Mal richtig abschalten
Dual CS 526
Mit seiner elektronischen Ein- und Abschaltautomatik für den Antrieb will Dual die bekannten negativen Einflüsse eines Halbautomaten auf dessen Laufruhe ausmerzen. Wie das gelingt und was der CS 526 noch zu bieten hat, finden wir jetzt heraus.
Erst Federmotor, dann eine Kombination aus Federund Elektromotor – so beginnt die Geschichte von Dual im Jahr 1900. Der Kombination der beiden Antriebe im Jahr 1927 hat das Unternehmen schließlich auch seinen Namen zu verdanken. Heute arbeiten zwei Firmen unter dem berühmten Namen: Die DGC Gmbh Audioprodukte bietet unter dem Namen vor allem DAB- und Internetradios, sowie portable Lautsprecher und ähnliches an. Auch Plattenspieler hat die DGC im Programm. Sie sind an dem Kürzel DT im Modellnamen zu erkennen. Vorwiegend werden die Produkte in Fernost gefertigt. Ihr gegenüber steht die Alfred Fehrenbacher Gmbh. Sie produziert ausschließlich die originären Dual-plattenspieler, und zwar in St. Georgen im Schwarzwald. Für sie steht das Kürzel CS im Modellnamen. Und wie der aufmerksame Leser sicherlich gesehen hat, trägt unser Testkandidat die Modellbezeichnung CS 526. Es handelt sich also um ein Original aus dem Schwarzwald, das seinen Weg nach Leipzig gefunden hat.
Typisch Dual
„Typisch Dual“, sagen wir unweigerlich, nachdem wir den CS 526 aus der Packung geholt haben. Das klassische, kantige und zeitlose Design der Plattenspieler ist überall wiederzuerkennen und macht einen extrem vertrauten Eindruck. Ja, fast wollen wir sagen: So muss ein echter Plattenspieler aussehen – Schwarz mit klappbarer Abdeckhaube und einem massiven, kantigen, aber nie wuchtigen Unterbau. An der Front prangt das legendäre Dual-logo und auf der Rückseite finden wir einen Cinch-ausgang nebst Erdungsklemme. Die ist auch wirklich notwendig, denn ohne droht ein leichtes Brummen im Verstärker. Sonst gibt es nur
noch einen Strom-anschluss für das 12-Volt-netzteil. Das ist etwa so groß wie eine Zigarettenschachtel und erinnert an ein Netzteil für den heimischen Wlan-router oder das Tablet. Vielleicht nicht das, was wir bei einem 1 000-Euro-gerät erwarten würden, aber es verschwindet dafür gut hinter dem Regal. Der Aufbau geht sehr unproblematisch von der Hand. Eigentlich muss nur der Plattenteller aufgesetzt und das Gegengewicht des Tonarms aufgeschoben werden und schon kann es fast losgehen.
Fußwahl
Wir stellen den Dual CS 526 also im Testraum auf unser Hifi-regal und beginnen die Feineinstellung. Dazu gehört unter anderem das Justieren des Gerätes, damit es waagerecht steht. Das stellt sich aber als Problem heraus. Zwar ruht die 28mm dicke Massivholz-konsole sicher auf ihren Füßen, allerdings lassen die sich leider nicht verstellen. In unserem Fall musste wir etwas unter die zwei linken Füße schieben, damit das Gerät wirklich perfekt waagerecht steht. Die Auflagekraft lässt sich wiederum sehr einfach regulieren. Hierfür nutzt Dual die von anderen Modellen bekannte Torsionsfeder. Wir müssen also nicht ewig am Gegengewicht herumschrauben, sondern drehen einfach die Stellschraube am Tonarm. In unserem Fall mussten wir allerdings das Maximum wählen, um die vom vormontierten Tonabnehmer gewünschte Auflagekraft von zwei Millinewton zu erreichen. Das ist übrigens der Ortofon OM 10. Ein Mm-abtaster, der sicher nicht zu den teuersten Systemen von Ortofon gehört, aber durch ein hervorragendes Preis-leistungs-verhältnis besticht. Doch dazu mehr im Hörtest. Für Freunde des Anti-skatings hat Dual ebenfalls eine sehr einfache Möglichkeit, die „Gegenkraft zur Rille“einzustellen. Ein Rädchen über dem Absenkhebel des Tonarms erlaubt ihre Regulierung für konisch und sphärisch geschliffene Nadeln.
