Beyerdynamic Aventho wired
Beyerdynamic Aventho wired
Den drahtlosen Kopfhörer Aventho von Beyerdynamic durften wir bereits kennenlernen. Nun fragen wir uns, ob der kabelgebundene Kollege mit ähnlichen Qualitäten aufwarten kann.
Vor genau einem Jahr machte unser Redaktionskollege Johannes Strom Bekanntschaft mit dem Bluetooth-kopfhörer Aventho wireless von Beyerdynamic (Ausgabe 01/18). Als „Feingeist unter den Bluetooth-kopfhörern“erzielte er ein stolzes Testergebnis von 88 % und hinterließ den Redakteur schlichtweg beeindruckt. In Opposition zu Beyerdynamics sonst weitaus analytischeren Headsets mit Monitor-qualitäten, erwies sich der Aventho wireless als lebendig aufspielender Topklang-garant. Nicht zuletzt durch die Möglichkeit, den Klang des Bluetooth-kophörers per Make It Yours-app auf dem Smartphone ans Gehör des Nutzers anzupassen, verhalf dem Aventho wireless zu seinem sehr guten Testergebnis. Die Klangpersonalisierung kann bei unserem aktuellen Testmuster, der kabelgebundenen Ausführung des Aventho, leider nicht vorgenommen werden. Allerdings ist der Aventho wired auch dementsprechend ganze hundert Euro günstiger.
Aventho wired
Tatsächlich gibt es auch weitaus mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen unserem Testmuster und dem Aventho Wireless. So zum ersten das Design des Kopfhörers. Wie auch der kabellose Aventho, so ist auch die drahtgebundene Variante in zwei Ausführungen erhältlich. So sind Ohrmuscheln und Kopfbügel aus Kunstleder gefertigt und in sowohl in braun als auch zeitlosem schwarz verfügbar. Beide Versionen erhalten auch wegen der Verwendung von gebürsteten Aluminium einen gewissen Retro-chic und liegen somit voll im Trend. Zeitgemäß ist jedoch auch die technische Ausstattung der beiden Aventho-modelle.
Tesla aus Heilbronn
Benannt nach dem legendären Erfinder Nikola Tesla, präsentierte Beyerdynamic erstmals im Sommer 2010 die sogenannte Tesla-technologie. Inspiriert vom Erfinder des Wechselstroms und dem Wegbereiter moderner, elektronischer Geräte zählen Kopfhörer aus der Heilbronner Klangschmiede auf einen äußerst starken Magnetantrieb. Anders als bei herkömmlichen Treibern, sitzt hier kein Neodymmagnet im Zentrum der Systemgeometrie, sondern ein ringförmiger Magnet um die Schwingspule herum, was eine präzisere Energieführung zur Membran bewerkstelligt. Außerdem kann
hier durch die Verwendung einer sehr niederohmigen Spule von 32 Ohm eine zusätzlich leistungsstärkere Wiedergabe erzielt werden, was den Aventho wired vor allem für das Zuspiel durch eher ausgangsschwache Abspielgeräte, wie etwa Smartphones, qualifiziert. Dass diese Technologie kraftvoll und definiert aufzuspielen weiß, stellte bereits der kabellose Kollege unseres Testgeräts unter Beweis. Jedoch wollen wir herausfinden, ob dieser Standard auch ohne die Klangpersonalisierung über die Miy-smartphone-app gehalten werden kann.
Tesla aus Kalifornien
Vor einer Schilderung unserer klanglichen Eindrücke, wollen wir zunächst festhalten, dass sich die Aufarbeitung des Aventho nicht nur in seiner tollen optischen Erscheinung bezahlt macht, sondern auch einen hervorragenden Tragekomfort gewährleistet. Der Kopfbügel lässt sich sehr präzise einstellen, sodass der Kopfhörer auf jede Kopfgröße zugemessen werden kann. Die Ohrpolster sitzen sehr straff aber angenehm komfortabel. Over-ear-kopfhörer laufen schnell Gefahr nach längerem Tragen unangenehm zu drücken. Dem Aventho wired können wir das nicht anlasten. Die Ohrpolster des Aventho sind übrigens aus speziellem Akustikschaumstoff gefertigt. Zusammen mit der Over-ear-bauweise wird hier von Beyerdynamic somit ein passives Noise-canceling realisiert. Gegenüber aktivem Noise-canceling hat dies verschiedene Vorteile. Zum einen kann es beim aktiven Prozess durch die gegenphasige Arbeitsweise der Kanäle zu einem unangenehmen Gefühl auf den Ohren kommen, oft lässt sich auch ein gewisses Grundrauschen nicht vermeiden. Zum anderen müssen Headsets mit Active Noise-cancelling regelmäßig aufgeladen werden. Beim Aventho wired ist dies natürlich nicht der Fall. Wenngleich zum Beispiel Straßenlärm zwar deutlich gedämpft aber dennoch nicht ganz so effektiv eliminiert wird, wie bei aktiven Kopfhörern. Dennoch reicht es vollkommen aus, um sich bei einem Spaziergang durch die Stadt vollkommen dem Musikhören zu widmen. Um die versprochene Klangkraft der Tesla-technologie zu erfahren, wählen wir zuerst die gleichnamige Band aus Sacramento, Kalifornien. Teslas Titel „Rock Me To The Top“vom 1986 erschienenen Debüt-album „Mechanicle Resonance“hat alles in petto, was man sich von einem gestandenen Hard-rock-song wünschen kann: verzerrte Gitarren, voluminöse Drums, ein sonorer Bass und eine kräftige Röhre am Mikrofon. Bereits nach den ersten paar Takten stellt der Aventho wired klar, dass man ihn mit einer gesunden Portion Rock nicht schocken kann. Mit jeder Menge Muskelkraft gibt der Kopfhörer die Nummer zum Besten. Der Klang ist sehr kompakt und voll. Mit viel Räumlichkeit weiß der Aventho zwar leider nicht aufzuwarten, was jedoch bei der Bauweise eines geschlossenen Over-ear-kopfhörers gern entschuldigt wird.
Enge Sache
„Casanova“von Bryan Ferry ist von Haus aus eine lässig groovende Nummer, welche gern mit Contenance vorgetragen werden darf. Hier sind wir nicht vollends überzeugt von der Abstimmung des Aventho. Ein wenig unausgeglichen neigt sich das Klangbild ein wenig zur Tieflage. Die Wiedergabe scheint gedrungen und etwas dumpf. Bei elektronischer Musik wiederum gefällt diese Tendenz ganz gut.
FAZIT
Wer den Aventho wireless von Beyerdynamic einmal ausprobieren konnte, wird die personalisierte Klanganpassung beim kabelgebundenen Aventho wired vermutlich vermissen. Dennoch weiß dieser dank Tesla-technologie und geschlossener Over-ear-bauweise mit einer energiegeladenen und sehr kraftvollen Performance aufzuwarten. Zwar kann man dem zeitlos schicken Kopfhörer keine Universaltauglichkeit attestieren, jedoch ist er vor allem in den Disziplinen Rock und Elektronik eine überaus kompetente Partie!
BESONDERHEITEN
• Tesla-technologie
• austauschbare Ohrpolster
Vorteile
+kraftvoller Klang
+hoher Komfort
Nachteile
– etwas undefinierte Bässe Stampfende Kick-drums treten mit ordentlich Schub zutage, so entfacht der Aventho wired mit „Sponsored By Destiny“von Slagmalsklubben ordentlich Energie beim Autoren, der nun angesteckt mit dem Kopf nickend und alles in allem durchaus zufriedengestellt dem Ende des Tests entgegengeht.