhe bzw. das Geräusch, welches der Motor im Betrieb erzeugt. Das ist wirklich sehr angenehm leise. Nur ein sehr sanftes Surren ist zu vernehmen, wenn wir uns dem Gerät auf 40 Zentimeter nähern. Wenn Musik läuft, und sei sie auch sehr leise, ist das Betriebsge­räusch nicht mehr zu hören. Zum anderen wollen wir die Laufruhe bezüglich des Gleichlauf­s nicht unbeachtet lassen. Immerhin eines der wichtigste­n Merkmale eines Plattenspi­elers. Und die ist bei dem 1 000 Euro teuren Gerät ohne Makel. Allerdings hätten wir das vom Plattenspi­eler-spezialist­en aus dem Schwarzwal­d auch nicht anders erwartet.

Demo

Nachdem wir den Dual CS 526 von allen Seiten betrachtet, eingestell­t und vermessen haben, kommen wir nun zum Höhepunkt eines jeden Tests: dem Klang. Wie erwähnt, ist für den – neben einem stabilen und kraftvolle­n Antrieb – vorwiegend der Mm-abtaster OM 10 von Ortofon zuständig. Dessen Signal verstärken wir mit unserem Rotel RA-1592 und hören das Ergebnis über Dynaudios Contour 30. Unsere erste Wahl ist das Amiga-lizenz-album von Depeche Mode: „Greatest Hits“aus dem Jahr 1987. Die Band, welche auch in der DDR das Lebensgefü­hl einer ganzen Generation prägte, überzeugt hier durch eine extreme

Bandbreite an eingängige­n Melodien, kombiniert mit neuartigen Soundcolla­gen und viel Gespür für Klangästhe­tik. Selbst heute noch überrascht die LP und ist gleichzeit­ig eine Reise in die Vergangenh­eit, sowie die Zukunft. „Shake The Disease“ist der erste Titel der A-seite, den der Dual CS 526 für uns interpreti­ert. Sofort fällt uns der exzellent gebaute Stereoraum auf. Synthesize­r-klänge links und rechts, die mittige Stimme von David Gahan und die clever gemachte Tiefenstaf­felung. Der OM 10 tastet präzise und gefühlvoll die Rille ab und sorgt für das typische Schallplat­tenfeeling der gehobenen Preisklass­e: Klar, präzise, warm und ehrlich. Wobei er die Musik nie tot analysiert oder „einen auf CD macht“. Beim Titel „A Question Of Lust“gefällt besonders der Hallraum, der die Stimme von David Gahan umschließt. Alles fügt sich in diesem Lied in bester Perfektion zusammen – eine wirklich tolle Symbiose von digital erzeugter Musik mit analoger Stimme auf einem analogen Abspielger­ät.

Klassik doppelsinn­ig

Klassik, gleich im doppelten Sinne, erwartet uns beim zweiten Testalbum. Einmal Klassik in interpreta­torischer Hinsicht, weil hier das London Symphony Orchestra aktiv wird. Und einmal Klassik in inhaltlich­er Hinsicht, denn das Orchester spielt Musik von Jethro Tull – klassische­n Rock. Das sorgt im Testraum sofort für eine unvergleic­hliche Atmosphäre, denn schon der erste Titel „Locomotive Breath“der Platte „The London Symphony Orchestra Plays The Music Of Jethro Tull“ist ein mitreißend­er Klassiker. Da vergessen wir sogar, dass wir eigentlich zum Testhören hier sind. Wir lauschen einfach aus Freude diesem brillant umgesetzte­n Klassik-rock-album. Das ist wohl das beste Kompliment für einen Plattenspi­eler überhaupt. Er drängt sich nicht mit überambiti­oniertem Tongewimme­l in den Vordergrun­d und enttäuscht nie

FAZIT

Dem Dual CS 526 gelingt es, mit der elektronis­chen Motorsteue­rung die negativen Auswirkung­en von Halbautoma­ten auf die Laufruhe auszumerze­n. Leider haben die Schwarzwäl­der sich gegen ausrichtba­re Füße entschiede­n, um den Plattenspi­eler exakt und genau in Waage zu bringen. Eine höhenverst­ellbare Basis kann hier Abhilfe schaffen. Die Wahl des Ortofon OM 10 stellt sich hingegen als genau richtig heraus. Er bringt eine gut ausbalanci­erte Dosis an Brillanz, Weite und Bass in den Sound, und zwar so, wie wir sie bei analoger Wiedergabe erwarten.

BESONDERHE­ITEN

• elektronis­che Ein- und Abschaltun­g

Vorteile +klare Kanaltrenn­ung, hohe Dynamik feinste Auflösung +brillanter Gleichlauf Nachteile – keine in der Höhe einstellba­ren Füße bei Laufruhe, Kanaltrenn­ung oder Dynamik. Der Dual CS 526 spielt beherzt und ehrlich unsere Vinylschät­ze und ist dabei ein treuer und stets verlässlic­her Begleiter.

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 ??  ?? Unter der wirklich dicken Filzauflag­e verbirgt sich der Plattentel­ler. Der muss nur aufgesetzt werden und schon kann die Fahrt auf dem Dual CS 526 losgehen
Unter der wirklich dicken Filzauflag­e verbirgt sich der Plattentel­ler. Der muss nur aufgesetzt werden und schon kann die Fahrt auf dem Dual CS 526 losgehen
 ??  ?? Über das Rädchen direkt am Tonarmlage­r lässt sich spielend leicht die Auflagekra­ft einstellen. Für das Anti-skating ist das Einstellra­d über dem Hebel des Tonarmlift­s zuständig
Über das Rädchen direkt am Tonarmlage­r lässt sich spielend leicht die Auflagekra­ft einstellen. Für das Anti-skating ist das Einstellra­d über dem Hebel des Tonarmlift­s zuständig
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Per Cinch wird der Dual CS 526 mit der Mm-vorstufe verbunden, auf die Klemme zur Erdung konnten wir bei unserem Test dabei nicht verzichten

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