Das ist wirklich nützlich
Beim Dual CS 526 handelt es sich um einen semi-automatischen Plattenspieler. Das bedeutet, der Plattenteller beginnt sich zu drehen, sobald der Tonarm über dem Anfang der Platte gehoben wird. Dabei übernimmt das Einschalten nicht etwa eine Mechanik, sondern es geschieht rein elektronisch. Genauso ist es am Ende der Schallplatte. Ist der Plattenarm dort angekommen, schaltet sich der Motor aus. Der Ton aus den Lautsprechern verlischt einfach so, ohne ein Knacken oder Rumpeln. Damit sorgt dieses elektronische System für die Laufruhe, wie man sie sonst nur bei Plattenspielern kennt, die völlig manuell arbeiten. Das macht sich beim Testen sehr positiv bemerkbar und wir bescheinigen dem CS 526 gern dieses Feature als nützlich. Das ist ja leider nicht immer bei allen Innovationen so, die uns diverse Plattenspieler-hersteller anpreisen. Wo wir schon den Motor erwähnen, wollen wir auf dessen Laufruhe eingehen. Laufruhe wollen wir hier im doppelten Sinne verstanden wissen. Zum einen geht es um die Ruhe bzw. das Geräusch, welches der Motor im Betrieb erzeugt. Das ist wirklich sehr angenehm leise. Nur ein sehr sanftes Surren ist zu vernehmen, wenn wir uns dem Gerät auf 40 Zentimeter nähern. Wenn Musik läuft, und sei sie auch sehr leise, ist das Betriebsgeräusch nicht mehr zu hören. Zum anderen wollen wir die Laufruhe bezüglich des Gleichlaufs nicht unbeachtet lassen. Immerhin eines der wichtigsten Merkmale eines Plattenspielers. Und die ist bei dem 1 000 Euro teuren Gerät ohne Makel. Allerdings hätten wir das vom Plattenspieler-spezialisten aus dem Schwarzwald auch nicht anders erwartet.
Demo
Nachdem wir den Dual CS 526 von allen Seiten betrachtet, eingestellt und vermessen haben, kommen wir nun zum Höhepunkt eines jeden Tests: dem Klang. Wie erwähnt, ist für den – neben einem stabilen und kraftvollen Antrieb – vorwiegend der Mm-abtaster OM 10 von Ortofon zuständig. Dessen Signal verstärken wir mit unserem Rotel RA-1592 und hören das Ergebnis über Dynaudios Contour 30. Unsere erste Wahl ist das Amiga-lizenz-album von Depeche Mode: „Greatest Hits“aus dem Jahr 1987. Die Band, welche auch in der DDR das Lebensgefühl einer ganzen Generation prägte, überzeugt hier durch eine extreme
Bandbreite an eingängigen Melodien, kombiniert mit neuartigen Soundcollagen und viel Gespür für Klangästhetik. Selbst heute noch überrascht die LP und ist gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit, sowie die Zukunft. „Shake The Disease“ist der erste Titel der A-seite, den der Dual CS 526 für uns interpretiert. Sofort fällt uns der exzellent gebaute Stereoraum auf. Synthesizer-klänge links und rechts, die mittige Stimme von David Gahan und die clever gemachte Tiefenstaffelung. Der OM 10 tastet präzise und gefühlvoll die Rille ab und sorgt für das typische Schallplattenfeeling der gehobenen Preisklasse: Klar, präzise, warm und ehrlich. Wobei er die Musik nie tot analysiert oder „einen auf CD macht“. Beim Titel „A Question Of Lust“gefällt besonders der Hallraum, der die Stimme von David Gahan umschließt. Alles fügt sich in diesem Lied in bester Perfektion zusammen – eine wirklich tolle Symbiose von digital erzeugter Musik mit analoger Stimme auf einem analogen Abspielgerät.
Klassik doppelsinnig
Klassik, gleich im doppelten Sinne, erwartet uns beim zweiten Testalbum. Einmal Klassik in interpretatorischer Hinsicht, weil hier das London Symphony Orchestra aktiv wird. Und einmal Klassik in inhaltlicher Hinsicht, denn das Orchester spielt Musik von Jethro Tull – klassischen Rock. Das sorgt im Testraum sofort für eine unvergleichliche Atmosphäre, denn schon der erste Titel „Locomotive Breath“der Platte „The London Symphony Orchestra Plays The Music Of Jethro Tull“ist ein mitreißender Klassiker. Da vergessen wir sogar, dass wir eigentlich zum Testhören hier sind. Wir lauschen einfach aus Freude diesem brillant umgesetzten Klassik-rock-album. Das ist wohl das beste Kompliment für einen Plattenspieler überhaupt. Er drängt sich nicht mit überambitioniertem Tongewimmel in den Vordergrund und enttäuscht nie
FAZIT
Dem Dual CS 526 gelingt es, mit der elektronischen Motorsteuerung die negativen Auswirkungen von Halbautomaten auf die Laufruhe auszumerzen. Leider haben die Schwarzwälder sich gegen ausrichtbare Füße entschieden, um den Plattenspieler exakt und genau in Waage zu bringen. Eine höhenverstellbare Basis kann hier Abhilfe schaffen. Die Wahl des Ortofon OM 10 stellt sich hingegen als genau richtig heraus. Er bringt eine gut ausbalancierte Dosis an Brillanz, Weite und Bass in den Sound, und zwar so, wie wir sie bei analoger Wiedergabe erwarten.
BESONDERHEITEN
• elektronische Ein- und Abschaltung
Vorteile +klare Kanaltrennung, hohe Dynamik feinste Auflösung +brillanter Gleichlauf Nachteile – keine in der Höhe einstellbaren Füße bei Laufruhe, Kanaltrennung oder Dynamik. Der Dual CS 526 spielt beherzt und ehrlich unsere Vinylschätze und ist dabei ein treuer und stets verlässlicher Begleiter.